Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Kategoriearchiv „Wissenschaft“

Forsche Forscher

Mittwoch, 23. Mai 2007

Wie reagieren „Wissenschaftler“ in (gewiss gut bezahlten) Diensten der Werbe-Industrie darauf, wenn die Wirkung von Online-Werbung immer kleiner wird? Wird da etwa empfohlen, diese weit gehend unerwünschte Form der Netzverschmutzung einfach zu unterlassen, da doch die Wirksamkeit im Zukunft noch stärker abnehmen wird? Wird darauf hingewiesen, dass immer mehr von Werbung genervte Menschen immer häufiger Browser benutzen, die mit immer besseren Filtern die ganze Pest verschwinden lassen?

Aber nein doch! Die Rettung für die Online-Werbung soll stattdessen darin bestehen, dass es immer mehr davon gibt – und zwar am günstigsten in der Form, dass alles mit einer Reklame zugepflastert ist, die nur noch unterschwellig wahrgenommen wird.

Vielen Dank, ihr werten Herren Psychologen! Ich sehe: ihr seid wirklich qualifiziert und habt verstanden, was wir wollen. Schließlich benutzen wir unsere Ad-Blocker, weil wir jeden Tag mehr von diesem Müll an allen möglichen und unmöglichen Plätzen haben wollen.

Ohne euer forsches Forschen könnte das doch glatt fehlinterpretiert werden. :mrgreen:

Verdauung

Freitag, 4. Mai 2007

Klar, wir können alle nicht mehr verdauen. Wie gut, dass die Werbung von Danone eine Abhilfe gegen diesen Mangel gefunden hat, der so aktivierend ist, dass er Activia heißt. In den Kühlschränken der Gläubigen sieht es so aus:

Ein Kühlschrank voller Activia

Wenn sich die Konsumentin (die Zielgruppe dieser Werbung ist, wie man an den deutlichen Brüsten im dritten Bild erkennen kann, weiblich) mit diesem Zeug befüllt, kann sie – so verspricht es diese Werbung – wieder besser verdauen. Oder anders und in deutlichem Deutsch gesagt: Sie kann wieder scheißen. Das konnte sie zwar schon vorher, aber anscheinend nicht so effizient, dass dabei ein Pfeil aus gelben Zauberkugeln im Bauch dem Inhalt den Weg nach unten in den Abort wies. Auf dass oben ein Bauch zurück bleibe, der so eingeknickt schlank wie in der werbenden Illustration ist:

Die Scheiße nach unten, die Schlankheit bleibt oben

(Nein, diese Werbung sagt nicht in Worten und Texten, dass man von diesem Zeug schlank wird und an das modisch verhungerte Aussehen kommt. Sie suggeriert es nur mit ihrer Bildsprache. Das ist auch viel wirksamer.)

Das haben wir doch alle schon geahnt, als wir noch dumm und kindisch waren: Der Bauch ist gefüllt mit lauter lauter Kot, und um schlank zu werden, muss der raus. Ganz natürlich ist das, nicht so, wie die Kackpillen aus der Apotheke. Es handelt sich um etwas, was die Funktion der Ausscheidung nur „reguliert“.

Und dadurch kriegt man eine Taille wie eine Barbie-Puppe. Dieses sich ebenfalls an weibliche Konsumenten richtende Spielzeug ist zwar anatomisch unsinnig und ein Mensch mit dieser Figur würde unter dem Einfluss der Erdgravitation wohl einfach in der Mitte durchbrechen, aber das ändert nichts am Erfolg dieses bitterernsten Spielzeuges. Hier lernen die Mädchen schon im zartesten Alter, was die ihnen zugedachte Rolle ist: Sie sollen ein dem künstlichen Schönheitsideal entsprechendes, dummes Püppchen zur Präsentation von Kleidung sein. Wahrscheinlich hat kaum ein anderes Kinderspielzeug so viele Selbstmorde und psychische Störungen verursacht wie die Barbie-Puppe.

Aber ich schweife ab. Also reguliere ich mich mal selbst:

Activia hilft nach 14 Tagen, die Verdauung natürlich zu regulieren

Weil das so natürlich ist, muss man das Zeug erstmal 14 Tage lang jeden Tag in sich reinschütten, damit die Verdauung auch wirklich reguliert ist, und das ist „wissenschaftlich belegt“. Was die fürs Schreiben des Beleges sicherlich gut bezahten Wissenschaftler in ihrem Beleg unter einer „regulierten Verdauung“ verstehen, wird hier natürlich nicht weiter belegt. Obwohl es recht interessant wäre.

Wenn man zum Beispiel normal essende Activia-Konsumenten mit fastenden Menschen vergleicht, wird man schon nach 14 Tagen fest stellen, dass die Fastenden deutlich weniger Exkrement am Tag produzieren. Ganz wissenschaftlich versteht sich, mit Messen und Wiegen und vielleicht sogar im Doppelblindversuch. :mrgreen:

Alle Bilder sind dem Fernseh-Werbespot für Activia entnommen.