Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Captcha Work

Montag, 21. September 2020, 14:14 Uhr

Von: D Rajesh <d.rajesh375@gmail.com>
Newsgruppen: comp.lang.python

Work from Home Captcha Entry work if Any one interested just share the Details to Email: d.rajesh375@gmail.com
client:2 Captcha

Ein Beispiel für ein CAPTCHADer neue „Traumberuf“: Für irgendwelche Leute (Spammer, Kriminelle, Autoren von Spam- und Massenanmeldeskripten), die bereit sind, dafür ein paar Cent¹ zu bezahlen, diese ganzen CAPTCHAs lösen, mit denen genau diesen Leuten der Zugang erschwert werden sollte. In vielen gegenwärtigen Web-Projekten sind CAPTCHAs der wichtigste, oft sogar der einzige Spamschutz.

Leider werden sich wohl irgendwo auf dieser von Hunger und Habsucht geprägten Welt immer ein paar Leute finden, die für eine Handvoll Klickcents selbst noch zur hirnlosesten und niederträchtigsten „Arbeit“ bereit sind, weil sie überleben wollen. Egal, ob das die Welt noch schlimmer macht oder nicht, sie werden ja dafür bezahlt. Bis sie irgendwann auch nicht mehr nötig sind, weil die Erledigung dieser „Arbeit“ durch Computer möglich geworden und noch billiger ist. Die Fähigkeiten entsprechend angelernter neuronaler Netzwerke sind jetzt schon recht gut. 🙁

Ich habe ja immer vom Einsatz von CAPTCHAs abgeraten. Die damit angeblich gewonnene Sicherheit hat sich schon lange erledigt. Man vergrault damit seine Leser und Nutzer, man sperrt Blinde, Sehbeeinträchtigte und Nutzer textbasierter Browser, darunter viele schwer Körperbehinderte, aus, aber gegen die Spammer, Asozialen und Kriminellen hilft es nicht. Und wenn man dann auch noch diese unsäglichen Google-CAPTCHAs einbindet, wo man seinen Website-Nutzern zumutet, in einem zeitraubenden Prozess auf viele verschwommene Fotos von Hydranten, Bussen, Ampeln, Zebrastreifen und Fahrrädern klicken zu müssen, damit sie „beweisen“, dass sie keine Roboter sind; wenn sich zur kalten Zumutung des CAPTCHAs auch noch die Preisgabe der Leser an den größten privatwirtschaftlichen Überwacher, Stalker und Datensammler der Welt gesellt, ja, dann wünsche ich den Leuten, die so vorgehen, von ganzem Herzen viel Freude mit dem Insolvenzverwalter. Der intellektuelle und menschliche Bankrott ist ja schon da.

Es gibt zurzeit rd. fünf US-Dollar für jeweils tausend gelöste CAPTCHAs (Quelle: eigene schnelle Recherche in einer Darknet-Jobbörse). Das durchschnittliche Monatseinkommen in Indien liegt knapp unter 120 US-Dollar, und nennenswerte Anteile der Bevölkerung haben noch weniger zur Verfügung. Jemand, der in Indien nur zweitausend CAPTCHAs am Tag löst, kann sich also schon einen überdurchschnittlichen und für seine Verhältnisse recht sorgenfreien Lebensstil leisten und sich sogar mehrere Tage im Monat „frei nehmen“, um sich in aller Ruhe anzuschauen, wie die vielen Tagelöhner unter den gegenwärtigen Pandemiebedingungen für deutlich weniger Geld anstrengende und körperlich zersetzende Arbeiten machen müssen. Das Wort „Globalisierung“ bedeutet übrigens, dass vergleichbare Zustände auch hier eingeführt werden, und zwar planvoll, schrittweise und auch in Blick auf die sozialen und menschlichen Konsequenzen absichtlich und vorsätzlich. Unsere gegenwärtige Kanzlerin Angela Merkel nennt dies eine „marktkonforme Demokratie“ und erfährt dafür nicht die Spur eines Widerspruchs von ihren Komplizen in den anderen politischen Parteien der BRD, auch nicht von der Partei, die sich als eine „Alternative“ anbietet und einfach nur das Tempo der Massenverelendung erhöhen will. Jedes Jahr geht es ein Stück weiter in diese Richtung voran, und längst ist bei uns in der BRD in Vergessenheit geraten, dass ein Facharbeiter der Siebziger Jahre verheiratet war, zwei Kinder hatte, sein Haus abbezahlen konnte, sich ein Auto leisten konnte und nicht nur keine finanziellen Sorgen hatte, sondern davon noch Rücklagen bilden konnte, obwohl das nicht nötig war, weil sein Rentenanspruch existenzsichernd war – ohne, dass diese heute fast paradiesisch anmutenden Zustände (waren sie nicht, es gab auch richtige Maloche) zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft geführt hätten.

2 Kommentare für Captcha Work

  1. Heini Himmlisch sagt:

    Tja, wenn schon „im goldenen Westen“ der Internetmassensupermarkt Amazon sich im TV mit schmalziger Werbung als der „Große Integrator“ inszeniert und damit eigentlich das Kalkül klarmacht: billige Arbeitskräfte die sich eh nicht trauen zu widersprechen…

    Nun der Traum der gut bezahlten Arbeit von der man leben konnte ist ja auch schon in den 70ern geplatzt – das exponentielle Wirtschaftswachstum scheiterte doch mit der Ölkrise, dann kam die New Economy und eigentlich gings doch unter Kohl schon alles zu Ende. Die Trümmer und Leichenfledderei wird nun eben schon nahezu 40 Jahre fortgesetzt.

    Es gibt so Tage an denen denk ich mir: Corono do you fucking thing (und ich als Raucher, Alkoholiker und Herzkrank weiß ich würde auch den Löffel bei der Superseuche abgeben)… aber ich würde als Zyniker wohl fast schon glücklich sterben, wenn ich wüsste, dass mindestens die Hälfte dieser parasitären Affenart „Mensch“ mit drauf geht.

    Btw. 2000 Captchas am Tag? Das ist trotzdem echt sportlich 😉

    • Btw. 2000 Captchas am Tag? Das ist trotzdem echt sportlich 😉

      Hier im VW-Werk Stöcken am Band stehen und 120 VW-Busse vom Band laufen zu lassen, ist vergleichbar „sportlich“. Es ist ganz einfach Arbeit, und nur die Gestalten, die in ihrem Leben alles tun, um keine Arbeit anzufassen und die noch weniger Empathie als ein Stein haben, erzählen den Menschen ständig, dass Arbeit etwas ganz Tolles wäre und dass nicht einmal zehn Øre in der Stunde völlig ausreichend für das Privileg seien, doch so eine tolle Arbeit zu haben… 🙁

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