Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 17. November 2008

Die bescheuerte Hälfte

Montag, 17. November 2008

Ich pflege es hier ja schon seit vielen Monaten, die Links in den hier zitierten Spamkommentaren und Spammails auf ein anderes Ziel umzuleiten. So bleibt das Erscheinungsbild der Spam erhalten, aber der Link wird entschärft.

Das von mir verwendete „andere Ziel“ ist eine große Texttafel in Warnfarben, die in neutral formulierten, aber doch deutlichen Worten darauf hinweist, dass jeder Klick auf einen Link aus einer Spam dumm und gefährlich ist – weil es sich bei jeder Spam um kriminelle Aktivität handelt und weil der Transport von Schadsoftware sehr häufig der zunächst einzige Zweck dieser kriminellen Aktivität ist. Wenn es gelingt, den Rechner eines Opfers zu übernehmen, kommt die andere Kriminalität ganz nach Möglichkeit – vom manipulierten Online-Banking über Passwortklau bis hin zum Missbrauch des übernommenen Rechners für den Transport und die Speicherung diverser illegaler Inhalte.

Nun, es kommt natürlich immer wieder dazu, dass Leute in den zitierten Mails herumklicken. Es kommt angesichts des Kontextes dieser Links sogar ziemlich häufig dazu. Ich führe darüber seit dem ersten Tag eine Statistik, die übrigens JavaScript benötigt und deshalb noch nicht einmal alle Zugriffe zählt. Im Moment, in dem ich diesen Text schrieb, gab es 1304 gezählte Betrachtungen meiner Warnseite.

Das wirklich Furchtbare an dieser Zahl ist allerdings die Verteilung auf die Browser und Betriebssysteme:

IE 7 mit Win XP: 20,9 % - Mozilla 1.8 mit Win XP: 17,3 % - IE 6 mit Win XP: 17 % - Mozilla 1.9 mit Win XP: 11 % ...

Die Kombination aktuelles Windows und aktueller oder veralteter Internet Explorer ist genau das Szenario, für das die Angriffe der Kriminellen gemacht werden. Und ausgerechnet „aus dieser Ecke“ kam fast die Hälfte der Klicks auf einen Link, der mit dieser Kombination eben sehr gefährlich ist.

Ein solcher Klick wird übrigens weder durch ein Programm zum Virenschutz noch durch eine so genannte „Firewall“ ungefährlicher. Und die Verwendung eines aktuellen Mozilla-Browsers allein ist auch kein Grund, sich in Sicherheit vor Angriffen zu wiegen. Nichts kann bei der Benutzung des Internet das einsichtige Gehirn ersetzen – und dieses Gehirn hat auch die Einsicht, dass die Gefahren bei einem Klick in eine Spam nicht die kleine Lust einer befriedigten Neugier aufwiegen können.

Angesichts der Tatsache, dass die von Verbrechern übernommenen Rechner nicht nur für betrügerische Manipulationen verwendert werden, sondern auch regelmäßig zu Spambots umfuktioniert werden, kann ich nur hoffen, dass die Warnmeldung für einige dieser Betrachter ein heilsamer Schock war. Aber ich befürchte, dass ich da vergebens hoffe – denn diese Kombination zum Surfen ist leider auch die Standardwahl der völlig unbelehrbaren Dummköpfe.

Die Fluten von Spam, in denen meine Kommunikation unterzugehen droht sind nicht nur inhaltlich dumm, sie spiegeln auch die verheerende Dummheit vieler Netznutzer beim Umgang mit empfangener Spam wider. Ein Krimineller hat nichts anzubieten, was einer näheren Betrachtung lohnt, und jeder Spammer ist ein Krimineller. Ohne Ausnahme.

Wer mir das nicht glaubt, der frage mal bei der Kriminalpolizei nach.

Lass dir ein Hirn basteln!

Montag, 17. November 2008

Als ich das hier las…

Sir,

Reference to the letter of nomination forwarded to us by the Debt Recovery Committee regarding your part payment sum of US $3,600,000.00 dollars deposited into our account with the HSBC Bank in London UK, our foreign payment operations have reviewed the allocation for further credit to your new changed nominated account as stated below. […]

…hatte ich ja schon gelangweilt den Finger auf der Löschtaste angesichts der üblichen Masche zum Vorschussbetrug. Aber die Textbausteine in diesem Müll waren noch unverbraucht, und so las ich noch etwas weiter:

[…]
Swift: ANZBAU3M
Account No: 224837-ANTC
Account Name: Brain Constructions

[Hervorhebung von mir]

Und dann konnte ich nicht mehr weiterlesen, wegen der Lachtränen. 😆

In der Tat, wer auf so eine abgegriffene und zudem völlig unglaubwürdige Nummer – die Bank hat keine Website, benutzt eine kostenlose Mailadresse bei Windows Live und sendet Mitteilungen über den Eingang von Millionenbeträgen unverschlüsselt und unsigniert als Klartext durch das Internet – reinfällt, der sollte sich wirklich einmal ein neues Gehirn bauen lassen. Da hat der Betrüger mit seinem Kontonamen schon völlig recht.

Übrigens habe ich den gleichen Text eine Stunde später noch einmal bekommen, dann aber mit „Brian Constructions“. Auch einem kriminellen Spammer, der seine Opfer verachtet, unterlaufen manchmal Freudsche Fehlleistungen, die einen tiefen Blick in sein Unbewusstes erlauben.