Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Ohne Betreff

Samstag, 17. August 2024, 10:24 Uhr

Immer wieder erstaunlich, über einen wie langen Zeitraum manche Texte von Trickbetrügern benutzt werden. Ich kann daraus nur schließen, dass diese Texte aus Sicht der Betrüger erfolgreich sind, also auf genug Leute treffen, die darauf hereinfallen. „Kristinchen von der Kraftkugel“, wie ich „sie“ immer nenne, kommt zum Beispiel jedes Jahr mal an und will mir ein paar Millionen schenken. Die Ausgabe für den Sommer 2024 sieht so aus:

Von: Mrs. Kristine Wellenstein <mrios@peam.gob.pe>
Antwort an: cr2502714@gmail.com <cr2502714@gmail.com>
An: [leer]

Betreff: [leer]

Hallo,
Sie wurden ausgewählt, um eine Spende in Höhe von 2.500.000 US-Dollar aus meinem Wohltätigkeitsprogramm zu erhalten, das durch meinen Powerball-Gewinn in Höhe von 426 Millionen US-Dollar finanziert wird. Bitte senden Sie mir eine E-Mail, um weitere Informationen zu erhalten und Ihre Spende anzufordern.

Die Mail wurde über eine IP-Adresse aus Kolumbien versendet. Sie wurde von meinem rspamd klar als Spam erkannt und in den Müll sortiert. Das ist ja auch gar kein Wunder. Dass mal ein handelsüblicher Verpeilto vergisst, etwas in den Betreff zu schreiben, kommt ja gar nicht so selten vor, aber dass jemand vergisst, auch einen Empfänger für die Mail einzutragen und dass die Mail dennoch beim Empfänger ankommt, ist schon ein bisschen exotischer.

Mit Stable Diffusion erzeugtes BildNatürlich soll die gesamte weitere Kommunikation über eine Mailadresse laufen, die aus krimineller Sicht erfreulich anonym und kostenlos bei Googles GMail, dem dicksten Freund des Spammers und Betrügers, eingerichtet wurde. Natürlich unverschlüsselt, denn es geht ja angeblich nur um 2,5 Megadollar. Da kann man schon mal die ganzen Einzelheiten auf Postkarten aushandeln, dafür wird sich schon niemand interessieren. Und natürlich alle Mail ohne digitale Signatur, damit die gesamte weitere Kommunikation auf ihrem Transportweg beliebig verändert werden könnte, ohne dass man auch nur eine Chance hätte, so eine Manipulation zu bemerken, denn es geht ja angeblich nur um 2,5 Megadollar.

Aber es ist schon klar, dass solche Trickbetrüger bei ihren naiven Opfern nicht voraussetzen werden, dass sie mit Mailverschlüsselung umgehen (obwohl das nicht schwierig ist). Davon wären so viele dümmere, technisch kenntnislos oder naive Menschen überfordert. Und gerade die sollen ja abgemolken werden. Immer die fetten Milliönchen vor Augen…

Eine alte Karikatur, die den auf einem Esel reitenden Tod zeigt, der dem Esel mit einer Angelleine eine Karotte vor Augen hält, damit er weiter geht. Der Esel rennt gierig auf den Abgrund zu.
Bild: Wikimedia Commons, Lizenz: Public Domain

…sollen sie eine Vorleistung nach der anderen hinlegen. Hier ein Fuffie, da ein Hunnie, da noch eine Gebühr für den Notar, da noch die Kosten für die Geldverwahrfirma, da noch eine beglaubigte Erklärung wegen des Geldwäschegesetzes, was immer auch den Betrügern an lustigen Dingen einfällt. Immer schön anonymisierend bezahlen, am besten über Western Union und Konsorten oder mit Kryptogeld. Denn auch im dritten Jahr hat Kristinchen immer noch kein Bankkonto. Die hat ihre angeblichen 426 Millionen Dollar wohl in bar bekommen.

Nein, die Spende gibt es nicht. Wenn etwas zu schön klingt, um wahr zu sein, liegt es meistens daran, dass es nicht wahr ist. „Meistens“ heißt beim Posteingang: „Immer“. 😉️

Entf! 🗑️

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