Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Ihre Bordkarte(n)

Dienstag, 19. März 2013, 15:49 Uhr

Nein, diese Mail kommt nicht von Condor. Der Absender ist gefälscht. Die Angaben in der Mail sind Lüge. Es ist kriminelle Spam, die mit alarmierenden Inhalt dafür sorgen soll, dass viele Empfänger den Anhang öffnen. Es ist Massenware. Allein bei mir sind heute im Verlauf einer Stunde fünf davon auf unterschiedlichen Mailadressen angekommen. Und ich erwarte garantiert keine Flugtickets, ich weiß nämlich noch nicht einmal, was ich heute essen soll.

Lieber Passagier,

Ah ja, einen tollen Namen habe ich heute von den Spammern bekommen.

im Anhang dieser Mail finden Sie in Form eines PDF Dokumentes, die von Ihnen angeforderte(n) Bordkarte(n). Bitte drucken Sie Ihre Bordkarte(n) im DIN A4 Format aus, Sie ben�tigen Ihre Bordkarte(n) bei den Sicherheitskontrollen, am Abflugsteig (Gate) bzw. wenn Sie mit Gep�ck reisen bereits am Baggage Drop-off.

Ich verstehe, so ein PDF trägt die Dateinamenserweiterung .exe und ist eine ausführbare Datei für Microsoft Windows. Wer die unter Microsoft Windows öffnet, führt ein Programm von Verbrechern auf seinem Computer aus und hat in der Folge hinterher einen Rechner anderer Leute auf seinem Schreibtisch stehen. Diese anderen Leute werden genügend Möglichkeiten finden, einen kriminell übernommenen Computer für ihre üblen „Geschäftsideen“ zu „benutzen“.

So genannte „Antivirenprogramme“ – von mir liebevoll „Schlangenöl“ genannt – bieten einmal mehr einen sehr unzuverlässigen Schutz, die Schadsoftware wird zurzeit von der Mehrzahl der Programme nicht erkannt. Ein wesentlich besserer Schutz ist die Verwendung eines anderen Betriebssystemes als Microsoft Windows. Alternativen stehen kostenlos zum Download zur Verfügung und sind auf einem aktuellen Computer in weniger als einer halben Stunde vollständig installiert.

P�nktlichfliegen: Finden Sie sich sp�testens 45 Minuten vor der geplanten Abflugzeit am Abflugsteig (Gate) ein! Planen Sie unbedingt ausreichend Zeit f�r Pass- und Sicherheitskontrollen ein!

Zur Darstellung von PDF-Dateien benoetigen Sie den Adobe Reader. Sollten Sie den Adobe Reader noch nicht auf Ihrem Computer installiert haben, koennen Sie diesen unter http://get.adobe.com/de/reader kostenlos herunterladen und installieren.

Der Rest ist Mummenschanz. Zum Glück sind die spammenden Verbrecher zu unfähig, diese komischen Vokale mit den Pünktchen drüber korrekt codiert in einer E-Mail unterzubringen, so dass kaum anzunehmen ist, dass viele Leute darauf reinfallen werden.

Was ich immer wieder sage, gilt einmal mehr: E-Mail-Anhänge, die in nicht digital signierten und damit in der Absenderangabe beliebig fälschbaren Mails zugestellt werden, stinken. Es handelt sich beinahe ausnahmslos um Schadsoftware. Niemals sollte ein solcher Anhang geöffnet werden. Auch nicht, wenn die Mail vorgibt, von einer Unternehmung zu kommen, mit der man selbst im Geschäft ist. Sicherheit über den Absender schafft nur die digitale Signatur der Mails, ein Verfahren, dass seit deutlich über einem Jahrzehnt zur Verfügung steht.

Die Masche mit den „Tickets“, „Rechnungen“ und „Mahnungen“ als E-Mail-Anhang muss ausgesprochen erfolgreich sein, denn sie läuft seit Wochen und in immer wieder neuer Verpackung und unter Beschmutzung immer neuer Firmierungen mit den kriminellen Machenschaften der Spammer.

Condor w�nscht Ihnen einen angenehmen Flug.

Condor hat diese Mail nicht versendet. Und ich wünsche den Menschen, die diese Mail versendet haben, ein äußerst unangenehmes, schmerzhaftes, langwieriges, angstvolles und einsames Verrecken.

Diese E-Mail wurde Ihnen von Condor Flugdienst GmbH zugestellt. Vorsitzender des Aufsichtsrates: Heiner Wilkens. Gesch�ftsf�hrung: Ralf Teckentrup (Vorsitzender), Uwe Balser, Dr. Ulrich Johannwille. Sitz: Kelsterbach. Registergericht und Handelsregister Nr.: Amtsgericht Darmstadt Nr. 83385

Von wegen!

6 Kommentare für Ihre Bordkarte(n)

  1. Sabine sagt:

    Auch ich habe solch eine mail bekommen, zudem fliegen wir auch bald mit condor in den Urlaub. Zum Glück habe ich aber den Anhang nicht geöffnet und diesen hilfreichen Bericht gefunden. Vielen Dank !

  2. Jonas sagt:

    Ich habe diesen Link leider geöffnet, war dumm ja ich weiß… Norton hat bei mir angeschlagen und mehrmals blackdoor Trojaner geblockt Heißt das, dass der Angriff erfolglos war, oder muss ich jetzt noch Schlimmes befürchten. Über eine schnelle Antwort wäre ich sehr dankbar…
    LG

  3. Julia sagt:

    Habe leider auch geöffnet,da ich wirklich auf Boardkarten warte.
    Nun geht nichts mehr am pc.
    Was ist zu tun?
    Gruß Julia

    • Erstmal tief durchatmen. Dann eine Menge unanständiger Wörter sagen…

      (Das mit den Wörtern, das würde ich zumindest in so einer Situation tun.)

      Das beste, was du tun kannst, ist deine Festplatte zu formatieren und Windows neu zu installieren. (Vielleicht möchtest du bei dieser Gelegenheit auf ein weniger anfälliges Betriebssystem umsteigen.)

      Das ist schmerzhaft. Vermutlich willst du auch Daten retten. Deshalb besorg dir vom Antivirus-Hersteller deines Vertrauens so ein bootfähiges ISO-Image (oder das Image eines bootfähigen Speichersticks), brenn das auf eine CD oder übertrag es auf einen Stick und boote deinen Rechner damit. Wenn das für dich gerade „böhmische Dörfer“ sind, bitte jemanden um Hilfe, der sich etwas damit auskennt.

      So kommst du an eine Möglichkeit, einen Virenscan zu machen, ohne dein angegriffenes Windows zu starten. Eventuell gelingt dabei eine Reinigung des Rechners von dieser Pest. Darauf verlassen würde ich mich allerdings nicht. Was in jedem Fall geht, ist, dass du Daten auf eine DVD brennen kannst oder auf einen Stick kopieren kannst. Gemeinerweise gibt es „Erpressungstrojaner“, die dir massenhaft Daten zerstören und dann von dir im Namen der „Bundespolizei“ oder der „GEMA“ oder des „BKA“ hundert Euro wegen irgendwelchen Bullshits fordern, damit du deine Daten zuirückbekommst und deinen Rechner wieder benutzen kannst. Wenn das bei dir der Fall ist: Bezahl das Geld nicht! Deine Daten sind verloren und kommen nicht mehr zurück. Und mit Geld kann man bessere Dinge anfangen, als es Leuten in den Allerwertesten zu schieben, die einem so etwas antun.

      Nur, wenn eine Neuinstallation von Windows (oder der Umstieg auf ein weniger kriminellenfreudliches Betriebssystem) zu schmerzhaft wird, würde ich empfehlen, ein so gereinigtes System noch zu benutzen. Die Trojaner haben Nachladefunktionen. „Dein“ Trojaner hat eine Menge ziemlich aktueller Schadsoftware auf deinen Rechner geschaufelt. Bei bekannter und verbreiteter Schadsoftware brauchen die gängigen Antivirus-Programme ihre ein bis zwei Tage nach Erscheinen, bis sie den Schädling erkennen. Solche nachgeladenen Dinger, die als Hintertür im System liegen bleiben, kommen bei den Antivirus-Herstellern oft erst Wochen später an. Der Code dieser kriminellen Brut wird ständig geändert, um die Erkennung durch Antivirus-Programme zu erschweren. Kurz gesagt: Du kannst dir nie sicher sein, ob dein Rechner wirklich sauber ist, es kann immer der Fall sein, dass du einen Rechner anderer Leute vor dir hast und dass diese anderen Leute alles darauf tun können, was ihnen beliebt – zum Beispiel Spam versenden, deine Passwörter mitschneiden, in deinem Namen über Amazon und eBay Geschäfte machen, dein Online-Banking manipulieren… leider sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt.

      Ich wünsche dir, dass du möglichst wenig Schaden an für dich wichtigen Daten hast.

      Viel Glück!
      Der Nachtwächter

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