Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Kurz verlinkt

Samstag, 24. Februar 2024, 14:53 Uhr

Keine Spam, sondern ein Link auf einen im Kontext der Spam interessanten Text an anderer Stelle: Hadmut Danisch bekommt wohl auch öfter mal eine Menge Spam von irgendwelchen SEO-Klitschen:

Das kommt für mich überhaupt nicht in Frage, irgendeinen Scheiß in mein Blog zu packen, weil ich mir damit sicher sein könnte, die Leser in kürzester Zeit in die Flucht zu schlagen. Soviel können die gar nicht zahlen, um das aufzuwiegen

Sage ich doch auch immer. Nur etwas anders formuliert: Ich schreibe für Menschen, nicht für Maschinen und Algorithmen, und das soll auch so bleiben. 😉️

Manchmal frage ich dann, wenn die im Ton etwas freundlicher daherkommen, zurück, wie sie denn darauf kämen, dass man auf meiner Webseite gegen Geldeinwurf Inhalte veröffentlichen können. Ich habe nämlich so den Verdacht, dass da irgendwer Listen verteilt und ich da drauf stehe

Nun, Herr Danisch, so einen Müll bekomme sogar ich, und zuweilen sogar in extrem nerviger Häufung und Menge, obwohl ich hier ein praktisch bedeutungsloses und außerhalb neuartiger Spamwellen kaum rezipiertes Blog mit nur sehr wenigen Lesern vollschreibe. Meine kleine Auswahl besonders „talentierter“ oder unfassbar dummer Nervensägen hier auf Unser täglich Spam ist da eher die Spitze des Eisberges. Es geht diesen Spammern nur um die Schaffung einer durch Verlinkung hergestellten, künstlichen Relevanz irgendwelcher Spamsites bei Google, damit diese schön weit oben in den Suchergebnissen aufscheinen. Oft werden diese Websites halbseiden bis klar illegal sein. Ein offener Betrugsshop oder ein handelsüblicher, leider legaler Abzocker braucht halt auch Kunden. Leider war die auf Google gerichtete Spam – bei der auch eine Menge weniger halbseidener Gestalten als meine täglichen rspamd-Opfer eifrig mitmachen, zum Beispiel das gesamte Presseverlagswesen – so verheerend erfolgreich, dass Google schon seit Jahren für viele alltagspraktische Suchen unbrauchbar geworden ist. Man bekommt ganz viel spammigen Müll, eine Müllseite dümmer und schlimmer als die andere. Selbst Bing von Microsoft ist besser als Google von Analphabet (oder so ähnlich). Wer mich kennt, weiß, wie ungern ich Microsoft lobe… aber wo sie nun mal besser sind… 🙁️

I think you don’t know how to behave professionally. You fucking shit

Leider gibt es Leute, die für eine Handvoll Geld alles auf ihrer Website veröffentlichen. „Professionell“ nennt man eine Haltung, Dinge für Geld zu tun, obs im Bordell oder im Web ist; und ihr Gegenteil ist die von immer weniger Amateuren wir mir gepflegte brotlose Liebhaberei voller nicht entlohnter Mühsal. Spam funktioniert. Nicht Daten sind das Rohöl des 21. Jahrhunderts, Dummheit ists. Dummheit verbreitet sich übrigens wie das oft innig mit ihr verbundene professionelle Tun über Websuchmaschinen. Die von Amateuren gepflegte brotlose Liebhaberei hingegen nicht so. Da, wo Menschen immer offener und unverhohlener alles für Geld tun, ist eine Idiocracy der letztlich unabwendbare Endzustand menschlicher Gesellschaften, und dieser Prozess reißt alles mit sich. Grüße auch aus dem Imperium Romanum! Wenn sich die Menschheit diesmal nicht vorher vor lauter dümmster Dummheit selbst in einem grandiosen Nuklearfeuerwerk ausrottet, einfach nur, weil sie die Mittel dazu hat und weil es so ein gutes Geschäft zu sein scheint. Inzwischen bekommen von elementarer Allgemeinbildung verblüffend unbeleckte Leute mit Hochschulzugangsberechtigung, häufig um einen betrügerisch erworbenen akademischen Grad ergänzt, die in ihrem leider immer häufiger keineswegs nur aufs Funktionale beschränkten Analphabetismus nicht einmal mehr ihr Abiturzeugnis selbst lesen könnten, den medialen Raum zugewiesen, in dem sie mir scheinautoritativ sagen, was und wie ich tun, schreiben, sprechen und denken soll. Schon vor vierzig Jahren haben sie im damals noch viel erträglicheren Fernsehen irgendwelchen Leuten ein Mikrofon ins Gesicht gehalten und das Geschwätz mit hohem technischen Aufwand unters Volk gebracht, nicht etwa, weil diese Leute etwas intelligentes und lichtvolles zu erzählen hatten, sondern weil sie Geld hatten oder beruflich in der Nähe von viel Geld standen. Gern auch in so genannten Nachrichten, nach denen man sich richten sollte. Heute haben wir „Börse vor acht“. Klingt verblüffend ähnlich wie das stundenlange dümmliche Gelaber aus der Sportberichterstattung, soll aber vorgeblich Wirtschaftsjournalismus sein. Sozusagen Influencer mit Schlips, direkt vom Totalisator aus dem casinokapitalistischen Wettbüro. Das Hassobjekt der institutionalisierten Dummheit ist übrigens der verarmte Mensch, der grenzenlosem Spott, immer weiter gehender Ausgrenzung und offener politischer Verfolgung ausgesetzt ist. Ich spreche da vom „Armenhass“, was ein zugegebenermaßen polemisches Wort ist, dessen Bildung ich mir der pseudorationalen, in Wirklichkeit moralisierenden und emotionalisierenden Politsprache Marke hate speech oder deutsch Hassrede abgeschaut habe, mit der menschenrechtsfeindliche Überwachungs- und Zensurbestrebungen durchgesetzt werden sollen. Nichts kann der Staatsfetisch der Geldherrschaft in seinen lächerlichen und dummen Kulten so wenig gebrauchen wie Menschen, die sich dieser totalitären Quasireligion nicht unterwerfen wollen und sich einfach anders behelfen. Die offene Intelligenzverachtung der Spam ist nur ein Spiegelbild dieser Entwicklung neben vielen anderen, genau so unerfreulichen Spiegelbildern. Und alles macht mit.

Google gibt seinerseits viel Geld dafür aus, als Standardsuchmaschine in den populären Webbrowsern eingetragen zu sein, wohlwissend, dass die von Google verdummten Dummen des 21. Jahrhunderts oft nicht mehr dazu imstande sind, diese Einstellung zu verändern. Dafür müssten sie ja klicken können. Den Kampf gegen die destruktiven Wirkungen der SEO-Spam scheint Google hingegen längst aufgegeben zu haben. Stattdessen spammt Google mit seinem Geld eben die Webbrowser voll, damit diese für die Suche Google benutzen, damit Google in der Spam seiner Suchergebnisse ein paar Reklameplätze vermarkten kann, die sich nur durch ihre beklagenswerte Legalität von Spam unterscheiden. Ich glaube, da draußen laufen sehr viele Menschen herum, die gar nicht mehr wissen, dass es andere Suchmaschinen als Google gibt, die oft auch bessere Suchergebnisse liefern.

Nachtrag: Während des Schreibens dieses Artikels kam schon wieder einer an

Oh ja, ich weiß, wie sich das anfühlt… 😡️

Ein Kommentar für Kurz verlinkt

  1. orinoco sagt:

    Also ich habe es zwischenzeitlich durch konsequente Prävention und Restriktion geschafft meine Mailboxen praktisch spamfrei zu machen. Dazu mussten einige Adressen allerdings stillgelegt und die letzte, wichtige, aber verbrannte Adresse auf privat gestellt werden.

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