Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Banner-Quelltext

Freitag, 13. Juli 2007

Wenn man schon Bannerwerbung macht, sollte man vielleicht jemanden fragen, der sich damit auskennt. (Achtung, wenig subtiler Anklang an einen Werbespruch!) Sonst kann das bei der Zielgruppe auch schon einmal so wie in diesem Screenshot ankommen, vor allem, wenn der Netznutzer einen etwas ungewöhnlichen Browser verwendet:

Na, Lust auf Quelltext lesen...

Oh nein. Ich werde mich jetzt nicht hinsetzen und diesen Quältext Quelltext zu verstehen suchen, nur damit ich an eine Werbung komme.

Früher hat es euch Werbern im Netz doch auch gereicht, in die zu vergällende Site eine animierte Grafik oder ein bisschen Flash reinzufummeln. Was sollen da derart komische und unbeholfen wirkende Gehversuche in Javascript? Wollt ihr auf diese Weise etwa die gern und häufig eingesetzten AdBlocker umgehen und dabei ganz nebenbei der Welt demonstrieren, dass ihr den unwilligen Menschen eure ganze Werbepest zur Not eben auch noch mit Gewalt aufdrängen werdet?

Wenn diese letzte Annahme wirklich stimmt, ist mir das ein willkommener Beleg für meine These, dass Spam und Werbung genau so wesensgleich sind, wie es auch die Spammer und die Werber sind. :mrgreen:

Energy für ihren Schwanz…

Donnerstag, 12. Juli 2007

Klar, Spammer, du belegst deine unendliche, aus Gier erwachsene Dummheit nicht nur damit, dass du spammst, sondern auch damit, dass du diesem Hang zum Denglisch folgst. Welchen Mehrwert hat denn bitte das Englische „Energy“ gegenüber dem deutschen Wort „Energie“? Hättest du wenigstens „Power“ geschrieben, das hätte ich ja noch verstehen können, aber so klingt schon dein Betreff dämlich:

Energy fur ihren Schwanz, kaufen und 85% sparen

Klar doch, „Energy-Sparen“… :mrgreen:

Aber natürlich hindert dich dummen Spammer so eine unbeholfene Sprache nicht daran, dass du dich auch noch als Dichter berufen fühlst. Na ja, ich sage es mal mit Jesus aus Nazaret: „Viele sind berufen, aber nur wenige sind auserwählt“ (Mt. 26,10) – das beschreibt auch in angemessener Weise, wie es mit deiner Berufung zum Dichten bestellt ist:

Wird er im Alter manchmal weich, nimm die Pille, dann steht er gleich!

Genug, ich möchte mich ja jetzt schon mit Grausen abwenden! Steht ja auch nur das übliche darin, so ein Gefasel von „ohne Rezept“, „Lieferung weltweit“, „diskreter Versand“.

Okay, du versuchst trotz deiner fragwürdigen Dichtkunst und trotz der Tatsache, dass du Mails mit gefälschtem Absender massenhaft versendest noch einen auf seriös zu machen, und so schreibst du auch noch „Visa verifizierter Onlineshop“. Damit hast du wenigstens neben dem Denglisch auch noch ein Deppen Leer Zeichen eingefügt – oder die Partikel „von“ vor dieser Zeile vergessen.

Aber selbst, wenn das bei jemanden einen seriösen Eindruck hinterlassen haben sollte, schaffst du es erfolgreich, diesen wieder zu zerstören. Und zwar, indem du nicht etwa einen Link auf deine Bestellseite setzt, sondern eine unverlinkte Grafik in die Mail einfügst, von der die Deppen unter den Millionen von Empfängern denn abschreiben sollen. Und um ihnen das so richtig schwer zu machen, hast du die Grafik auch noch mit einem bunten Sprenkelmuster hinterlegt, kontrastarm gemacht und die Buchstaben ein bisschen am Rand angeknabbert. Sonst filtert noch irgendein Stück Software deine tolle Botschaft an die Welt aus, bevor sie bei naiven Deppen ankommt, die wirklich glauben, dass man mit kriminellen Spammern ein gutes Geschäft machen könnte.

Käufliche Freiheit

Mittwoch, 11. Juli 2007

frei. So fühle ich mich schön.

Ist doch logisch, dass man sich schöner fühlt, wenn man frei ist – dafür bedarf es allerdings keiner weiteren Dinge. Der ganz normale Mindfuck durch Werber stumpft derart ab, dass viele Menschen so etwas kaum noch bemerken.

Die Aktien von morgen kaufen!

Montag, 9. Juli 2007

Ach du Scheiße, die Pennigaktien-Spammer haben sich schon wieder ein neues, windiges Papier für ihre kriminelle Börsenmanipulation ausgeguckt. Wie immer gilt: Die einzigen, der bei diesen vorgeblichen „Anlagetipps“ groß absahnen werden, sind die Verbrecher aus der Spam-Mafia. Diese werden genau dann verkaufen, wenn etliche Deppen unter den Spam-Empfängern die leicht manipulierbaren Papiere kaufen und damit die Kurse ansteigen lassen.

Also auf gar keinen Fall irgendetwas an der Börse kaufen, nur weil es eine millionenfach versendete Spam empfiehlt. Wenn die Kalkulation der Spammer nicht aufgeht und diese asozialen Zeitgenossen regelmäßig auf ihren Transaktionsgebühren sitzen bleiben, besteht eine gute Chance, dass diese ausgesprochen lästige Spamseuche irgendwann einmal aufhört.

Lieber Aktienfreund

Ich bin kein Aktienfreund, ich bin Bettler. Und ich bin auch kein Freund von Arschlöchern, die mir mit gefälschter Mailadresse das virtuelle Postfach zustopfen.

Dort sind die grossen Chancen verborgen.

(Dieser Satz steht wirklich direkt nach der Anrede, ohne besonderen Kontext. Ich habe hier nichts gekürzt. Die schreiben so, und die wollen wirklich ernst genommen werden.)

Und im Schlaraffenland fliegen den Menschen Hähnchen und Bratwürste in den Mund, einfach nur so.

Von der OEffentlichkeit unbeachtet, ist IHP Phoenix Biocylce AG (WKN: A0ML2L / ISIN: CH0029543631) im Bereich von Lizenzen und Betrieb fuer den osteuropaeischen Markt der Muellentsorgung taetig.

Im Moment wird mit diesem Namen vor allem Müll-Mail versendet, die leider von der Öffentlichkeit sehr wohl beachtet wird, weil die Beachtung von Spammern erzwungen wird. Und beim Versuch, kompetent zu wirken, gehen den Absendern im weiteren Text so die Begrifflichkeiten durcheinander, dass die Glöcklein am Narrenkostüm nur so scheppern.

Biomasse, Biodiesel, Ethanol- jetzt kommt das biologische Recycling von Muell.

Für einen Müllentsorger doch ein ganz hübsches Geschäftsfeld. Sortieren wir einmal diese wirre Zusammenstellung von Begriffen

Also Biomasse ist – wie der Name schon sagt – eben biologisch produzierte Masse, vom Holz des Baumes bis zum Kot aus meinem Darm. Biodiesel ist schon einmal etwas ganz anders, es handelt sich um Öl aus geeigneten Pflanzen, im Moment vor allem Raps. Mit Müll hat das etwa so viel zu tun, wie Getreide oder Sonnenblumen etwas mit Müll zu tun haben. Ethanol hingegen entsteht bei einem Gärungsprozess.

Und jetzt soll also – wohl gemerkt: in diesem etwas schrägen Zusammenhang – das „biologische“ Recycling von Müll „kommen“. Dass man Energie mit Müllverbrennung gewinnt, das könnte ich ja noch verstehen, so unfein das auch klingt. Aber wie soll eine „biologische“ Umwandlung von Statten gehen. Haben die etwa eine Bakterienart gezüchtet, die Platinen, Bildröhren, Schrott und Plastikteile frisst und dafür Erdöl abkotet?

In diesem Markt gibt es viel zu verdienen. Die Aktie ist trotz des neuesten Kursanstiegs gewinnbringend bewertet.

Klar doch, in so einem Markt gäbe es etwas zu verdienen, wenn es einen solchen Markt denn gäbe. Den Markt für Biodiesel und Ethanol gibt es, aber das hat nichts mit Müll zu tun. Das scheinen diese ganz besonders wirtschaftskundigen Spammer allerdings nicht so genau zu wissen, deshalb würgen sie wirren Wortsalat hervor.

Fazit : Sie bekommen Aktien, fuer die sich die Analysten der grossen Anleger und der grossen Boersenblaetter noch nicht interessieren. Die sie einfach uebersehen. Ganz einfach deshalb weil sie noch keine Zeit fuer diese „kleinen“ Aktien haben. Bei diesen Aktien haben Sie die Sicherheit aus zukunftsorientierter Quelle

Fazit: Wenn sie doof genug sind, kaufen sie Aktien auf den Tipp von Menschen hin, die mit ihrem ganzen Text zeigen, dass sie nicht verstehen, worüber sie schreiben. Menschen, die sich einfach nicht mit der ganzen Sache beschäftigen. Ganz einfach, weil sie gar keine Zeit für die Beschäftigung mit der Wirklichkeit haben. Die interessieren sich nur dafür, dass genügend Deppen von unreifen Texten verblendet werden und Aktien kaufen, weil sie glauben, dass man mit einer millionenfach versendeten Spam einen vernünftigen Anlagetipp bekommt. Aus dieser trüben Quelle hoffen die Gangster mit Sicherheit große Gewinne abschöpfen zu können.

ISIN: CH0029543631
WKN: A0ML2L
Boerse: Frankfurt

Wer dieses Papier jetzt kauft, macht Kriminelle reicher und sorgt dafür, dass alle Menschen im Internet weiterhin unter dieser Form der Spam leiden werden.

Diese Anlageempfehlung wurde vom Versender auf der Grundlage oeffentlich zugaenglichen Informationen erstellt. Die Mitteilungen dienen lediglich der Information und sind keinesfalls als Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers zu verstehen. Der Versender hat keine Aktien des empfohlenen Unternehmens. Der Versender erhaelt eine marktuebliche Provision.

Diese Anlageempfehlung wurde vom Versender auf der Grundlage seiner öffentlich gemachten Phantasie erstellt. Obwohl es eine Anlageempfehlung sein soll, soll es andererseits keineswegs eine Aufforderung zur Anlage sein, damit auch der dümmste Leser noch bemerkt, dass sich die Schreiber in nur einem Satz selbst widersprechen können. Der Versender hat selbst keine Aktien des empfohlenen aber doch nicht empfohlenen Unternehmens, sondern erhält eine marktübliche Provision für den massenhaften Versand der Spam von den Aktieninhabern aus der Börsenmanipulations-Mafia.

Viel Erfolg,
Dr. Della SCHERER
Gesellschaft fuer Markt- und Chartsanalyse

Obwohl der Versender zu nichts auffordert, wünscht er dabei noch viel Erfolg… 😀

Und immerhin, inzwischen hat den Spammern mal ein Deutschkundiger gesagt, dass die alte Selbstbezeichnung „Gesellschaft f. Aktien-Analyse“ noch schlechter als die Fantasiefirmen aus kaufmännischen Schulbüchern und geradezu lächerlich klingt. Deshalb macht diese feine Gesellschaft jetzt auch „Markt- und Chartsanalyse“ – und verrät in solcher Firmierung durch das falsche Fugen-“s“ in „Chartsanalyse“ auch gleich, dass sie bei aller deutschen Sprache der Spams nicht wirklich aus dem deutschen Sprachraum kommt. Aber das hätte man ja schon bei den in 7bit-ASCII umschriebenen Umlauten ahnen können, mit denen die Spammer frühere Fehler mit durchschimmernden kyrillischen Zeichen oder völlig zerschossenen Codierungen vermeiden wollten.

Wer auf eine derartig dürftige, von Widersprüchen und Unsinn übervolle, geradezu unverschämt dumme Mitteilung hin irgendetwas kauft, der ist nicht mehr zu retten.

Google Update

Sonntag, 8. Juli 2007

Und mal wieder ein Spamblogger, und diesmal ein besonders dreister. Unter dem Banner Google Update werden die Postings anderer Blogger vampiristisch zweitverwertet, indem sie mit überreichlich dargebotener Werbung – keckerweise auch noch mit Google-Ads – vergällt werden. Damit solche Gier im Netz auch gefunden werde und ein hohes Ranking bei den Suchmaschinen erhält, wird bei jeder derartigen Werbevergällung auch noch ein zusätzlicher Spam-Trackback auf den Ursprungspost gesetzt. Und die fröhliche Keckheit solchen Treibens nimmt gar kein Ende, wird doch zu allem Überfluss und Verdruss auch noch mein Text über Blog-Spam auf diese Weise in Geld verwandelt. Da mildert auch die Quellenangabe auf den Ursprungstext die geierhafte Gier nicht mehr ab.

Hier ein kleiner Beweis-Screenshot, falls die Rechtsabteilung von Google diesem Treiben hoffentlich bald ein Ende setzt (zum Vergrößern klicken):

Angeblicher Dienst Google-Update - in Wirklichkeit ein Splogger

So sieht „social web“ in den Händen von „antisocial jerks“ aus.

Wichtige Anmerkung: Ich habe das jetzt nicht überprüft, aber es ist so gut wie sicher, dass Google mit diesem Treiben nichts zu tun hat. Die Marke „Google“ wird hier gezielt von Spam-Bloggern missbraucht; dabei wird sowohl in Kauf genommen, dass die Marke eines Unternehmens in den Schmutz gezogen wird, als auch, dass aus menschlichen Mitteilungen reine Vehikel werden, um Werbung an den Mann zu bringen. Beides ist verachtenswert.

Kollateralschaden

Donnerstag, 5. Juli 2007

Ein häufiger und wichtiger Kollateralschaden der Spamseuche ist es, dass immer wieder Mails in den Filtern hängen bleiben, die gar keine Spams sind. Häufig wird nicht einmal bemerkt, dass eine Mail stumm verschwunden ist. Manchmal wird es aber eben doch bemerkt und sogar unfreiwillig dokumentiert, wie etwa heute beim Blogprojekt „Ziele des Bloggens“.

Kommentar von Jan:

Ich hatte meinen Beitrag per Mail eingereicht, trotzdem taucht er hier nicht auf – warum das? […]

Antwort von Yannick:

[…] Wie bei Conny tut es mir auch bei dir Leid, das du unter den Tisch gefallen bist! Doch ich habe von euch zwei keine Mail bekommen, ich kann mir höchstens vorstellen, das es bei web.de im Spam gelandet ist.

Wieviel Kommunikation zwischen Menschen wohl inzwischen nicht mehr stattfindet, weil Mails irrtümlich als Spam erkannt werden? Und das alles nur, weil ein paar asoziale Widerlinge im gesamten Internet nichts weiter als eine Maschinerie sehen, über die sie ihre dumme, einseitige und illegale Kommunikation befördern können – scheißegal, was das für Folgen hat.

Wenn ich doch nur einmal einen Spammer in die Finger bekäme! 👿

Der Plural von Ball…

Mittwoch, 4. Juli 2007

…ist – um mit der Verpackung und Werbung für „Grandiso-Pudding“ zu sprechen und zu schreiben – nicht mehr Bälle, sondern Balls:

Aus einer Plus-Werbung: Grandiso Pudding mit Keksballs

An das dick aufgetragene Denglisch in jeder Werbung ist man ja mittlerweile durch ständige Abstumpfung gewöhnt worden. Die wirr werbende Wortbildung „Keksballs“ zeugt allerdings von einer besonderen Kompetenz des kreativen Hirnwäschers an Koksbahn und Photoshop.

Das heutige deutsche Wort „Keks“ kommt ja noch aus einer Zeit, in der sinnvolle Anpassungen englischer Begriffe an die phonetischen Prinzipien der deutschen Rechtschreibung vorgenommen wurden, es stammt eigentlich vom englischen Wort „Cakes“ her. Wenn jetzt die keksig-knackigen Knusperkugeln zu „Keksballs“ werden, wobei der Werber gewiss möchte, dass das „a“ in „Balls“ zu einem offenen „o“ wird, denn ist der so entstandene Sprachbrei wirklich ungenießbar. Vor allem, wenn man sich vergegenwärtigt, dass „balls“ im Englischen auch die umgangsprachliche Bezeichnung für die Hoden des Mannes ist – so etwas möchte doch niemand auslöffeln, oder? 😀

Aber immerhin, auf den obligatorischen Deppenapostrof vor dem Plural-“s“ wurde dieses Mal noch verzichtet.

Quelle des Scans: Aktuelle Postwurfsendung von Plus in Hannover, gültig ab dem 9. Juli