Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Ein Austausch – ■■■■ | Kantox

Montag, 21. Juli 2025, 15:50 Uhr

Aha, eine austauschbare Firma. Und deutsch kann sie auch ein bisschen:

Sehr geehrte Frau ■■■■,

ich hoffe, es geht Ihnen gut.

Oh, im freundlichen persönlichen Tonfall! So eine richtige Wohlfühlspam! Sie spricht auch richtiges Wohlfühldeutsch, die Spam.

Es lohnt sich übrigens, hier bis zum Ende zu lesen, denn es wird noch so richtig gnadenlos dumm.

Als Leiterin der Finanzbuchhaltung bei ■■■■ GmbH haben Sie sicherlich einen detaillierten Überblick über die Finanzströme Ihres Unternehmens. Ihr Jahresabschluss 2023 zeigt, dass trotz eines Großteils der Geschäftstätigkeit mit internationalen Kunden über Rahmenverträge in Euro und dem Einsatz von internem Hedging, Währungsumrechnungen das Ergebnis beeinflussen [sic!]. Dies unterstreicht, dass Währungsschwankungen, insbesondere gegenüber dem US-Dollar, auch wenn als gering eingestuft, weiterhin eine Rolle spielen.

Gerne würde ich mich kurz mit Ihnen darüber austauschen, wie automatisierte Softwarelösungen Ihnen helfen könnten, Ihre Währungsexposures noch präziser zu steuern, die Transparenz zu erhöhen und die Auswirkungen von Währungsschwankungen auf Ihre Gewinn- und Verlustrechnung zu minimieren.

Das muss ja eine tolle Finanzsoftware sein, die der verkaufen will. Und präzise ist sie, die kann sicherlich sogar rechnen. Aber wer wird sich schon Software von einem Spammer irgendwo installieren? 💀️

Wären Sie offen für einen kurzen Austausch?

An welcher Leibespforte soll ich mich denn öffnen. An meiner rückwärtigen darf jeder Spammer gern mal lecken. Ach, ich soll stattdessen lieber den Geldbeutel öffnen? Nö, das läuft nicht! 😁️

Mit freundlichen Grüßen,
*Lucas Martens*

+49 7146 997■■■■

Toll, der hat sogar schon dieses neumodische Telefon. Und nicht nur das, er hat auch…

10 Harewood Avenue, London NW1 6AA, United Kingdom
Torre Mapfre, Planta 22, Marina, 16-18, 08005 Barcelona, Spain

…eine Anschrift, oder besser gesagt: Gleich zwei davon. Zwei Briefkästen hat nicht jeder, da passt doch auch gleich doppelt so viel Reklame rein. Und nicht nur das, er hat auch…

*kantox.com
[Überlange URL mit Tracking-ID von mir entfernt]

[image: LinkedIn]
[Überlange URL mit Tracking-ID von mir entfernt]
 [image: Twitter]
[Überlange URL mit Tracking-ID von mir entfernt]
 [image: YouTube]
[Überlange URL mit Tracking-ID von mir entfernt]

…eine Website, ein Profil bei einer Social-Media-Website, die sich mir mal sehr unangenehm mit illegaler und asozialer Spam vorgestellt hat, bei einer anderen Social-Media-Website, deren Namenswechsel zu „𝕏“ er unter irgendeinem feuchten Stein verschlafen hat und das Glück, dass Elon Musk nicht auch noch Alphabet – formerly known as Google – aufgekauft und Googles große Videoschleuder in XTube umbenannt hat… oh, XTube gibt es ja schon. 😁️

Ich bin wirklich ein bisschen darüber erstaunt, dass dieser sicherlich höchst seriöse Dienstleister nicht gleich eine WanzApp-Nummer für den „kurzen Austausch“ angegeben hat. So, wie es Betrüger auch gern tun. Das hätte sehr gut zum Eindruck gepasst, den so eine Spam bei mir erweckt. Ich wünsche ihm sehr, dass er auf die harte Tour lernt, dass man für einen ersten Eindruck keine zweite Chance bekommt.

Ach ja, die angegebene Website…

$ lynx -dump https://www.kantox.com/ | sed -n 112,113p | clip
   Kantox is member of
   verband deutscher treasurer logo afte logo treasuryxl logo apd logo
$ _

…zeigt auch Spuren allerhöchster Könnerschaft. Das belegt aber leider gar nichts, weil es eben viele Websites gibt, denen es mehr auf optische Erscheinung als auf Inhalte und Zugänglichkeit für blinde und schwer körperbehinderte Menschen ankommt. Bei Klitschen, die in Finanzkram machen, ist es aber schwer vorstellbar, dass so etwas wie die Gestaltung der Unternehmenshomepage irgendwelchen Billigheimern überlassen wird, und wer kein Billigheimer ist, macht es halt besser. Wie schon gesagt: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Und wenn man in Geld macht, sollte es ein Eindruck stiller, aber zuverlässiger Seriosität sein. Wer mir das nicht glaubt, darf gern mal einen Werber fragen.

So, jetzt ist das Deutsch aber erstmal ausgegangen. Es klang ja auch so ein bisschen nach dem Blech eines Roboters.

Kantox Limited is a UK private company with registered company number 07657495 and registered address at 10 Harewood Avenue, London NW1 6AA, United Kingdom. We are authorised with the UK Financial Conduct Authority (FCA) under the Payment Service Regulation 2017 as a Payments Institution (FRN 580343) for the provision of payment services and with HMRC as a Money Service Business Registration No.12641987.

Kantox European Union, S.L. is a Spanish private company with tax ID number B67369371 and registered address at Torre Mapfre, Planta 22, Marina, 16-18, 08005 Barcelona, Spain. Kantox is authorized by the Bank of Spain, with registration number 6890, which is the supervisor of the Spanish banking system along with the European Central Bank. Additionally, we are supervised by SEPBLAC, the Supervisory Authority for the prevention of money laundering and terrorist financing in Spain.

KANTOX is the Controller for the processing of data in accordance with the GDPR and LOPDGDD for the purpose of maintaining a commercial relationship. You may exercise your rights of access and rectification, portability, restriction and opposition by writing to KANTOX to the email: gdpr@kantox.com. You have your right to make a complaint at www.aepd.es

Nein, ich schreibe keinen Spammern. Ich bin doch nicht doof. Aber ansonsten handelt es sich um ein ziemlich geschwätziges E-Mail-Impressum, aus dem man vieles erfährt. Sogar die Londoner Anschrift. Leider stand gerade ein Sechzehntonner vorm Eingang – neudeutsch und präzise: war vorm Eingang am Stehen¹ – als der Wagen von Google Street View durchfuhr, so dass ich nicht sehen kann, ob es dort auch ein Firmenschild gibt. Woher mir aber auch immer diese ganzen Zweifel kommen! Vermutlich halte ich Spam generell für asozial, mindestens halbseiden und im Regelfall für kriminell. Und ich nenne das auch noch Vernunft und lege es anderen Menschen nahe. Am Mapfre-Turm in Barcelona ist es so unübersichtlich, dass ich gar nicht erst versucht habe, nach einem Firmenschild zu schauen. Wenn es dort eines geben sollte: Groß und auffällig ist es jedenfalls nicht.

This e-mail may contain confidential and/or privileged information. If you are not the intended recipient (or have received this e-mail in error) please notify the sender immediately and delete this e-mail. Any unauthorised copying, disclosure or distribution of the material in this e-mail is prohibited.

Aha, diese Spam ist also ein ganz geheimes Geheimgeheimnis, und es ist verboten, dieses Geheimnis auf irgendeine Weise kundzutun, zum Beispiel, weil man einen ersten Eindruck bekommen hat. Warum es verboten ist? Weil drinsteht, dass es verboten ist. Ist doch klar. 😁️

Und nein, ich werde keine Spam beantworten. Ich bin doch nicht doof.

So, jetzt kommt aber der schlechthinnige Dummheits-Hammer und der Grund, weshalb diese tolle Spam in ihrer herrlichen Dämlichkeit hier überhaupt Erwähnung findet. Das hier kann man sich gar nicht selbst ausdenken:

By receiving this email you are giving us your consent to send you commercial information about Kantox products and services. If you do not wish to receive such information please contact us.

Aha, indem ich diese Spam empfange, gebe ich also mein Einverständnis darin, dass ich mit Spam zugeballert werden kann. Dieser Spezialvertrag eines Spammers erfordert keinerlei konkludentes Verhalten meinerseits, ich habe nur das „Opt-Out“, einem Spammer mitzuteilen, dass seine Spam auch bei mir ankommt. Na, die haben aber auch ein tolles Rechtsverständnis bei Kantox! 🤦‍♂️️🤣️

Vom ersten Eindruck und der fehlenden zweiten Chance schrieb ich ja schon.

Ich will niemanden davon abhalten, denen sein Geld anzuvertrauen oder sich Software von denen auf betrieblich genutzte Computer aufzuspielen, aber ich halte das für ausgesprochen dumm. Wer mir das nicht glauben mag oder mich für einen verrannten Blogger hält, der Dinge überinterpretiert, möge sich bitte vor irgendwelchen Entscheidungen in Gelddingen mit einem erwachsenen Menschen durchschnittlicher Lebenserfahrung unterhalten! Oder mit der Polizei. Aber bitte nicht darauf reinfallen!

Entf! 🗑️

Diese Spam ist ein Zustecksel meines Lesers S. Danke!

¹Bitte nicht falsch verstehen. Ich mag diese Verlaufsform sehr und hoffe, dass sie bald nicht mehr Mundart, sondern Standarddeutsch ist. Sage mir keiner, dass meine wunderhübsche Muttersprache tot ist. Sie bildet im Moment sogar neue Grammatikblüten aus, und einige davon sind wirklich gut. Selbst hier in Hannover höre ich diese Verlaufsform, die ich zum ersten Mal vor einigen Jahrzehnten im niederfränkischen Sprachraum gehört habe, inzwischen sehr häufig, und niemand nimmt mehr daran Anstoß.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert