Oh, auf Englisch? Wer will denn meine Arbeitskraft?
Von: Melissa Caudill <pjoonsoo@truen.co.kr>
Antwort an: Melissa Caudill <r@gmail.com>
Jemand, der lieber über eine kostenlos und anonym eingerichtete Mailadresse beim größten Kumpel und Komplizen des Trickbetrügers, bei Googles GMail, mit mir kommunizieren möchte, und nicht mit seiner Absenderadresse.
Was muss ich denn können?
Ich bin der Personalmanager. Derzeit sind wir auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten für unsere neu geschaffene Position als Vertriebsmitarbeiter. Das Einstiegsgehalt beträgt 50.000 Euro und wird monatlich per Direktüberweisung gezahlt.
Ein Konto muss ich haben. Und…
Könnte ich Ihre Telefonnummer für das Vorstellungsgespräch erhalten?
…eine Telefonnummer. Am Telefon sind Betrügerbanden immer richtig gut. Davon, dass ich etwas können muss, ist hingegen nicht die Rede. Es reicht, wenn ich auf jede Spam reinfalle. Ach ja, und ich darf nicht einmal die Frage stellen, für wen ich überhaupt arbeiten soll, nur weil mir jemand in einer Spam mit 50 k€ herumwedelt. Es ist doch auch egal. Es gibt doch Geld.
Senden Sie Ihren Lebenslauf per E-Mail
gustmandonald9@gmail.com
Bitte weder an die Absenderadresse, noch an die Antwortadresse aus dem Mailheader, sondern an eine dritte, ebenfalls kostenlos und anonym bei GMail eingerichtete Mailadresse antworten! Leute, die das überhaupt nicht merkwürdig finden, sind genau die richtigen Naivlinge für diese Bande.
Beste Grüße,
Phil Maison
Personalabteilung
In der Absenderadresse war es noch Melissa, aber die Antwort soll an Donald gehen, der sich Phil nennt. Zielgruppe sind Menschen ohne Beobachtungsgabe und ohne Gedächtnis, die bei Nennung eines höheren Geldbetrages ihr Gehirn auswerfen. Auf das für gewerbliche E-Mail in der BRD obligatorische Mailimpressum wurde verzichtet. Man erfährt nicht einmal, wie die Klitsche heißt, deren Personalabteilung hier angeblich schreibt. Und die „Personalabteilung“ heißt mal Phil, mal Donald und mal Melissa. 🤦♂️️
Wenn Spammer sich Mühe geben wollten, brauchten sie ja auch nicht zu spammen, sondern könnten gleich arbeiten gehen!
Natürlich ist das keine Arbeit im herkömmlichen Sinn des Wortes. Das sieht man ja schon daran, dass es überhaupt keine Anforderungen für diesen Job gibt. Hier wird man „nur“ das Bankkonto und die Lieferadresse einer Betrügerbande, bis man von der Polizei abgeholt wird. Man bekommt Pakete, die man an eine andere Adresse weitersendet, und man bekommt Geld auf sein Konto, das man abhebt und über Western Union und Konsorten oder in Form von Kryptogeld schnell und so anonym wie möglich weiterleitet. Der Staatsanwalt nennt das denn in der Anklageschrift „gewerbsmäßigen Betrug“, „Geldwäsche“ und „Verstoß gegen das Kreditwesenkontrollgesetz“, und man hat seine Vorstrafe weg. Wenn man es nicht schafft, den Richter davon zu überzeugen, dass man wirklich so naiv ist, kommt der Aufenthalt in der Justizvollzugsanstalt gleich hinterher. Außerdem wird man zivilrechtlich für den angerichteten Schaden haftbar gemacht und darf eine Privatinsolvenz anmelden, weil man das beim besten Willen nicht bezahlen kann.
Mit einer Spam kommt niemals etwas Gutes. Wer mir nicht glaubt, weil so ein Blogger im Internet gar vieles behaupten kann… gut so! Bitte einfach bei der Polizei fragen! Aber nicht darauf reinfallen! Jeder Mensch kann etwas besseres mit seinem Geld und seiner beschränkten Lebenszeit anfangen!
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