Nur, um dieser Welt einmal deutlich zu machen, mit welcher Art von Spamkommentaren man sich als Blogger jeden Tag herumschlagen muss, wenn man ein paar Leser hat, ein kleines Ratespiel.
Wo ist in diesem (handgeschriebenen) „Kommentar“, der in einem Blogeintrag zum Thema der kommenden Bundestagswahl abgegeben wurde, die Spam versteckt?
axo:
lies mal artikel 38 gg„Artikel 38
(1) Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.“
na siehst du da was?
was bedeutet das im klartext?
das unterläuft den artikel 20 gg„Artikel 20
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.“
wenn die politiker die vertreter sind, dann hat das volk schon mal keine gewalt, denn diese wird ja eben von den politikern stellvertretend ausgeübt. und. da sie nur ihrem gewissen unterworfen sind, „gewissen“ hat nix in gesetzen verloren, da sich sowas von jetzt auf nachher ändern kann zb. je nachdem wie gross ein schwarzer koffer ist und „gewissen“ sowieso ein dehnbarer begriff ist und nicht genauer deffiniert wie das auszusehen hat, so sind sie auch nicht an die weisungen und aufträgen des volkes gebunden (siehe oben art. 38)!
lustig nicht wahr?
aber hey… nur meine subjektive… 😉 All the best!!
Ergänzender Hinweis: Die Links auf das Grundgesetz sind es nicht, die führen auf die entsprechenden Artikel bei dejure.org. Ich habe diese Links nur auf meine auch sonst übliche Spamlink-Seite verbogen, weil grundsätzlich jeder Link in einer Spam suspekt ist und niemals angeklickt werden sollte. Aber in diesem Fall wäre es völlig gefahrlos gewesen.
Es sieht also alles nach einem völlig ernsthaften Kommentar, nach der Mitteilung eines Menschen aus. Diese kann einem gefallen oder nicht, sie zeigt aber scheinbar keinen Spamcharakter. Der Bezug des Kommentares zum Text ist zwar ein bisschen oberflächlich, und dafür hat der Kommentar durch seine Bezugnahme auf das Grundgesetz doch eine zu große Tiefe, aber so etwas kommt immer wieder einmal in Wirklichkeit vor. Nichts in diesem Text erinnert an eine mit drei Handvoll Links auf kriminelle Websites verseuchte Kommentarspam.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blogger so etwas in seinem Blog stehen lässt, ist also durchaus nicht klein. Es gibt einfach nichts, was diesen Kommentar wie eine Spam aussehen lässt.
Aber er ist eine Spam.
Zu jedem Kommentar in einem Blog kann auch eine Homepage des Kommentierenden angegeben werden. Davon hat auch dieser Kommentator Gebrauch gemacht. Seine „Homepage“ wird mit Hilfe eines WordPress 2.8.1 betrieben, was zunächst ebenfalls unverdächtig aussieht, sie ist um das leider zu übliche Stück JavaScript von Google Analytics angereichert, damit dieser „Kommentator“ auch den Erfolg seiner Spam-Verlinkungen überprüfen kann, sie bedient sich eines WordPress-Plugins zur so genannten „Suchmaschinen-Optimierung“ und sie sieht so aus:
Der im Screenshot sichtbare Link „Buy from amazon.com“ führt natürlich nicht zu Amazon, sondern zu einem Ort, den ich gar nicht mehr kennenlernen möchte. Wer wirklich glaubt, dass man dort für sein hingelegtes Geld irgendwelche Uhren geliefert kriegt, hat sich wahrscheinlich geschnitten. Und wer meint, dass eine solche „geschäftliche“ Website irgendeine Firmierung, eine Anschrift oder ein anderes Anzeichen ernsthafter geschäftlicher Tätigkeit enthalten würde, der kennt die Spammafia noch nicht. Es ist eine reine Betrugsseite, beworben mit dem liebsten „Werbemittel“ der Internet-Betrüger, mit Spam. Die Tatsache, dass sich der Aufwand lohnt, eine solche Spam von Hand zu schreiben, belegt nur, wie sehr sich das betrügerische Geschäft lohnen muss, dass hier unter asozialem Missbrauch einer von mir betriebenen Website vorangetrieben werden sollte.
Und wenn ich nicht immer noch die Angewohnheit hätte, bei jedem einzelnen auch nur etwas verdächtigen Kommentar zu schauen, wo die angegebenen Links hinführen, denn wäre diese Spam sogar stehen geblieben. Und unter den Bedingungen der Rechtsprechung in der Bundesrepublik wäre ich für diese Verlinkung sogar haftbar gewesen, während die spammenden Kriminellen in aller Anonymität mit ihren betrügerischen Geschäften naive Internet-Nutzer abzocken. Gut, dass ich diese Angewohnheit habe.
Aber schade, dass man einen Spammer nicht genau so leicht wie seine fragwürdigen „Werke“ beseitigen kann. 👿
Ach so: Damit auch Google und andere Suchmaschinen etwas von dieser Spam haben, hat der Kommentator als „Namen“ das schöne Keyword „Guess“ verwendet. „Er“ ist schließlich sehr um die Aufwertung seines Treibens in den Suchindexen beschäftigt, was sich auch an den von ihn verbauten WordPress-Plugins zeigt.