Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Lieber Freund

Sonntag, 22. Juli 2007, 21:06 Uhr

Na, endlich mal wieder ein Vorschusbetrug, dieses Mal von einem angeblichen Martins Weber Dito, der vorgibt, bei einer SB-Bank zu arbeiten. Diese SB-Bank muss ein großes, ernst zu nehmendes Institut sein, benutzt sie doch eine kostenlose Mailadresse eines großen, ernst zu nehmenden Mailproviders, nämlich web.de. Allerdings steht zu vermuten, dass selbst diese noch gefälscht ist – allein aus dem Grund, dass es bei jedem Standard-Spamskript ein Kinderspiel ist, die Mailadresse zu fälschen. Wieso der Spammer zu blöd war, wenigstens eine seriös aussehende Mailadresse als gefälschten Absender für seinen Betrungsversuch zu nehmen, bleibt allerdings etwas rätselhaft. Vielleicht ist er einfach zu blöd dafür; vielleicht glaubt er auch, dass die Opfer zu blöd sind, um so etwas zu bemerken.

Lieber Freund

Ich vermute das diese E-Mail eine Überraschung für Sie sein wird, aber es ist wahr.

Nein, ich bin über diese Art Mail wirklich nicht mehr überrascht. Und ihr Freund bin ich schon gar nicht, sie Arschloch.

Ich bin bei einer routinen Überprüfung in meiner Bank (Standard Bank von Süd Afrika) wo ich arbeite, auf einem Konto gestoßen, was nicht in anspruch genommen worden ist, wo derzeit $12,500,000 (zwölfmillionenfünfhundert US Dollar) gutgeschrieben sind.

Klar, das übliche Geseiere in solchen Mails. Bei euch in Afrika liegen immer irgendwelche Millionenbeträge herrenlos auf Konten herum, während sich in Deutschland die Leute mit 1-Euro-Jobs und Hartz IV herumschlagen müssen. Und damit das ganze herrenlose Geld mal wieder bei irgend einem Menschen und natürlich auch bei euch landet, wird millionenfach die Spam rausgepustet. So eine hanebüchene Story wie die folgende wird ja immer wieder einmal von Verzweifelten und Gierigen der Jetztzeit geglaubt:

Dieses Konto gehörte Herrn Manfred Becker, der ein Kunde in unsere Bank war, der leider verstorben ist. Herr Becker war ein gebürtiger Deutscher. Damit es mir möglich ist dieses Geld $12,500,000 inanspruch zunehmen, benötige ich die zusammenarbeit eines Ausländischen Partners wie Sie, den ich als Verwandter und Erbe des verstorbenen Herrn Becker vorstellen kann, damit wir das Geld inanspruch nehmen können.

Für diese Unterstützung erhalten Sie 30% der Erbschaftsumme und die restlichen 70% teile ich mir mit meinen zwei Arbeitskollegen, die mich bei dieser Transaktion ebenfalls unterstützen. Wenn Sie interessiert sind, können Sie mir bitte eine E-Mail schicken, damit ich Ihnen mehr Details zukommen lassen kann.

Nicht, dass man einem Banker nicht zutrauen würde, dass er sich in der hier beschriebenen Weise und mit ein paar gefälschten Papieren bereichert. Aber was man keinem Banker zutraut, das ist, dass er für so einen Schwindel nicht die richtigen Vertrauten kennt – schließlich wäscht ja eine Hand die andere. Und das ein Banker, der keinen Komplizen für einen solchen Betrug kennt, denn anfängt, mit millionenfacher Spam nach einem Komplizen zu suchen, das ist völlig unvorstellbar. Für 3,75 Millionen US-Dollars, die einfach so fröhlich aus dem toten Konto eines Toten herausspringen sollen, muss doch wirklich niemand lange suchen… :mrgreen:

Aber wie gesagt, es gibt immer wieder irgendwelche Deppen, die auf solche Geschichten hereinfallen. Die treten denn auch eifrig in eine wortreiche Verbindung mit diesen Schwindlern und anschließend immer mehr in Vorleistung, immer in der trügerischen Gewissheit, das ganz große Los gezogen zu haben und in Kürze Millionen von Dollars zu kriegen. Ja, die ganzen Vorleistungen, die sind schon „nötig“. Schließlich muss das eine Papierchen dort bezahlt werden, der andere Beamte dort bestochen werden und an der dritten Stelle wird eine kleine Gebühr für einen Anwalt fällig. Wer so blöd ist, dass er einer solchen Mail glaubt, der wird natürlich auch niemals die Frage stellen, warum die scheinbaren Komplizen in Südafrika nicht auch mal ein paar tausend Dollar legen können. So mancher, der gierig nach dem in solcher Mail gelegten Köder geschnappt hat, ist dabei schon ein richtiges Vermögen losgeworden – und gar nicht mal selten war das Geld, das er nicht wirklich übrig hatte. Denn das weiß man inzwischen auch in Afrika genau: Die zunehmende Armut in Europa lässt so manchen davon Betroffenen verzweifelt nach jedem Strohhalm greifen.

Am Ende löst sich das ganze Geld natürlich in Luft auf, und außer Spesen (diese allerdings zum Teil im erheblichen Umfang) ist nichts gewesen. Auf der anderen Seiten freuen sich gut organisierte Verbrecher über die vielen Dummköpfe in Europa, die man mit einer so einfachen Betrugsnummer abzocken kann.

Schicken Sie bitte Ihre Antwort auf diese E-Mail Adresse: ( martinsdito@aim.com)

Damit auch noch der Blindeste bemerken muss, dass es sich hier um Betrug handelt, kann man auch nicht einfach über die Antworten-Funktion seiner Mailsoftware antworten. Diese Verbrecher sind noch nicht einmal dazu im Stande, ihr Spamskript so gut zu verstehen, dass sie eine anständige Reply-To-Adresse setzen können.

Aber wie so oft, so glaube ich auch hier, dass sich diese zwielichtigen Gestalten über ein bisschen Post freuen. Natürlich sollte man diese Verbrecher nicht unterschätzen und keine einzige Angabe machen, die der eigenen Wirklichkeit entspricht. Als Mailadresse nehme man praktische Wegwerfadressen, den Namen und den Wohnort denke man sich einfach aus! Immer schön höflich im Ton, und bitte mit vielen, möglichst ungewöhnlichen und detaillierten Fragen, damit die Betrüger auch etwas zu tun haben, wenn sie ihre Antworten schreiben. Mit jeder Stunde, die sie dafür opfern müssen, wird ihnen ein bisschen mehr die Möglichkeit genommen, naive Menschen auf diese plumpe Art abzuzocken.

Auf die normale Strafverfolgung ist bei solcher, international organisierter Kriminalität leider nicht zu hoffen. Aber wenn sich diese Betrüger immer mehr selbst als Betrogene wiederfinden und ihr Aufwand von keinem Erfolg gekrönt wird, denn wird dieser Betrug irgendwann ein Ende finden und die nervige Spam aufhören. Das ist doch durchaus ein Ziel, dass hin und wieder eine Viertelstunde Arbeit wert ist, zumal diese Arbeit auch eine Menge Spaß machen kann, wenn man die Lügner selbst mit haarsträubenden Geschichtchen volltextet.

Natürlich wie immer mit Warnung: Es handelt sich hier nicht um Kindereien, sondern um einen Kontakt zu schwer kriminellen Menschen, die im Zweifelsfall nicht lange fackeln werden, wenn sie in ihren asozialen Taten gestört werden. Also auf gar keinen Fall irgendeine zutreffende Angabe machen. Wenn die eine Telefonnummer wollen, sollen sie eine kriegen – es gibt genügend überteuerte Ansagedienste. Ein persönliches Treffen unter allen Umständen vermeiden. Wenn dabei im Mailverkehr Kontaktmöglichkeit innerhalb Deutschlands eröffnet werden, wird sich die nächste Polizeidienststelle sicherlich sehr über eine Anzeige wegen Betruges freuen.

Mit freundlichen Grüßen

MARTINS Weber DITO

Mit dem feuchten und schmatzenden Gruß des Judas!

Der Nachtwächter

Ein Kommentar für Lieber Freund

  1. […] Dummspammer schon einmal die gleiche, windige Story geschrieben. Und vor neun Monaten auch. Und vor einem Jahr auch. Versuchen die das jetzt alle drei Monate? Damals hat das mit den Umlauten aber wenigstens […]

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