Zunächst zur Klarstellung: Es handelt sich bei den Ads, die auf Websites eingeblendet werden, keineswegs um Spam. Es ist eine völlig legale Form der Werbung, und viele Gestalter des Internet sind der Meinung, dass Werbung ein guter Weg ist, um die auflaufenden Kosten zu decken. Dass ich das nicht für einen guten Weg halte, dass es mir zuwider ist, aus dem menschlichen Vorgang der Mitteilung des eigenen Selbstes Geld zu schinden, das ist eine völlig andere Sache. Aber dadurch werden Ads in einer Website noch lange keine Spam.
Dennoch gehört diese Anmerkung zu Ads unbedingt in den Zusammenhang dieses Blogs. Gut, dass wir hier schon immer auch über „normale“ Werbung geschrieben haben.
Denn es ist schon bemerkenswert und schmerzhaft, wenn Menschen die Ads für das Wesentliche in ihren Blogs zu halten scheinen. Heute kann man im Forum von WordPress Deutschland ein bemerkenswertes Bedürfnis nach einem Plugin lesen:
[…] Und auch hier wieder die Frage: Wie bekomme ich dann die Farbe des Backgrounds heraus, damit ich die Werbung farblich abstimmen kann?
Das Beste wäre natürlich, wenn es ein PlugIn gäbe, dass die grafikeinstellungen der Werbung automatisch übernehmen würde aber ich gehe davon aus, dass es dies nicht gibt. […]
Es ist so eine dieser Mitteilungen, die man zwei Mal lesen muss, weil man sie beim ersten Lesen für völlig unglaublich hält. Beim zweiten Lesen verursacht ein solcher Wunsch etwas aus der Grauzone zwischen pochendem Schmerz und hysterischem Lachen.
Hier beabsichtigt ein Mensch, zu bloggen. Und während er sein Blog zurechtbastelt – das kann ja eine langwierige Angelegenheit sein – beginnt er offenbar, sich eine Erleichterung durch ein Plugin zu wünschen. Er wünscht sich nämlich, dass das optische Erscheinungsbild seines Blogs in automatischer Weise an das Erscheinungsbild der eingeblendeten Reklame angepasst wird. Nicht etwa an den Inhalt seiner Mitteilungen, sondern an eingeblendete, kommerziell orientierte Gehirnwäsche. Und. Er zeigt damit überdeutlich, was ihm die Hauptsache am Bloggen ist. Nicht etwa, dass man sich persönlich einer interessierten Leserschaft mitteilt, sondern dass eine Seite entsteht, die möglichst viel Klickvieh anzieht, das dann das Geld in der Kasse klingen lässt. Eine Seite, die völlig für den Transport einer einseitigen und dummen Form der Kommunikation, nämlich der Werbung, optimiert ist; die sich sogar selbstständig an die Werbung anpasst. Und damit nicht „nur“ Werbung enthält, sondern Werbung wird. Wahrscheinlich ist dieser Mensch auch schon sehr daran interessiert, wie er demnächst sein Ranking optimieren kann. Damit noch mehr Klickvieh kommt. Denn das ist ja das Wichtigste. Für diesen werdenden Blogger.
Ich kann mir beim besten Willen keine umfassendere Entwertung der eigenen Mitteilungen und damit des eigenen Selbstes mehr vorstellen. Es ist so gruselig, dass sogar mir die Worte fehlen. Ich kann nur leise hoffen, dass solches Denken nicht zum Regelfall unter den Bloggenden wird.
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