Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 9. Januar 2010

„Liebesbrief“ von Melila George

Samstag, 9. Januar 2010

Diese Melila muss es mal wieder sehr nötig haben, denn der folgende Text kommt hier beinahe gleichzeitig auf acht verschiedene Mailadressen herein und ist dabei völlig identisch:

Hello,
My name is Melila george.
My hobbies are reading, music, watching of movies and playing of basketball.
I was impressed and will like to
discuss important matter with you and as well as establish a long lasting relationship with you.
In addition, please kindly contact me direct with my e-mail address: (melila_4life (at) yahoo.com) Waiting to hear from you soonest.
With love.
Miss Melila

Nun, Melila,

du hast dir einen wirklich tollen und nicht alltäglichen Namen ausgedacht, um diese blöde Nummer durchzuziehen. Das, was du als deine Hobbies bezeichnest, ist hingegen nicht besonders originell. Da frage ich mich schon, wovon du so beeindruckt warst (und vor allem: wo), und was irre wichtige Dinge du mir mir diskutieren willst, der ich Sport verabscheue, das Kino hasse, eine Musik höre, die die meisten Menschen als Lärm empfinden und in der Regel Bücher liest, die anderen Menschen eher Kopfschmerzen bereiten. Immerhin, trotz deines total bescheuerten Textes zu deinem ausgedachten Namen hast du es wenigstens hinbekommen, dass deine ziemlich brotdumme Mailadresse auch als Absender in deiner triefenden Drecksmail steht, so dass ich die Mail sogar in gewohnter Weise beantworten könnte, wenn ich auf eine Beziehung zu „dir“ wert legte und nichts dagegen hätte, dass du ständig versuchen wirst, Geld aus mir rauszuleiern, während es mit dem Treffen so gar nichts werden wird. Daran habe ich allerdings genau so wenig Interesse wie an deinem von Ödnis und Stupidität gezeichneten Leben, und deshalb antworte ich dir nur hier, damit auch deine paar Millionen weiteren Empfänger einen Eindruck davon bekommen, von wem du alles so schnell wie möglich etwas hören möchtest.

In Hass und Verachtung
Der Nachtwächter

Bullshit des Tages: Der unscharfe Glücks-Aktivator

Samstag, 9. Januar 2010

Glücks-Aktivator klein
Aus „auf einen Blick“ Nr. 53 / 23.12.09 S.88

So, so frau Esmeralda, der seltsame gegenstand ist also wegen der unerklärlichen strahlung unscharf und zieht geld an, wie ein magnet eisen anzieht. Ich habe auch einen gegenstand der geld anzieht und nicht unscharf ist. Und zu allem überfluss zieht er auch eisen an wie ein magnet. Manche esoterik-“experten“ sagen auch, dass er gegen migräne hilft und das wasser entkalkt. Das halte ich allerdings für eher unwahrscheinlich. Mit dem geld- und eisenanziehen hat der seltsame gegenstand schon genug zu tun – er kann sich ja nicht um alles kümmern. Aber eines kann dieser gegenstand, was ihr gegenstand nicht kann: Mit hilfe dieses seltsamen gegenstandes und seiner recht erklärbaren strahlung und einer seltsamen mikrowelle kann man… Nein, dass schreibe ich nur den menschen KOSTENLOS, der mir 5 euro zusenden.

Aber eines kann ich schreiben: Dieser seltsame gegenstand, der geld und eisen anzieht wie ein magnet, ist ein magnet. Genauer gesagt ein kräftiger neodym-magnet aus dem magnetladen, aus dem ich alle meine magnete beziehe.

geldmagnet klein

Doch zurück zum Glücks-Aktivator: Das erste bild zeigt nur einen ausschnitt der ganzseitigen anzeige in „auf einen Blick“. Darin heisst es:

„Dieses großzügige Angebot muss auf die Leser dieser Zeitschrift beschrankt sein,[…]“

Und vielleicht auch auf die leser einer anderen zeitschrift – gut, wenn man da nicht den namen des druckwerks nennt – dann braucht man die werbeanzeige nicht noch extra anzupassen. Oder wollen die zeitschriften vielleicht gar nicht, dass man ihren namen in einer werbeanzeige nennt?

Ein wirklich exklusives angebot für einen kleinen kreis bei einer zeitschrift mit einer reichweite von 2.93 millionen menschen…

„Sie haben sicherlich bereits von meinen außergewöhnlichen Fähigkeiten gehört.“

Ähm – nein, habe ich nicht.

„Ich werde laufend von wichtigen Persönlichkeiten der Geschäftswelt und des Showbusiness um Hilfe ersucht.“

Ich vermute darunter waren auch einige bänker und politiker.

„Ich hatte schon zahlreiche Auftritte im Fernsehen. Mein Name ist schon allein die Garantie für meine Seriosität.“

Oh, ja, genau, wer im fernsehen war ist bestimmt wichtig und vertrauenswürdig. Und wie bitte soll ein name seriosität garantieren?

„[…]Es gibt keinen Haken bei diesem kostenlosen Angebot.“

Eine frage, die ich mir schon lange stelle ist: Warum schreiben leute sowas? Warum heisst der apfelsaft „Beckers bester“ und warum steht an der seite des flaschenlabels auch noch ein „köstlich“? Kann man in so einer situation etwas anderes schreiben? Nein! Also kann man es weglassen!

Was auf einer saftflasche werberisch die qualität betonen soll, wirkt bei einer anzeige wie der von Maria Esmeralda nur verdächtig. Das ist jedoch allein meine schuld. Als engstirniger ungläubiger wirkt für mich alles verdächtig, was mit einem bild einer vor einer glaskugel sitzenden frau an einem tisch voller tarot-karten illustriert wird.

„Ich, Maria Esmeralda, werde Ihnen meine grenzenlose Großzügigkeit beweisen.“

Grosszügig ist sie wirklich. Ich habe was zu schreiben und für die werbeanzeige hat Maria 35261 euro hingeblättert. Das mit dem geldmagnet scheint bei ihr ja zu funktionieren.

Und so zieht sich der text mit viel lull-blah, bis ich endlich erfahre, was es mit diesem glücks-aktivator auf sich hat:

„Es handelt sich dabei um einen sehr mächtigen esoterischen Gegenstand, der von den Alchimisten des 13. Jahrhunderts hergestellt wurde.“

Sieh an! Da scheint ja wirklich expertenwissen drinzustecken. Dieser gegenstand ist doch sicherlich wertvoll, wenn nicht unbezahlbar?

„Dieser Gegenstand ist unbezahlbar.“

Tatsächlich! Die mit dem namen kommende seriosität schliesst natürlich auch eine expertise in der wertmessung eines mächtigen esoterischen gegenstandes ein. Aber was kann das ding denn jetzt?

„Er ist genauso wirksam bei der Bekämpfung eines schlechten Schicksals wie beim Auffangen positiver Wellen.“

Sozusagen ein schicksalsschild mit antenne? Und was ist jetzt eine positive welle? Wechselstrom nach gleichrichter am pluspol? Ich glaub nicht, dass man da noch von welle sprechen kann. Oder ist es gar ein orgonakkumulator im kleinformat?

Ich werde es nie herausfinden, denn sonst wäre diese werbeanzeige bestimmt nicht hier unter dem label „bullshit des tages“ gelandet.