Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 6. September 2010

zusatzliches Einkommen von 3987 euro im Monat

Montag, 6. September 2010

Die gesamte Formatierung im folgenden Zitat entspricht dem Original, aber die Mailadresse ist natürlich von mir unbrauchbar gemacht worden:

Guten Tag, die Leitung des Unternehmens bittet um Entschuldigung fur Storung. Vielleicht mochten Sie einen Nebenverdienst haben, der mit einem nicht so groben Zeitaufwand verbunden ist, aber einen stabilen Einkommen anbietet? Die Weltkrise, die in allen Wirtschaftsbereichen zu spuren ist, hat letztes Jahr auch die Sphare der Finanzberatung beeintrachtigt. Jedoch ist nicht alles so schlimm – trotz der Senkung der Aktivitaten von Organisationen, hoher Zinsen des Handelskredits und Mangels an Geldern, blicken die Unternehmer unverzagt, mit Optimismus und neuen Hoffnungen in die Zukunft. Informieren Sie uns uber Ihr Interesse und wir werden Ihnen unser ausfuhrliches Angebot zur Verfugung stellen! Einen Nebenverdienst zu haben ist heute ein Traum von mehreren Leuten, das ist jetzt Ihre Chance! Ihr Lebenslauf senden Sie bitte an unsere E-Mail – Milford (at) dfk (strich) ifc (punkt) biz Vielen Dank, dass Sie sich mit unserem Angebot bekannt gemacht haben!

Guten Tag, die Leitung des Unternehmens hält Zeilenumbrüche für ebenso entbehrlich wie Umlaute und die komischen Links in einer HTML-formatierten Mail. Eine Anrede und eine ausgedachte Firmierung sind ebenfalls entbehrlich. Wir bitten um Entschuldigung für unsere unfassbare Stümperei.

In der riesigen Wirtschaftskrise gibts von uns tolle Jobs, für die man nicht viel Zeit braucht und auch nicht viel können muss, aber trotzdem 8 lila Lappen im Monat kriegt. Damit der unformatiert von der Leber weg geschriebene Text ein bisschen nach etwas aussieht, hängen wir noch ein paar Bullshit-Phrasen rein.

Und jetzt informieren sie uns darüber, dass sie Interesse haben, und wir bombadieren sie mit weiterem Blah und allerhand Lügen. Unsere Nebenverdienste sind so beliebt, dass wir mit millionenfacher Spam danach suchen müssen. Das liegt daran, dass man dabei ins Gefängnis kommen kann, wegen Mittäterschaft beim organisiert verbrecherischen Betrug oder wegen Geldwäsche. Deshalb haben wir auch keine Ansprüche. Je dümmer unser Verschleißmaterial, desto besser. Und deshalb schreiben wir auch so, wie wir schreiben. Jede Mühe wäre verschwendete Mühe.

Also nicht darüber wundern, dass man die Mail nicht mit einem Klick auf „Beantworten“ beantworten kann, sondern den Lebenslauf an die angegebene Mailadresse senden. Wir fälschen unsere Absender. Und wie man einen Link mit einer Mailadresse in eine HTML-formatierte Mail einbaut, wissen wir auch nicht – und wir haben wieder mal keinen Fünfjährigen in der Nähe, der uns solche elementaren Kenntnisse kurz beibiegen könnte.

Vielen Dank, dass wir ihnen ein bisschen Lebenszeit stehlen konnten.

Diese Spam wurde maschinell erstellt und ist auch ohne Anrede und Grußformel gültig.

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Montag, 6. September 2010

Na, da hat unser Spammerchen wohl mal wieder die Betreffzeile mit dem Nachrichtentext verwechselt. Aber dafür kann er richtig toll formatierte HTML-Mails:

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Und nicht nur HTML-Mails bekommt er trickreich hin, auch ansonsten versteht er sein Handwerk. Der Link in der Spam führt auf backgeneratetest (punkt) ru, und was einem unter dieser URL als Startseite begrüßt, das mag nicht jeden Browser. Wenn ich diese Adresse etwa mit meinem Lieblingsbrowser für derartige Links aufrufe, dem guten Lynx, denn sagt mir der dortige Webserver…

403 Forbidden

…dass der Zugriff verboten ist. Den gleichen 403er bekommt man, wenn man vorgibt, der Googlebot zu sein. Diese Leute wollen nicht von Google indiziert werden, da sonst womöglich schnell die Warnmeldungen in moderneren Mailclients sichtbar werden, wenn man derartige Links hat. Also schnell einen anderen Browser nehmen, den User-Agent schön faken (immer hübsch, um solchen trickreichen Spammern Freude zu machen, ist der User-Agent vom IE 6 unter Windows 2000) und nochmal schauen, was der gute Webserver dann ausliefert. Und tatsächlich, mit so einem User-Agent liefert er eine völlig andere Seite aus. Diese enthält nur den Text „Please wait“ und ein bisschen JavaScript, das letztlich auf recht umständlichem Weg eine Weiterleitung veranlasst. Schließlich landet man auf der tollen Website cheap (strich) oems (punkt) com, bei der man viel Geld für nicht lizenzierte Softwarekopien hinlegen kann.

Diese Verkäufer von „Raubkopien“ haben es sogar hinbekommen, die im Browser eingestellte, bevorzugte Sprache zu erkennen und beglücken ihre deutschen Leser mit einer deutschsprachigen Version ihrer Seite. (Ja, das war ein ernstgemeintes Lob. Ich sehe so viel Stümperei, wenn ich mich um die Spam kümmere.) Okay, so richtig deutsch ist das nicht, wie man an der Beschriftung „Sucharbeit“ vorm Suchen-Feld, am Link „Haupt“ für die Startseite, an Links wie „Uber uns“, „Charakteristik und Bedingungen“ (gemeint ist das, was man auf Deutsch AGB nennen würde) und „Kontakten“ zeigt. Und weil jede Menge Fragen aufkommen, was es denn mit der billigen Software so auf sich hat, haben sie auch eine FAQ in ihre Seite aufgenommen, die ich mal in einer archivierten Version zur Verfügung stelle, weil ich nicht glaube, dass diese Domain noch lange verwendet werden wird. Denn obwohl das Copyright im Footer bis ins Jahr 2005 zurückreicht, wurde diese Domain erst am 7. Juli dieses Jahres registriert – und wenn sie nicht mehr verwertbar ist, wird sie eben weggeworfen und der Schwindel findet unter einer neuen Adresse statt. Der Inhaber dieser Domain schätzt übrigens (aus nahe liegenden Gründen, wer mag schon gern verhaftet werden) die Anonymität und hat für technische Rückfragen die einprägsame Mailadresse oemdupgpexlfqg (punkt) gmail (punkt) com angegeben. Dass dort jemals eine Mail gelesen wird, dürfte eher unwahrscheinlich sein…

Also lassen wir doch einmal einige Punkte dieser tollen FAQ für sich selbst sprechen – denn dort wird klar, um was für ein Angebot es sich handelt.

1. Warum verkaufen Sie die Software billiger, als die offiziellen Provider der Handelsmarken?

Wenn Sie unsere Software kaufen, bekommen Sie die Kopien der geladenen Lizenzversionen. Es bedeutet, dass Sie keine feste Kopien der Dokumentation (der Lizenzen oder der Instruktionen) haben – nur die Dateien und die Instruktionen im Format .txt. Diese Software wird Online nicht registriert. Für Mehrheit der Programme können wir Ihnen das ganze Paket der Erneuerungen anbieten. Diese Software ist im Großhandel bei den offiziellen Providern gekauft, bei denen die Großhandelspreise wesentlich niedriger sind. Da wir einen minimalen Aufschlag machen, und wir keine Kosten für die Verpackung, die Aufnahme und die Beförderung haben, ist unser Preis niedriger, als der Einzelhandelspreis der offiziellen Provider.

Hihi, „dass sie keine feste Kopien … haben, … Instruktionen im Format .txt“ – es handelt sich wohl um einen Auszug aus einer Datei namens serials.txt. Klar, dass da nichts „registriert“ wird, es handelt sich schließlich um nicht-lizenzierte Kopien. Und der Rest ist hanebüchener Bullshit.

2. Ob Ihre Software eine volle Version, und nicht eine Version des Paketes der Erneuerungen ist? Verkaufen Sie die Software für das Paket der Erneuerungen? Ob man die vorhergehende Version des Produktes notwendig ist?

Wir verkaufen nur die VOLLE Versionen – keine Pakete der Erneuerungen. Sie brauchen keine vorhergehende Versionen des Programms zu haben. Wenn bei Ihnen irgendwelche andere Versionen (vorhergehende Versionen bzw. Pakete der Erneuerungen) installiert sind, so brauchen sie vollständig bis zum Anfang der Installation unseres Programms GELÖSCHT werden (um den Konflikt zwischen verschiedenen Versionen des Programms zu vermeiden). Nach dem Löschen ist es nötig sowie das Register (für die Programme des PC) aus den entsprechenden Eingängen zu reinigen.

Klar doch, bloß alles rückstandsfrei von alten Versionen entfernen, bevor die Software aus derart fraglichen Quellen auf den Rechner kommt. So ein Installer ist ja nicht dazu imstande. Und das mit „das Register für die Programme des PC“ kann ein Installer auch nicht. Jedenfalls nicht mehr bei Software, die von diesen Halunken angeboten wird – woanders schon. (Na ja, meistens.)

Übrigens wurde hier eine Frage in einer Weise beantwortet, die ein Mensch nicht-deutscher Zunge vielleicht leichter versteht als jemand, der Deutsch spricht.

3. Ob ich die Pakete der Erneuerungen aus den Webseiten der Produzenten immer noch bekommen kann?

Sie können das machen. Unseres Programm ist eine volle und gesetzliche Version, die für die Erneuerungen passt, wenn nicht anderes in den Instruktionen, die dem Programm beigefügt werden, angewiesen wird. Sie können auch unseren Kundenservice über die Ausnahmen fragen.

Kommt also drauf an, wie gut die nicht-lizenzierten Versionen gecrackt wurden. Und das erfährt man erst nach dem Kauf aus anderes in den Instruktionen. Oder mit einem Anruf. Wo? Na, ist doch klar…

CALL ZENTRUM U.S./Canada Toll Frei

…beim Call Zentrum. Ist ja auch Toll Frei, wenn man zufällig gerade in den USA oder in Kanada weilt. :mrgreen:

7. Welches Format haben Ihre Dateien?

Alle Programme sind in der Formatenarchive entweder .zip oder .exe verpackt. Für das Entpacken braucht man 7 – zip aus der Ladenszone zu verwenden. (Sie können sie kostenlos laden nach dem Kauf des Programms). In den Archiven können Sie Dateien ‘.exe ’ bzw. ISO (Pattern des Programms für CD) sehen. Solche Dateien sind für die Aufnahme von CD/DVD bestimmt. Sie können nach dem Kauf des Programms die Instruktionen und das Programm für die Aufnahme von CD/DVD kostenlos bekommen.

*prust!* Aus der Ladenszone gibts einen 7zip. Und ansonsten liegt alles so vor, wie man es aus Filesharing-Netzwerken gewohnt ist, und es ist auch genau so legal, nämlich gar nicht. Aber dafür ists teurer. Und gefährlich ists auch, denn wer würde es für gefahrlos halten, die Software eines kriminellen Spammers auf seinem Rechner zu installieren?

Aber zum Abschluss noch das Hämmerchen in diesen behämmerten AGB:

8. Warum kann ich keine elektronische Mitteilungen von Firma Software Store bekommen.? [Ja, da steht wirklich Punkt und Fragezeichen nacheinander]

Wir senden keine elektronische Junkmail bzw. nicht angeforderte kommerzielle Wurfsendungen. Ihre persönliche Informationen, wie die E-Mail-Adresse, werden keinen irgendwelchen anderen Seite mitgeteilt. Einige Dienste der E-Mail lehnen unsere elektronischen Briefe wegen der standardmäßigen Themen in den Briefen ab. Deshalb empfehlen wir kein Abonnement für Dienstleistungen von Software Store über folgende Dienste der E-Mail: Hotmail und MSN zu unterzeichen. Wenn Sie von uns keine elektronische Briefe bekommen, so ist ein wahrscheinlichster Grund dafür «ein Filter der unerwünschten Mitteilungen» in Hotmail. Dieser Filter dient zur Sperrung des Spames bzw. nicht angeforderten kommerziellen Wurfsendungen (unerwünschte Post). Manchmal werden sogar die abgefragten elektronischen Briefe, einschliesslich unsere Briefe, gesperrt. Sie werden alle Ihre elektronischen Briefe, die Sie versäumt haben, unbedingt finden, bzw. im „unerwünschten Post“ oder im Ordner „Gelöschte Briefe“. Sie können sowie „den Filter der unerwünschten Mitteilungen“ abzuschalten, als auch uns in die Liste „der sicheren Empfänger“ einfügen. Diese Liste ist eine Liste der Berechnungsaufzeichnungen, die Sie nicht als gesperrte Aufzeichnungen vom Filter der unerwünschten Mitteilungen betrachten wollten. Um diese Handlung zu erfüllen, müssen Sie auf Ihre Berechnungsaufzeichnung in Hotmail eingehen. (Wählen Sie “Parameter” aus, dann wählen Sie “sichere Empfänger” aus). Sie können sich in Hotmail um Hilfe wenden. Yahoo: wenn Sie ein Benutzer von Yahoo ist, so prüfen Sie bitte Ihren Ordner „Massenversand“. Wenn Sie unsere Mitteilung im Ordner „Massenversand“ gefunden haben, so öffnen Sie ihn und klicken Sie auf „In Yahoo abzusenden! Für Durchsicht“. Damit wird bestätigt, dass die elektronischen Briefe von Software Store keine nicht angeforderte kommerzielle elektronische Mitteilungen (Spam) sind. Wenn Sie den Ordner «Massenversand» nicht vollständig öffnen wollen, gehen Sie in den Ordner „Hauptpräferenz“ über. Sie können wunschgemäß mit Yahoo für die Hilfeleistung kontaktieren.

Klar, ihr versendet überhaupt keine Spam und seid auch ansonsten ein Vorbild des Datenschutzes. Leider kommt ihr nicht durch jeden Spamfilter. Weil die täglich paar Millionen Spams, die für eurer illegales Angebot Werbung machen, eben Spams sind. Der wahrscheinlichste Grund, wenn man den Müll nicht mehr kriegt, ist ein Müllfilter „zur Sperrung des Spames“. Oh, ist das schön, wenn ich von einer Seite, für die massenhaft gespammt wird, Informationen bekomme, wie ich an die rausgefilterten Spams komme. Nur so für den Fall, dass ich gar nicht genug kriminelle und betrügerische Angebote vor meine Augen bekommen sollte. Wäre ja auch zu doof, wenn die E-Mail vor allem für die persönliche Kommunikation verwendet würde!

Die Mail, über die ich zu euch gekommen bin, hatte natürlich einen gefälschten Absender. Sie wurde vom Rechner mit der dynamischen IP-Adresse 212.124.15.19 aus Russland versendet. Bei diesem Rechner handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen mit Schadsoftware übernommenen Privatrechner. Natürlich klappte es dann auch nicht mehr mit rDNS, aber das hätte mich auch gewundert. Die darin verlinkte Website steht auf sämtlichen Blacklists, trotz der etwas trickreichen Implementation dieses kleinen Umweges zu eurer Drecksite. Zu allem Überfluss war es eine reine HTML-Mail, was bei mir (und vielen anderen) immer Spampunkte bringt – denn ein Mensch, der mir ein formatiertes Dokument zukommen lassen will, der wird spätestens nach meiner Antwort darauf achten, es einfach an die Mail anzuhängen. HTML-Mail wird beinahe ausschließlich von Spammern und Werbern benutzt, und sie landet bei mir fast immer unbesehen im virtuellen Tönnchen. Der Text war ein Angebot von „billiger Software“, die für das von mir bevorzugte Betriebssystem weder nötig noch verfügbar ist. Ein Angebot, das ich niemals bestellt habe und das mich nicht interessiert. Aber mit Spam habt ihr absolut nichts zu tun. Ihr werdet völlig ungerechterweise wie Spammer behandelt. Ich weine gleich vor Mitleid!

Aber hey, was sollt ihr denn sonst erzählen? Die Wahrheit etwa? So etwas wie „Bei uns können sie Güter illegal gegen Geld erwerben, die sie auf anderen Wegen illegal kostenlos erhalten“? Vielleicht ergänzt um die Angabe „Wir halten unser Geschäft mit massenhafter unerwünschter Mail (Spam) aufrecht, die über Rechner versendet wird, die mit Hilfe hinterhältig installierter Schadsoftware übernommen wurden – also nehmen sie ihre Software doch lieber von uns“? Nein, wenn ihr das schriebet, denn würden ja nicht mal die Menschen mit geringer ausgeprägtem Denkmuskel auf euch reinfallen. Und deshalb bleibt euch eben nichts anderes als Lügen übrig.

Ziemlich lächerliches Lügen.

Vorsicht neuer Virus im Netz!

Montag, 6. September 2010

Wer beim Surfen – auch auf durchaus respektablen Websites, deren URL ich hier wegen des BRD-weiten Rechtsschutzes für beleidigte Leberwürste nicht zu geben bereit bin – von der folgenden scheinbaren Meldung seines Windows-Rechners überrascht wird…

Windows Security Alert -- Windows Security Alarm -- Vorsicht neuer Virus im Netz! -- Neue Viren und Trojaner bedrohen Ihren Computer im Internet. Ihre Dokumente, Passwörter und Bilder können gefährdet sein. Aktualisieren Sie ihr Virenprogramm. -- Details zum neuesten Virus -- Angriff von 121.246.89.113, port 29323 -- Attackiertes Port: 11280 -- Bedrohungsart: Trojan.Vars.E3 -- Unsere Empfehlung: Sofort Virusprogramm aktualisieren -- Aktualisieren -- Später erinnern

…kann sich entspannen. Es handelt sich nicht um eine Viruswarnung von Microsoft Windows. Vielmehr ist es ein ganz normales, als LayerAd (also über JavaScript verzögert in die Website eingeblendet) realisiertes Werbebanner, und allein die werbende Methodik, mit der hier die Aufmerksamkeit vor allem von weniger erfahrenen Computernutzern erzwungen wird, ist eine deutliche Empfehlung, den so werbenden Anbieter nicht für besonders vertrauenswürdig zu halten.

Wohin man innerhalb der Grafik (denn mehr ist der ganze faule Zauber nicht) klickt, ist gleichgültig. Man landet auf einer Website, die ungefähr wie der folgende Screenshot aussieht und in großen Buchstaben vorgibt, dass dort ein völlig kostenloser Virenschutz verfügbar wäre (zum Vergrößern Vorschaubild klicken):

Screenshot der Überrumpelung

Natürlich wird beim hier dargestellten angeblichen „ActiveX Online-Scanner Kurzcheck“ immer etwas gefunden – und da kommt es dem so eingeschüchterten Surfer, dessen Aufmerksamkeit durch eine alarmierende, im Stil eines Standarddialogfensters von Microsoft Windows gehaltene Meldung erzwungen wurde, doch nur gerade recht, dass er jetzt einen „kostenlosen“ Schutz bekommt. Wieso man einen kleinen Datenstriptease hinlegen soll…

Detail aus dem Screenshot mit der verpflichtenden Eingabe vollständiger Adressdaten für den Download des so schreiend angebotenen Schutzes

…ja, wieso man gar seine vollständige Anschrift, sein Geburtsdatum und seine Telefonnummer hinterlegen soll, nur um eine „kostenlose“ Software herunterzuladen, ist leider eine Frage, die sich im Zeitalter der allgemeinen Orwellness zu viele Menschen nicht mehr zu stellen scheinen. Das Kleingedruckte offenbart hier dann mal wieder, wie das so groß Geschriebene zu verstehen ist, denn (für Originalgröße Vorschaubild klicken)…

Antivirus-Security.net übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen, der angebotenen Online-Scans oder Downloads. Mit Anklicken des 'Sofort starten'-Buttons beauftragen sie antivirus-security.net Ihnen die Vollversion der Antivirus Security-Software 14 Tage lang kostenlos zur Verfügung zu stellen. Nach Ablauf dieses Testzeitraums verlängert sich die Nutzung bequem um weitere 24 Monate. Ich erhalte Antivirus-Security dann zum Vorzugspreis von 79 Euro für einen Abrechnungszeitraum der dritteljährlich...

…kostenlos ist das tolle Progrämmchen nur für ein paar Tage, danach werden ganz bequem (fragt sich nur, für wen) ordentlich Kosten fällig, und zwar gleich zwei ganze Jahre lang. Das macht insgesamt 474 Euro, die auch gewiss eingefordert werden. Dafür wird aber auch gar nichts garantiert, nicht einmal, dass man die erkannten Viren wirklich auf seinem Rechner hatte. Das ist natürlich nicht so ganz genau das, was sich normale Menschen unter dem Begriff „kostenlos“ vorstellen. Deshalb steht der auch nur auf Unterseiten mit etwas kryptischen Subdomains, zu denen man von den eingeblendeten Ads direkt gelotst wird – auf der Startseite, die sich wohl niemand anschauen wird, der durch die gesamte Darbietung in die gewünschte Panik versetzt wurde, sieht es sehr anders aus (für Originalgröße Vorschaubild klicken):

Startseite des fragwürdigen Anbieters dieses recht teuren Schutzes für Windows-PCs

So kann sich dieser Anbieter – bei dem hoffentlich verständlich geworden ist, warum ich ihn nicht direkt verlinken will – auch jederzeit damit brüsten, dass er doch „deutlich“ über die Kosten informiert hat, denn diese prangen ebenso unübersehbar auf seiner Startseite wie der Hinweis, dass man die angebotene Software nur 14 Tage lang kostenlos testen kann. Die verblüffend ähnlich gestalteten Seiten auf obskuren Subdomains, zu denen man durch die Werbebanner geleitet wurde, werden wohl nicht besonders lange Bestand haben und durch andere verblüffend ähnlich gestaltete Seiten auf anderen obskuren Subdomains abgelöst werden.

Da kann einem schon einmal die – hier wegen des Rechtsschutzes für beleidigte Leberwürste – vorsichtig formulierte Vermutung aufkommen, dass es für das Geschäftsmodell dieses Anbieters förderlich sein könnte, wenn die von scheinbaren Viruswarnungen ihres Computers eingeschüchterten Seitenbesucher einen völlig falschen Eindruck von diesem Angebot bekommen. Immerhin, sie müssen ja noch mit einem Klick bestätigen, dass sie die AGB gelesen haben. Diese AGB (hier nicht direkt verlinkt) habe ich mir auch nicht entgehen lassen und zitiere mal ein paar ausgeweidete Bröckchen aus diesen Vertragsinhalten mit einem… ähm…

Global Online Holding Inc.
UP House – 5th Floor
Port Saeed Road
P.O. Box 43659
Deira, Dubai
United Arab Emirates

…Unternehmen, dass man als Angehöriger der „Zielgruppe“ Abzockopfer in der BRD nicht mal eben so besuchen kann, um zu schauen, ob es neben dem Postfach und einer angegebenen Anschrift auch richtige Büroräume mit Mitarbeitern hat. Leider ist die „Port Saeed Rd.“ nicht bei Google Maps bekannt, und dabei hätte ich doch so gern noch ein paar Fotos des Umfeldes der Betriebsstätten dieses Dienstleisters herausgesucht. Na ja, ob das bei fehlender Angabe der Hausnummer viel gebracht hätte? Immerhin, es gibt ja ein Postfach.

Das braucht man übrigens auch, denn an diese Adresse ist gemäß Punkt 5 der AGB der Widerruf zu senden, wenn man nach Ablauf der 2 Jahre genug von diesem Dienstleister hat oder keine Lust hat, für eine Nutzung nach Ablauf der 14 Tage so viel Geld hinzulegen. Wer sicher gehen will, darf gern mal bei der nächsten Postfiliale nachfragen, was so ein Einschreiben mit Rückschein nach Dubai kostet.

Aber ich greife vorweg, denn wir wissen ja noch gar nicht, wofür man das ganze Geld hinlegen soll. Das steht natürlich auch in den AGB unter Punkt 3 und liest sich so (Domainname im Zitat für die direkte Nutzung unbrauchbar gemacht):

3. Vertragsleistungen

3.1 Ist der Vertrag gemäß Ziffer 2.1 dieser Allgemeinen Geschäftsbedingungen zustande gekommen, hat der Kunde das Recht, die Dienstleistung von antivirus (strich) security (punkt) net zunächst 14 Tage lang im Wege einer Testmitgliedschaft zu erproben. Die Testmitgliedschaft ist innerhalb dieser 14 Tage jederzeit kündbar. Sofern der Kunde die Testmitgliedschaft nicht innerhalb der 14 Tage kündigt, verlängert sich der Vertrag in eine Premium-Mitgliedschaft mit einer Mindestvertragslaufzeit von 24 Monaten. Die Nutzung des Services des AntiVirus Security-Clubs wird dann kostenpflichtig im Sinne von § 6 dieser Allgemeinen Geschäftsbedingungen.

3.2 Durch den Vertrag verpflichtet sich antivirus (strich) security (punkt) net, den Kunden jeden Monat Zugang zum kompletten antivirus (strich) security (punkt) net -Angebot zu gewähren, sobald die Zahlung durch den Kunden gemäß § 6 dieser Allgemeinen Geschäftsbedingungen erfolgt ist.

Aha! Es ist also der „vollständige Zugang“ zum Angebot einer Website. Da steht nichts von Software, da steht nichts von Virenschutz, da steht eigentlich nichts. Unter dieser diffusen Bezeichnung könnte von einem Handbuch zur Systemwartung von Microsoft-Windows bis zu einem Diskussionsforum oder auch einfach nur dreißig leeren Seiten alles abgefrühstückt werden. Eine Katze im Sack für beinahe 500 Euro, wer könnte da „Nein“ sagen?!

Zumal nicht nur für die Katze im Sack bezahlt wird, sondern auch…

9. Datenschutz

9.1. Der Kunde willigt ein, dass Global Online Holding Inc. alle von ihm zur Verfügung gestellten Daten zur Begründung, Durchführung und Abwicklung des Vertrages über eine Teilnahme bei antivirus-security.net verarbeitet und nutzt. Die persönlichen Daten können vom Betreiber elektronisch gespeichert und ausgewertet werden. Auch ist der Betreiber berechtigt, im Rahmen der Zweckbestimmung des Nutzungsvertrages anvertraute personenbezogene Daten unter Beachtung der Datenschutzbedingungen zu verarbeiten oder durch Dritte verarbeiten zu lassen.

9.2. Der Kunde autorisiert den Betreiber, dass Seine Daten nicht nur vom Betreiber selbst – gleich unter welcher Domain – sondern auch von dessen Kooperationspartnern und Dritten für interessante Angebote genutzt werden dürfen insbesondere zur Kontaktaufnahme per Email, postalisch und per Telefon. Der Partner hat hierbei die Möglichkeit, unter Beachtung des geltenden Datenschutzrechts, Zugriff auf die Datenbank des Betreibers zu erhalten. Der Kunde hat hierfür jederzeit ein Widerrufsrecht.

…für den so ganz nebenbei in einer vielleicht etwas überraschenden und für den „Kunden“ nicht korrigierbaren Klausel der AGB ermöglichten Datenhandel. Der Sack voller Spam, unerwünschter Werbung und aufdringlicher Telefonanrufe kommt also gleich hinterher. Kann man natürlich widerrufen, wenn man davon weiß. Adresse für den Widerruf: siehe weiter oben. Wenn man nicht davon weiß, kommt es nach ein paar Tagen eh nicht mehr darauf an, die Daten zirkulieren schon unter ihren Käufern. Da weiß man auch gleich, warum die Angabe eines Geburtsdatums und einer Festnetznummer erforderlich sein sollen – damit werden solche Datensätze eben wertvoller.

Ja, und wofür macht man das alles? Das wird ein bisschen versteckt auch auf der Website dieses tollen Dienstleisters erwähnt (hier wieder einmal nicht direkt verlinkt und die URL im Zitat ist auch wieder unbrauchbar gemacht worden) und man muss auch mit einer Checkbox bestätigen, dass man das gelesen hat:

antivirus (strich) security (punkt) net ist ein neuartiger Suchdienst im Internet, der für Sie nach kostenlosen und freizugänglichen Anti-Viren-Programmen weltweit recherchiert.

Wer den Satz im vorstehenden Zitat zu schnell gelesen hat: Bitte nochmal lesen! Und wenn es denn immer noch nicht geklackt hat im Kopf, noch einmal ganz langsam lesen! Kommt Übelkeit und Brechreiz auf? Denn wurde der Satz verstanden.

Ja, man soll fast 500 Euro dafür hinlegen, dass diese Leute (ohne dabei irgendeine Qualität oder Korrektheit zu garantieren) nach kostenloser Software suchen, die von anderen Unternehmungen hergestellt und angeboten wird. Ja, die wollen jedem ihrer oft überrumpelten Kunden einen lila Lappen für Software abknöpfen, die es aus offenen und legalen Vertriebskanälen vollständig kostenlos gibt. Das ist die ganze „Dienstleistung“ dieser… ähm… bitte hier ein passendes Wort nach Gemütslage und affektiver Reaktion einsetzen.

Meine Empfehlung dazu: Bei Heise erhält man eine hervorragende Übersicht über Virenscanner und so genannte Personal Firewalls, beides oft für Privatanwender kostenlos, doch selbst kostenpflichtige Produkte sind deutlich preisgünstiger als die recht nutzlose „Dienstleistung“ dieser zwielichtigen Typen, die mit vorsätzlich alarmierender Werbung arglose Menschen überrumpeln und auf Webseiten locken, die ebenfalls einen vorsätzlich falschen Eindruck vom Charakter des dortigen, in seiner Überteuerung die Grenze des Wuchers hinter sich lassenden Angebotes geben. Wer dabei Geld gespart hat, kann mir ja auf meiner Homepage eine kleine Spende über PayPal zukommen lassen.

Wer aber schon darauf reingefallen ist: Ich würde dafür keinen Cent zahlen. Die Absicht der Irreführung ist so offensichtlich, dass man nur hinschauen muss, und es ist äußerst unwahrscheinlich, dass dieser Anbieter antivirus (strich) security (punkt) net es darauf ankommen lassen wird, sein Geschäftsmodell von einem Gericht „würdigen“ zu lassen. Denn danach wären diese Leute bei der Fortsetzung ihres Geschäftes auch juristisch das, was sie von ihrem sich im „Geschäfte“ offenbarenden Chrakter her schon längst sind: Betrüger.

Aber Achtung: Sobald man auch nur eine einzige dieser Zahlungen leistet oder auch nur eine Anzahlung zu einer dieser Zahlungen, hat man damit die behauptete Schuld anerkannt – und damit die gesamte Forderung legitimiert. Ich bin allerdings kein Rechtsexperte. Nähere Auskünfte zu diesem Thema gibts beim nächsten Rechtsanwalt oder in der nächsten Verbraucherzentrale.

Und zu schlechter Letzt: Wenn ich die Dienste eines größeren deutschen Freemailers (der Name wird hier wegen des in der BRD geltenden Rechtsschutzes für beleidigte Leberwürste nicht genannt) in Anspruch nähme und auf dessen Website mit derart unseriöser und kundenverachtender Reklame konfrontiert würde, wäre spätestens dies der Tag, wo mir dieser Freemailer mit seinen Diensten mal – sorry für die deutliche Ausdrucksweise – den Buckel runterrutschen könnte. Was von derartigen alarmierenden und irreführenden Werbemaschen zu halten ist, zeigt sich nämlich auch, wenn man die Abzockerseiten nicht besucht. Und zwar durch bloßes Hinschauen. Diesem größeren deutschen Freemailer (der Name wird hier nicht genannt) sind seine Nutzer vollkommen gleichgültig; der macht für ein bisschen Geld alles, bis hin zur aktiven Unterstützung übler Abzocker. Was Freemailer betrifft, gibt es zum Glück auch Alternativen – wenn auch nicht jede dieser Alternativen bei diesem Dummfug namens DE-Mail mitmachen wird.

Ein Dank für den Hinweis und einige Screenshots an N.N.