Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Traditionell angewendet…

Samstag, 18. April 2009

Manchmal sehen sich Werber vor die leidige Aufgabe gestellt, etwas als wirksam und nützlich anpreisen zu müssen, das objektiv gar nicht als wirksam und nützlich angepriesen werden kann oder darf. Hier findet dann allerlei Blendzauber mit Sprache statt, der sich zum Beispiel auf einer Verpackung so lesen kann:

Heilerde 1 - fein - Pulver zum Einnehmen - Traditionell angewendet als mild wirkende Arzneimittel bei Sodbrennen, säurebedingten Magenbeschwerden, Durchfall

Wenn man dies aus der Blendsprache der Werber in die klare Sprache zurückübersetzt, klingt es etwa so:

Traditionell angewendet – An Stelle einer zugesicherten Wirksamkeit tritt der Verweis auf eine uralte Überlieferung (die im Falle der Heilerde wirklich uralt ist). Der Anwender des Mittels soll glauben, dass diese Überlieferung aus einer Zeit mit weniger Verständnis für die Abläufe im kranken Körper Grund genug ist, eine Wirksamkeit des Mittels zu erwarten. Bleibt nur zu hoffen, dass der Anwender dieses Mittels nicht auch noch zu einem Exorzisten geht – das hat bei vielen Krankheiten ebenfalls eine uralte und in verschiedenen, voneinander unabhängigen Kulturen nachweisbare Tradition.

Mild wirkend – In vielen Fällen nicht wirksamer als ein Placebo, also seid bloß gläubig! Und glaubt daran, dass es natürlich ist, und natürlich kombiniert diesen Glauben mit dem zusätzlichen, durch die New-Age-Ideologie verfestigten Glauben, dass „natürlich“ gleich bedeutend mit „gut“ und „harmlos“ ist; im Gegensatz zu „chemisch“, was gleich bedeutend mit „schlecht“ und „giftig“ ist. Wenn nur fest genug geglaubt wird, denn wird sich die Wirkung ganz sicher noch verbessern.

Arzneimittel – Wenn man es als solches anwendet, kann man es ja auch als solches bezeichnen. Sogar bei homöopathischen Zubereitungen wird von „Arzneimitteln“ gesprochen, obwohl immer noch jeder Nachweis einer Wirksamkeit durch eine saubere Doppelblindstudie aussteht. Ein Nahrungsmittel ist es jedenfalls nicht.

Heilerde fein – Fein gemahlener, steinloser Ton.

Mit diesem ganzen Sprachblendzauber kann man es dann verkaufen.

Und ja: Ich weiß, dass fein gemahlene Tonerde eine chemisch aktive Oberfläche hat und deshalb durchaus über die Fähigkeit verfügt, Magensäure und andere chemische Substanzen an diese Oberfläche zu binden und auf diese Weise zu neutralisieren. Das kann so weit gehen, dass auf diese Weise sogar Wirkstoffe oral eingenommener Medikamente gebunden werden, wer also Tabletten nehmen muss, sollte vor der Anwendung seinen Arzt fragen. Allerdings wird bei Sodbrennen auch das ungleich billiger zu erwerbene Haushalts-Natron eine schnelle Hilfe sein, und zwar ebenfalls auf chemischem Wege. Mein Thema hier ist der Blendsprech der Werber beim Entwurf dieser Verpackung, nicht eine Kritik an der so genannten „Alternativmedizin“ – diese würde sich auch nicht so schnell „abfertigen“ lassen.

News

Freitag, 17. April 2009

Das müssen ja tolle Nachrichten sein, die da über einen recht kryptisch anmutenden Account eines polnischen Freemail-Providers versendet werden. Mal einen Blick reinwerfen:

View ONLINE version here: http://uvyfi.com/resp/wqzmhjeixuvd

Warum sollte ich das denn tun? Ich finde es scheiße genug, dass sich so ein Schrott in der Mail befindet.

Und wie toll doch die URL dieser Website aussieht, die man sich da anschauen soll. Aber es kommt noch toller, denn dies ist eine HTML-formatierte Spam, und die sehr unschöne Internetadresse ist mit einem Link auf eine völlig anders lautende Internet-Adresse verlinkt, die ebenfalls nicht so hübsch ist. Sie lautet…

wqzmh.xutusemon.cn/eixuvdxhkbr.aspx?yllfzkjzrbnr=jqxmweetuteu

…und wer so blöd ist, darauf zu klicken, hat damit den Spammern erstmal über eine eindeutige ID gezeigt, dass die mit Spam zugeschissene Mailadresse gültig ist. Das wird ganz sicher Folgen haben, so zwischen 50 und 100 Schrottmitteilungen am Tag. Dass sich hinter der Adresse ein dummes Opfer verbirgt, wissen die Spammer allein schon deshalb, weil hier jemand in einer Spam rumgeklickt hat, statt sie einfach zu löschen.

April 16, 2009
News for the retail pharmacy industry

Na, immerhin stimmt das Datum… :mrgreen:

Click here vehjoymor iybjwij

Das müssen ja tolle „News“ sein, die da so gkkemflkjqq erqwkgkveeq kommen. Und darauf soll ich klicken?

Der Link, zu dem das geht, ist oben ja schon zitiert.

This Jxjduama was created for exxxxxxr@googlemail.com

[Aus nahe liegenden Gründen habe ich meine Mailadresse unkenntlich gemacht. Ich kriege schon genug von diesem Schrott und will nicht noch mehr.]

Und diese Lkwefqwgxr geht an den #$$%$#-Spammer zurück. :mrgreen:

Update account information | Change e-mail address | Unsubscribe | Privacy policy
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Zum Abschied des schmerzhaften Kürzsttextes noch mal fünf Gelegenheiten, den kriminellen Spammern zu bestätigen, dass die zugespammte Mailadresse gültig ist. Jedes Mal mit einer hübschen ID dran, aber gleich bei drei verschiedenen Servern, die alle drei unter Kontrolle der Verbrecher sind. Wer auf „Unsubscribe“ geklickt hat, der hat demnächst jede Menge Lesestoff, wenn auch reichlich eintönigen.

Aber auch, wer nicht geklickt hat, wird an seine Spams kommen. Denn in der HTML-formatierten Schrottmail ist auch eine unsichtbare GIF-Grafik eingebettet, die über das Internet nachgeladen wird und dabei ebenfalls eine ID an die Spammer übermittelt, mit welcher die Gültigkeit der verwendeten Mailadresse bestätigt wird. Wer also HTML-Mails darstellen lässt und seine Mailsoftware so konfiguriert hat, dass solche Grafiken nachgeladen werden (das ist bei vielen Programmen die Standardeinstellung), der hat ebenfalls verloren.

Bei so viel Trickserei ist es doch erstaunlich, dass die Spammer offenbar das Konzept der Cascading Style Sheets nicht so ganz richtig verstanden haben – oder vielleicht auch ihr eigenes Spamskript nicht – und deshalb immer wieder Zeilen wie die folgende in den Quelltext eingefügt haben:

<style>Wuvaynj bixqdejkto Eyvysaidq erjgj</style>

Warum sollten die kriminellen Drecksspammer sich auch Mühe geben. Da hat das verwendete Spamskript eine Möglichkeit zum Angeben eines Nachrichtenbestandteiles gehabt, und die haben sich nicht einmal angeschaut, was das zu bedeuten hat und einfach ihren blähenden Zeichensalat da eingefügt. Da zeigt sich eine ganz große Kompetenz in der Technik, mit der man die Menschen betrügen will oder ihre Rechner mit Schadsoftware fluten will… :mrgreen:

Schön allerdings, dass für diesen Text mit der schöpferischen Tiefe eines auf der Tastatur herumhackenden Schimpansenbabys zum Abschluss auch noch ein Copyright geltend gemacht wird. 😆

Noch ein kleiner Hinweis jenseits dieser speziellen Spam. Mein erläuternder Kommentar zu einem etwas älteren Post ist es wert, nicht im Rauschen der Kommentare zu alten Posts unterzugehen

Suchen Sie nach dem fuehrendem Hot Spot unter allen Spielgesellschaften?

Donnerstag, 16. April 2009

Nein, eigentlich nicht. Und was soll so ein „Hot Spot“ eigentlich sein? Ein Pickel, der kurz vorm Explodieren steht? Oder vielleicht ein kleiner Ort, an dem das Geld ganz schnell verbrennt?

Suchen Sie nach dem fuehrendem Hot Spot unter allen Spielgesellschaften ?

Nein, eigentlich immer noch nicht, auch wenn du die bescheuerte Frage aus dem Betreff noch so oft wiederholst.

Aber ich kann dir eine Antwort geben. So ein „ü“ bekommt man in eine HTML-codierte Mail rein, indem man &uuml; schreibt. Das lernst du aber ganz bestimmt noch, wenn du Idiot von neuem Texter deine zwanzigste Spamwelle über deutsche Mailkonten losgetreten hast.

Suchen Sie nicht weiter – Fiesta Club Casino.

Wie, diesmal ganz ohne Bonus. Einfach nur mit dem Suchen aufhören. Dabei wird man ganz schnell wieder mit dem Suchen anfangen, so oft, wie ihr im Internet umzieht. Schon scheiße, wenn man sein gegen Bargeld eingetauschtes virtuelles Spielgeld gar nicht mehr verzocken kann.

Wir sind hier, zum Spielen & zum Party machen.

Klar, ihr macht bestimmt Party mit dem ganzen Geld, dass ihr euren Opfern mit dieser unverändert primitiven Masche abknöpft. Nur spielen, das kann man bei euch immer noch nicht.

http://www.blueflowerscasino.com/de/

Aha, jetzt gibt es schon „trübsinnige Blumen“ in eurem Casino. Wie passend. :mrgreen:

Kbwiaqarui gjevcamec lohuhilv. Mpanyquohu mnobav caxeh lyzojyq hlotego 😉 Bldgoqble.

Hegawzi rhxyeqskg. Gveblou lce yzuygmso bu. Gzweazig amuquy hciemcajw caeuyx zshhywe 😉

Ein guter Kandidat für die intelligenteste Formulierung in deiner Drecksmail. :mrgreen:

VIAGRA @ Official Site

Mittwoch, 15. April 2009

So nennt sich der Absender dieser tollen Mail mit Namen. Damit ich auch wirklich glaube, dass er von einer ganz „offiziellen Site“ für blaue Pimmelsteifer kommt, hat er auch eine Mailadresse zu diesem Absender angegeben, und zwar die meinige. Ich betreibe also eine voll offizielle Viagra-Website… das wirkt echt irre überzeugend, du Depp!

Betreff: RE: Dear xxxxxxx (at) tamagothi.de Pharmacy Message 5767579

[Aus nahe liegenden Gründen habe ich meine Mailadresse unkenntlich gemacht, ich bin mit Spam gut bedient und will nicht noch mehr von dieser Scheiße]

Die ganz besondere Netz-Eloquenz dieses Denkverweigerers geht noch weiter. Er tut im Betreff so, als handele es sich um eine Antwort, aber was da als Betreff steht, hätte dann ja der von mir gesetzte Betreff sein müssen. Einmal ganz davon abgesehen, dass ich niemals so amputiert wäre, eine Grußformel in einen Betreff zu schreiben, ich würde auch niemals irgendein Gegenüber mit meiner Mailadresse statt seinem Namen ansprechen.

Die eigentliche „Botschaft“ dieser tollen Mitteilung ist aber erfreulich kurz gehalten:

Click Here!

Übrigens ist „Hier klicken!“ so ziemlich der dümmste Text, den man verlinken kann. Aber an die Dummheit habe ich mich bei diesem Absender inzwischen gewöhnt. Und um die Dummheit noch ein bisschen zu erhöhen, gibt sich die offizielle Viagra-Site jetzt auch noch als Microsoft aus:

About this mailing:
You are receiving this e-mail because you subscribed to MSN Featured Offers. Microsoft respects your privacy. If you do not wish to receive this MSN Featured Offers e-mail, please click the „Unsubscribe“ link below. This will not unsubscribe you from e-mail communications from third-party advertisers that may appear in MSN Feature Offers. This shall not constitute an offer by MSN. MSN shall not be responsible or liable for the advertisers‘ content nor any of the goods or service advertised. Prices and item availability subject to change without notice.

©2009 Microsoft | Unsubscribe | More Newsletters | Privacy

Microsoft Corporation, One Microsoft Way, Redmond, WA 98052

Klar, Microsoft verwendet immer die Mailadressen der angeschriebenen Leute als Absender. :mrgreen:

Die angeblichen Microsoft-Links gehen übrigens auf die gleiche amöbenhafte Website einer angeblichen „Apotheke“, die aber eine bemerkenswert eingeschränkte Auswahl an Medikamenten anzubieten hat: Nur Pimmelpillen und beliebte Psychopharmaka. Und weil der spammende Idiot diesen Text so toll findet, hat er ihn noch einmal als einfache Textdatei an die Mail angehängt.

Ach so: Dass man von solchen Betrügern nichts für sein Geld geliefert kriegt, bedarf eigentlich keiner weiteren Erwähnung. Aber das hat auch sein Gutes, denn so bleibt man wenigstens noch ein bisschen am Leben.

Weg mit den Polkappen!

Mittwoch, 15. April 2009

Zu den Schäden, die durch die tägliche Flut der kriminellen Spam entstehen, das folgende Zitat aus dem ARD-Videotext (Seite 511, Stand 14. April 2009, 23.54 Uhr):

Spam-Mails sind Klima-schädlich - Unerwünsche Werbe-E-Mails verbrauchen einer Studie zufolge pro Jahr so viel Strom wie 2,4 Millionen Haushalte. Das geht aus einer Untersuchung des auf Klimawandel spezialsierten Beratungsunternehhmens ICF International hervor.

Sicher, diese kurze Meldung macht die Monströsität des Spamproblemes einmal ein bisschen deutlich. Und dabei geht es in dieser Analyse nur um die Spam, die per E-Mail versendet wird, die ganzen anderen Kanäle der Spammer bleiben unberücksichtigt. Aber eine andere Zahl würde mich in diesem Zusammenhang auch einmal interessieren: Wie groß ist wohl der CO2-Ausstöß, der von der ebenso monströsen, aber leider völlig legalen Werbeflut jeden Tag verursacht wird? Und wie viel Energie wird bei der Produktion, beim Transport und beim anschließenden Vermüllen der ganzen unerwünschten Werbeflut weltweit jeden Tag verpulvert?

Der Unterschied zwischen Spam und Werbung ist eben vor allem ein juristischer – die Absicht und die Wirkung beider „Kommunikationsformen“ sind hingegen verblüffend ähnlich.

Ungeklärt ist allerdings die Frage, ob es sich bei dem „ersten geklonten Kamel“ aus der Folgemeldung um einen Spammer oder einen Werber handelt… :mrgreen:

Ein völlig neuer Fetischismus

Dienstag, 14. April 2009

Die Werber im Auftrag von Knorr haben in ihrem Drang nach täglich ansteigender Vergewaltigung der Sprache eine völlig neuartige und bislang noch nirgends beschriebene Form des Fetischismus entdeckt und liefern auch gleich das passende Produkt hierzu, …

Knorr Suppenliebe - versch. Sorten

…die so genannte „Suppenliebe“.

Quelle des Scans: Postwurfmüll der Billigkette „Plus

Hi Cute!

Samstag, 11. April 2009

Ach, wie schön bei MySpace jetzt der deutsche claim „Meine Freunde“ über der Seite steht, und wie schön man dort auch neue „Freunde“ finden kann, wenn man mal in seinen Nachrichteneingang schaut:

MySpace-Spamnachricht...

Da fühle ich mich doch gleich wie unter „meinen Freunden“. Zwar hat dieses unbekannte Wesen nichts in meinem (sehr schlicht gestalteten) Profil gelesen, das es doch so sehr schätzt, zwar ist dieses unbekannte Wesen weder imstande, mit mir in Deutsch zu kommunizieren noch dazu imstande, ein eingermaßen genießbares Englisch von sich zu geben, aber an MySpace vorbeigehende Kontakte zur Anbahnung diverser kleiner „Geschäftchen“ mit der Einsamkeit und sexuellen Unterforderung vieler Menschen können ja trotzdem eingeleitet werden. Dazu sind in den Augen der Spammer eben die „social networks“ da, und nur dazu.

Die Spam ist schon bei MySpace verpetzt…