Auf die für hirntragende Menschen recht naheliegende Idee, dass es die Umwelt vielleicht noch viel mehr schont, wenn man diese in wehrlose Briefkästen verklappte Reklame gar nicht erst druckt, kann so ein richtiger Reklameheini natürlich nicht kommen.
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Nach dem Vorrundenaus der DFB-Auswahl…
…fällt bei der Durchsicht der heutigen „Briefkastenspam“ auf, wie viel Werbung wohl schon in Gewissheit des erwünschten Ergebnisses vor der Entscheidung in der Vorrunde gedruckt wurde und jetzt zum Spott reizt. Juckreiz quält.
Wenn das die typische Ernährung eines Fußballers in der DFB-Auswahl ist, dann ist es gar nicht erstaunlich, dass er während des Spieles keine gesteigerte Bewegungslust verspürt. Das wird auch nicht mehr besser werden.
Meine Empfehlung: Ernährungsberater auswechseln.
Nicht nur bei Rewe, auch bei Penny wurden Werber dafür bezahlt, dass sie einen Junkfood, der praktisch nur aus Zucker besteht, mit ein paar flugs dazugesetzten Bildern befußballern. Angesichts des deutlich reduzierten Preises ist es durchaus denkbar, dass die einkommensschwachen Fußballspieler aus der DFB-Auswahl erstmal zu Penny gegangen sind, um sich mit den dort verhökerten Produkten die für den späteren Spielverlauf gegen Mexiko und Südkorea so prägende Schwere anzufressen.
Meine Empfehlung: Lakritzkonfekt und Gummibärchen als „negatives Doping“ betrachten und verbieten, um einen sportlichen Wettkampf sicherzustellen.
Ferrero ist eine dieser Unternehmungen, die sogar Geld dafür ausgegeben hat, ein DFB-Logo und das Qualitätsfußballsiegel „Offizieller DFB-Fan-Pack“ auf die Packungen mit ihrem überzuckerten Junkfood stempeln zu dürfen, der mit Milch vor allem im Namen zu tun hat und von Kindern besser ferngehalten werden sollte. Was der Erwerb dieses „Privileges“ kostet, weiß ich nicht, bei Interesse bitte einfach den DFB fragen! Natürlich zahlen die Käufer dieses Geld dann (genau wie den Aufwand für die alles befußballernde Reklame) an der Supermarktkasse zurück. Immerhin, die beiden abgebildeten, offenbar zur Gruppe der „offiziellen DFB-Fans“ gehörenden Menschen machen es angesichts des befußballert angepriesenen Nahrungsmittels richtig: Sie bevorzugen eine Art des Fußballs, die kein Laufsport mehr ist, und sie passen gerade damit gut in den Trend der DFB-Auswahl für die FIFA-Weltmeisterschaft 2018.
Bei so viel werbender Befußballerung aller nahe- und fernliegender Produkte sollen auch die Frauen nicht zu kurz kommen: Ihnen obliegt es, den Kaffee mit dem „Verwöhn-Aroma“ aufzubrühen, während das Geschehen auf dem Rasen nicht gerade aufputschend und schon gar nicht verwöhnend auf die Zuschauer aus der Fernsehgemeinde wirkt. So wird wirksam verhindert, dass die Schläfrigkeit der DFB-Auswahl ansteckt, und die Frau hat während des müden Spieles auch etwas zu tun.
Für jene DFB-Fans, die zwar keine Kinder mehr sind, aber immer noch kindisch genug, auf den Kommerzzirkus des gegenwärtigen Profifußballs hereinzufallen und sogar ihre leicht aufkochbaren Gefühle daran hängen, ist angesichts der müden Leistung der DFB-Auswahl am besten eine ordentliche Sedierung geeignet. Hier das frei verkäuflich Sedativum „Alkohol“ in zwar nicht höchstmöglicher, aber dennoch höchst wirksamer Dosierung. Spätestens beim Südkorea-Spiel hat sich allerdings der Umweg über das mitgelieferter „Originalglas“ verboten, da war es angemessener, gleich die Flasche anzusetzen, um immer wieder einen kräftigen Schluck zu nehmen. Diese ist ja immerhin auch aus Glas.
Bei nicht untertriebener Sedierung kommt sogar ein völlig echtes Lächeln auf das Gesicht der vielen real,- Wodkameisterschafts-Zuschauer, welches in keinerlei Bezug mehr zu irgendeinem Spielgeschehen steht. Es darf eben nur nicht zu wenig sein.
Bei dermaßen offensiv beworbener Wodka-Glückseligkeit und Loslösung von Spielgeschehen erstaunt es mich auch nicht weiter, dass die real,- Wodkameisterschaft der DFB-Auswahl schon den Koffer für die vorzeitige Rückreise in die Bundesrepublik Deutschland anbietet. Das passt! За здоровье!
Ob sich dieser heute noch beworbene Fanartikeltinnef aus der untersten Kategorie möglicher Vermarktungsideen aber wirklich zum angestrebten Preis verkaufen wird? Ich habe da meine Zweifel. Vermutlich werden die Käppis nächste Woche schon zu einem noch niedrigeren Preis verramscht, bevor sie friedlich auf der großen Müllkippe für fabrikneuen Müll landen…
Ich gebe allen Werbern zu bedenken, dass man das Bärenfell erst verkaufen sollte, nachdem der Bär erlegt wurde. 😉
…es reicht, wenn dein Mann so aussieht!
„Und überhaupt, wenn wir dich erstmal ganz billig für nur noch 9,90 Euro sexy gemacht haben, dann kannst du dir vielleicht auch mal einen anderen holen als diesen Rettungsring-Fettwanst, der gerade noch gut genug dafür ist, dir dein Sexy-mach-Training zu bezahlen. Ansonsten kann der ruhig weiter scheiße aussehen“.
Sag mal, Werber, gehts noch?! Ach, es war spät am Abend, du hattest kein Koks mehr, um dir die Nase zu pudern und hast nur noch „Fuck it“ gedacht, und dein Kunde hats nicht gemerkt? Ja, das erklärt deine „Leistung“.
Einen Photoshop-Extrapunkt noch dafür, wie unterzeugend du das Logo dieses tollen Dienstleisters für Frauen mit gestörtem Selbstbild auf die Arschseite des Slips dieses schnell lizenzierten Modelfotos montiert wurde. Perspektive und Verzeichnung auf gekrümmten Oberflächen sind schwierig, ich weiß. Vor allem, wenn man sich keine richtige Mühe geben will.
Das Foto zeigt eine Postwurfsendung in Hannover-Döhren vom letzten Freitag.
Denken sie an die Ernährung ihrer Augen!
Briefkastenspam, die zurzeit gezielt an alte Menschen versendet wird, von denen die Werber offenbar annehmen, dass man ihnen einen von der Ernährung ihrer Augen erzählen kann, damit sich mit der heilenden Kraft der Natur die „Ablagerungen auf der Netzhaut“ auflösen und sie endlich wieder wie die Zwanzigjährigen sehen können (eine Zusage auf einem anderen Blatt des fünfseitigen Reklamebriefes). Gnadenlos! Bei dieser Beschreibung des Wirkprinzips kann man getrost von Quacksalberei ausgehen – und es wäre nicht die erste Quacksalberei, die man in einer Apotheke kaufen kann. Wie man allerdings JETZT zum Herstellerpreis sechzig Euro günstiger als zum regulären Apothekenpreis ist, wenn das Päckchen zehn Euro billiger als der reguläre Apothekenpreis ist, gehört zu jenen Mysterien der schnell und billig gemachten Reklame, vor denen ich nur ehrfurchtsvoll verstummen kann: Auch große Blödheit kann Respekt einflößen.
Werber! wollen mehr Gaga?
Briefkastenspam der „Initiative Volksgesundheit“
Es geht hier nicht um eine Spam.
Es geht nicht um so etwas wie nervige, unverlangt zugesandte E-Mail, um spammiges Missbrauchen von Social-Media-Angeboten, um spammige Kommentare in Blogs und Foren – die übrigens allesamt nicht nur offen asozial – also wichtige Normen des menschlichen Miteinanders missachtend – sondern auch mehr oder minder illegal sind.
Es geht um einen Brief. Es ist in der Bundesrepublik Deutschland leider legal, irgendwelchen Menschen irgendwelche Briefe zu schreiben und ihnen darin etwa unter virtuos anmutendem Klimpern auf der gesamten psychischen Angstklaviatur (unter besonderer Betonung der Todesangst-Oktave) ein beutelschneiderisches und quacksalberisches Angebot für ein „Medizinprodukt“ zu machen. Und es ist bei einer über die „Citipost“ versendeten Dreck… ähm… Drucksache leider auch relativ billig, so etwas zu machen. Etwas drucken zu lassen, ist auch nicht allzu teuer. Reklame ist leider immer noch völlig legal, selbst, wenn darin offensichtlicher Bullshit beworben wird. Und sie ist leider viel zu billig.
Hach, die Welt wäre so viel schöner, wärmer und schlauer ohne diese ganze, leider legale Reklame!
Der Brief steckte im Briefkasten einer achtzigjährigen Frau. Die Quelle der Adressdaten ist leider – trotz eines charakteristischen Fehlers in der Schreibung ihres Namens – unklar. Ich weiß allerdings von dieser Frau, dass sie immer wieder einmal Preisrätsel von diversen, so genannten „Frauenzeitschriften“ mitmacht, und ich gehe davon aus, dass die dabei erhobenen Daten (mit eventuellen Zusatzinformationen über die Datenquelle, die eine Schätzung von Geschlecht und Alter zulassen, wenn es nicht gar ein angegebenes Geburtsdatum ist) an jeden verkauft werden, der dafür zu bezahlen bereit ist. Auch der Adresshandel durch Presseverleger ist leider eine völlig legale und alltägliche Sache, was immer noch viel zu wenigen Menschen bewusst ist. (Es wird zum Beispiel völlig legal auch mit Daten von Abonnenten gehandelt; wer eine Zeitung abonniert, bekommt also nicht nur jeden Tag Papier mit mindestens fünfzig Prozent Reklameanteil geliefert, sondern wegen dieser Lieferung auch noch den Briefkasten auf anderen Wegen vollgestopft.) Warum sollten Presseverleger denn auch so viel Achtung vor ihren Lesern und Leserinnen haben, dass sie ihnen intelligenzverachtende Belästigungen wie den im Folgenden dokumentierten Versuch professioneller Beutelschneider einfach ersparten, wenn es doch so schönes Geld über den Adresshandel zu verdienen gibt? 🙁
Gut, dass wenigstens das bald vorübergeht! Eine Welt ohne die ganzen, leider legalen Machenschaften der Presseverleger und ihrer verachtenswerten contentindustriell-journalistischen Zuarbeiter wird nämlich auch viel schöner, wärmer und schlauer sein.
Ich habe genug zu diesem Thema gesagt. Hier kommt der zwölfseitige „Brief“ einer „Initiative Volksgesundheit zu Risiken durch Feinstaub, Nanopartikel und sogen. Chemtrails“, der seinen Leserinnen und Lesern „Edelstein-Detox-Pflaster“ gegen Krebs, Alzheimer, Arthrose und Fettleibigkeit durch „Vergiftungen“ anbietet. Da es sich um eine klare Massendrucksache handelt, in die nur an wenigen Stellen ein Name eingestempelt wurde, sehe ich kein Problem darin, einen (selbstverständlich anonymisierten) Scan dieses Briefes zu dokumentarischen Zwecken zu veröffentlichen, damit der blühende Irrsinn der leider legalen Reklame seine angemessene Würdigung und Aufmerksamkeit finde.
Dieser Brief spricht für sich selbst und wird in seinem Fluss nur durch kurze Einsprengsel-Kommentare von mir unterbrochen. Wer den Text in seinem originalen Layout „genießen“ möchte: Ich habe auch 300dpi-Scans zu Flickr hochgeladen. Durch einen Klick auf eines der kleinen, schwierig lesbaren Bilder gelangt man zu einer gut lesbaren Darstellung der gleichen Seite.
In der Tat, Fettleibigkeit geht auf eine Art „Vergiftung“ zurück – oder genauer gesagt, auf eine Dosis Essen, die im schlechten Verhältnis zum Energieumsatz des Körpers steht. Dagegen hilft eine Dosisanpassung des „Giftes“, aber das schmeckt ja immer so lecker. 😉
„Der Tod zum Sprühen“… da riecht man doch lieber, wie ein Mensch eben riecht. In meiner Jugend hat man sich übrigens ganz einfach gewaschen. Und damals gab es (zumindest in dem heruntergekommenen Ghetto, aus dem ich komme) noch nicht einmal warmes Wasser aus der aufgedrehten Leitung, sondern eine öffentliche Badeanstalt, in der man für zwei Groschen schön warm duschen konnte. Die Leute haben echt Probleme! Je verfeinerter der Lebensstil, desto gröber die Gehirnchen.
Ich habe schon nach der zweiten Seite dieses Briefes den nicht mehr abzuschüttelnden Verdacht, dass gerade beim Verfasser dieses „Briefes“ etwas Nanofeinstaub die Blut-Hirn-Schranke überwunden hat und sich ausgerechnet dort festgesetzt hat, wo bei anderen Menschen der Anstand sitzt. Oder ist es Feenstaub? 😀
Der sich selbst „Katharina von der Aue“ nennende und damit subtil an fladenförmiges Kuhexkrement im Grase gemahnende Autor dieses Briefes hat sich gewiss lange gefragt, wie man schönes Wetter mit den bedrohlichsten, angstvollsten Worten beschreiben kann. Und dann hat er vermutlich einmal ein Edelstein-Detox-Pflaster geraucht und bekam danach die Idee seines Lebens: Als einen gespenstisch blauen Himmel über Peking. Was für ein grauenvoller Beweis! 😯
Als ich noch jung war, hat man sich nicht nur gewaschen, bevor man zu stinken begann, sondern das Wort „Gratis“ in einer „Einladung zu einem Gratis-Test“ bedeutete auch noch „kostenlos“ und nicht „nur noch 30 Øre für das billigste Angebot“. Immerhin bekommt man garantiert jeden Cent, den man „fristgerecht“ (hoffentlich ist die in der Rechnung angegebene Frist nicht auf vorgestern gesetzt) bezahlt hat, zurück, wenn man aus irgendeinem Grund nicht zufrieden ist. Ob man auch größere Münzen zurückbekommt, dürfen neugierige und experimentierfreudige Zeitgenossen, die unter dem bedrohlichen „Schwerer-Geldbeutel-Syndrom“ leiden, gern einmal ausprobieren.
Dafür, dass „selbst namhafte Fast-Food-Ketten ums Überleben kämpfen“, stehen sie aber proll und prall mit essenden Kunden gefüllt überall im Lande herum. Und die „Beobachtung“, dass die Menschen dort besonders fett werden, wo sie sich auch ein Luxusprodukt wie ein Deodorant leisten können und dieses täglich anwenden, ermöglicht bei der Betrachtung dieser Korrelation auch die Erwägung anderer, völlig plausibel klingender Kausalitäten – zum Beispiel, dass relativer Wohlstand eben auch zu einem Mehr an energiereicher Nahrung bei gleichzeitig weniger Energieverbrauch durch anstrengende Arbeit im Alltag führt. Aber die wichtigste Regel jeder Pseudowissenschaft – von der Kunst des Quacksalbers bis zum universitären Unfug in den gegenwärtigen, stark poststrukturalistisch geprägten „Sozialwissenschaften“ – lautet nun einmal: Wer eine Korrellation gefunden hat, darf sich einfach die Kausalität ausdenken, die ihm am besten ins gewünschte „Erklärungsmodell“ passt. So etwas nennt man dann einen „Beleg“, und wenn man dumme Reklame für Dumme schreibt, einen „wissenschaftlichen Beweis“. Wer trotz eines Schulsystemes, das jegliche Erörterung wissenschaftlicher Methodik ausspart und trotz des unentwegten Bemühens der Werber und Journalisten, diese zu beseitigen, um einen Konsumtrottel übrig zu lassen, immer noch einen kleinen Rest seiner Denkfähigkeit behalten hat, spricht einfach von Blenderei, Bullshit und Pseudowissenschaft.
Ich will es mal so sagen: Das „Wissenschaftliche Tageblatt“ hat überhaupt keine Website und wird scheinbar in keiner anderen Publikation jenseits dieser Briefkasten-Spam erwähnt. Das ist sicherlich nur ein dummes Versäumnis, denn dieses World Wide Web gibt es ja erst seit dem 6. August 1991, und es hat sich ja erst seit Mitte 1993 zunehmend durchgesetzt, und zwar zunächst im universitären Bereich. Da muss man einer an- und vorgeblichen Lach- und Sachzeitschrift wohl noch ein wenig Zeit lassen, bis sie mit diesem neumodischen Kram mal ein wenig experimentiert.
Eine „wissenschaftliche“ Quelle ohne belastbare Quellenangabe ist ja ganz besonders und echt jetzt mal überzeugend. Vor allem, wenn sie dann auch noch von Chemtrails und Nobelpreisen faselt.
Weia, ich habe noch sechs von diesen geisttoten Seiten vor mir… 🙁
So so, irgendwelche teuer verkauften Edelsteine ziehen also mit ihren „Schwingungen“ an den „Schadstoffen“ wie ein Magnet. Aluminium ist allerdings nicht magnetisch… 😀
Schön, dass es dazu eine Studie gibt. Schade nur, dass das Paper nicht näher spezifiziert wurde. Natürlich ist es mit den üblichen Hilfsmitteln des Internetzeitalters sehr einfach, einige Publikationen von Akio Kobayashi zu finden, die verblüffend wenig mit Fettleibigkeit, dafür um so mehr mit Geologie und der gezeitengetriebenen Erosion an den Küsten zu tun haben. Aber so ein Geologe ist ganz sicher auch dazu qualifiziert, Fettzellen unter einem Elektronenmikroskop zutreffend zu deuteln und ernährungsphysiologische Untersuchungen durchzuführen. Da – vermutlich aus Platzmangel auf dem prachtvollen, in wehrlose Briefkästen verklappten Hochglanz-Reklamedruck – auf die Angabe eines DOI für die tolle und sicherlich für viele Menschen (auch Wissenschaftler) interessante Studie verzichtet wurde, kann ich mich hier leider nicht schnell auf mein Rad schwingen und kurz durch das gegenwärtige Sauwetter zur Unibibliothek fahren, um mir diese Studie eines vermutlich anderen Akio Kobayashi aus Japan (der im Gegensatz zum von mir gefundenen Wissenschaftler auch von Chemtrails faselt) mal genauer anzuschauen – gut, dass heutzutage alles in Englisch publiziert wird! Es handelt sich dabei ganz sicher nur um eine kleine Nachlässigkeit der hochnotwissenschaftlichen Gesundheitsspezialexperten, die hier „wissenschaftlich bewiesene“ Entgiftungspflaster mit dem Wirkstoff „Edelstein“ verkaufen wollen. Ich will ja nichts Böses unterstellen…
Au weia, das sind ja immer noch fünf Seiten. Nun gut, die hier ist ja nicht so „inhaltsschwer“:
Bei dieser „Dignoseliste“ zum Kreuzeschlagen „braucht“ wirklich jeder Mensch in der Nähe irgendeiner Zivilisation „dringend“ die Pflaster mit Essig und den Sieben Heilsteinen. Ich hoffe, ihr spürt schon alle, wie sehr es drängt!
Ah, so langsam komme ich Richtung Ende, und das Wetter wird auch ein bisschen besser da draußen…
Japan ist ja weit weg, aber was die japanischen Heilkundigen (also nicht die Ärzte) mit Pflanzen machten, das machen jetzt die deutschen Geschäftskundigen mit Essig und den Sieben Heilsteinen, und deshalb sind Essig und die Sieben Heilsteine uralte japanische Heilkunst. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Japan lag im Jahre 2014 übrigens bei 83,6 Jahren. Zum Vergleich: Das ist nur wenig mehr als die durchschnittliche Lebenserwartung von 79 Jahren im Mutterland der Fettleibigkeit, Vergiftung und ungesunden Ernährung, den Vereinigten Staaten eines Teils von Nordamerika.
Im Jahre 1950, als wohl auch bereits die uralten Heilkünstler mit ihren Pflanzenumschlägen für die Füße in Japan unterwegs waren, lag die durchschnittliche Lebenserwartung übrigens bei rd. 60 Jahren (mit Augenmaß am Diagramm auf der eben verlinkten Seite von Wolfram Alpha abgelesen, für plus oder minus zwei Jahre übernehme ich keine Gewährleistung), was belegt, dass es für die Steigerung der japanischen Lebenserwartung wohl andere Ursachen als diese uralte Heilkunst geben muss. Das werden doch nicht etwa am Ende die ganzen Chemtrails, Nanopartikel und Todesstäube aus dem Deosprüher sein?
Übrigens, liebe Mitleser, die ihr diese gesamte Geistlosigkeit bis hierher tapfer ausgehalten habt: Eine derartige Recherche angesichts steiler Behauptungen irgendwelcher fürs Lügen bezahlter Reklameheinis kann jeder Mensch machen, der ein Internet zur Verfügung hat. Vielleicht wird nicht jeder – wie ich es aus fauler Gewohnheit tue – ausgerechnet Wolfram Alpha dafür verwenden, aber zuverlässige Informationen sind niemals weit weg. Wie man eine Web-Suchmaschine bedient, sollte nahezu jeder heute lebende Mensch wissen. Als ich noch jung war, musste ich tatsächlich in eine größere Bücherei pilgern, wenn ich solche Fragen einmal beantwortet haben wollte, und ich sehne mich nicht im Geringsten nach dieser Zeit zurück. Das Internet ist eine Möglichkeit, alles bei Bedarf mit relativ geringem Aufwand wissen zu können, und etwas Wissen kann vor vielen Dummheiten bewahren. Zum Beispiel auch vor den vollmundig angepriesenen Angeboten von Quacksalbern und Beutelschneidern. Nutzt diese Möglichkeit, und nutzt sie oft!
Nur noch drei Seiten, die beschränkte Lebenszeit von mir in Beschlag nehmen… 🙂
Müsst ihr verstehen, über die Füße wird die Wampe ausgeschieden, denn die besteht nicht aus gespeichertem Fett, sondern aus den Schadstoffen in den Fettzellen! Sonst hättet ihr ja auch immer ganz viel Fett in den Socken. So habt ihr nur Giftduft. Und wenn ihr erstmal die Aluminium- und Feinstaubmagneten habt (die nicht mit Magnetismus, sondern mit nicht näher spezifizierten und vermutlich der gesamten Wissenschaft mit Ausnahme eines Chemtrail-Professors völlig unbekannten „Schwingungen“ das ganze Zeugs anziehen), geht das noch viel besser. Hirnrissige Ideen widerlegt man übrigens am besten, indem man ihnen einfach die Darlegung gestattet. Wo das ganze, nun von den Schadstoffen verlassene Fett aus der Wampe wohl hingehen wird? Ob es wohl einfach hokus pokus verschwinden wird, scheiß auf irgendwelche physikalischen Erhaltungssätze? Nicht, dass es irgendwann auch noch in den Füßen landet und dort zu unangenehm fettschmierigen Socken führt… 😀
Oh Henker! Chinesische Wasserfolter! Schon wieder dient der völlig ungeeignete (aber für Menschen ohne eine Spur wissenschaftlicher Bildung hinreichend geheimnisvoll und magisch klingende) „Magnet“ als Metapher zur Unterstützung der Behauptungen. So viel gutes Papier, so viel aufwändiger Druck und doch so wenig Inhalt!
Ich lege den Absendern eine garantiert wirksame „traditionelle japanische Entgiftung“ durch Seppuku nahe. Diese trüge das unzweifelhafte Potenzial in sich, den Rest der Welt zumindest ein wenig vom Gift der Dummheit, Leichtgläubigkeit und Irrationalität zu befreien.
Übrigens gibt es noch einen weiteren möglichen Grund für die Korrelation zwischen Luftverschmutzung und Alzheimer. Die Luftverschmutzung steigt (zurzeit) mit zivilisatorischem Fortschritt, der mittelbar zu einer guten Ernährungslage und verbesserten medizinischen Versorgung für immer mehr Menschen führt, was die Lebenserwartung der davon profitierenden Menschen vergrößert, und Alzheimer ist nun einmal (ähnlich wie Krebs in seinen vielen fürchterlichen Formen) eine typische Alterskrankheit. Wenn man aus einer Vielzahl von Gründen im Durchschnitt mit sechzig Jahren stirbt, gibt es eben auch viel weniger Alzheimer. Das hat aber weder etwas mit Giften noch mit besserer Gesundheit zu tun.
So, jetzt noch ein paar Bilder von Steinchen und einer Packung…
…und dann nichts wie weg in die Rundablage mit dem Infomüll aus einem Briefkasten in einer mit Schulpflicht und offenbar oft fruchtloser wissenschaftlicher Grundbildung für jeden Menschen ausgestatteten Industrienation des 21. Jahrhunderts. Dieser Übertölpelungsversuch wird vermutlich nach allen Regeln der Datenauswertungskunst zielgruppengerecht so versendet, dass ein möglichst großer Anteil der Empfänger leichtgläubig, dumm, ängstlich oder wegen Todesnähe verzweifelt genug ist, um mindestens dreißig Euro für einen „Gratis-Test“ zu latzen. Dank Rosenquarz hilft das Zeug für die Füße ja sogar GEGEN STRAHLEN. Und der Text, mit dem es angepriesen wird, hilft sogar gegen gelegentliche Lichteinfälle im Oberstübchen.
Schade, dass es noch keinen wirksamen Heilstein gegen Leichtgläubigkeit gibt. Dafür muss man sich leider immer noch eine Haltung angewöhnen.
Mindestens fünfzehn Prozent Nachlass beim Anstand…
Dies ist keine Spam, sondern ein Link zum Bildblog über eine im Kontext besonders unpassende und widerliche Reklame in der Druckausgabe des Berliner Tagesspiegels – Merry Christmas: 15% Rabatt auf Schmuck und Uhren. 🙁
Einem leidenden Jungen aus Aleppo einen dicken Aufkleber ins Gesicht zu pappen, der frohe Weihnachten wünscht und „15% Rabatt auf Schmuck und Uhren“ im Onlineshop eines edlen Juweliers verspricht, ist so grotesk, dass es fast schon wieder ein treffender Kommentar zur aktuellen Lage in dieser Welt und zum Desinteresse vieler Menschen an der Situation in Syrien sein könnte. Leider ist es aber nur eine völlig deplatzierte Werbung.
Von mir hier ergänzend nur ein kurzer, wie immer in Contentindustrie-Sachen völlig unversöhnlicher Kommentar:
Nein, so etwas bemerkt man im Geschäft der Contentindustrie – das darin besteht, Inhalte als Köder zu verwenden, um Leute zum eigentlichen Geschäft, zur überall verabreichten Reklame zu locken – nicht; weder in der WYSIWYG-Ansicht des DTP-Programmes lange vor dem Druck, noch wenigstens vor der Auslieferung der Zeitungen an die Verkaufsstellen, wenn man einen Blick auf das Druckergebnis wirft. Wie denn auch? Anstand und eine minimale Fähigkeit zur Empathie haben ja gar nichts mit diesem eigentlichen Geschäft eines Presseverlages zu tun. An das Psychopathische streifende Menschenverachtung hat hingegen sehr wohl etwas mit diesem Geschäft zu tun. Zumindest die Leser werden jeden Tag verachtet, wenn auch nur selten so schrill auffällig.
Die so oft – und oft recht aggressiv und unter Ablassen weitgehender, gegen die Interessen aller anderen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland gerichteter politischer Forderungen – von Journalisten und Presseverlegern bejammerte „Krise des Journalismus“ ist nichts Neues. Sie hat begonnen, als Journalismus zur Werbeplatzvermarktung wurde. Es gibt nichts, was irgendeine Form der Kommunikation stärker beschädigen und in den Dreck ziehen könnte als die alles zum aufdringlichen, gern auch überrumpelnden Kaufangebot machende und somit jede wärmere Menschlichkeit auffressende Reklame, die zudem wie eine Infektionskrankheit ihren wenig erfreulichen Stil allem aufdrückt, was in zu inniger Berührung mit ihr steht. Wer im journalistischen Gewerbe als Mensch noch etwas fühlen kann, hätte das schon lange bemerken müssen, bevor die Leser massenhaft vorm erbärmlich gewordenen Produkt geflohen sind. Leider ist das mit dem „menschlich Fühlen“ unter Journalisten nicht so verbreitet (was jeder gern durch direkten Kontakt mit so genannten Journalisten überprüfen kann), und dann geht es eben hart: Ich wünsche allen Presseverlegern eine fröhliche Insolvenz.
Schade ists nur, dass es keine Werbeblocker für die „wirkliche“ Welt gibt¹. Die Werbeblocker fürs Web lässt sich niemand mehr wegnehmen, und schon gar nicht von Journalisten. Das wäre übrigens auch ein Zeichen erheblicher technischer Inkompetenz und Dummheit.
¹Ich schreibe „wirklich“ in diesem Kontext in Anführungszeichen, weil das Internet genau so „wirklich“ wie das Autobahnnetz, ein Bagger, der Frühstückskaffee oder das Wetter ist. Nur Politiker und Journalisten gehen in ihrem vorsätzlich volksverdummenden Schreiben und Reden davon aus, dass ihm ein geringerer Grad an Wirklichkeit zusteht.
Vegan und kalorienfrei
Ich will aber das gluten- und fettfreie Wasser!