Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Investitionsfonds von 1.700.000,00 Euro

Dienstag, 27. Mai 2025, 9:11 Uhr

Für mich? Grundlos? Wer schreibt denn?

Von: Georg Wilhelm <leddy@mail.hmhospitales.com>
Antwort an: georgschaefflerhelps.group@gmail.com
An: Recipients <leddy@mail.hmhospitales.com>

Aha, hier schreibt der Herr, dem man lieber nicht an die Absenderadresse antworten soll, weil sie gefälscht ist. Stattdessen möchte er die weitere Kommunikation über 1,7 Megaeuro über eine kostenlos und anonym eingerichtete Mailadresse beim dicksten Freund und Komplizen des Spammers und Betrügers, bei Googles GMail, abwickeln. Und natürlich ist die Spam so „persönlich“ wie ein Reklamezettel im Briefkasten und geht in genau gleicher Form an ganz viele Empfänger. Mein Exemplar dieser Spam wurde über die IP-Adresse eines spanischen Logistikers versendet, bei dem wohl Betriebsrechner kriminell mit Schadsoftware übernommen wurden oder bei dem sich ein schlecht bezahlter Mitarbeiter ein bisschen Geld zusätzlich verdienen wollte. Ich will man hoffen, dass der Schaden durch den Spamversand begrenzt werden kann. Es ist für ein Unternehmen schon sehr unangenehm, wenn seine IP-Adressen wegen Spam auf den Blacklists stehen und die geschäftlichen E-Mails bei niemandem mehr ankommen, der Spam bekämpft.

Davon einmal abgesehen: Es klingt auch genau so „persönlich“ wie ein Text, der an ein paar hunderttausend Leute gleichzeitig geht:

Ich bin Georg F. Wilhelm, deutscher Begünstigter, Investor und CEO der Schaeffler Gruppe. Ich bin einer der Eigentümer der Schaeffler Gruppe. Ich habe 25 Prozent meines Privatvermögens für wohltätige Zwecke gespendet. Ich habe mich entschieden, Ihnen 1.700.000,00 Euro zur Investition zu schenken. Wenn Sie an meinem Investmentfonds interessiert sind, kontaktieren Sie uns jetzt für eine Anfrage.

Auf eine Anrede wird verzichtet. Stattdessen erzählt der Trickbetrüger erstmal, wer er selbst gerne wäre: Ein Geldsack, der Leuten Geld schenken kann, weil sie so eine schöne und spendenbedürftige Mailadresse wie ich haben. Aber nicht nur einen Euro, sondern gleich die Millionen. Genau der richtige Vortrag für Leute, deren Lebensmotto „Ich bin nichts, Geld ist alles, mehr muss ich nicht verstehen“ lautet. Natürlich gibt es kein Geld geschenkt, die 1,7 Megaeuro existieren gar nicht. Um an das angebliche Geld zu kommen, muss man eine Vorleistung nach der anderen bezahlen. Denn das angebliche „Geschenk“ wird mit den absonderlichsten Bezahlverfahren ausgezahlt, für die große und absurde Kosten fällig werden, und nicht mit einer Überweisung oder einem Scheck in einem versicherten Brief, wie das ein vernünftig denkender Mensch machen würde. Und so ein Geldsack wie Georg F. Wilhelm kann diese Kosten natürlich nicht einfach übernehmen, der muss seine Milliönchen ja verschenken. Damit man so eine wirre und dumme Geschichte auch glaubt, quasselt einem die Betrügerbande am Telefon so lange das Gehirnchen weich, bis sie es einfach auslöffeln kann. Und die sind sehr geübt darin. Die machen nichts anderes. Die leben davon.

Vorschussbetrug ist vermutlich die älteste Betrugsmasche des Internetzeitalters, und sie läuft immer noch und findet immer noch genug Opfer.

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