Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Ihre Antwort

Donnerstag, 6. Juli 2017, 16:24 Uhr

Aber ich habe doch gar keine Spam beantwortet… 😀

Guten Tag,

Woher diese Spammer aber auch immer meinen Namen kennen! :mrgreen:

Ich kontaktiere Sie, weil ich auf der Suche nach einem Partner bei der Realisierung eines Projekts bin.

Wie, brauchst du einen Programmierer? Dafür stehe ich schon lange nicht mehr zur Verfügung.

Ich bin Nachlassverwalter eines Klienten, der vor einiger Zeit ploetzlich verstarb […]

Oder willst du das Geld fürs Bestattungsinstitut sparen und mich darum bitten, eine Leiche zu beseitigen? Das wäre ja fast so „angenehm“ wie das typische Projekt, mit dem man es als Programmierer zu tun hat. :mrgreen:

(Übrigens gibt es inzwischen – also so ungefähr seit dem Jahr 1991 – Unicode und seit dem Jahr 1992 die UTF-8-Codierung, und diese komischen deutschen Schriftzeichen mit den Pünktchen drüber sowie dieser hässliche „ß“-Kringel sollten in den Zehner Jahren nirgends mehr ein Problem bereiten. Es ist tatsächlich schwierig geworden, Software zu finden, die nicht für UTF-8-Codierung ausgelegt ist. Nur einige antike Spamskripte sind so rückständig, weil spammende Verbrecher nun einmal stinkefaul sind.)

[…] und ein grosses Vermoegen hinterlies […]

Oder brauchst du eine Hilfskraft zum Geldzählen?

[…] (18,500,000.00 Millionen) Pfund Sterling, […]

Ach, du hast schon gezählt. Hui, die Zahl ist ja achtstellig. Eine achtstellige Anzahl von Millionen! Das sind achtzehn Billiarden britische Pfund. Entweder bist du zu blöd, in einer vorgeblichen Geschäftsmail Zahlen eindeutig zu schreiben (am sichersten in Ziffern und anschließend in Worten wiederholt), oder du bunkerst das ganze Geld, das der britische Adel in den vergangenen Jahrhunderten der britischen Bevölkerung rauben konnte, weil die Briten leider nicht dazu imstande waren, an ihre von anderthalb Jahrtausenden Inzest gezeichneten Großkopferten mal in französischer Gründlichkeit das rasoir national anzulegen.

Und, für welches „Projekt“ brauchst du mich jetzt?

[…] ohne ein Testament oder einen Erben zu hinterlassen. Es konnte auch nach intensiver Suche kein Erbe gefunden werden und nun steht das Vermoegen aufgrund des Bona Vacantia Gesetzes, Gefahr an den Staat zu gehen.

Aha, für einen Betrug brauchst du mich. Ich soll mir das Erbe unterm Nagel reißen, damit es nicht an den Staat geht. Und mich hast du ausgewählt, weil ich so eine schöne Mailadresse habe und „Guten Tag“ heiße.

Mein Klient, Eugene Schreiber, war deutscher Abstammung und deshalb suche ich eine Person aus dem deutschsprachigen Raum, die ich als Erben einsetzen kann.

Das ist eine total unterzeugende Geschichte, die du da erzählst. Du brauchst unbedingt jemanden mit deutscher Abstammung, für den du dann die ganzen Papiere fälschst, damit er als Erbe durchgeht – also zum Beispiel so etwas wie eine Geburtsurkunde und einen Pass. Du kannst aber angeblich für keinen deiner Kumpel eine Geburtsurkunde und einen Pass fälschen, so dass er als Deutschstämmiger durchgeht, und deshalb schreibst du deine Mail an einen völlig Unbekannten, den du mit „Guten Tag“ ansprichst. Man muss schon ein bisschen denkbehindert sein, um die Lücken in deiner mit wenig Könnerhaftigkeit vorgetragenen Erzählung zu übersehen.

Und deshalb willst du…

Mein Angebot waere folgendes: Ich erklaere Sie als den Erben des Herr Eugene Schreiber (www.bonavacantialist.co.uk) und erhebe mit Irer [sic!] Hilfe Anspruch auf das Vermoegen und fuer Ihre Zusammenarbeit gebe ich Ihnen 40% des Vermoegens. Da ich der Anwalt / Nachlassverwalter des Verstorbenen bin, ist es kein Problem die noetigen Dokumente innerhalb kurzer Zeit zu besorgen und diese der Treasury in Grossbritannien, bei der sich das Erbe derzeit befindet, vorzulegen. Kann ich keinen Erben benennen, geht das Erbe wie gesagt an den Staat und ist somit verloren, weshalb ich zu diesen Mitteln greifen muss.

…jemanden, den du überhaupt nicht kennst, 18,5 Megapfund in die Hand drücken und ganz fest daran glauben und darauf hoffen, dass dieser Unbekannte, dem das Geld hinterher völlig „rechtmäßig“ gehört, dir 11,1 Megapfund dafür zurückgibt. Weil du als angeblicher Anwalt, der eifrig aus Habgier mehrere Dokumente für diese Nummer zu fälschen vorgibt, ganz fest an das Gute im Menschen und an die leuchtende Ehrlichkeit anderer Leute in Gelddingen glaubst.

Lassen Sie mich bitte wissen, ob Sie sich vorstellen koennen eine Transaktion dieser Art durchzufuehren.

Nachdem ich ein paar hundert ausgedruckte Spams geraucht habe, kann ich mir das vielleicht sogar vorstellen.

Ich moechte Sie ausserdem bitten, in dieser Sache diskret vorzugehen, […]

Mach ich, Kumpel! Ich schreibe nur meinen kleinen Text für Unser täglich Spam und erzähle sonst keinem Menschen was von diesem Geheimgeheimnis.

So, und jetzt möchte unser mindertalentierter Anwaltsdarsteller noch erfahren…

[…] wenn Sie interessiert sind, teilen Sie mir bitte Ihre vollstaendiger Name, Vollstaendige Adresse, Telefon, Beruf und direkte Durchwahl (private Telefonummer) mit.

…wie dieser Mensch eigentlich heißt, dem er 18,5 Megapfund in die Hand drücken will.

Natürlich gibt es das Erbe nicht. Wer auf den Betrug reinfällt, „darf“ eine Vorleistung nach der anderen bezahlen, mal für diese Urkunde, mal für jene Beglaubigung, mal für die Prüfung durch die Geldwäschebehörde, und außerdem für alles, was die Fantasie der Betrüger im Verlaufe eines solchen Betruges hergibt. Bezahlt wird immer anonymisierend über Western Union und Konsorten, damit die Betrüger auch nicht diese unangenehmen Handschellen angelegt bekommen. Die Betrüger holen sich dieses Geld bar ab und gehen damit direkt zum Kokaindealer und in ihren Lieblingspuff. Wenn eines ihrer Opfer „ausgenommen“ ist – oft schaffen sie es, mit viel Mail und Telefon einem einzelnen Menschen mehrere zehntausend Euro abzunehmen, während sie an seine Habgier appellieren und ihm Millionen vor die Äuglein malen – bricht der Kontakt plötzlich ab. Übrigens: Meine Mail mit gefälschter Absenderadresse aus der Domain gmail (punkt) com wurde über einen niederländischen Hoster versendet. Vermutlich wurden gegenüber dem Hoster die Daten eines ehemaligen Opfers dieser Betrügerbande angegeben. Oft wird im Verlauf des Betruges ein Scan oder Foto von Ausweispapieren eingefordert; und das sind Dinge, die für eine Betrügerbande vielfältig nutzbar sind. Der Betrogene muss sich jetzt nach allem Ärger über seine Naivität und sein verloreres Geld auch noch mit den Folgen eines Identitätsmissbrauches und mit Ermittlungen wegen gewerbsmäßigen Betruges gegen ihn herumschlagen und „darf“ demnächst der Kriminalpolizei und einem Untersuchungsgericht erzählen, wie es dazu gekommen ist. Und zwar nicht zum ersten Mal. Und auch nicht zum letzten Mal.

Bitte niemals irgendwelchen Mailschreibern Daten geben, weil sie tolle Spams schreiben! Auch nicht indirekt, in einer Website, die in einer Spam verlinkt wurde! So etwas führt leicht in jahrelangen Ärger. ❗

Bitte, antworten Sie mir auch, wenn Sie kein Interesse haben, damit ich meine Suche zuegig fortsetzen kann.

Einem Spammer zu sagen, dass die Spam angekommen ist, ist immer eine ganz schlechte Idee, die bis zu zweihundert Folgen an jedem verdammten Tag haben kann.

Wenn Sie jedoch Interesse haben sollten, freue ich mich, jemanden gefunden zu haben, der mir bei der Ausloesung des Erbes hilft. Ich wuerde mich uber eine baldige Kontaktaufname vorerst per E-mail: (simongibbes05@gmail.com) freuen, da ich in dieser Angelegenheit immer mehr unter zeitlichen Druck gerate.

Aha, der Spammer hat zeitlichen Druck. Vermutlich kann er nicht mehr jeden Tag ins Bordell.

Mit freundlichen Gruessen

Barrister Simon Gibbs

Hoffentlich findest du keine naiven Opfer mehr, Spammer!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert