Aber mit drei Ausrufezeichen!!! Ich kann mir nicht helfen, der so gezierte Name in einer Betreffzeile klingt für mich schon wie die Beschriftung einer Warntafel in einer für mich unverständlichen Sprache.
Guten Tag, mein zukunftiger Freund! Wie geht es?
Guten Tag zurück, du hirnloses Stück Formfleisch, mir ist wahrlich heiter zumut, wenn ich deinen süßstoffverwürzten Brief lese!
Sie sind denke ich erstaunt und fragen sich woher ich Ihre E-Mail-Adresse habe? OK, ich will jetzt alles erklaren. Ihre E-Mail-Adresse habe ich mit Hilfe von einer Ehevermittlung gefunden. Ich habe mich an Ehevermittlung gewendet um einen Mann durch Internet zu finden. Ich mache mit einem Mann zum ersten Mal durch Internet Bekanntschaft, deswegen habe ich mich an Ehevermittlung gewendet.
Du liebes Unbekanntes, dass du deinen Namen lieber in den Betreff schreibst statt dich einem andern Unbekannten in aller Kürze vorzustellen: Kannst du mir bitte mal sagen, welche Ehevermittlung dir Mailadressen von Menschen, aber keine Namen gibt? Da werde ich auch Kunde. Das hat mich doch immer bei diesen Fleischmärkten gestört, das da noch so viel Persönlichkeit transportiert wurde.
Ich bin interessiert an echten Beziehungen, ich bin nicht im Begriff, meine Zeit auf Spiele dumm zu verlieren.
Nun, Elena, „überzeugende“ Argumentationen von so einem hirnlosen Spammer wie dir beantwortet man immer noch am besten, indem man sie gewähren lässt.
Ich denke, dass Sie auch ernste Liebesbeziehungen bevorzugen und dass ich Ihre E-Mail-Adresse richtig notiert [sic!] habe, sodass mein Notschrei [sic!] Sie erreicht.
Aber klar erreicht „mich“ dein Notschrei. Laut und gellend drang er in das Postfach, erschütterte ein paar Elektronen, als der Prozess spamd
geweckt wurde und verhallte in der glibberigen Trübnis inmitten der Pimmelpillen, Betrugsapotheken, Betrugsgeschäfte, Reichwerdtipps und sonstigen Liebesbriefe liebestoller Frauen, die es so nötig haben, dass sie sich gleich mit Spam an ein Millionenpublikum wenden. Jenen Frauen sei nur gesagt, dass ich es ihnen leider nicht so hart geben kann, wie sie es nötig zu haben scheinen…
Jetzt erzahle ich ein bisschen uber mich:
Von dem Namen bin ich Elena [sic!]. Ich wurde am 25. August 1983 geboren. Ich bin 168 cm hoch, mein Gewicht ist etwa 54 kg.
Ich bin übrigens der Elias, ich bin arm, lebe vom Betteln, bin dabei unglaublich fett geworden, was sich gut mit meiner eh nicht besonders vorteilhaften Erscheinung ergänzt. Ich bin bei einem Luftdruck von 1023 Hektopascal unter Einfluss der irdischen Gravitation auf Meereshöhe 192 cm hoch und halte mein Leben für so einen grandios gelungenen Aprilscherz, dass ich überall angebe, am 1. April 1962 geboren worden zu sein. Mein Gewicht würde ich dir auch gern noch sagen, aber die digitale Waage, die hier herumsteht, hat einen Überlauf und zeigt nur noch drei Striche anstelle einer Zahl an.
Wahrscheinlich wirst du dich wundern, wenn du erfahrst, dass ich nicht aus deinem Land komme.
Nein, Elena, das wundert mich gar nicht. Das ist ja nicht mein erster Liebesbrief von einer Unbekannten.
Ich komme aus Russland. Ich mochte doch hoffen, du hast keine Angst davor. Ich bin ja dieselbe Lady, wessen Herz und Seele in unterschiedlichen Landern wohnen.
Viel mehr Angst davor, dass du in Russland wohnst habe ich angesichts der Vorstellung, dass so ein ethisch verrotettes Pack wie du in meiner Nähe sein könnte.
Denn nur jemand, der unter voranschreitender Herzfäule, kühlschrankhaften Seelenfrost und käsigem Gehirnzerfall leidet, könnte so etwas gnadenlos dummes versuchen, wie du es hier versuchst, Elena:
Du kannst mein das Foto sehen, ich schicke dir die Verbannung auf mein [sic!] das Foto:
http://184.82.xxx.xxx/photo.jpg_______.exe
[Ich habe die IP-Adresse unkenntlich gemacht. Die Abuse-Mail ist natürlich schon draußen.]
Denn dein angebliches „Foto“ ist eine ausführbare Datei für Microsoft Windows. In den 299 KiB dieser Datei befindet sich deine ganze dir so eigene Güte und Herzlichkeit, Elena, die im Moment leider nur von einem Zehntel der gängigen Virenscanner als das erkannt wird, was sie ist: Gefährlicher krimineller Sondermüll, den man niemals auf seinem Rechner ausführen sollte. Auch, wenn diese ausführbare Datei als Piktogramm eines JPG-Bildes hat, um über ihre wirkliche Natur zu täuschen.
Aber wer an so komische Eheinstitute glaubt, in denen eine obskure Elena irgendwelche Männermailadressen abschreibt, der ist vermutlich auch von diesem Warnzeichen nicht mehr zu erreichen.
Ich werde uber deiner auf die Antwort auf meinen mail warten:
sindelnatalia (at) epktmail (punkt) com
Klar doch, Elena. Nachdem du den Rechner geownt hast, soll man dir auch noch triefende Briefe schreiben. An eine Mailadresse, die von ihrem Klang her nicht einmal etwas mit dem Namen Elena zu tun hat, aber dafür mehr mit einer Natalia.
Dies ist mein erster Versuch mich mit dir in Verbindung zu setzen. Ich schicke dir mein Foto, damit du mich siehst.[sic!]
Nein, du schickst mir einen Link auf Schadsoftware für Microsoft Windows. Aber auch so „sehe“ ich dich. Und zwar im richtigen Lichte.
Ich hoffe, dass mein Bild schon ist, und dass du keine Angst davor haben wirst, dass ich aus dem anderen Land komme. Ich warte ungeduldig auf deinen Brief.
Mit allerbesten Wunschen, Elena.
Meinen Brief kannst du auf Unser täglich Spam nachlesen, Elena. Der einzige Ort, an dem ich einem Pack wie dir antworte. Du kannst auch gern in einem anderen Land sein. Noch besser fände ich es freilich, wenn du Kosmonautin wärest und immer weiter in den Weltraum hinausdrängest, um bislang unerkannte Leere und Dunkelheit zu durchpflügen. Ohne Rückfahrkarte.
Mit dem Wunsch, dich zu Tode zu ohrfeigen
Elias
Diese gleichermaßen lächerliche wie gefährliche Spam wurde mir von W.M. zugesteckt.
Heute erhielt ich diese „sehr persönliche“ Spam-Mail: 😀
From: „{LINE[from_name]}“
To: „{LINE[to_name]}“
Subject: {LINE[subj]}
Date: {#DATE}
{LINE[prefix]}
We‘ve got only one life to live and I want to live it as good as I can.
I‘ve found you and now I can’t imagine how I lived without you for my entire
life?!
I want to get used to you, I want to learn you, I want to accept you as you
are.
I try to imagine you and in my own imagination I am already getting used to
you: I am used to your eyes, soft and wise, to your hands, to your gentle
touch:
I haven’t seen you in real life, but inside, in my soul, I already feel how
warm and happy your heart can be just from love. I realize that there can
be another sitting by your side, touching your hair, watching you, hugging
you: However I know that, you can’t imagine my confidence, but I know that
we can match.
I don’t think that our silence will help us, so I am here, at
[http://{LINE[addr]}, and I hope that you will touch my heart with your
letter soon, my dear.
{LINE[suffix]}
{LINE[from_name]}
[…] […]
[…] nein, ich werde keinen Trost bei Elena […]