Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Der Auftrag, den Sie warteten.

Donnerstag, 5. August 2010, 3:56 Uhr

Oh, die Spammer haben bei ihrer Suche nach Hilfsgeldwäschern ordentlich zugelegt, dies ist ein aktueller Text mit einem derartigen „Jobangebot“:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Wie üblich gibt es keine persönliche Anrede. Wie auch, denn diese illegale Massenmail geht ja an ganz viele Empfänger – und die Absender hoffen, dass darunter wenigstens eine Handvoll ist, die nichts dabei findet, für eine „Unternehmung“ zu arbeiten, die in der „Mitarbeiterwerbung“ offen auf illegale Methoden setzt und deshalb Spams mit gefälschtem Absender auf das Internet loslässt.

Wir sind ein innovatives und wirtschaftlich leistungsstarkes Unternehmen, das sich erfolgreich auf die Marktsegmente Bergbau und Goldbagger spezialisiert hat.

Das ausgedachte Geschäftsfeld dieses „Unternehmens“ ist so gelungen, dass man fast vergessen könnte, dass dieses „Unternehmen“ gar keine Firmierung angibt…

Wir suchen eine verantwortungsbewusste und belastbare Personlichkeit mit der Fahigkeit Gesamtablaufe zu koordinieren. Der Einsatz moderner Organisations- und Kommunikationsmittel ist Ihnen gelaufig.

Und inzwischen können die Spammer auch schon, wenn sie selbst kein stilsicheres Deutsch hinbekommen, die Phrasen in ganz normalen Stellenanzeigen abschreiben. Wenn sie jetzt auch noch das Kunststück hinbekämen, diese komischen deutschen Umlaute in ihre Strunztexte einzubauen…

Ihre Aufgaben:
In dieser verantwortungsvollen Stabsstelle sind Sie zentraler Ansprechpartner fur alle Zoll- und AuBenhandelsthemen in EU. Ihre Aufgabengebiet umfasst die Optimierung neuer bzw. bestehender Zollprozesse fur unseren Kunden.

[Ja, die haben wirklich ein „B“ für ein „ß“ genommen – da hat jemand Text aus einer Stellenanzeige abgetippt, ohne ihn zu verstehen oder auch nur rudimentäre Grundlagen der deutschen Sprache zu kennen!]

Na ja, in Wirklichkeit sieht das Aufgabenfeld ein bisschen anders aus. Jemand, der für diese „Firma“ arbeitet, empfängt auf einem unter seinem Namen laufenden Bankkonto allerlei Gelder und leitet diese immer hübsch anonymisiert über Western Union oder MoneyGram (oder vielleicht auch manchmal bar) zu seinem „Arbeitgeber“ weiter. Denn dieser „Arbeitgeber“ möchte aus naheliegenden Gründen kein normales Kreditinstitut für seine „Bankgeschäfte“ benutzen, da man sich dort ja bei einer Kontoeröffnung identifizieren muss, und dann kommen immer diese freundlichen und sehr bestimmten Typen von der Kriminalpolizei, und kurz danach lernt man den Haftrichter kennen. Deshalb setzen die lieber einen dazwischen, den die Polizei ruhig finden kann. Und so findet die Polizei bei ihren Ermittlungen in den diversen Internet-Betrügereien schließlich jemanden, der einen derartigen „Job“ macht. Natürlich hat der sich auch strafbar gemacht, mindestens wegen eines Verstoßes gegen das Kreditwesenkontrollgesetz, und natürlich muss der in voller Höhe für den von ihn mitangerichteten Schaden haften, weil kein Richter angesichts eines derartigen „Jobs“ von Arglosigkeit ausgehen wird. Aber die Gangster haben ihre Schäfchen ins Trockene gebracht und können sich mit dem ganzen Geld ihren verfeinerten Lebensstil leisten.

Wir bieten Ihnen:
– Einarbeitungsvergutung
– Unterstutzung bei Ihrem personlichen Business Plan
– Begleitung durch eine/n Mentor/in fur die ersten Wochen Ihrer unternehmerischen Aufgabe
– Extra Provision!
– Bestehender Kundenstamm
– Festes Geschaftsgebiet
– Vorhandene Netzwerke
– Reizvolle Weiterbildungsmoglichkeiten
– Arbeitsvertrag.

Hey, das klingt ja total toll, was die alles bieten, sogar ein Stück Papier, wo „Arbeitsvertrag“ draufsteht. Das haben die aber hübsch abgeschrieben. Und, was soll man dafür können müssen?

Ihr Profil
(Grund-)Computerkenntnisse (Word, Excel)
Selbstandige Arbeitsweise
Analytische Fahigkeiten
Teamfahigkeit
Flexibilitat, Verantwortungsbewusstsein sowie Einsatz-Bereitschaft
Keine Erfahrung erforderlich
(unsere Vorbereitungskurs ist kostenlos und mussen finanziert werden nicht)

Aha, man muss keinerlei Erfahrungen haben und bitte auch nicht so viel „analytische Fahigkeiten“, dass man eine Spam auf der Stelle löscht und niemals ernst nimmt. Natürlich muss man als Hilfsbetrüger einigermaßen selbstständig vorgehen, und ein paar Grundkenntnisse am Computer sind auch gut. Oder kurz gesagt: Das, was hier gemacht werden soll, das kann jeder machen.

Ihr sehnlicher Wunsch ist es, Ihr Gehalt durch erstklassige Leistung frei zu gestalten und das unter dem Dach, mit der Unterstutzung eines starken Partners? Dann sollten wir uns kennenlernen!

Oh, hier scheinen Kontaktanzeigen und Stellenanzeigen irgendwie durcheinander gekommen zu sein. :mrgreen:

Was machen Sie als Nachstes?:

[Ja, wirklich Fragezeichen und Doppelpunkt nacheinander]

Die Spam löschen vielleicht? Aber nein doch, das Opfer dieser organisierten Internet-Kriminellen soll nicht löschen, sondern erstmal den organisierten Internet-Kriminellen ein paar Daten über sich zukommen lassen.

Senden Sie Ihren CV als Word-Dokument in Deutsch
Wenn Sie der oder die Richtige fur diese Position sind, lassen Sie uns gemeinsam Schwung in Ihre Karriere bringen.
Bewerben Sie sich, bevorzugt per E-Mail mit Word-Anhang (max. 2 MB). Die 100% vertrauliche Behandlung Ihrer Bewerbung stellen wir selbstverstandlich sicher!

Dabei soll man aber völlig sicher stellen, dass man ein EDV-Analphabet ist und seinen Lebenslauf (CV sagt in Deutschland nur jemand, der mehr Englisch spricht als er Deutsch kann) im Word-Format an eine Mail hängen, weil solche Dokumentenformate ja das beliebteste Einfallstor für allerlei Trojaner und Viren in Firmennetzwerke sind. Und Leute, die ihre Mailadressen bei irgendwelchen Adresshändlern für Spammer kaufen, sagen auch zu, dass sie solche Informationen „vertraulich“ behandeln. Das ist aber beruhigend. Also ran die ganzen Daten an eine kurze Mail und dabei auf gar keinen Fall…

Ihre ausfuhrliche schriftliche Bewerbung mit ÑV – Unterlagen richten Sie bitte innerhalb von drei Wochen nach Erscheinen dieser Anzeige an die

cv (at) deutschlandarbeit.com

…die Mail beantworten, indem man in seinem Mailprogramm auf „Antworten“ klickt, denn die Absenderadresse ist natürlich gefälscht. Aber diese kleine Unstimmigkeit macht das Ding ja auch nicht mehr schlechter.

Übrigens ist deutschlandarbeit (punkt) com eine toll gewählte Domain, aber wer glaubt, dass man dort weitere Informationen über diese Mitarbeiter-Werbung finden könnte und die Adresse mal einfach in seinem Browser eingibt, stellt fest, dass diese Domain offenbar nur für die Mailadresse benutzt wird – was man dort sieht, ist eine Weiterleitung zu JobPilot. Sicher, so kann bei naiveren Menschen sogar ein Eindruck entstehen, dass eine dieser großen „Jobbörsen“ hinter dieser Mail steht, das ist aber nicht der Fall. Tatsächlich gibt es bei JobPilot bessere Formen der Kommunikation der Teilnehmer, wer dort einen Account hat, der hat dort auch schon einen Lebenslauf eingestellt und eventuelle Mails von JobPilot kommen nicht mit einer gefälschten Absenderadresse der Domain dyapproved (punkt) com daher. Einmal ganz davon abgesehen, dass man in solchen Mails namentlich angesprochen wird und dass die Umlaute auch kein Problem darstellen.

Trotz der Weiterleitung: JobPilot hat mit diesen Spams nichts zu tun, sondern der Ruf dieser Plattform wird von Kriminellen missbraucht. Der überraschend neue und auf dem ersten Blick recht ausgefeilt wirkende Text dieser Halunken erweist sich schon vor dem zweiten Blick als genau so stümperhaft wie die bisherigen Spams, mit denen Hilfsgeldwäscher geworben werden sollten.

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