Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Spam für Spam

Donnerstag, 18. September 2008, 22:27 Uhr

Man hat es als Teilnehmer des Internet nicht leicht. Ständig muss man sich mit der Seuche der Spam herumschlagen, die alle Kanäle flutet und jeden Vorgang des menschlichen Austausches mit Reklame für meist illegale Angebote vergällen will. Meistens kommt diese Spam ja mit gefälschtem Absender daher, findet ihren Weg durch Botnetze und sucht mit allen nur denkbaren Mitteln ihren Ursprung zu vertuschen.

Aber es gibt Ausnahmen. Zum Beispiel diese hier:

Betreff: Anfrage an die Gesch?fsleitung oder Marketingleitung

Bei einem solchen Betreff fühle ich mich doch gleich nicht mehr als bloggender, obdachloser Bettler, sondern als richtiger Geschäftspartner. Ich werde sogar so ernst genommen, dass man mir zutraut, dass ich eine falsch angegebene Zeichenkodierung einfach so entschlüsseln kann.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Natürlich kennt der Absender solcher Nachricht keinen Namen, unter dem er mich ansprechen könnte, was erstaunlich ist…

wir sind gerade im Internet auf Ihre Internetseite (http://www.tamagothi.de) aufmerksam geworden.

…da sich mein Name doch gut lesbar im Impressum der „Seite“ befindet, auf die diese Leute aufmerksam geworden wollen sein. Nach dem Genuss dieses Impressums hätte man vielleicht auch einen etwas anderen Betreff gewählt oder wäre gar von der idiotischen Idee abgekommen, mich mit dem folgenden Angebot „beglücken“ zu wollen:

Ihre Webseite ist derzeit nicht auf den vordersten Pl�tzen bei google gelistet. Wenn Sie Interesse haben, noch weiter vorne gefunden zu werden, stehen wir Ihnen gerne per E-Mail oder auch per Telefon zur Verf�gung.

Tja, und wie wollen die das machen, diese Spammer mit ihrem überaus freundlichen Angebot, dass leider an meinen Bedürfnissen völlig vorbeigeht, wie jeder Leser meiner „Seite“ schon nach einem kurzen Überfliegen bemerken müsste? Und wieso bringen diese spammenden Google-Profis nicht nur die Zeichenkodierungen so durcheinander, dass die Umlaute geschrottet werden, sondern verwechseln auch das deutsche Wort „Seite“ mit dem englischen Wort „Site“, das ganz allgemein einen Ort und im speziellen Falle eine Präsenz im Internet meint? Wahrscheinlich, weil die vom Internet ganz viel Ahnung haben. Deshalb setzen sie auch auf Spam als Werbeform. Denn Spam empfängt jeder gern. Aber um mich mit einem völlig unerwünschten Angebot zuzumüllen, nehmen diese Leute nicht etwa das im Impressum meiner „Seite“ verfügbare Kontaktformular, das übrigens keine Probleme mit schrägen Zeichensätzen hat, sondern wenden sich lieber an jene webmaster-Adresse, die ich schon lange nicht mehr benutzen kann, weil sie so vor Spam überquillt, das die dort eingehenden Mails gleich automatisch in den virtuellen Orkus befördert werden – mutmaßlich mailen die lieber, weil sie so ihr Vorgehen wesentlich besser automatisieren können. Und auf Automatisierung kommt es einen Spammer ja an, er will seine Geschäfte schließlich mit möglichst geringem Aufwand machen.

Doch es kommt noch besser, denn die Frage, wie man meine „Seite“ in Google hochkriegen will, wird in der Mail auch noch beantwortet.

Weitere Informationen finden Sie unter unserer Webseite:
http://www.buy-textlinks.de/paid-bezahlte-blogbeitraege.html

NEU: 250 Backlinks f�r nur 99,- Euro

Bingo! Mit Suchmaschinen-Spam wollen die meine „Seite“ nach oben kriegen! Die haben echt verstanden, worauf es mir ankommt! Deshalb schreiben spammen sie ja auch so freundlich widerlich, als ob ich von den durchschnittlich 400 unerwünschten Mails am Tag noch nicht genug hätte.

paid blogbeiträgeNatürlich nennen die das nicht Google-Spam, das klänge ja hässlich und zutreffend. Nein, da muss ein fröhlich Wort im hippen Denglisch gefunden werden, weil man dort ja so gut englisch kann, dass man glaubt, „Site“ hieße auf deutsch „Seite“. Und dieses Wort lautet „Paid Blogbeiträge“. Das ist so richtig gut durchgemischte Sprache für ein Angebot aus der SEO-Hölle. Es sollen also etliche Blogs mit dem vorrangigen Ziel geführt werden, Links auf andere Websites zu legen. Diese Links sollen sich an Google richten, damit die so mit Google-Spam beworbenen Websites schön in den Ergebnissen nach oben rutschen. Und wer das haben will, der soll Spammer bezahlen. Bäh!

Google hat zu solchen Geschäftchen übrigens auch eine erfreulich klare Meinung.

F�r R�ckfragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verf�gung.

Ich schreibe doch keinem Spammer, der mir in seiner Spam das Angebot macht, für mich zu spammen. Bin ich deppert?!

Mit freundlichen Gr��en

Markus Herbig
TBT-Media

Freundliche Grüße und unfreundliches, antisoziales Verhalten, das will nicht zueinander passen.

Unter Ausruf leider wirkungsloser Verwünschungen

Elias Schwerdtfeger aka Der Nachtwächter
(Nach Diktat verreist)

Der Rest der Mail enthält die Anschrift, die URL der Website, die Telefonnummer und die Steuernummer und wurde von mir rausgekürzt.

2 Kommentare für Spam für Spam

  1. […] Brechmittel des Tages war die Spam eines fragwürdigen Unternehmers, der mir anbot, für mich Guhgell zu bespammen. Finsterste SEO-Hölle. (Der ist jetzt aber schon von mir bei Guhgell verpetzt worden.) […]

  2. Harald sagt:

    Eigentlich Schade um jedes Wort dazu, aber trotzdem: Die Spammer prüfen ja nicht einmal den Platz bei Google. Diesen Spamm erhällt man auch, wenn die Website bei Google auf PLATZ 1 des relevanten Suchbegriffes steht.

    http://www.google.de/search?q=Lumperladen&ie=utf-8

    Und was will man mehr. Platz -4 oder so?

    Gibts nur eine Lösung für diesen Spam: Ab in den Papierkorb – und das ganz automatisch…

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