Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Schlagwortarchiv „Brautkleider“

günstige brautkleider online

Dienstag, 26. Juli 2011

Das war der „Name“ des heutigen Müllkommentators, der natürlich auch eine Website unter hochzeitskleideronline (punkt) de mit diesen an Google gerichteten Keywords verlinkt hatte. Der „Kommentar“ sah so aus:

Brautgeschäft für Brautkleider maßgearbeitet. Hochzeitskleider individuell geschneidert. Davon müssten einige wenige Brautkleid inklusive guten Qualitäten Ihnen fein konvenieren.

Sicherlich ist das etwas unbeholfen formuliert, aber Google wirds in gewünschter Weise „verstehen“ und menschliche Leser wissen auch sofort, was das ist: Reine Spam, asozial und stinkend. An Menschen ist es jedoch nicht gerichtet, es ist gemacht, um die Website eines angeblichen Shops für Klamotten zum Heiraten in Google nach oben zu bringen, weil es mit dem Verhältnis von Preis und Leistung wohl nicht so klappt und weil wohl niemand so gute Erfahrungen mit dem Shopbetreiber gemacht hat, dass er freiwillig dorthin verlinkte. Auf dieser Site…

Screenshot der mit dummer SEO-Spam beworbenen Website hochzeitskleideronline (punkt) de

…kann man sich auch allerlei Kleider aussuchen und vermutlich – ich habs nicht weiter ausprobiert – kann man dort auch ganz leicht bezahlen, aber ob man von den Leuten, die eine derartige Werbung nötig zu haben scheinen, auch etwas geliefert bekommen wird, halte ich doch für eher fraglich. Ernsthafte Zweifel daran wird jeder andere Mensch auch bekommen, wenn er sich einmal bei der DeNIC anschaut, wer der Eigentümer der oben genannten Domain ist. Dabei wird nicht nur offenbar, dass diese Domain nicht etwa zu einen schon lange existierenden Shop gehört, sondern erst seit dem 1. Juli dieses Jahres registriert ist, sondern es zeigt sich auch ein Name, der wenig glaubwürdig klingt. Aber nicht nur das, auch die angegebene Anschrift im malerischen Städtchen „Kantstr“ enthält neben diesem Brüller noch einen weiteren Patzer, der sofort klar macht, dass hier jemand ohne Sinn und ohne tieferes Verständnis der Eingabemaske und der deutschen Sprache Daten über die Zwischenablage in Eingabefelder befördert hat. Leider darf ich das Ergebnis einer Whois-Abfrage wegen der Nutzungsbedingungen der DeNIC eG nicht wiedergeben, deshalb kann ich nur dazu auffordern, es einfach mal selbst zu machen. Nur Mut, es ist so einfach wie klicken und den Domainnamen hochzeitskleideronline über die Zwischenablage in die DeNIC-Site zu bewegen. 😉

Was sich beim Anblick des Ergebnisses als Schluss aufdrängt, dennoch hier in aller Kürze: Es handelt sich um Betrüger! Da sollte sich auch niemand von der Internetadresse in der TLD .de verblenden lassen, und ebensowenig sollte es verblenden, wenn das vermutlich massive Google-Spamming durch SEO-Spamkommentare an allen möglichen Stellen die Folge hat, dass diese betrügerische Dreckssite bei bestimmten Suchbegriffen recht weit oben in den Suchergebnissen aufscheint. Das ist eben das Problem bei SEO-Spam, die sich auf die Indizes von Suchmaschinen richtet – die Menschen sind viel indirekter damit konfrontiert und werden nicht wegen der üblichen Spammerkmale misstrauisch.

Wer aufmerksamer ist, merkt es in diesem Beispiel allerdings an einer Website ohne Impressum, die aber dafür eine ganz tolle Kontaktmöglichkeit anbietet, an der mir immer noch am Besten die Firmierung „Your Store“ gefällt. Spammer sind eben ausgesprochen faule Verbrecher, denen es schon zu viel Mühe ist, solche Texte in einer ihrer Seitenvorlagen anzupassen. Wenn sie nicht so stinkend faul und asozial wären, denn wären sie ja auch keine Spammer geworden, sondern würden sich ihren Lebensstil auf weniger widerliche Weise finanzieren.

Davon abgesehen ist die Website des angeblichen Shops gar nicht schlecht gemacht, das muss ich den Betrügern lassen. Aber das Deutsch ist an vielen Stellen noch etwas holprig. Da es sich um einen der ersten mir untergekommenen Versuch handelt, ein Betrugsgeschäft mit Brautkleidern aufzuziehen, gehe ich davon aus, dass diese Fehler „Kinderkrankheiten“ sind und in den nächsten Wochen verschwinden werden. Dann werden vielleicht auch…

Detail mit dem Text: Die besondere Kategorien Einengen Seine Suche

…solche Peinlichkeiten wie in diesem Detail – übrigens innerhalb einer aufwändigen, in JavaScript realisierten Animation – der Vergangenheit angehören, genau wie die vielen sprachlichen Stolperer wie „Süß 16 Kleider“, „Nur von $79 ab“ oder „Unsere größeste Verkaufsförderung“, die sich wohl als Artefakte einer automatischen Übersetzung erklären.

Ohne derartige Alarmsignale in der Site halte ich es glatt für möglich, dass Menschen auf diesen Betrug reinfallen, wenn derartige Seiten in den Suchergebnissen auch weit oben stehen. Eine Hochzeit ist teuer, und das Geld ist bei vielen Menschen zurzeit knapp, da spart man eben, wo man kann – und die Preise dieses betrügerischen Webshops liegen etwa bei der Hälfte des üblichen Preisniveaus. Wer dort mit Kreditkarte bezahlt, kann übrigens sicher davon ausgehen, dass auch die Kreditkartendaten von Verbrechern missbraucht werden – und die bei der Bezahlung geforderte Adresse wird ebenso sicher zu einem Identitätsmissbrauch führen. Gnade gibt es bei Spammern aus der organisierten Internet-Kriminalität nicht, die machen jedes dreckige Geschäft.

Es ist so gut wie sicher, dass dieser Betrug (und vermutlich generell der Betrug mit teurer Kleidung für bestimmte Anlässe) demnächst auch über andere Domains versucht werden wird. Wer sich nicht schon in der Vorbereitung seine Hochzeit von Betrügern vergällen lassen will, die ihm über 100 Euro aus der Tasche gezogen haben und seine Anschrift und Kreditkartennummer für kriminelle Geschäfte missbraucht haben, sollte also bei derartigen „Schnäppchen“ auf der Hut sein.

Hat die kommerzielle Website ein Impressum? Existiert die darin benannte Firma? Hat der angegebene Geschäftsführer irgendwo Spuren im Internet hinterlassen, zum Beispiel in der lokalen Presse des Firmenstandortes? Handelt es sich um eine Firma mit einem Standort, der wenigstens etwas Vertrauen einflößt? Wie lange ist die verwendete Domain schon registriert? Haben andere Leute bereits Erfahrungen mit dieser Firma gemacht? (Aber Achtung: Gewieftere Internet-Betrüger setzen manchmal ganze Webforen auf, bei denen sie nur die Firmierungen in kopierten Diskussionen anderer Webforen austauschen, um einen Eindruck guter Erfahrungen zu vermitteln, und so etwas ist beim flüchtigen Lesen schwer zu erkennen.) Wer hat die verwendete Domain registriert? Existiert diese Person? Ist die verwendete Domain schon etwas länger in Benutzung, oder ist sie frisch? Das sind ungefähr die Fragen, die man sich stellen sollte, um einen Eindruck von der Seriosität eines derartigen Ladens zu bekommen – und das selbst dann, wenn man den Laden nicht über eine Spam, sondern über eine Suchmaschine gefunden hat. Und selbst, wenn das alles koscher aussieht, sollte die Angabe persönlicher Daten nach Möglichkeit vermieden werden, wenn man keinen guten Grund zum Vertrauen hat – in Deutschland ist beinahe bei jedem Händler eine Lieferung per Nachnahme möglich.

Dass man bei Suchergebnissen nicht mehr arglos sein kann, ist das „Verdienst“ der eifrigen SEO-Spammer, die Googles Suchindex auf jeden nur erdenklichen Kanal zumüllen. Es ist leider nicht mehr zu ändern, denn Google scheint vor diesem Problem kapituliert zu haben und sich eher auf andere Felder als auf die Sicherung der Qualität seiner Suchmaschine geworfen zu haben. (Es hilft auch nicht so eine nervige Interaktivität wie „Google Instant“, wenn die Ergebnisse so oft nutzlos sind und mit voranschreitender Zeit immer nutzloser werden.) Die bei Google verwendeten Algorithmen sind im Großen und Ganzen noch auf dem Stand einer Zeit, in der im Internet Inhalte für menschliche Leser erstellt wurden; heute werden jedoch massenhaft Inhalte erzeugt, die diese alten Algorithmen manipulieren sollen und darin auch beachtlichen Erfolg haben. Jede Produktsuche mit Google ist leider zu einem Glücksspiel geworden, bei dem man leicht in die Arme von Kriminellen getrieben wird – und bei anderen Suchmaschinen sieht es nicht besser aus. Zerstört wird dabei die Möglichkeit zum ehrlichen, seriösen Geschäft über das Internet, und das wieder einmal zum Schaden aller Menschen.