Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 12. Januar 2008

Leseempfehlung: Spam-Golem

Samstag, 12. Januar 2008

Die Spam-Flut wächst unaufhörlich an. Mehreren Studien zufolge hat sich die Menge der weltweit versandten Spam-Mails im Verlauf des Jahres 2007 mehr als vervierfacht. Nur noch fünf bis zehn Prozent der Mails sind zurzeit überhaupt erwünscht, mehr als 90 Prozent dagegen Abfall, der aussortiert und entsorgt werden muss. […]Meist prasselt der Müll in Wellen auf die Mail-Server ein. Einige dieser Schübe haben bereits dafür gesorgt, dass auch eigentlich großzügig dimensionierte Spam-Bekämpfungssysteme zeitweise unter der Last zusammenbrachen. Diese Situation dürfte sich noch verschlimmern, denn die Müllversender schaffen es mit ihrer Infrastruktur, den Durchsatz weiter zu erhöhen, das Hardwarebudget von IT-Verantwortlichen ist dagegen begrenzt. Außerdem provoziert paradoxerweise jede funktionierende Gegenmaßnahme ein weiteres Anschwellen der Flut, weil die Spammer im Trial-and-Error-Verfahren immer neue Zustellversuche starten.

Ein deutlicher und deprimierender Einblick darin, wie die Spam-Kriminalität den menschlichen Austausch über EMail zunehmend zerstört, lässt sich heute im Artikel Spam-Golem auf heise online lesen. Für alle, die wegen ihrer Unkenntnis glauben, dass in diesem Blog in einigen Artikeln „übertrieben“ werde, wird das sicherlich eine bessere Quelle sein.

Das einst so praktische und nützliche Medium Mail ist jetzt bereits beinahe unbrauchbar geworden. Wenn die Spam-Flut nicht wirksam gestoppt wird, denn werden in absehbarer Zeit auch andere Formen des menschlichen Austauschs im Internet zerstört, die von einem Spammer für seine dumme, einseitige und kriminelle „Kommunikation“ missbraucht werden können. Dies wird etwa Webforen und ihre PN-Systeme, Kommentarbereiche in Blogs und solche „social software“ wie MySpace und seine vielen Nachahmer betreffen. Alle Versuche, dieses eher menschliche, in Gier und Dummheit einiger Zeitgenossen verwurzelte Problem auf technischem Wege zu lösen, haben erhebliche Unvollkommenheiten und bieten dazu keinen vollständigen, oft sogar nicht einmal einen ausreichenden Schutz – und sie lasten einem jeden Tag die zusätzliche Arbeit auf, die falsch als Spam erkannten Mitteilungen von Hand aus einer Jauchegrube voller Spam zu fischen. (Zum Glück sind die meisten Spammer noch so doof, dass ihre hingestümperten Versuche auf dem ersten Blick als Spam zu erkennen sind, dies kann sich jedoch schnell ändern, und es wird sich auch irgendwann zum Schaden für alle ändern.)

Letztlich wird sich die Spam-Problematik nur mildern lassen, wenn alle Nutzer des Internet gemeinsam und überlegt tätig werden; wenn jeder Nutzer des Internet endlich begreift, dass er in allem, was er tut, eine Verantwortung für alle anderen Nutzer hat. Dabei sind die Grundregeln einer verantwortungsvollen Nutzung des Internet gar nicht schwierig einzuhalten:

  • Niemals auf irgendeine Form der Spam so reagieren, wie es der Spammer wünscht! Niemals auf einen Link in einer Spam klicken, egal, ob sie ein Kommentar, eine Mail, eine PN oder sonstwas ist und egal, welche Versprechungen darin gemacht werden! Der Umgang mit Kriminellen ist für niemanden vorteilhaft.
  • Niemals einem Mailanhang oder einer anders über das Internet zugestellten Datei blind vertrauen; auch dann nicht, wenn der Absender bekannt zu sein scheint! Eine Absenderangabe lässt sich leicht fälschen. Wenn es sich um Office-Dokumente oder gar um ausführbare Dateien (wie eine EXE oder einen Bildschirmschoner für Microsoft Windows) handelt, in jedem Fall vor der Benutzung persönliche Rücksprache halten.
  • Niemals blind auf Sicherheitssoftware aller Art verlassen! Die Verbrecher sind auf dem neuesten technischen Stand und verfügen über Einsicht in Angriffsmöglichkeiten schon Tage, bevor der erste Angriff bei den Herstellern solcher Software bekannt wird. Diese paar Tage können ausreichen, um hunderttausende von Rechnern zu übernehmen, wenn ihre Nutzer nicht vorsichtig und verantwortungsvoll im Umgang mit dem Internet sind. Der eigene Verstand kann nicht durch Software ersetzt werden.
  • Niemals für den Zugang zum Internet eine Software verwenden, die anfällig für Angriffe durch kriminelle Cracker ist. Die Schwächen aller populären Programme sind dort bekannt und werden ausgenutzt. Immer die aktuellste Version von Browser, Mailprogramm und IRC-Client verwenden! Wenn man weniger verbreitete Software verwendet, bringt dies einen zusätzlichen, wenn auch keineswegs ausreichenden Schutz. Automatische Updates machen diese Vorsorge inzwischen sehr einfach, aber es ist schier unglaublich, wie viele Menschen auch heute noch mit einem Internet Explorer 5.0 auf dieses Blog zugreifen.
  • Niemals einer Website oder einer Mail in Software-Einstellungen etwas unnützes erlauben. Einem völlig unbekannten anderen Menschen im Internet die Erlaubnis zu erteilen, dass er JavaScript, Java und Binärcode in Plugins auf ihrem Rechner ausführen kann, ist als allgemeine Konfiguration ein sehr weit gehendes Privileg. Es wäre etwa damit vergleichbar, als wenn jemand seine eigene Wohnung nicht mehr abschließt und sie zu einem gewissermaßen öffentlichen Raum erklärt, in dem jeder tun kann, was er will. Klar, dass es dabei zu Beeinträchtigungen kommen wird. Die paar Videos und multimedialen Elemente auf einer Website sind es in der Regel nicht wert, dass man allen Websites dieser Welt solche Rechte einräumt. Schauen sie sich also einmal in Ruhe die möglichen Einstellungen ihres Browsers an und treffen sie vernünftige Entscheidungen! In einer EMail haben solche Privilegien übrigens gar nichts zu suchen.
  • Und schließlich: Alle anderen Menschen im Umfeld über die Gefahr von Spam für das Internet an sich aufklären und sie dazu bewegen, dass sie etwas verantwortungsvoller mit dem Internet umgehen. Das Unwissen über eine Problematik, der man schon mit recht einfachen Maßnahmen vieles von ihrer zerstörerischen Kraft rauben kann, ist erheblich.

Wir werden so lange kein spamfreies Internet erleben, wie wir eine Gesellschaftsordnung haben, die alles dem Profitgedanken unterordnet. Aber wir können alles dafür tun, dass im Internet ein Umfeld entsteht, in dem Spam sich immer weniger lohnt. Das liegt in der Verantwortung jedes einzelnen Nutzers des Internet.

Null

Samstag, 12. Januar 2008

NULL

Ob so ein einfaches NULL wohl der richtige Werbetext ist, wenn man darauf hinweisen will, dass man unlizensierte DVD-Kopien populärer Machwerke der Content-Industrie auf dvdhome.ru vertickt? Ob es wohl eine gute Idee ist, in einem deutschsprachigen Blog eine Site in russischer Sprache zu bewerben?

Das ist diesem Kommentarspammer alles egal. Hier kommt es nicht einmal mehr auf die dürftigste Mitteilung an, denn sein Ziel sind nicht Leser oder verirrte Menschen, die auf alles klicken, was sich anklicken lässt. Das Ziel dieses Spammers sind Google und die anderen Suchmaschinen, die den Link sehen sollen. Damit sie das Ranking einer Website erhöhen, die ohne solche Spam wohl niemanden interessieren würde. Da kommt es nicht auf den Text an. Hauptsache, der Link sitzt. Hier ist ein Blog keine Litfaßsäule für illegale Reklame, sondern einfach nur noch eine Maschinerie, die Google in die Irre führen soll, damit aller Netznutzer Suchergebnisse immer mehr mit weniger koscheren Angeboten durchsetzt werden.

Ein selten dummer Versuch. Hätte unser Spammer sich nur oberflächlich informiert, dann hätte er auch gewusst, dass die meisten Blogsysteme (und insbesondere WordPress) jeden Link mit dem Attribut „nofollow“ auszeichnen, so dass die Robots der großen Suchmaschinen sich gar nicht erst um den Link kümmern. Da die meisten Menschen davon nichts wissen oder diese Standardeinstellung so lassen (es gibt Abhilfe mit einem Plugin), sind diese Links selbst dann noch völlig wirkungslos und damit sinnfrei, wenn sie es wirklich einmal durch den Spamfilter schaffen.

Kurz: Wer sein kriminelles Geschäft auf technischem Wege machen will, der sollte sich mit der Technik, die er verwendet, schon ein bisschen auskennen. So ein Spammer ist aber genau so dumm wie seine Hervorbringungen, der glaubt einfach nur daran, dass das Internet eine große Geldmaschine ist, die jeden rücksichtslosen und asozialen Deppen reich machen kann. Von daher ist der Text NULL schon eine gelungene Selbstoffenbarung. :mrgreen: