Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Kategoriearchiv „Plakat & Co.“

So einfach…

Samstag, 15. Dezember 2012

Hallo, unbekannter Werber,

du Sparring-Partner an der konsumistischen Front, an der man unentwegt gegen jede höhere Geistesleistung ringt, auf dass sich Menschen in möglichst amentale Konsumdeppen verwandeln! Ich bin erst vor wenigen Stunden auf deine grandiose Meisterleistung gestoßen:

Erstmal zu Penny weil Einkaufen hier so einfach ist

Und dann habe ich mich in diesem Penny ganz genau umgeschaut. Es war ein Selbstbedienungs-Supermarkt wie jeder andere auch, mit von Regalen und anderen Produktpräsentatoren gebildeten Gängen, durch die ich einen Einkaufswagen mit meiner Körperkraft schieben kann, um diesen mit allerlei Ware vollzumachen, die ich dann an der Kasse wieder auf ein Fließband lege, damit sie dort… ach, du weißst das ja hoffentlich selbst, unbekannter Werber. Ich empfand die Vorgehensweisen beim Einkaufen in diesem Penny nicht als einfacher und nicht als schwieriger als die Vorgehensweisen beim Einkaufen in einem Aldi, in einem real-kauf, in einem Kaufhof, in einem Lidl oder was immer ich jemals als Mitbewerb dieser Penny-Dinger erlebt habe. Ich empfand sie nicht einmal als irgendwie anders. Es stand an der Tür nicht jemand, der mir den Einkauf erleichtern wollte, etwas, indem er mich fragte, ob ich vielleicht zu müde zum Schieben des Einkaufswagens wäre und ob er mir das abnehmen solle. Und es gab auch sonst nichts, was so einen Penny irgendwie um das besondere Merkmal „einfach“ bereichert hätte.

Verstehst du, unbekannter Werber?! Der Spruch, den du dir da aus deinem koksumnebelten Hirnsurrogatextrakt geprügelt hast, als du diese rote Fläche mit irgendwelchen Buchstaben zugemacht hast, der ist vollkommen hirnlos; der ist geradezu eine Beleidigung der Intelligenz jedes Menschen, der ihn sieht und liest.

Ach, das ist dir im Grunde scheißegal?

Ich verstehe.

Dein dich „genießender“
Elias

Gruß auch an die Penny-Märkte, die sich von Werbeheinis solche Intelligenzbeleidungen ihrer Kunden andrehen lassen…

Zum Wohlfühlen

Donnerstag, 30. August 2012

Mode zum Wohlfühlen

Ich finde ja, dass die beste mentale Gegenwehr wider die ganzen von Werbern in den öffentlichen Blickraum gepflasterten psychoaktiven Nichtigkeiten und Halblügen darin besteht, nur eine einzige Frage an die Kürzsttexte zu stellen. Und diese Frage lautet: Und was sollte da auch sonst stehen? Zum Beispiel an Stelle der Zusicherung „Mode zum Wohlfühlen“? Hätte der Werber da etwa „Kratzige Klamotten, in denen man sich so richtig mies fühlt“ hinschreiben können? Diese kleine Betrachtung macht beinahe immer klar, wie inhaltsleer die „Kommunikation“ der Werber ist.

Angriff auf Nase und Ohr

Dienstag, 28. August 2012

Keine Spam, sondern ein Zitat zum Wahnsinn der ganz gewöhnlichen, allgegenwärtigen Intelligenz- und Menschenverachtung der Werbung – möge es gegen die Abstumpfung helfen:

Die Plakate, auf denen für Hundefutter geworben wurde, wurden regelmäßig mit speziellen Duftstoffen eingesprüht, die den Vierbeiner dann zum Plakat locken sollten. So, hoffte man jedenfalls, würde dann der Tierbesitzer auch auf die Werbung aufmerksam werden und hoffentlich bei eben diesem Futter zugreifen.

Weiterlesen auf Telepolis: Werbung weckt schlafende Hunde

Kauf hier!

Dienstag, 24. Juli 2012

Werbetafel vor einem Kiosk in Hannover mit Werbung für die Hannoversche Allgemeine Zeitung. Der Text ist einfach nur die Aufforderung: Hier kaufen!

Hallo, unbekannter Werber für die HAZ,

manchmal, wenn ich die Machwerke von dir und deinesgleichen sehe, die überall im öffentlichen Blickraum an meiner Aufmerksamkeit zerren, frage ich mich ja schon, was dir und deinesgleichen in den kleinen Köpfchen vorgehen mag. Diese Werbetafel zum Beispiel, die du entworfen hast, damit sie vor hannöverschen Kiosken in den Weg gestellt werden soll… was hast du dir bei der gedacht? Hattest du gerade hundertdreiundachtzig Viagra-Spams gelöscht und in jeder einzelnen den dummen Linktext „Click here“ gelesen? Hat dir das so gut gefallen, dass du dir gleich gesagt hast, dass du selbst auch gern einmal so einen grenzdebil bescheuerten Spruch in deiner Reklame verwenden möchtest? Einfach, weil du meinst, dass das eine tolle Ansprache der „Zielgruppe“ ist? Vielleicht sogar, weil du selbst dich davon so richtig gut angesprochen fühltest?

Anders als so kann ich mir dein übrigens auch ästhetisch fragwürdiges Machwerk jedenfalls nicht erklären. Du hast dir vermutlich wirklich so lange Bilder von blauen Pimmelpillen mit dem Text „Click here“ darunter angeschaut, dass du einfach nicht mehr anders konntest. Und dass diese die Intelligenz beleidigende Masche mindestens eine ganze Größenordnung lächerlicher wirkt, wenn man sie industriell auf solche Aufsteller stempeln lässt, übersteigt vermutlich deinen Horizont.

Wie, du weißst nicht, was ein Horizont ist?

Ach, vergiss es einfach!

Dein dich „genießen“ müssender
Nachtwächter

Das Bezahlen aus der Sicht des Werbers

Montag, 11. Juni 2012

Hallo, unbekannter Werber,

ich sehe dein unentwegtes Bemühen, mir irgendwelche nie gehabten Probleme zu lösen, ja allerorten den öffentlichen Blickraum verpesten. Zum Beispiel die von dir, unbekannter Werber, angepriesene Idee…

so gut kann bezahlen aussehen - Bezahlen sie Beträge bis 20 Euro viel schneller und leichter kontaktlos mit girogo!

…den leidigen Vorgang des Bezahlens besser aussehen zu lassen. Ich weiß ja nicht, unbekannter Werber, in welchem zwischenmenschlich und mental ertrübten Zusammenhängen du dein Dasein als weitgehend enthirntes Gesäuge fristest – aber in der von mir bewohnten Welt haben die wenigsten Menschen ein Problem damit, dass das Bezahlen nicht gut aussieht. Dafür haben jedoch viele ein Problem damit, dass das Bezahlen immer so viel von dem immer weniger vorhandenen Geld kostet. Da fällts auch nicht „leichter“, wenn man kontaktlose Verfahren verwendet.

Und wenn du schon mal hier liest, du unbekannter Werber mit deinem von Koksstaub verblendeten Hirnersatzsurrogat im Kopfe, dann sag deinem total kreativen Kollegen am Photoshop doch bitte mal, dass er sich beim Neuzusammensetzen dieser blondäugigen Sympathieträgerin aus ihren zerschnippelten Einzelgliedern beim vorderen Bein etwas in den Proportionen vergriffen hat, so dass es deutlich zu dünne wirkt. Vom außerhalb des Bildes befindlichen, offensichtlich missgestalteten Becken und dem schmerzhaften Fußknick am hinteren Beine ganz zu schweigen…

Dein dich jeden Tag „genießen“ müssender
Nachtwächter

Wonach es wohl schmeckt?

Montag, 28. Mai 2012

Werbung für das Schöller-Eis 'Spider-Man'

Ihr Werber der Nestlé Schöller GmbH,

es ist ja durchaus eine probierenswerte Marketing-Idee, eine zuckrig-leckere Kaltspeise mit der affektiven Kraft des in Kürze in die Lichtspielhäuser kommenden Filmes „Spider-Man“ aufzuladen; und das Recht, eine bekannte Comicfigur für diese eher etwas fernliegende Reklame verwenden zu dürfen, wird euch wohl auch eine Menge Geldes gekostet haben. Ich als „Zielgruppe“ stelle mir allerdings beim Vorübergehen an euren überall in den öffentlichen Blickraum der Straßen platzierten Werbungen als erstes die bei einem eher für den Genuss als für die Ernährung produzierten Nahrungsmittel wohl nicht völlig unbedeutende Frage, wonach dieses Eis wohl schmecken wird – und der einzige Gedanke, der mir ob eurer zwar bunt und bildhaft dargebrachten, aber dabei doch beklagenswert wenigen „Verbraucherinformationen“ dieser Werbung unwiderstehlich in den Sinn schießen will, ist, dass es sich wohl um ein Eis mit Spinnengeschmack handeln wird. Und dann kann ich nur noch „Pfui Spinne!“ denken… :mrgreen:

Und das ist doch nicht wirklich eure Absicht gewesen, oder?!

Euer eure Werbung „genießen“ müssender

Nachtwächter

Zukunft war vor 65 Millionen Jahren

Montag, 14. Mai 2012

Abenteuer Zukunft - Im Dinopark Münchehagen - Dinosaurier-Park Münchehagen GmbH & Co. KG, Alte Zollstraße 5, DD-31547 Rehburg-Loccum - Neu - The Future is WILD

Hey Werber,

ich weiß ja nicht, was wirklich in diesem komischen weißen Pulver drin ist, das du dir regelmäßig in die Nase ziehst, um immer wieder auf geisteskranke Ideen zu kommen. Aber für die verbesserte Wahrnehmung der Wirklichkeit scheint es nicht so geeignet zu sein. Dass du einen Freizeitpark, der sich – wie man mit Leichtigkeit an seinem Namen erkennt – mit der Großfauna des Mesozoikums befasst, ausgerechnet mit dem claim „Abenteuer Zukunft“ verkaufen willst, ist ein deutliches Indiz dafür, dass dir irgend etwas in der mentalen Repräsentation von Zeitbegriffen irreparabel zerscheppert sein muss.

Aber hey, immerhin ists schön zu sehen, dass auch jemand mit offensichtlichen Problemen in der Realitätswahrnehmung noch einen Job bekommen kann – wenn auch nicht als wirklich nützliches Mitglied der Gesellschaft, sondern nur als widerlicher Weltverschmutzer, als Werber eben.

Und das ist ja besser als nichts.

Meint jedenfalls dein dich „genießender“
Nachtwächter