Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 14. September 2008

Leer und groß

Sonntag, 14. September 2008

Und immer wieder sehen wir die deutschen Werber atemlos darum bemüht, in ihren Druckwerken mit möglichst vielen, groß und fett gedruckten Wörtern möglichst wenig zu sagen. Leider gelingt ihnen das auch immer wieder, und leider scheint dieser Trick der Werber noch nicht zu so großem Gelächter zu führen, dass man auf die groß gemachte Leere in gewissen Zusicherungne verzichtet.

Qualität trifft Design

Soll man aus dieser mit dem nach einem Eindruck der Aktualität heischenden Attribut „neu“ verzierten Zusicherung einer aktuellen Postwurfsendung von Bauhaus etwa den Schluss ziehen, dass es dort bislang entweder „Qualität“ (was für eine Qualität eigentlich?) oder „Design“, aber niemals beides zusammen gab? :mrgreen:

Deutsche Markenqualität - Sparen Sie bis zu 50 %

Bei so viel Aussagelosigkeit will auch das Dänische Bettenlager nicht zurückstehen und versucht seinerseits, die völlig Inhaltslosigkeit der Zusagen in der Werbung durch große Lettern, fetten Druck und rote Farbe zu verbergen.

Die Bezeichnung „Deutsche Markenqualität“ ist eine Nullaussage. Was interessiert den Menschen mit seinem Bedürfnis an einem Produkt die Qualität der in Deutschland eingetragenen Warenzeichen? Eigentlich kann sich nur ein Werber dafür interessieren, dass diese Markennamen möglichst gut und eingängig klingen. Als wäre dieser nullige Dummfug noch nicht genug, steht darunter die noch leerere Aussage „Sparen sie bis zu fünfzig Prozent“. Zum ersten spart man nichts dadurch, dass man Geld ausgibt. Zum zweiten ist die Aussage „bis zu“ vor der Prozentangabe ein Gummiband mit Psychostretch. Auch, wenn die Produkte beim Anbieter den gleichen Preis wie überall anders hätten, wenn man also dort null Prozent sparte, hätte man bis zu fünfzig Prozent gespart. :mrgreen:

Marken zu Spitzenpreisen

Wo allenthalben der groß gedruckte, aber inhaltlich ganz kleine Bullshit als Begleitung zu den vielen, mit Photoshop retuschierten Bildchen in Strömen fließt, da will auch Deichmann nicht hintan stehen. Eher nebensächlich ist die Hoffnung, dass man dort nicht etwa Rechte an irgendwelchen Markennamen, sondern mit diesen Marken bestempelte Schuhe kaufen kann – es erscheint eher unglaubwürdig, dass sich Deichmann jetzt so diversifiziert hätte, dass dortens auch mit immateriellen Gütern wie Markenrechten gehandelt würde und dass so etwas im Massenmüll des Briefkastens beworben werden sollte. Auch erscheint es kaum glaubhaft, dass man bei Deichmann Briefmarken zu einem anderen Preis als dem aufgedruckten bekommen könnte. Aber das Wort „Spitzenpreise“ ist doch sehr doppeldeutig und bedeutet somit eben nichts. Zeigt diese Spitze nun nach oben oder nach unten? Ein Turnschuh für 16.000 Euro hätte ohne jeden Zweifel einen „Spitzenpreis“… :mrgreen:

Alle drei Scans sind aus aktuellen Postwurfsendungen, die am Wochenende die Briefkästen in Hannover verstopften. Solche Nullaussagen sollten sich aber in vielen Machwerken der Werber finden lassen. Sie sind ein deutliches Zeichen dafür, dass die ganze Werbung den Menschen eigentlich gar nichts sagen will, sondern nur auf das Erzielen eines irrationalen, psychischen Affektes hinarbeitet, der dann zu ebenfalls irrationalen Kaufentscheidungen führen soll. Leider scheint dies eine sehr erfolgreiche Methode zu sein, sonst wäre die Werbung nicht so voll damit.

XP Antivirus 2008

Sonntag, 14. September 2008

Wer gut englisch lesen kann, sollte unbedingt den vollständigen Text (acht Seiten) in englischer Sprache bei The Register lesen! Das folgende ist eine ganz kurze Zusammenfassung.

Im Moment läuft dieser Angriff nur in englischer Sprache, aber er ist offenbar gut genug, dass man auch im deutschsprachigen Raum darauf hereinfallen könnte. Etliche, zumeist mit Spamlinks in Blogs und Foren verlinkte Websites, führen einen „kostenlosen Virencheck“ durch, der natürlich immer etwas findet. Dieser „Virencheck“ ist nämlich „nur“ ein bisschen geschickte hingetürkte JavaScript-Show im Browser, es findet gar kein wirklicher Check statt. Das Ergebnis steht also fest, und ein paar der gefundenen „Schädlinge“ werden vielleicht sogar entfernt. Aber es kann nicht jeder Schädling auf diese Weise entfernt werden, und was das verbleibt, das klingt wirklich zum Gruseln. Daraufhin erhält man die Gelegenheit, das Programm „XP Antivirus 2008″ herunterzuladen und zu installieren. Natürlich ganz „kostenlos“. Und alles sieht verblüffend echt aus, denn davon leben diese Verbrecher.

Nun, dieses Programm tut nichts für die Sicherheit des Computers. Aber es spielt seinem gläubigen Anwender überzeugend vor, dass es sich ordentlich durch die Festplatte wühlt und dabei auch immer wieder etwas findet. Um diese schrecklichen Schädlinge dann auszumerzen (auch hier gilt wieder, dass sie gar nicht vorhanden sind) bedarf es allerdings einer registrierten Vollversion, die 50 Dollars kostet und dringend noch ein Zusatzprogramm zum Löschen von Dateien für 40 Dollars empfiehlt. Natürlich alles bequem mit der Karte zu bezahlen und natürlich auch mit einer Registierungsprozedur verbunden, bei der man auch ein paar private Daten anzugeben hat.

Die gesamte Gestaltung des Programmes ist so, wie man es von der Gattung „Schutzsoftware“ erwartet. Das Design ist überzeugend, professionell und geeignet, den Anwender zu überzeugen. Es gibt nur wenige Stellen im Programm, die wegen sprachlicher Unsauberkeiten einen Verdacht erwecken könnten. Der Autor des Artikels bei The Register kommt zu folgendem Schluss: [Die Nachdichtung in glattem Deutsch ist von mir]

Diese Art Schadsoftware ist sehr beunruhigend. Man kann sich nur fragen, wieviele Anwender bereits betrogen wurden und deshalb eine unwirksame Sicherheits-Software installiert haben, und man fragt sich dabei auch, was wohl mit ihren persönlichen Angaben und mit den beim Bezahlen übermittelten Kreditkartennummern geschehen ist. Die Existenz solcher Software, und die alles in allem sehr hohe Qualität, in der sich solche Software auf dem Bildschirm grafisch darstellt, ist erschreckend. Es ist mehr als nur wahrscheinlich, dass tausende von Menschen davon überrumpelt wurden. […] Dies sollte allen Menschen als höchste Warnstufe gelten: Seien sie äußerst vorsichtig damit, in was sie vertrauen, und stellen sie alles in Frage, was auch nur entfernt verdächtig aussieht. Zum Beispiel ist es für keine Website möglich, ihren Computer nach Schadsoftware zu durchsuchen, indem sie einfach nur diese Website anschauen. Jede Site, die diesen Eindruck erwecken will, wird in beinahe jedem Fall von einer kriminellen Bande betrieben. […] Wählen sie niemals eine Software zum Schutz ihres Computers aus, weil sie von dieser Software aufgefordert werden, sie auszuwählen. […]

Dem (und den im flugs übelsetzten, aber auch arg gekürzten Zitat unterschlagenen Teilen) ist nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht das eine: Klicken sie niemals, niemals, aber auch wirklich niemals auf einen Link in einer Spam. Egal, ob die Spam mit einer Mail gekommen ist, ob es sich um einen Spamkommentar in einem Forum, Weblog oder Gästebuch handelt oder ob die Spam andere Wege in ihre Aufmerksamkeit gesucht hat. (IM-Dienste werden zum Beispiel auch für die Zustellung von Spamlinks verwendet.) Klicken sie auch nicht, wenn es nur ein bisschen nach Spam aussieht. Was sie sich durch den Klick an Ärger, Kosten und kriminellen Manipulationen einfangen können, das kann das bisschen befriedigte Neugier niemals aufwiegen.

via Mitternachtshacking