Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Des Wahnsinns fette Tagesbeute!

Montag, 11. Februar 2008, 2:41 Uhr

Wenn ich schon in einem Kommentar gefragt werde, was das wohl für Leute seien, die sich noch (als wenn Stumpfheit zwangsläufig erfolgen müsste) wortreich über Spam aufregen können

Es sind Leute, die das Internet immer noch als ein Netzwerk betrachten, das kein technischer Selbstzweck ist, sondern Menschen zusammen bringen kann. Leute wie ich, die zum Beispiel ein bisschen bloggen. Und die denn jeden Abend des Wahnsinns fette Tagesbeute in ihrem Blog finden können:

Kommentare - Akismet Spam (1981) - Das waren 1981 Spamkommentare allein in den letzten 26 Stunden...

Ein ganz normaler Tag. Mit 1981 Spam-Kommentaren in einem harmlosen, kaum beachteten Blog, die im Verlaufe von 26 Stunden einliefen. Jede einzelne dieser Mitteilungen ist ein respektloser und barbarischer Akt, der einen Raum für menschlichen Austausch in eine Litfaßsäule für kriminelle Formen der Werbung verwandeln will. Mit Links auf diverse verbrecherische Angriffe auf private Computer durch Ausnutzung von Browser-Problemen; Kinderpornografie, illegalen Handel mit Medikamenten, der wohl oft reiner Betrug ist; illegales Glücksspiel und diverse Phishing-Seiten aller Art. Jeden Tag aufs Neue. (Zum Glück nicht jeden Tag in dieser Massivität.)

Sicher, Akismet hat heute wieder einmal ganze Arbeit geleistet und fast alle Spam sicher erkannt. (Ein Müllkommentar ist durchgeflutscht, das ist auch normal. Aber der ist schnell manuell gelöscht.) Das heißt aber nicht, dass man sich zurücklehnen und den ganzen Müll mit einem einfachen Klick in erfreuliches Nichts verwandeln kann, denn es geschieht immer wieder einmal, dass sich die erwünschte Mitteilung eines Menschen im Spamfilter verfängt und daraus befreit werden muss. Doch das ist es wert. Wenn es den Spammern irgendwann gelingt, ihre Müll-“Mitteilungen“ so zu erstellen, dass sie nicht mehr leicht zu filtern sind, – und glaubt es mir, die arbeiten mit großem Eifer daran – denn bleibt mir und vielen anderen Bloggern nur noch das Abschalten einer dann völlig nutzlos gewordenen Kommentarfunktion. (Wer wirklich glaubt, dass irgendwelche Captchas oder sonstigen kleinen Hürden das Problem dauerhaft lösen werden, hat sich wahrscheinlich geschnitten und wird das in den nächsten Monaten oder Jahren zu spüren kriegen. Spam ist ein großes Geschäft, das bei den asozialen Subjekten, die das ganze Internet in eine Litfaßsäule verwandeln wollen, große „Kreativität“ freisetzt.)

Und das war nur die Ausbeute eines einzigen Blogs, das übrigens nicht einmal eine besonders breite Aufmerksamkeit hat. Es ist keineswegs die einzige Website, die ich betreibe oder administrativ betreue. So ganz nebenbei, weil ich es eben tue. Ich habe wirklich besseres mit meiner Zeit zu tun, als mich jeden Tag um diese Jauchegrube zu kümmern. Aber ich tue es weiterhin, um „meine“ paar Seiten brauchbar und nützlich und menschlich zu halten. Dass ich über die dümmsten Ergüsse der Spammer auch noch blogge, ist vor allem ein kleines bisschen psychische Hygiene.

Spam ist keine relativ harmlose Angelegenheit, die – ähnlich wie eine den Kopf umsummende Schmeißfliege – einfach nur ein bisschen nervig ist. Spam ist ein Krebsgeschwür, das das ganze Internet zerfrisst. Die Stumpfheit gegenüber diesem Zustand ist vielleicht bequem, aber sie ist auch eine Gleichgültigkeit, die ich nicht zu erbringen bereit bin.

Ein Kommentar für Des Wahnsinns fette Tagesbeute!

  1. cassiel sagt:

    und deswegen lese ich diesen Spam-Blog.

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