Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Re:

Mittwoch, 22. September 2010, 4:00 Uhr

So ein Spammer hat es ja nicht leicht. Wenn er zum Beispiel einen Betreff in seine Spam reinschreibt, der auf den Inhalt der Spam hindeutet, denn bleibt diese Spam meist im Spamfilter hängen, und den Wunsch der Menschen nach unvergällter Mailbenutzung möchte unser Spammerchen doch nicht einfach respektieren. Deshalb lieben dumme Spammer die Verwendung völlig aussageloser Betreffzeilen.

Aber wenn diese Hürde genommen ist und in den Betreff ein einfaches Re: geschmiert wurde, ganz so, als würde man immer Mails ohne Betreff versenden, denn steht die nächste Hürde vor einem Spammer. Er muss ja auch noch eine Nachricht transportieren, die denn letztlich das Opfer der Spam dazu bringt, Geschäfte mit einem kriminellen Spammer zu machen. Auch hier stellt sich das Problem, dass so eine Nachricht einfach dazu führt, dass die Spam automatisch aussortiert wird und dass die Drecksmail deshalb dort landet, wo sie hingehört: In den virtuellen Mistkübel. (Nein, ich bin kein Österreicher, aber ich mag das Wort gerade.) Was will der arme arme Spammer da schon machen? Am besten, gar keinen Text schreiben, sondern einfach nur eine große, fette Grafik an die Drecksmail anhängen, die denn ihrerseits Text transportiert:

Die angehängte Grafik bewirbt in englischer Sprache Viagra, Female Viagra, Cialis, Levitra

Natürlich ist so ein Spammer nicht dazu imstande, eine einigermaßen hübsche Grafik mit seinem Text zu erstellen, und deshalb geht er einfach auf die Website einer der vielen Betrugsapotheken und macht von dieser Website einen Screenshot mit den tollen Bildern einzelner Tabletten und den tollen zugehörigen Texten. Wir lieben das ja alle, wenn eine wenig nützliche „Nutzinformation“ von ca. 3 KiB Text in über 70 KiB Grafik verpackt wird, die dann durch die Base-64-Codierung in einer Mail zu ca. 100 KiB transportiertem „Mailinhalt“ aufgebläht wird. Damit die irre günstigen Preise für die niemals gelieferten Medikamente bei solchem Vorgehen auch so richtig gut zur Geltung kommen, werden sie nachträglich mit einem Grafikprogramm in den Screenshot der Betrugsapotheke reingefummelt. Auf so lästigen und unverständlichen Kleinkram wie die Verwendung von Hilfslinien zur genauen Positionierung der Preise wird zum Beleg der überwältigen Kompetenz des Spammers einfach verzichtet, es macht ja gar nichts, wenn so ein toller Anhang ein bisschen wie Kraut und Rüben aussieht. Aus der gleichen Gleichgültigkeit heraus wird dann auch gleich darauf verzichtet, bei der Wahl von Farben und Schriftarten wenigstens ungefähr den Stil des Screenshots zu treffen. Schließlich noch in fetten, roten Lettern die brotdumme Adresse der Betrugsapotheke www (punkt) wowmaxi (punkt) com druntersetzen, und das Resultat der weitgehend vermiedenen Mühe ein paar Millionen mal rausmailen. Natürlich ist die Adresse jetzt eine Grafik und kann weder angeklickt noch über die Zwischenablage in die Adresseingabe des Browsers transportiert werden, aber wer darauf reinfällt – so scheint sich der Spammer zu denken – der tippt auch gefügig Text aus einer Grafik ab, hält so etwas für völlig normal, hat die Idee des Links in den letzten 15 Jahren einfach verpennt und weiß auch gar nichts von der Existenz einer Zwischenablage. Kurzum, jede dieser Spams ist ein Empfehlungsschreiben für die darin beworbene Betrugsapotheke – und zwar eines, das unübersehbar sagt: Ein Projekt von betrügerischen und inkompetenten Stümpern, die auf ganz leichte Weise zu Geld kommen wollen. Wer möchte mit denen nicht ins Geschäft kommen?!

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