Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 25. September 2007

Pall Mall!

Dienstag, 25. September 2007

Meint ihr diesen Versuch auf euren gegenwärtigen Streichholz-Briefchen mit aufgedruckter Reklame wirklich ernst?

PALL MALL - NEW YORK'S TASTE SINCE 1899 - NEW YORK GOES FRESH!

Wollt ihr deutschen Rauchern wirklich erzählen, dass der Geschmack von New York (also „New York’s taste“) für so einen Raucher wirklich etwas erstrebenswertes ist? Der Geschmack einer Stadt, wo man zum Rauchen vor die Tür gehen muss, um kein Bußgeld zu kassieren? Wo man aber nicht sein Getränk mit rausnehmen darf, wenn es ein bisschen Alkohol enthält, weil man sonst dafür ein Bußgeld bekäme? Wo man im Umkreis von gut drei Metern um eine Telefonzelle nicht rauchen darf? (Aber natürlich in jeder Entfernung mit einem lauten Atmosphärenkonverter Auto vorbeifahren darf?) Glaubt ihr wirklich, dass das eine gute Werbung für eure karzinogenen Nikotineinheiten ist? Dass solche Zustände jene Frische sind, die wir auch hier brauchen?

*hust* Denn ist ja gut… :mrgreen:

Aber mich könnt ihr mit solcher Werbung kaum erreichen. Ach so, ihr zielt eh auf Deppen? Ich sag doch: ist ja gut…

Spam 2.3 von WordPress Deutschland

Dienstag, 25. September 2007

Wichtiger Nachtrag: WordPress Deutschland hat auf die anhaltende Kritik reagiert und eine sehr vernünftige Entscheidung getroffen. Die deutsche WP-Version wird jetzt ohne das LinkLift-Plugin ausgeliefert. Näheres im Blog von WordPress Deutschland. Dieser Beitrag verbleibt hier zu Archivzwecken. WordPress Deutschland ist das erste mir bekannte Beispiel, dass Spammer zur Einsicht kommen können, wenn sie ein entsprechendes Feedback kriegen. Leider sind die meisten Spammer feige und bleiben anonym.

Noch ein wichtiger Nachtrag: Es gibt jetzt auch eine offizielle Stellungnahme von LinkLift in dieser Angelegenheit.

Wer Spam (also massenhaft und automatisch über das Internet verbreitete, unerwünschte Werbung) unter die Leute bringen will, ist zwar einseitig in seiner Absicht, kann aber doch technisch durchaus kreativ werden. Die Verbreitung von Spam über EMail ist eigentlich schon lange auf dem absteigenden Ast, zu sehr haben sich Menschen daran gewöhnt, mit dieser Seuche umzugehen. Dafür wird Spam im so genannten „social web“ immer verbreiteter.

Eine ganz neue Form der Spamseuche – wie eingangs schon gesagt, Spam ist eine massenhaft und automatisch über das Internet verbreitete Form der unerwünschten Werbung – wird gerade von WordPress Deutschland ausprobiert. Als wenn man sich dortens den Ruf noch nicht gründlich genug damit ruiniert hätte, dass man ein Blogsystem mit einem unnötigen Datenschutzproblem ausliefert und danach in einer Weise mit kritischen Stimmen umgeht, die durchaus als beleidigend, arrogant und herabsetzend empfunden werden kann! Nein, da muss man auch noch ein paar hunderttausend unverlangte Werbungen mit dem Download ausliefern!

Die hausgemachten Probleme sind der selbst ernannten „Deutschen WordPress Community“ offenbar noch nicht groß genug und deshalb wird die „deutsche Version“ von WordPress 2.3 auch noch mit unverlangter Werbung vergällt. Zum Standardumfang dieser Version gehört nämlich ein zusätzliches Plugin zum mühelosen Einbetten der Geschäftsmöglichkeiten für den Anbieter LinkLift. Die Spam besteht hier darin, dass unverlangte Werbung für ein Angebot als Plugin in die Standardauslieferung (und damit in den Funktionsumfang) einer an den deutschen Sprachraum angepassten Version eines Open-Source-Projektes aufgenommen wird. Es ist durchaus davon auszugehen, dass dieses Angebot nur wegen dieser Form der Auslieferung von vielen Tausend Menschen einmal ausprobiert wird. Schließlich ist diese Form der Spamwerbung noch neu und unverbraucht, und bei den Menschen gehen die Alarmglocken noch nicht an.

Nichtsdestotrotz, es handelt sich um eine neue Form der Spam. Genauso verachtenswert und asozial wie die bisherigen Formen der Spam. Sie wird nicht weniger aufdringlich dadurch, dass man das Plugin ja nicht installieren und auch nicht aktivieren muss – die meisten Menschen werden einfach im Vertrauen auf die deutsche WordPress-Distribution alles auf ihrem Webserver aufspielen, und viele Menschen werden geneigt sein, die ausgelieferten Plugins einfach auszuprobieren.

Aber was ist dieses „LinkLift“? Es handelt sich um eine Werbeschleuder, die ihr Treiben dahinter versteckt, dass sie „Link Marketing“ leicht machenwill.

Das Logo von LinkLift

Am Logo dieses Anbieters erfreut nicht nur das fröhliche Web 2.0-Getue einschließlich Beta-Sönnchen. Man muss bei der Betrachtung auch seinen Zynismus zügeln, weil das Wort „Links“ in Anführungszeichen geschrieben wird, als wüssten die Macher solchen Geschäftes genau, dass es sich eben nicht um Links im gewöhnlichen Sinn des Wortes handelt. Tatsächlich versteht sich LinkLift selbst als ein Marktplatz, auf dem „Links“ gekauft und verkauft werden – und das Wort „Links“ meint in klarer deutscher Sprache eben vor allem Werbung und Werbeplätze.

Das Internet wird von diesen Leuten in erster Linie als Platz für die Anreicherung durch die einseitige und dumme Kommunikationsform der Werbung verstanden. Dass sich dieser Anbieter für Werbung und Werbeplätze durch die offenbar eigens für ihn erfundene Form der Spamwerbung durch Plugin-Spam in einer WordPress-Version bekannt macht, sollte eigentlich eine klare Empfehlung sein, auf solche Dienste zu verzichten.

Wer spammt, disqualfiziert sich. (Ich nehme alles zurück, wenn LinkLift keinen Einfluss auf diese Form der Spam hatte, wenn es sich um eine Geschäftsschädigung durch einen Konkurrenten von LinkLift handelt. Denn Werbung durch Spam ist eine Geschäftsschädigung, da das eigene Geschäft in den Bereich des Unseriösen, Asozialen und der Halbwelt-Geschäftchen herabgezogen und damit besudelt wird.)

Ich habe mich mal mit folgender Frage an LinkLift gewandt (für volle Größe einmal draufklicken):

Frage an LinkLift: Was habt ihr WordPress Deutschland dafür bezahlt, dass ihr dort ein Standard-Plugin geworden seid? Mir reicht die ungefähre Größenordnung des Betrages.

Meine Frage: „Was habt ihr WordPress Deutschland dafür bezahlt, dass ihr dort ein Standard-Plugin geworden seid. Mir reicht die ungefähre Größenordnung des Betrages.“

Ich bin ja mal gespannt, ob ich darauf eine Antwort kriege. Es ist das wahrscheinlich einzige Mal, dass ich meine Mailadresse jemanden gegeben habe, der mich mit unverlangter Werbung belästigt hat – weil ich wirklich „heiß“ auf die Antwort auf meine Frage bin. Übrigens sind solche Fragen an LinkLift von mir durchaus zur Nachahmung empfohlen, so lange es wirkliche Fragen bleiben und es sich nicht um eine Form der Sabotage durch DoS handelt.

„WordPress“ Deutschland hat es hingegen geschafft, in meinem Ansehen auf das Niveau der durchschnittlichen Spamsau herabzusinken. Wer sich dort engagiert, fühlt sich vielleicht ein wenig auf dem Schlips getreten, aber wenn der Fisch vom Kopf her zu stinken beginnt, ist es vielleicht Zeit, dass sich an der Basis etwas in bessere Richtungen bewegt.

Auf jeden Fall sind es trübe Wasser, durch die das Blogsystem WordPress gerade fährt.

Nachtrag: Es ist jetzt Mittwoch, ein ganz normaler Werktag. Wir haben es 15:00 Uhr, meine Anfrage ist dort also angekommen. Eine Antwort in irgendeiner Form habe ich bis jetzt noch nicht erhalten. Deshalb meine Frage: Weiß jemand von WordPress Deutschland, wie viel Geld WordPress Deutschland dafür erhalten hat, dass diese kreative neue Form der Spam erfunden wurde? Bitte einfach in den Kommentaren mitteilen, anonymes Kommentieren ist für mich kein Problem. Vielleicht bequemt sich WordPress Deutschland ja auch im Support-Forum zu einer Antwort

Nachtrag Zwei: Obwohl LinLift auf seiner Website zusichert, Anfragen binnen 24 Stunden zu beantworten, habe ich nicht einmal eine Eingangsbestätigung erhalten. Das wirft kein besonders gutes Licht auf den Kundendienst bei diesem Anbieter, fügt sich aber lückenlos in den Spam-Eindruck. Warum sollte in irgendeiner Weise möglichen Kunden und ihren Anfragen begegnen, wenn man auf die Massenwirkung automatisch verbreiteter Reklame setzt? Damit ist klar, was hinter der bunten und zunächst seriösen Fassade der Website steht.

Nachtrag Drei: Ich habe jetzt eine Antwort von LinkLift auf meine Anfrage erhalten. Diese Antwort ist kurz und klar. Es wird mitgeteilt, dass man keine Informationen zu geschäftlichen Kooperationen gibt. (Es hätte mich auch gewundert, wenn sie das getan hätten.) Dass eine Kooperation vorliegt, sieht man ja nur beim Hinschauen, von daher ist mir die nähere Information gleichgültig. Eine klare Stellungnahme zur Problematik der Spam-Werbung wurde noch nicht gegeben, da aber auch bei LinkLift nur Menschen arbeiten und es sich doch um empfindliche geschäftliche Interessen handelt, habe ich durchaus dafür Verständnis, wenn das ein bisschen dauert. Wenn aber nichts kommt, ist auch die Kälte des Schweigens eine beachtenswerte Form der Antwort – und in meinen Augen nicht gerade eine Empfehlung.

Hokus Pokus Magnetibus

Dienstag, 25. September 2007

Die folgende Anpreisung eines sinnlosen, auf reinem Aberglauben basierenden Produktes hat zumindest in einem Punkte recht:

Zauberkugel - gegen Kalk in Wasch- und Spülmaschinen - das Magnetfeld verändert den Kalk so, dass er sich nicht mehr festsetzt - spart Reinigungsmittel - ein echter Öko-Pluspunkt - Kennen Sie den Feind ihrer Waschmaschine? Es ist der Kalk, der den Geräten ein baldiges Ende bereiten kann. Abhilfe schafft die Zauberkugel! Fließt Wasser durch das Magnetfeld, so verändern sich die Eigenschaften des Kalks, der sich dann nicht mehr festsetzen mag!

Der Begriff „Zauberkugel“ ist vollkommen korrekt, denn die werbend postulierten Wirkungen können eigentlich nur auf Zauberei beruhen. Angesichts des relativ geringen Preises erwarte aber nicht einmal der Abergläubischste, dass wenigstens die Magie wirkt…

Das „Wirkprinzip“ dieses Geldzaubers, der aus breiter Dummheit ordentliche Einnahmen hext, es ist ja schon im Text beschrieben:

Fließt Wasser durch das Magnetfeld, so verändern sich die Eigenschaften des Kalks, der sich dann nicht mehr festsetzen mag!

Kurze Zusammenfassung des ganzen Abgebotes: Für die zehn Euro sollte man lieber etwas Gutes essen, das hat genau die gleiche Auswirkung auf die Lebensdauer der Waschmaschine und den Verbrauch an Reinigungsmitteln, ist dabei viel leckerer und macht nicht irgendwelche verlogenen, faulen Zauberer reich. Und wer sich diese 10 Euro für ein völlig sinnfreies Produkt nun schon einmal gespart hat, der kann sich die folgenden €6,50 für ein weiteres, genau so sinnloses Produkt auch gleich sparen – und schon kann man sich für das gesparte Geld ein kleines Festessen leisten:

Kalkkiller - mit integriertem Magnetfeld - aus verchromten Messing . Ärgern sie sich nicht länger über verkalkte Geräte, Armaturen, Waschbecken! Schrauben sie statt dessen den Kalk-Killer auf ihre Strahlregler. Sein Magnetfeld verändert den Kalk so, dass er sich nicht mehr ablagern will. Aus verchromten Messing.

Da kann noch so viel verbal „gezaubert“ und „gekillt“ werden, ein Magnet ändert an den Eigenschaften des Kalks im Wasser gar nichts. Kalk ist nicht magnetisierbar, jedenfalls nicht mit derart kleinen Feldstärken. Wasser übrigens auch nicht. Der Handel mit diesen Produkten basiert ausschließlich auf Dummheit und pseudowissenschaftlichen Aberglauben beim potenziellen Käufer, der den unverstandenen magnetischen Fernwirkungen jeden noch so absurd wirkenden Effekt erst einmal zutraut.

So einen leichtgläubigen Deppen kann man dann mit seltsamen Versprechungen zum Kaufe locken. Die Werber, die solche bewusst lügenden Produktanpreisungen machen, belegen mit diesen Versuchen, dass sie die bisherigen staatlichen und medialen Maßnahmen zur Verdummung der Bevölkerung für ein erfolgreiches Programm halten. Die Werber zeigen, dass es sich für ihr verlogenes Geschäft lohnt, wenn Menschen nach jahrelangem Schulbesuch nicht einmal mit den grundlegenden naturwissenschaftlichen Tatsachen vertraut sind. So ein allgemeines Unwissen öffnet den Markt für Produkte, die besonders leicht herzustellen sind: Wirkungslose „Wundermittel“.

Wer es mir nicht glaubt, der lese bitte einmal in aller Ruhe die recht gründliche Untersuchung aus dem Jahr 1997 durch. Es ist Schwindel, reiner Schwindel, dieses „Wasserenthärten mit Magneten“.

Werbung ist Lüge! Nur Lüge.

Beide Scans stammen aus dem aktuellen Katalog Die moderne Hausfrau.