Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Wir haben die Losung

Montag, 6. August 2007, 18:06 Uhr

Na, da hat ja mal wieder jemand so richtig „gutes“ umlautfreies Deutsch in seine Betreffzeile geschrieben. Und so lang und so vielsprachig und dabei so wenig sagend ist der Betreff: „Potenzschwache – wir haben die Losung irritating and consequently – format designed for the way

In diesem schlaffen, multilingualen Blah rund um das schlaffe Glied zeigt sich vor allem wieder die Blödheit derer, die mit unverstandenen Skripten spammen. Offenbar wurde hier der reguläre Ausdruck für den split nicht so ganz passend formuliert, und so entsteht eben diese Form der Weitschwafeligkeit. Es wäre für einen kriminellen Spammer und illegalen Medikamente-Versender wohl echt zu viel verlangt gewesen, einmal einen Blick in die generierten Texte zu werfen…

Nein, mit der Sorgfalt haben sie es nicht so, die Spammer. Der ausgedachte Text ist allerdings gut ersonnen und glatt formuliert, es scheint sich um die quicke Übelsetzung eines englischen Textes zu handeln, und zwar zur Abwechslung einmal um die Übelsetzung eines Menschen, der auch gleich ein paar hübsche deutsche Wortspielereien macht:

Meinung von unserem Kunden:

Bin restlos begeistert. Bin 50 und schlage mich seit einem guten Jahre damit herum, dass meinem Freund im entscheidenden Moment die Standfestigkeit abhanden kommt. Aber nun ist es wie in allerbesten Zeiten. 10 mg reichen für ein sehr LUSTiges Weekend. Null Nebenwirkungen – abgesehen vom Muskelkater am nächten Tag. Aber der verschwindet ja durch ausreichendes Training 😉

Durch „ausreichendes Training“ in der deutschen Sprache verschwindet irgendwann auch einmal das Wort „Weekend“ und wird durch das richtige Wort „Wochenende“ ersetzt.

Vor zwei Monaten haben meine Freundin und ich beschlossen, zum ersten Mal miteinander Sex zu haben. Als es soweit war, und ich in sie eindringen wollte, blieb ich völlig schlaff. Wir haben es drei Wochen später nochmal versucht, und ich habe immer noch schlappgemacht. Mein Onkel hat mir Viiaaaagra empfohlen. Letzte Woche haben meine Freundin und ich es noch einmal miteinander probiert, und es wurde die tollste Nacht meines Lebens. Ich nehme Viiaaaagra jetzt einmal pro Woche, und es klappt prima. Meine Freundin hat keine Zweifel mehr an meinen sexuellen Qualitäten.

Schon klar. Und weil du diese „Mitteilung“ unbedingt mit gefälschtem Absender durch meine Spamfilter kriegen willst (das hast du übrigens nicht geschafft), findest du auch eine sehr „kreative“ Schreibweise des Markennamens „Viagra“. Kann schon sein, dass „deine Freundin“ keine Zweifel mehr an deinen „sexuellen Qualitäten“ hat, aber nachdem du mutmaßlich Millionen von Empfängern diesen unerwünschten Werbetext in das virtuelle Postfach gewichst hast, haben viele Menschen erhebliche Zweifel an deinen menschlichen Qualitäten. Und das geilste: Du weißst das auch noch und sendest selbstverständlich mit falschem Absender.

So, jetzt ist aber das gute Deutsch vorbei in dieser Mail:

Versuchen Sie unser Produkt und Sie werden fuhlen was unsere Kunden bestatigen

Man sieht es schon am Verlust der Ümläüte, dass jetzt nach der Übelnahme eines erprobten Werbetextes alles etwas holpriger wird. „Versuchen sie unser Produkt“ – ich wollte eigentlich Viagra, wenn ich jetzt angefixt wäre, und das ist gewiss nicht euer Produkt. Und versucht hätte ich nicht das Produkt, sondern „ausprobiert“ oder es vielleicht einmal „mit dem Produkt“ versucht. Aber ob ich dabei „fuhlen werde“, was andere „bestatigen“… 😀

Originalmedikamente
Ciiaaaaaalis 10 Pack. 27,00 Euro
Viiaaaagra 10 Pack. 21,00 Euro

Klar doch, ganz viel AAAAAAAA und IIIIIII in den Markennamen. Wer die orignalen Namen so verstümmelt, der versendet ganz gewiss Originale, und damit das klar ist, wird es im Wort „Originalmedikamente“ auch richtig betont. :mrgreen:

Das weckt großes Vertrauen in ein solches Angebot:

Klicken Sie HIER und Sie erhalten vier Dosen umsonst
(bitte warten Sie einen Moment bis die Seite vollständig geladen wird)

Natürlich habe ich den Link geändert, damit auch niemand in diese Falle tappe – dafür wird der neue Link viel schneller laden als das framereiche Original einer kanadischen Domain, das seinen Inhalt erst nach etlichen HTTP-Redirects hergibt. Wer sich so im Geflecht technischer Tricksereien verbirgt, der hat doch bestimmt nichts zu verbergen…

Und Vertrauen muss ja haben, wer auf einen Link in einer illegalen Spam klickt. Er sollte nicht einen Moment daran denken, dass ihm präparierte Websites irgendwelcher Verbrecher Schadsoftware unterjubeln, und wenn das nicht der Fall ist, denn sollte er ja nicht daran denken, dass bei solchen Geschäften nicht die geringste Vertrauensbasis besteht. Ganz im Gegenteil, er soll blöd sein und klicken, der 50jährige mit dem schlaffen Pinsel, damit er wieder so richtig orgasmüssen kann. Gut, dass jeder vernünftige Mensch auf so ein Angebot dankend verzichten kann; schlecht hingegen, dass es immer noch genug Idioten gibt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert