Ah, da hat mal wieder jemand Angst, dass ich auf meine paar Internet-Projekte nicht genug Traffic bekomme. Wie rührend! Und deshalb habe ich jetzt diese kriminelle Spam voller Gnade und Barmherzigkeit gekriegt, die mich schon in ihrem Betreff „Kostenloser Eintrag in das realXXXX.com Verzeichnis!“ erfreute – den Namen der Domain habe ich natürlich verstümmelt, weil ich Spammer nicht verlinke. Wer möchte denn nicht etwas umsonst haben? Und dann auch noch ein kostenloser Eintrag in ein Webverzeichnis! Als ob ich für so etwas jemals etwas bezahlt hätte.
Aber lesen wir doch mal in aller Ruhe diesen E-Müll eines Menschen, der zur Abwechslung mal der deutschen Sprache mächtig ist:
Lieber Webmaster,
wir möchten Sie herzlich auf einen Eintrag in unser neues Webverzeichnis einladen – kostenloser Eintragsservice inklusive!
Schicken Sie mir einfach Ihre Details sowie die gewünschte Rubrik und ich übernehme das lästige Eintragen für Sie!
Klar, dass dem Spammer mal wieder keine andere Anrede als „Webmaster“ eingefallen ist. Die Abfrage des Domain-Inhabers bei DENIC wäre ja viel zu aufwändig, vor allem, wenn man sie für einige Millionen Spams machen muss.
Ganz im Gegensatz zu dieser kalten Schlampigkeit gibt es aber eine „herzliche“ Einladung zu einem kostenlosen Eintrag in einem neuen „Webverzeichnis“. Dieses Webverzeichnis muss wirklich irre neu sein, da ich noch nie davon gehört habe. Die haben aber noch eine ganz ordentliche Durststrecke vor sich, wenn sie neben den etablierten Verzeichnisdiensten wie Yahoo, DMOZ oder vielen anderen noch einen nennenswerten Marktanteil kriegen wollen, was um so schlimmer ist, da in diesem Markt nicht viel Gewinn zu erwirtschaften ist.
Aber dafür wollen die mir das Eintragen abnehmen. Wo ich allerdings meine „Details“ – was immer das auch sein soll – und die gewünschte „Rubrik“ – welche es immer auch gibt – hinschicken soll, bleibt ein Rätsel, das ich selbst zu lösen habe. Die wollen wir doch nicht ernsthaft weis machen, dass es in diesem schlecht gehenden Geschäft wirtschaftlich sinnvoll ist, Mails zu lesen und die darin enthaltenen Daten von Hand abzutippen. Da sorgt man lieber dafür, dass man dem Eintragenden schon einmal eine Struktur vorgibt, und dann kann es auch gleich ein Webformular sein.
Alles, was wir im Gegenzug von Ihnen möchten, ist ein Backlink auf eine unserer Partnerseiten.
Sie finden unseren Webkatalog unter [URL von mir entfernt ]
Ich werde einen Teufel tun, einen Spammer zu verlinken. Dafür habe ich mir jedoch mal das ganz neue Verzeichnis kurz angeschaut. (Warnung: Auf einen Link in einer Spam klickt man nur mit einem besonders gesicherten Rechner, und auch dann kann man sich noch Dinger einfangen, die kein Mensch auf seinem Rechner haben will.) Dort sah ich ein Verzeichnis, das offenbar mit phpLD erstellt wurde. Es war voller teils fragwürdiger kommerzieller Angebote und ist damit keineswegs ein Ort, den ich ansteuern würde, wenn ich etwas im Internet suchte. Darüber hinaus ist die gesamte Site ausschließlich in englischer Sprache verfügbar, was in seltsamen Gegensatz zum einwandfreien Deutsch der Spam steht.
Der einzige Zweck dieser Mail scheint es also zu sein, dass recht wahllos Links gesammelt werden sollen, um das Google-Ranking zu manipulieren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird nichts geschehen, wenn man die Spam mit seinem eigenen Eintragswunsch beantwortet. Dafür hat man jedoch der Spam-Mafia den Gefallen getan und die eigene Mailadresse bestätigt.
Zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren, wenn Sie weitere Fragen haben.
mit freundlichen Grüßen
Alline Cheneux
[Weitere Angaben von mir entfernt ]
Nein, ich werde mich hüten! Die einzige Sprache, die Spammer verstehen, ist eine Gewalt, die in den meisten zivilisierten Staaten gesetzlich verboten ist. 👿
Stattdessen geht der E-Müll jetzt in den virtuellen Orkus.
Wichtiger Nachtrag: Ich habe manchmal nicht nur Tomaten auf den Augen, sondern auch welche auf dem Hirn. Wenn jemand mit einem „kostenlosen Eintragsservice“ wirbt, denn heißt das noch lange nicht, dass der Eintrag auch kostenlos gelistet wird. Die arme Seele, die auf eine solche Spam reinfällt, könnte sich leicht über eine gesalzene Rechnung für eine wenig wirksame Leistung „freuen“ – zumindest würde mich eine solche Vorgehensweise nicht wundern. Schon gar nicht bei Zeitgenossen, die so einen „Service“ mit asozialer und krimineller Spam bewerben. Mit Menschen, die auf diese Weise ihren Charakter zeigen, macht ein vernünftiger Mensch einfach keine Geschäfte.
Schreibe einen Kommentar