Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Ein Gruß aus dem Jahr 1970

Sonntag, 26. Oktober 2008, 3:40 Uhr

Im Moment scheinen einige Leute neu mit dem Spammen zu beginnen, die noch weniger Ahnung von den technischen Grundlagen der Internet-Mail haben als die ganzen etablierteren Spamdeppen. Das jedenfalls kann man bei der jüngsten Pest denken.

So erreichte mich vorgestern morgen eine Mail, datiert auf den 1. Januar 1970, 3:23 Uhr. Hoch erfreut bin ich über die Insider-Information, dass es im Jahre 1970 bereits Google-Mail gab, denn die gefälschte Absender-Adresse stammt von dort.

Ansonsten war man eher kurz angebunden und verzichtete auf weitergehende Informationen. Der gesamte Text der Mail macht durchaus den Eindruck, dass er direkt mit dem mail-Kommando (oder vielleicht vorformatiert mit dem legendären Editor ed) unter einem frühen Unix-System auf einer PDP-11 geschrieben sein könnte, obwohl es dieses Unix im Jahre 1970 noch gar nicht öffentlich gab.

Betreff: Salute

http://squcvizahy.net

Irgendwie kann ich nicht glauben, dass es sich wirklich um eine Mail aus dem Jahr 1970 handeln könnte – und der Spamfilter hier wurde auch sehr skeptisch. Aber vielleicht hat sich ja auch ein Zeitloch aufgetan oder ein antiker Mailserver wurde gestern neu gebootet und gibt jetzt Mails frei, die seit fast 40 Jahren in einer verklemmten Queue hingen. Erstaunlich nur, dass diese Mail dann bei mir ankommt, unter einer Mailadresse, die erst seit ca. 7 Jahren existiert. Immerhin würde die Erklärung des neu gebooteten Servers auch erklären, warum plötzlich so viel von dieser Mail bei mir ankommt, und zwar immer entweder mit einem kurzen Link, den ich nicht ausprobieren will, mit einem Bild diverser Medikamente von der Betrugsapotheke „Canadian Pharmacy“ oder mit einer Einladung in ein Online-Casino. Die Geschichte von Viagra muss offensichtlich neu geschrieben werden! :mrgreen:

Übrigens gehen die falsch datierten Mails auch heute weiter, und zwar dergestalt, dass sie in der Zeit voranrücken. Jedes neue Teil aus der Vergangenheit, dass sich an meinem Spamfilter vorbeidrängeln will wie ein Spermatozoon am Gummi des Präservativs trägt einen späteren Zeitstempel – und alle landeten sie recht sang- und klanglos im digitialen Nirvana, wenn ich nicht gelegentlich nach den Rechten schauen würde.

Die letzte derartige Mail ist angeblich vom 16. August 1976, 19:23 Uhr – Tendenz weiter steigend. Und ich kann den Verdacht nicht abschütteln, dass auf der anderen Seite völlige Stümper sitzen, die mit der Brechstange an den Spamfiltern vorbei wollen und deshalb ungesunde Hacks in Skripten machen, die sie überhaupt nicht mehr verstehen. Dabei haben die sich bestimmt gesagt, dass man in dieser einen Variable – nennen wir sie mal $timestamp – vielleicht etwas anderes als die aktuelle Unix-Zeit unterbringen könnte, vielleicht klappt es dann besser mit dem Spammen. Und so gingen sie flugs ans Werk und ersetzten die Zeile $timestamp = time(); durch die etwas andere Zeile ++$timestamp; und zählen seitdem fröhlich die Sekunden der Unix-Zeitrechnung hoch. Dem Erfolg ist es gewiss nicht förderlich.

Ist ja nur so eine Vermutung. Aber genau so bescheuert sind die Spammer – und auch ziemlich genau so „kompetent“. Warum gehen diese Arschdenker nicht einfach verrecken?

Das ist übrigens ein guter Kontext, um einmal auf die Zeitumstellung hinzuweisen. Vor anderthalb Stunden wurde heute, am 26. Oktober 2008, die Uhr eine Stunde zurückgestellt. Also nochmal: zurückstellen. Nicht falschrum machen. Es kann ja viel schief gehen, wenn man bei Zeitangaben den Sinn nicht richtig versteht – zum Beispiel könnte man das heutige Treffen der hannöverschen Blogger verpassen…

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