Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Hallo, Schatz! Ich kann zu dir kommen!

Freitag, 22. Dezember 2023, 12:15 Uhr

Abt.: Liebesbrief

Schatz hat mich ja lange niemand mehr genannt.

Hallo!

Genau mein Name!

Wie geht es dir?

Nicht besonders. Und wenn ich in die Spam schaue, gehts mir gleich noch ein bisschen mieser.

Mein Name ist Aida!

Hey, Aida! Schön, dass du wenigstens deinen eigenen Namen kennst, wenn du meinen schon nicht weißt.

Ich bin vor nicht allzu langer Zeit in deine Stadt gekommen.

Welche Stadt ist es denn? Ist es Peine, Visselhövede, Einbeck, Buxtehude oder Vlotho? Oder ist es gar Hildesheim: Halb so groß wie der Friedhof von New York, aber doppelt so tot?

Ach, das kannst du nicht schreiben, weil deine Spam Massenware ist und du überhaupt nichts über den Empfänger weißt? Deshalb ist von „meiner Stadt“ die Rede, in der du, Aida…

Ich habe hier keine Bekannten oder Freunde.

…ohne Bekannte oder Freunde einsam im Zimmer sitzt, vor lauter Alleinsein die Blumen mit deinen Tränchen gießt und alle möglichen Menschen mit Spam vollspammst. Denn du weißt ganz genau, dass zum Ende des Jahres, wenn die Menschen hier allesamt schwer kitschbesoffen dermaßen unentwegt von Glück, Familie und leckeren Enten quasseln, dass es nur noch zum Davonrennen ist, viele sexuell unterforderte und von Frauen überhaupt nicht begehrte Männer ihr Unglück ganz besonders intensiv fühlen. Die sollen sich dann vorstellen, dass du Interesse an ihnen hast, Aida. Obwohl du glaubst, sie hießen „Hallo“ und lebten in einer Stadt und du nix von ihnen weißt. Und wenn dann kurz das Gehirnchen ausfällt, dann sollen sie…

Es wird sehr schön sein, Sie kennenzulernen!
Sie können mir schreiben und wir vereinbaren einen Termin. Hier ist mein Profil.

…dich „kennenlernen“. Aber nicht, indem sie deine beschissene Mail beantworten und ihr erstmal ein bisschen miteinander kommuniziert, so wie das jeder denkende und fühlende Mensch täte, sondern indem sie wie die Amputierten in deine Spam reinklicken, um sich dein „Profil“ anzuschauen. Natürlich hast du deinen Link dabei auch nicht direkt gesetzt, wie das ebenfalls jeder denkende und fühlende Mensch täte, weil es das Einfachste und Klarste ist, denn das kannst du gar nicht:

$ mime-header https://u.to/N5MxIA | grep -i ^location
Location: https://sweetconnect.life/?u=q298kwz&o=w3t0n7w&m=1&t=Super_Baks
$ surbl sweetconnect.life
sweetconnect.life	LISTED: ABUSE
$ _

„Dein Profil“ befindet sich auf einer Website, deren Domain wegen Spam, Spam und Spam bereits auf allen Blacklists dieser Welt steht. Und das wäre doch echt schade für dein verachtenswertes, widerliches Geschäftsmodell, Aida, wenn deine Spams aussortiert würden, bevor sie von naiven Menschen gelesen werden. Da würde ja niemand mehr auf dich reinfallen. Also musst du deinen Link indirekt setzen und missbrauchst dafür einen Linkkürzer.

Das ist übrigens eine tolle Website, die du da indirekt verlinkt hast. Die kann man sich gar nicht einfach so anschauen, sondern man muss in eine Spam klicken, damit sie mit allen Parametern im URI aufgerufen wird. Ihre Inhalte sind versteckt. Wenn man aus irgendeinen Grund die Startseite sehen will, ohne dir und deiner Bande mitzuteilen, dass man in die Spam klickt…

$ lynx –dump https://sweetconnect.life/
   Under construction
$ _

…gibt es dort gar keine Inhalte. Dafür muss man schon in Spams wie deine klicken, Aida, du ekliges Krepel!

Wer das mit einem angemessen abgesicherten Webbrowser – also einen, der mindestens mit einem wirksamen Werbeblocker vor den Machenschaften der Kriminellen abgesichert wurde – versucht, bekommt sogar eine Warnung vor Schadsoftwarerisiken. Diese Warnung wird sicherlich nicht aus dem Nichts kommen. Nur bei SURBL, wo ich immer die Domains abfrage, ist das noch nicht angekommen. Dort weiß man im Moment nur von der illegalen und asozialen Spam. Spam wie deiner, Aida! 🤮️

Das wird sicherlich ein richtig verdorbenes Jahresendfest, wenn man weiterhin einsam ist, aber zudem noch einen Computer anderer Leute auf dem Tisch stehen hat, durch manipulierte Fernkontoführung und betrügerische Geschäfte ein riesiges Problem kriegt, sämtliche Daten auf dem Computer in die Hände von gewerbsmäßigen Betrügern fallen und man zu schlechter Letzt auch noch einen bildschirmfüllenden Hinweis angezeigt bekommt, dass alle Daten auf dem Computer verschlüsselt wurden und dass man jetzt pinke-pinke Lösegeld bezahlen soll, wenn man seine Daten wiederhaben möchte. Wohl denen, die dann wenigstens eine Datensicherung haben!

Deshalb klickt man ja auch nicht in eine Mail. 🖱️🚫️

Und schon gar nicht in so einen pseudopersönlichen Liebesbrief an „Hallo“ in „meiner Stadt“, also in so einem Kram wie deinem, Aida.

Ich wünsche dir, dass du berühmt wirst, Aida! Mögen sie eine schwere Krankheit nach dir benennen!

Dein dich „genießender“
Nachtwächter

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