Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


@PremiumHeaven

Montag, 30. Dezember 2013, 21:16 Uhr

INTERNET! Vor jedem Klick auf einen Link: GEHIRN BENUTZEN!

Jetzt geht der bescheuerte Klickbait mit irgendwelchen Fake-Verlosungen, der auf Facebook schon längst eine stinkende Pest geworden ist, auch auf Twitter los – und über 41.000 Menschen sind von ihrer Gier nach der versprochenen, kostenlosen Playstation 4 so doof geworden, darauf reinzufallen und auf den Retweet-Link zu klicken:

Premium Heaven Store -- @PremiumHeaven -- Wie have 113 Playstation 4's which can't be sold because they have been unsealed by the customers office! RT to win

Auf Facebook sehen derartige Nummern etwa so aus, wie drüben bei Mimikama beschrieben – und sie sind genau so „erfolgreich“. Natürlich ists bei Twitter mit einem Klick nicht getan, sondern die Leute sollen auch noch dem Spammer folgen…

We will be directed messaging winners gradually - If you are not following us we will not be able to notify you, that you have won.

…damit sie sich schön noch mehr idiotische Spam in ihre Timeline holen… oder, wie ihnen vorgelogen wird… damit sie für den Spammer erreichbar sind, falls sie gewonnen haben. Wie ich sehe, kommt man mit der windigen Nummer…

Screenshot des Titels des betrügerischen Twitter-Kanals

…ohne viel rumzuzwitschern an über 15.000 Leute, die sich die zukünftige Spam dieses ziemlich anonym bleibenden Packs – der ganz große Laden, der mit freigiebigen Händen teure Unterhaltungselektronik zu verschenken vorgibt, die sich auch mit dem zum Vorwand genommenen „Verpackungsschaden“ bequem auf eBay zu einem Stückpreis von rd. 200 Euro (oder auch mehr) verkaufen ließe, hat nicht einmal seine Website im Profil angegeben – in ihre Timeline holen. Da es sich dabei um Menschen handelt, die bei der richtigen Stimulation für ihren geistlosen Habenwill-Impuls gleich ohne weiteres Nachdenken irgendwo rumklicken, dürften auch nachfolgende, möglicherweise gefährliche Spamnummern dieser ausgesprochen fragwürdigen Typen relativ erfolgreich sein. Und: Gar nicht auszudenken, wenn jetzt über die Twitter-API automatisiert jedem Follower eine Twitter-Direktnachricht mit ungefähr folgendem Inhalt gesendet wird: „Sie haben eine Playstation 4 gewonnen. Klicken sie hier, um ihren Gewinn zu bekommen“, gefolgt von einem Link. Der Link geht dann natürlich auf eine Seite, die automatisiert sämtliche Exploits ausprobiert, um nach Möglichkeit aktuelle Schadsoftware zu installieren und zusätzlich noch zu genug Dateneingabe auffordert – das Paket muss ja irgendwo hingehen – um damit einen Identitätsmissbrauch zu machen. Kriminelle mögen es nun einmal lieber, wenn die Polizei bei jemanden anders einen „Hausbesuch“ macht. Vielleicht noch ergänzt um die Aufforderung, doch mal eben 10 – oder vielleicht auch 20, damit das Paket auch versichert ist – Euro für den Versand rüberzubeamen, schön anonym versteht sich, nicht auf ein Bankkonto, sondern mit UKash, MoneyGram, Western Union und Konsorten.

Wer jetzt glaubt, ich male mit solchen Gedanken irgendwelche Teufel an die Wand: Alle diese Nummern kenne ich schon aus der E-Mail-Spam, und der Vorschussbetrug mit angeblichen Gewinnen ist eine der ältesten Spam-Nummern. Im Internet gilt generell: Spam ist immer ein ganz schlechtes Zeichen. Das gilt natürlich auch, wenn nicht selbst aktiv auf Twitter gespammt wird, sondern wenn irgendwelche naiven Gimpel mit großen Angeboten zum Retweeten gebracht werden, weil sie sich davon eine Gewinnmöglichkeit versprechen.

Nun, ich habe den Idioten jedenfalls als Spammer gemeldet. Wenn dieser Account gesperrt wird, ist das ein Gewinn für alle – außer für die paar zehntausend Leute, die jeden Text der Marke „Du kriegst ganz dicke, teure Geschenke, wenn du retweetest“ so toll finden, dass sie es gleich tun müssen…

Hier fürs Archiv noch ein Screenshot des gesamten bisherigen Twitter-Auftritts dieses Spammers. Auf dieser dürftigen Grundlage kann man sich bei Twitter und anderen S/M-Angeboten¹ mit falschen Versprechungen Follower für zukünftige Spamaktionen holen.

[via @jmbverlag]
¹S/M ist meine Abk. für „social media“. Aus Gründen.

Ein Kommentar für @PremiumHeaven

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