Schön mit Punkt am Ende des Betreffs. Das macht alles einfacher. Zumindest in meinem Posteingang ist das nur Spam. Ich kenne keine Menschen, die einen Punkt hinter den Betreff setzen. Bei anderen Leuten mag das anders sein.
Und, woher hat dieses angebliche „Edeka“ meine Mailadresse? Was ist das überhaupt für ein Edeka?
Von: Edeka-gift-card <Edeka-gift-card@vorsicht-bissig.de>
Aha, es ist das bissige Edeka. 😂️
Deshalb schreibt es wohl auch keinen Text, den auch blinde und schwer körperbehinderte Menschen problemlos lesen könnten, sondern packt seine gesamte Mitteilung in eine ziemlich lächerlich anmutende Grafik. Das Gesamtergebnis sieht dann schon ziemlich unterzeugend aus:
Falls Sie also als Gutscheinempfänger ausgewählt wurden, hier nachsehen
So so, ein möglicher Gutschein, für den ich vielleicht ausgewählt wurde, und zwar im besten Quatschdeutsch. Einschließlich „hundert Prozent kostenlos“, was ja immerhin besser als neunzig Prozent kostenlos ist. 😁️
Auf das für gewerbliche E-Mail in hundert Prozent der Fälle vorgeschriebene Mailimpressum hat der völlig anonym bleibende Absender allerdings verzichtet.
Dass im Moment so viele Texte der Trickbetrüger aussehen, als würden sie mit einem neuronalen Netzwerk generiert, liegt vermutlich daran, dass sie so generiert werden. Denn wenn sich Spammer Mühe geben würden, brauchten sie ja nicht zu spammen, sondern könnten gleich arbeiten gehen. 🛠️
Wenn man da jetzt sofort, einfach und unverbindlich reinklickt, geht es natürlich nicht auf die Website von Edeka, sondern erstmal in die Cloud von Amazon. Wer einen sicher konfigurierten Browser hat und nicht jeder dahergelaufenen Website das Ausführen von Javascriptcode irgendwelcher anonym bleibender Dritter im Webbrowser gestattet, ist dort auch schon am Ende der Reise angekommen und sieht nur eine leere, weiße Seite:
$ lynx -source https://iuhhgtebehhhjikkgdrff.s3.ap-northeast-3.amazonaws.com/Edeka.html <!DOCTYPE HTML> <html lang="en-US"> <script>document.location.href = 'https://directfwd-2.com/?a=7783&oc=18379&c=49903&m=3&s1=&s2=35&s3=others_eby_fresh'+window.location.href.split('#')[1];</script> </html> $ surbl directfwd-2.com directfwd-2.com LISTED: ABUSE $ _
Im Standardfall geht es allerdings weiter zu einer Website, die wegen Spam und Spam und Spam bereits auf allen Blacklists der Welt steht. Wer freilich glaubt, dass man dort schon am Ziel sei, hat sich noch genauer eine Spam angeschaut. Spammer setzen niemals direkte Links, so wie das jeder denkende und fühlende Mensch allein deshalb tut, weil es nun einmal das einfachste, direkteste und problemloseste ist. Deshalb gibt es noch ein paar Weiterleitungen mehr…
$ location-cascade "https://directfwd-2.com/?a=7783&oc=18379&c=49903&m=3&s1=&s2=35&s3=others_eby_fresh" 1 https://jooon-track.com/?a=7783&oc=18379&c=49903&m=3&s1=&s2=35&s3=others_eby_fresh&ckmguid=1c311f1f-921b-4f4b-afc9-a4661c78aead 2 https://trk2.de/5fe72c3rs?matoki.campaign=$1&matoki.data.affiliate=7783&matoki.data.click_i_d=351957884 3 https://edeka.gewinnspiel.gratis?matoki.campaign=382&matoki.data.affiliate=7783&matoki.data.click_i_d=351957884 $ surbl gewinnspiel.gratis gewinnspiel.gratis okay $ surbl edeka.gewinnspiel.gratis edeka.gewinnspiel.gratis okay $ _
…bis man schließlich in einer Domain mit „Gewinnspiel“ und „Gratis“ landet, die bislang leider noch nicht auf den Blacklists steht. Deshalb setzen die Spammer die Links auch indirekt: Damit das lange so bleibt. Nicht, dass am Ende irgendein Schlangenöl im Webbrowser die möglicherweise an irgendwelche Gutscheine glaubenden Opfer davon abhält, sich einmal vor Betrügern blitzeblanke datennackig zu machen und genug Daten für einen betrügerischen Identitäsmissbrauch anzugeben. Auf einer „tollen“ Website, die auch aussieht, und zwar so:
Das ist aber nett, dass mich ein Spammer in der Fußzeile seiner mit klar illegaler Spam beworbenen Spamwebsite darauf hinweist, dass er die DSGVO einhält! Der hat echt einen Clown gefrühstückt heute! 😂️

Ich glaube übrigens nicht daran, dass wirklich eines der Opfer bei diesem ziemlich intransparenten Gewinnspiel aus der Spamhölle einen Gutschein bekommt. Dafür werden sie alle die Folgen des Datenhandels…
Ja, ich bin damit einverstanden, dass die genannten Sponsoren mich postalisch, telefonisch, per E-Mail oder SMS aus ihrem jeweiligen Geschäftsbereich informieren, und dass meine bei der Registrierung genannten Daten zu diesem Zweck an die Sponsoren weitergegeben werden.
…im Posteingang, im Briefkasten und auf dem Telefon zu spüren bekommen. Von einer vergleichsweise riesigen, aber dafür in recht kleinen Buchstaben gesetzten Liste so genannter „Sponsoren“, die man sich leider nur in einem Javascript-Layer anschauen und ansonsten weder archivieren noch verlinken kann:
Ich habe die Liste mal runtergescrollt und nachgezählt¹. Allein die so genannten „Sponsoren“, die sich hier die Erlaubnis abholen, einen mit Reklamemail zu belästigen, sind 37 Klitschen, bei denen teilweise schon die Firmierungen fragwürdig, halbseiden und sehr spammig aussehen. Was für Klitschen sich vergleichbare Reklamerechte für Klingelingeling das Telefon, Überquell den Briefkasten und Piepediepiep die SMS einräumen lassen wollen, habe ich mir nicht mehr angeschaut. Ich hatte längst genug gesehen. 😲️
Und das ist nur der Mindestschaden durch Datenhandel, der vom Betreiber einer spambeworbenen Website noch vor der Teilnahme eines Spamempfängers halbwegs offen eingeräumt wird. „Halbwegs offen“ meint hier: Wenn man sich dafür interessiert, durch Klick auf einen Javascript-Link, ohne dass man die angezeigte Liste auch nur speichern oder durch einen Screenshot sichern könnte.
Und das für die Teilnahme an einem völlig intransparenten und vermutlich sehr chancenarmen Gewinnspiel, das schon beim Hinschauen den Verdacht erweckt, ein Schwindel zu sein.
Wer jetzt immer noch nicht versteht, warum ich davon ganz dringend abrate; wer glaubt, ich sei doch nur so ein Blogger, der in den Weiten des Webs allerhand schrille Dinge erzählen könne und einfach anderen Leuten den tollen Gutschein nicht gönnt; der unterhalte sich bitte vor seiner Teilnahme an diesem Schwindel mit einem erwachsenen Menschen normaler Lebenserfahrung! Oder mit einem Polizeibeamten… einfach mal den Polizisten oder die Polizistin „Soll ich bei einem Gewinnspiel mitmachen, das mir mit illegaler Spam angeboten wurde?“ fragen! Aber nur, wenn man sich die Antwort nicht schon vorher denken kann…
Aber auf gar keinen Fall auf so etwas reinfallen!
Und das gilt für alle derartigen Gewinnspiele. Übrigens, wo ich gerade durch die spammigen Biotope wate: Der Webserver in der Domain zrabike (punkt) info, der massenhaft für das Bildhosting in Spams aller Art (unter anderem für Gewinnspielspam in beinahe allen europäischen Sprachen und unter klarem Missbrauch diverser Firmierungen) benutzt wurde, wie ich am 10. Dezember vorigen Jahres mal kurz dokumentiert habe, ist seit gestern mittag offline. Wirklich schade, denn ich vermisse das tägliche Stück Unterhaltung. Ich gehe davon aus, dass die Rechnung beim norwegischen Hoster nicht bezahlt wurde und dass deswegen der Stecker gezogen wurde, vielleicht hat aber auch mal die Polizei vorbeigeschaut. Mal schauen, ob dieser Server mit gleicher Domain bei einem anderen Hoster wiederkommt. Natürlich unter Angabe falscher Daten gemietet, die zum Beispiel vom Opfer eines solchen Gewinnspiels abgegriffen wurden, bei dem dann irgendwann die Kriminalpolizei vor der Tür steht. Die Domain ist immer noch nicht auf den Blacklists. Das dauert manchmal ganz schön lange. Wenn der Server wiederkommt, bin ich mal gespannt, ob die Spammer inzwischen gelernt haben, wie man einen Webserver konfiguriert… es ist doch gar nicht so schwierig! 😉️
¹Weil ich keinen Spammer traue, habe ich dafür und für meinen Screenshot einen Webbrowser in einer virtuellen Maschine benutzt. Wer nicht weiß, wie man sich vor kriminellen Übergriffen auf den eigenen Rechner schützen kann, sollte gar nicht erst darüber nachdenken, in eine Spam zu klicken. Es ist gefährlich. Das bisschen befriedigte Neugierde ist den möglichen Ärger nicht wert.
![Text aus der Grafik: Hallo, -- am Januar 2024 haben wir sie darüber informiert, das wir ihnen einen möglichen EDEKA-Einkaufsgutschein im Wert von 500 € zusenden könnten. -- Bisher haben Sie den möglichen Gutschein nicht angefordert. Besteht Ihrerseits kein Interesse mehr? -- Ihre Vorteile: in allen Filialen einlösbar; sofort, einfach und unverbindlich; 100% kostenlos -- Falls Sie also als Gutscheinempfänger ausgewählt wurden, hier nachsehen -- Mit freundlichen Grüßen, Ihr Gewinner Team -- [Zur Anmeldung]](https://spam.tamagothi.de/wp-content/uploads/2024/01/bissiges-edeka-450.jpg)


Aha, der Absender kennt mich nicht, er weiß nicht, ob er mich duzen oder siezen soll (das ist aber auch eine komplizierte Sache in meiner wunderhübschen Muttersprache, vor allem für Computerübersetzungen), er hat nicht einmal meinen Namen rausgekriegt und muss mich deshalb als „Liebe Mailadresse“ ansprechen, aber er will mir grundlos 1,5 Megaøre in die Hand drücken. Vermutlich, weil ich so eine nette Mailadresse habe. Wenn man das glaubwürdig findet, muss man schon mehr als nur ein bisschen naiv sein. Aber die Tatsache, das derartige Spam seit Jahrzehnten läuft, zeigt, dass immer noch Menschen darauf reinfallen. Denn sonst würden die Betrüger in ihren Spams ja andere Stories zur Einleitung eines Vorschussbetruges erzählen. Stories, auf die mehr Leute reinfallen. Sie leben ja davon, dass jemand darauf reinfällt. 😐️
Man braucht keinen Anwalt, um ein Testament zu schreiben. Nirgends auf dieser Welt. Einfach ein Blatt Papier nehmen, handschriftlich draufschreiben, was man verfügt, klarmachen, dass es ein Testment ist, den Namen druntersetzen und… nur für den Fall, dass man doch nicht so schnell stirbt und die Entscheidungen mal revidieren möchte, so dass auch mehrere Exemplare existieren könnten… am besten noch das Datum. Das war es. Die Worte „Mein Testament. Alles an Obdachlose verteilen, Verwandte kriegen nix.“ mit Datum und Unterschrift sind hinreichend und rechtssicher. Wenn man gierige und skupellose Verwandte hat und befürchten muss, dass diese letztweilige Verfügung „einfach verschwindet“ und das Pack fröhlich verprasst, was es aus Gründen gar nicht kriegen soll, sollte man es besser notariell beglaubigen lassen, auch wenn diese Stempel beim Notar immer ein bisschen teuer sind (insgesamt würden für die Beglaubigung und die Hinterlegung ins zentrale Testamentregister in der alles in allem sehr teuren Bundesrepublik Deutschland in Abhängigkeit von der verfügten Vermögenshöhe schnell mehrere hundert Euro fällig werden). Für den Regelfall hat das noch einen weiteren Vorteil: Erben, die ein notariell beglaubigtes Testment vorweisen können, müssen sich nicht mehr teuer einen Erbschein ausstellen lassen, um zum Beispiel an Bankkonten zu kommen.
…denn diese betrügerische Website soll zum Beispiel gar nicht durch Suchmaschinen gefunden werden können. Sie wird nur über Spam und Spam und Spam bekannt gemacht. Da hängen dann die richtigen Parameter an den Links, damit man dort überhaupt etwas sieht. Dumme Spam wie diese angebliche „Julia aus meiner Stadt“, die weder meinen Namen noch die Stadt benennen kann und auch ansonsten nichts über mich weiß. Außer, dass ich sexuell unterfordert bin. Ansonsten ist die Website „noch im Aufbau“. Und natürlich gibt auf diesem betrügerischen Fleischmarkt der Datingbetrüger angeblich mal wieder nur Frauen. Was diese „Frauen“ wohl immer tun, um die ganzen Männer zu vertreiben? Vermutlich chatten sie. Auf einer Website, auf der jede kleine, flüchtige Chatzeile mit einem Bot oder einem Animateur, der meist zwanzig Leute gleichzeitig bespaßt und bei der Stange hält, Geld kostet. Und zwar mehr als einen Groschen. Dabei nebenbei erhobene Daten, die naturgemäß sehr weit in die Privat- und Intimsphäre hineinragen, werden als zusätzliches Geschäft an andere Kriminelle verhökert. Die Julia aus meiner Stadt existiert nicht. Keine Frau dort existiert. Wer darauf reinfällt, zahlt Eintritt für sein eigenes Kopfkino. Sehr teuren Eintritt. An spammende Betrüger. 💸️
…die zurzeit leider noch nicht auf den Blacklists steht, weil sie recht „frisch“ ist. Von den Sicherheitsfunktionen im Webbrowser wird man also nicht vor der üblen Gefahr gewarnt. Die Schadsoftware, die man von dieser betrügerischen Website herunterlädt, ist ebenfalls recht „frisch“ und
Und jetzt, so ein paar Tage vor ihrer erfreulichen Entkörperung, hat Anna festgestellt, dass auch ihr letztes Hemd keine Taschen hat, und da möchte sie ihr ganzes Geld in meinem schönen Lande (ihr ist leider entfallen, in welchem Lande ich lebe) und in Afrika ausgeben. Statt einfach ihren Anwalt anzurufen und ihm den Kram mit einer Stiftung machen zu lassen, schreibt sie aber lieber eine Massenmail an ein paar hunderttausend Empfänger, die sie mit „Hallöchen, mein Schatz“ anredet. Angeblich, weil sie Websites gelesen hat. Und gebetet hat sie auch. Deshalb will sie mir jetzt mal ganz persönlich 4,6 Megadollar in die Hand drücken, damit ich das Geld an die Armen, Kranken und Unterprivilegierten verteile, während sie schön an der Seite ihres beherzt beim Sterben vorangegangenen Geldsackes zu wertvollem Kompost wird und Gras und Blümchen am Grabstein hochschiebt. Allerdings übergibt sie mir das Geld nicht durch einfachen Versand eines Schecks in einem versicherten Brief und auch nicht durch eine SEPA-Überweisung, sondern glaubt, dass ihr Familienanwalt eine viel bessere Bank als ihre Bank ist.
Deshalb kann man, wenn man darauf reinfällt, die lustigsten Geldtransferverfahren mitbekommen, die sich eine Betrügerfantasie so ausdenken kann. Da gibt es Treuhänder, Anwälte, Sicherheitsunternehmen, Lagerarbeiter im Geldspeicher, Notare. Und alle müssen tätig werden, damit das Geld auch rüberkommen kann. Und für jede Tätigkeit wird eine Gebühr fällig, die der Empfänger bezahlen muss, bevor er den Zaster endlich bekommt. Und dann natürlich noch dieser Stempel und jener Stempel, mal hierfür und mal dafür. Erbschein, Geldwäsche, Steuer, Willkür. Beinahe jeden Tag klingelt das Telefon und die Betrüger tragen eine neue, lustige Geschichte vor, und immer malen sie ihrem Opfer wortreich und sehr geübt die Millionen vor Augen, die demnächst, nach Erledigung der echt jetzt mal nur noch ganz wenigen Formalien, einfach da sein werden. Am liebsten sind ihnen fromme, tiefgläubige Opfer, denn wer an absurde Geschichten aus der Überlieferung der Vergangenheit glaubt, der glaubt auch leicht an absurde Geschichten aus der Gegenwart. Vielleicht flehen sie sogar einen Betrügergott an, dass ihnen die ganzen Dummen niemals aussterben. Denn sonst müssten sie ja arbeiten gehen. Und das wollen sie doch nicht. 🛠️