Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 4. Januar 2008

Spam-Splitter (2)

Freitag, 4. Januar 2008

Gummibärchenbrause – Ich habe mich ja immer gefragt, was das für Leute sind, die „Red Bull“ trinken. Für meine Zunge schmeckt dieses Getränk wie eine Lösung von Gummibärchen in Zuckerwasser, was ich einfach nur scheußlich finde. Auch so richtig wach macht es nicht, jedenfalls nicht so wach wie eine gute, altmodische und lecker schmeckende Tasse Kaffee. Doch jetzt hat mich ein Spammer mit einer „freundlichen Mail“ darauf aufmerksam gemacht, dass ich die Brause der Techno-Generation vielleicht bislang falsch zu mir genommen habe. Der Betreff der Mail lautete nämlich „RedBull fur ihr bestes Stuck“ – und natürlich geht es dabei um Viiaaaagra und Ciiaaaaaalis für den schlaffen Pimmel. Nur eine Frage bleibt mir bohrend im Gehirn: Wie kriege ich meinen Schwanz dazu, Red Bull zu saufen? ❓

BlogBlaster – So nennt sich der Absender einer Mail, die mich fragt, wie ich es finden würde, wenn zwei Millionen Seiten zu meiner dümmlichen Werbung linken würden. Und er fügt dann hinzu, dass die Anzahl der Blogs in der Welt explodiert, was an das Wachstum der Mailadressen in den neunziger Jahren erinnert. Was dieser Arsch allerdings verschweigt, ist die Tatsache, dass die an sich gute, alte E-Mail inzwischen von vielen Menschen nicht mehr verwendet wird, weil das leidige Spam-Problem massenhaft virtuelle Postfächer in riesige Müllkippen verwandelt hat. Und. Dieser kleine Ausblick zeigt auch schon, was das „Programm“ der Blogspammer ist. Sie werden auch in Zukunft alles dafür tun, dass Blogs für ihren eigentlichen Zweck unbrauchbar werden, aber dafür in eine gewaltige Werbefläche für kriminelle Angebote verwandelt werden. Schade eigentlich, dass mir so ein Mensch nicht gegenüber steht – noch bevor ich mit ihm so richtig fertig wäre, würde er sich auf die Hölle freuen. 👿

Dreidimensional – Bislang war das angepriesene Wachstum der Schwänze eine recht eindimensionale Sache, aber inzwischen reicht das den Spammern auch nicht mehr. Und so schreiben sie folgenden Kurztext in ihre Müllmail: „Endlich ist das Geheimnis rausgekommen – mach deinen Penis jetzt größer, dicker und länger“. Natürlich wurde dieser Text gar nicht geheimnisvoll von der URL gefolgt, unter der mann das gewiss wie ein Placebo wirksame Produkt für teures Geld von kriminellen Spammern kaufen kann, wenn man nicht gleich einen neuen Satz von Trojanern untergejubelt kriegt. Ich bin nun allerdings gespannt, wann es die ersten vierdimensionalen Versprechungen für den Pimmel geben wird: „Entdecken sie die vierte Dimension ihres Penis mit 4D-Enlarge. Für das Auge unsichtbar, aber wirkungsvoll.“ – es scheint ja wirklich immer noch genug Deppen mit starkem Minderwertigkeitsgefühl zu geben, die für jeden versprochenen Scheiß klicken. ❗

Angela – Erst dachte ich ja an Angela Merkel, die gegenwärtige Kanzlerin, aber die würde sich mit derartigen Angeboten wohl eher an ihre vielen verbrecherischen Kontakte wenden. Denn diese Angela braucht meine Hilfe für eine finanzielle Transaktion, bei der 16,5 Millionen USD bewegt werden sollen. Und ich soll für meine Hilfe 15 Prozent von der ganzen Kohle abkriegen. Der Rest ist die übliche Geschichte, die sich Vorschussbetrüger so ausdenken. Aber wieso kriege ich den Gedanken an Politik nicht aus meinem Kopf… :mrgreen:

Das Große Angebot – Genau wie andere Werber können auch Spammer den Mund gar nicht voll genug nehmen, sie müssen sich ständig überbieten und jedes Mal noch ein bisschen dicker auftragen, um auch entgegen der allgemeinen Abstumpfung durch Spam und Werbung noch ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen. Dass die dabei entstehenden Texte höchst unsinnig werden können, ist nicht entscheidend. Diese Texte richten sich nicht an Leser, sondern an Opfer. (Dies gilt nicht nur für Spam, sondern auch für konventionelle Werbeformen.) Da kann man schon einmal das Folgende im Betreff der Mail versprechen: „Das beste Angebot in der ganzen Geschichte des Glücksspiels“. Und. Damit eine kleine Zockklitsche anpreisen, die schon in der verwendeten Domain kein besonderes Vertrauen erweckt. Mein Vorschlag, Spammer, für deine nächste Realsatire: „Das beste und größte Online-Casino im ganzen Universum“. Keine Sorge, die Alien-Anwälte kriegen noch keine Spam. 😉

Favicon-Markenwerbung bei MySpace

Freitag, 4. Januar 2008

In diesem einen Punkt sind auch alle „gewöhnlichen“, legal vorgehenden Werber wie die Spammer: Unentwegt suchen sie nach neuen Wegen, um auch wirklich die ganze Welt mit der Allpräsenz von Marken- und Produktreklame zu vergällen. Selbst denn noch, wenn diese neuen Wege den Missbrauch einer an sich für Menschen nützlichen technischen Möglichkeit beinhalten, und auch, wenn Menschen dabei verwirrt und irritiert werden könnten.

Und die Werber finden auch immer wieder neue Wege. Der neuste werbende Unsinn ist mir heute begegnet, als ich einen quicken Blick in MySpace warf. Aber zur Erklärung muss ich ein bisschen ausholen.

Vor einigen Jahren hat Microsoft das Internet mit einer neuen Idee zu beglücken versucht; die dazu eingeführte, alles in allem wenig nützliche Funktionalität wurde in der Folgezeit leider von allen anderen Browsern übernommen. Einer Website konnte nun ein Piktogramm, ein so genanntes „Favicon“ zugeordnet werden, dieses Piktogramm erscheint dann neben dem Lesezeichen im Browser oder in der Lesezeichenverwaltung. (In Microsoft-Sprache: neben dem Favoriten.) Aber auch in der normalen Ansicht der Website erscheint das Piktogramm vor der Adresse der dargestellten Seite.

Natürlich wurde diese Idee beinahe sofort von vielen Websites genutzt. Bei kommerziellen Sites wird in der Regel das Logo des Anbieters als Piktogramm verwendet, wie man es etwa im folgenden Screenshot der Adressleiste beim Betrachten eines Bereiches der MySpace-Site sehen kann:

Ein normales Favicon bei MySpace mit dem Logo von MySpace

Wenn diese Microsoft-Idee überhaupt einen Vorteil hat, denn den, dass man als Anwender visuelle Anhaltspunkte in einer umfangreichen Sammlung von Lesezeichen erhält. Es handelt sich also um den Versuch einer Verbesserung der Benutzerschnittstelle des Browsers; und somit um eine Idee, die Menschen hilft, sich in der Informationsflut zurecht zu finden. Vor allem für etwas unstrukturierte Zeitgenossen mag das ein gewisser Segen sein… 😉

Nun, bei MySpace sieht man die Bedeutung dieses Elementes offenbar etwas anders. In einigen Bereichen der MySpace-Site wird man neuerdings mit „Favicons“ konfrontiert, die das an sich nicht schlechte Prinzip der leichten Erkennbarkeit eines Lesezeichens durch Hinzustellung eines passenden Symboles durch dumme Werbung ad absurdum führen. Zum Beispiel sieht man zurzeit beim Betrachten der Mitteilungen zu seinem MySpace-Profil das folgende „Favicon“:

Favicon bei MySpace mit dem O2-Logo. Auch so kann man Werbung für O2 machen...

Ja, ganz richtig gesehen, das ist das Logo von O2.

Und nein, das ist keine Website des Telefonie-Anbieters, sondern ein „Favicon“ auf der Website von MySpace.

Dieser Missbrauch von „Favicons“ hat nichts mehr mit einer Erleichtung der Browser-Nutzung zu tun, vielmehr wurde wieder einmal ein an sich nützlicher Mechanismus für die dümmste und einseitigste Form der Kommunikation, also für den Transport von Werbung, missbraucht. Es wird von MySpace sogar in Kauf genommen, dass ein Nutzer durch das fremde Logo verwirrt werden könnte, wenn er bestimmte Bereiche schnell über gespeicherte Lesezeichen ansteuern möchte. Hauptsache, man verdient Geld daran, dass man einen neuen, bislang unausgebeuteten Bereich seiner Website mit weiterer Werbung verseucht – wie das bei den Nutzern ankommt, ist unwichtig.

Kurz: Es handelt sich um ein weiteres Beispiel dafür, wie Funktionalitäten im Internet, die an sich nützlich sein könnten, durch Werbung entwertet und nutzlos gemacht werden.

Ob allerdings der bekannte Anbieter von Telefonie-Produkten mit dieser Form der Werbung gut bedient ist, wird sich zeigen. Zum Beispiel daran, wie häufig Menschen und vielleicht sogar potenzielle Kunden, die sich auf die Konsistenz solcher optischen Zusatzinformationen verlassen, auf das falsche Piktogramm klicken, wenn sie eigentlich zur Homepage von O2 wollen.

Denn das kann kaum im Sinne von O2 sein.

Werte Werber, hört doch bitte mit solchem, unreflektiert angewendeten Unfug auf! Diese recht fragwürdige Trickserei bringt überhaupt nichts und macht das Leben der Menschen schlechter, indem sie die Nutzung des Internet noch ein bisschen verwirrender macht. Ihr habt immer noch genügend Wege, um eure Reklame an die „Zielgruppe“ zu bringen. Und. Wenn jemand mit technischen Hilfsmitteln die Darstellung von klassischer Bannerwerbung oder Google-Ads zu verhindern trachtet, denn akzeptiert doch einfach mal diese Entscheidung eines Menschen, der meint, eurer wenig informativen „Verbraucherinformation“ nicht zu bedürfen. Und hört damit auf, auch solche Menschen noch mit allen Mitteln überrumpeln zu wollen.

Denn mit Überrumpelung kommt ihr bei diesen, um einen reklamefreien Alltag kämpfenden Menschen nicht weiter. Stattdessen erweckt ihr mit solchen Versuchen einen Eindruck von Dreistigkeit und Ignoranz, der nur bei würdelosen Menschen und denkverweigernden Deppen einer zukünftigen geschäftlichen Partnerschaft nicht im Wege steht. Es bringt also gar nichts. Und. Tendenziell schadet es eher. Dem Ansehen dessen, was da beworben werden soll. Aber es nervt. Uns. Alle.

Euer Nachtwächter
(Nach Diktat verreist.)