Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Handgeschriebene Kommentarspam

Montag, 4. August 2008, 15:30 Uhr

Der größte Teil der Kommentarspam in Blogs ist einfach zu erkennen und damit einfach zu behandeln. Die Spam wird automatisch erstellt und kann mit erträglicher Trefferquote genau so automatisch beseitigt werden. Das Spamproblem in den Blogkommentaren ist damit zwar nicht einen Deut erträglicher geworden, aber man hat nicht mehr ganz so viel Arbeit damit.

Damit ist ein Großteil der Spam wirkungslos geworden. Da Spam einfach herzustellen ist, kommt es natürlich trotzdem zu einer Flut von Spam, die auf der einen Seite mechanisch erzeugt wird, um auf der anderen Seite mechanisch vernichtet zu werden.

In den letzten Tagen beobachte ich in meinen Blogs jedoch auch eine andere Form der Spam, die nicht leicht automatisch zu behandeln ist. Diese Spam wird von Hand geschrieben, sie weist einen wirklichen Bezug zum Text auf und enthält keine Flut von Links auf fragwürdige Seiten. Der einzige Link ist die Homepage, die zu jedem Kommentar angegeben werden kann. Diese Spam betrifft auch „nur“ jene Blogs, bei denen ich dafür sorge, dass die Links ohne die Auszeichnung nofollow erscheinen und damit von Suchmaschinen bei der Erstellung des Rankings in Rechnung gezogen werden.

Offenbar gibt es Listen von Blogs, die sich auf diese Weise missbrauchen lassen, und offenbar gibt es auch Menschen, die eine solche Liste unwiderstehlich genug finden, um etwas Mühe mit Hand und Kopf zu haben, damit sie auf diese Weise ihre meist völlig uninteressanten kommerziellen Angebote ein bisschen besser in den Suchmaschinen platzieren. Es handelt sich um eine Form der „Kommunikation“, die ihre Existenz den Tätigkeiten in einem finsteren Winkel der SEO-Hölle verdankt.

Diese Spam macht insofern viel Arbeit, als dass sie auch für einen Leser und sogar für einen Blogbetreiber nicht immer leicht zu erkennen ist. Auch in scheinbar sinnvollen Kommentaren muss jeder angegebene Link verfolgt werden, um den Spamcharakter des Mitgeteilten zu finden – diesen „Kommentatoren“ geht es nämlich nicht um eine Mitteilung, sondern nur um die Manipulation der Suchmaschinen und damit darum, dass möglichst viele Menschen mittelbar auf eine durch Spam beworbene Site finden, ohne dass ihnen die Form der Spamwerbung auch nur auffallen kann.

Im Moment hält sich dieses Spamaufkommen noch in Grenzen. Aber es nimmt spürbar zu. Offen bliebt die Frage, wie die meist deutschen Urheber dieser Spam ihren Aufwand finanzieren. Es ist ja durchaus nicht leicht, einige hundert als relevant erachtete Blogs mit dieser Spam zu vermüllen. Es kostet Zeit, die Beiträge wollen gelesen sein und eine scheinbare Antwort will formuliert sein. Ich weiß es natürlich nicht, aber ich kann mir ohne weiteres vorstellen, dass zurzeit einige Ein-Euroi-Jobber und andere Elendsarbeiter (vielleicht sogar Azubis) jeden Tag mit dem Verfassen solcher Spam beschäftigt sind.

7 Kommentare für Handgeschriebene Kommentarspam

  1. Man kann es oft am „Referer“ in den Log-Files sehen, ob sich jemand vorher auf einer „Blogs ohne Nofollow“-Liste herumgetrieben hat. Wenn der Kommentator von einer Seite wie */200-blogs-ohne-nofollow/ gekommen ist, ist die Absicht glasklar. :mrgreen:

  2. Zu uooɯ Ç?uÉ?É¥dlÉ?: Ich benutze nie wieder ein Unicode-fähiges Blogsystem, wenn ich nochmal irgendwo ein Blog aufsetze. So geschrieben, kitzelt das ja geradezu im Gehirn. 😉

    Natürlich hinterlassen Spammer niemals einen Referer, und schon gar nicht so einen. (Es gibt ja auch genug Plugins und Proxies, um den Referer zu unterdrücken.) Sonst könnte man diesem Unfug zu leicht mit einem Plugin begegnen.

  3. Alphane Moon sagt:

    Sorry, wegen der verdrehten Buchstaben, wird nicht wieder vorkommen – es sollte nicht so aussehen, als ob ich mir hier einen Ankertext abgeiern wollte.

    Es sind auch eher die Anfänger, die so einen Referer hinterlassen, es ist alles schon vorgekommen 😉

  4. Ach, das mit den Buchstaben ist kein Problem. Es kitzelt nur im Hirn, und ich war da heute etwas kitzelig. Vor allem, als ich die Mail mit dem Kommentar bekam, dachte ich zunächst, dass mein Mailprogramm „kaputt“ ist.

  5. […] das Spamaufkommen trotzdem zu. Die Zeiten, in denen Kommentar-Spam noch manuell erzeugt bzw. von Hand eingegeben wurde, sind längst vorbei. Wenn man einmal von Anfängern wie zum Beispiel Herrn Sonnensegel […]

  6. Michael sagt:

    Auf meiner Seite gibt es zum Beispiel solch eine Liste mit mehr als 500 Dofollow Blogs 😈

  7. Zu Michael: Na, da ist das hier ja ein prächtiger Platz, um so den Stümper-SEOs einen Verweis auf solche Resourcen zu geben. Schließlich gibt es bei mir aus Prinzip nicht diese Linkkastration, aber wer meint, dass das meine paar Blogs zu einer Litfaßsäule macht, hat sich schnell geschnitten.

    (Der kreative Link, den du für Google gesetzt hast, bleibt stehen. Allein schon zu Zwecken der Dokumentation. Auch zur Dokumentation der kalten Chuzpe. 😈 )

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