Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 18. Juni 2007

Online Cyber Lotto

Montag, 18. Juni 2007

Es ist schon seltsam mit der Spam. Da sieht man wochenlang keinen richtigen Vorschussbetrug mehr, und denn wird eine ganz alte Nummer ohne besondere Abwandlung wiederholt: Der hohe Lotteriegewinn, für dessen Einlösung die Deppen natürlich ein bisschen Vorleistung bringen müssen.

Die Durchführung des Betruges kann sich diesmal durchaus sehen lassen. Es sind verschiedene Mailtexte mit unterschiedlichen Betreffs unterwegs, damit nicht zu schnell gefiltert werden kann. Gemeinsam ist den Mails mit Betreffzeilen wie „IT HAS HAPPENED!“, „CONGRATULATIONS!!! YOUR EMAIL ADDRESS HAS JUST WON THIS LOTTERY“ oder „CATEGORY ‚A‘ WINNER ONLY“ lediglich die Bezeichnung der angeblichen Lotterie als Online Cyber Lotto. Ein dümmerer Name ist kaum denkbar, aber wer achtet schon darauf, wenn zweieinhalb Millionen Dollars winken? Wer die Unstimmigkeiten bemerkt, ist für diese Art von Betrug sowieso nicht dumm genug.

Ich werde keinen der englischen Texte dieser Betrugskampagne nicht übersetzen, weil ich gerade besseres mit meiner Lebenszeit zu tun habe. Aber ein bisschen kommentieren, das geht doch immer… 😉

FROM THE DESK OF THE DIRECTOR INTERNATIONAL PRIZE AWARD DEPT

Aha, direkt vom Tisch des Direktors. Das klingt ja noch höher als „Manager“. Und wofür gibt er die Direktiven, der Direktor? Für die Abteilung für internationale Gewinnausschüttung. Das klingt groß. Und international.

Leider fehlts der großen und internationalen Person ein wenig an Dolmetschern. Und so schreibt er an eine deutsche Domain in englischer Sprache. Und nicht nur das, er kürzt sie auch noch ab:

Attn Lucky Winner,

Da werde ich doch gleich aufmerksamer, wenn schon die Anrede mit einem abgek. Attention daher kommt. Schließlich bin ich ein glücklicher Gewinner, und zwar…

WINNING NOTIFICATION FOR CATEGORY „A“ WINNER ONLY

…einer der Gewinnklasse „A“. Und der Hinweis ist nur für die Gewinner der Klasse „A“, also für schätzungsweise einige zehn Millionen Spam-Empfänger.

The online cyber lotto draws was conducted from an exclusive list of 25,000,000 e-mail addresses of individual and corporate bodies picked by an advanced automated random computer search from the internet. No tickets were sold.

Ich finde es wirklich toll, dass mir das Prinzip dieser Lotterie auch erklärt wird. Noch überzeugender fände ich es, wenn mir erklärt würde, mit welchen Mitteln sich eine solche Lotterie finanziert, die ja keine Lose verkauft, sondern einfach Mailadressen aus dem „Internet“ willkürlich auswählt.

After this automated computer ballot, your e-mail address emerged as a winner in the category „A“ with the following numbers attached Ref Number: MH 9590 JE 0602, Batch Number: 863881546-NL / 2007 and Ticket Number: PA 8502 / 9707-01

Aber auch wenn keine Lose verkauft werden, hat man doch immer noch eine Losnummer, wofür auch immer. Wahrscheinlich nur, damit die Verbrecher in ihrem Spamskript wenigstens einen Zufallsgenerator verwenden können.

Nach so vielen bleiernsten und an sich unwichtigen Zahlen kommt jetzt aber endlich die richtige Zahl, und die wird sogar in Worten wiederholt, damit man sie auch ja wahrnehme:

You are therefore to receive a cash prize of $2,500,000.00. (Two Million Five Hundred Thousand United States Dollars) from the total payout CONGRATULATIONS!!!. Your prize award has been insured with your e-mail address and will be transferred to you upon meeting our requirements, statutory obligations, verifications, validations and satisfactory report.

Denn muss ich ja nur noch abholen, das ist ja toll. Gut, dass ihr mir gleich sagt, wie ich das mache:

To file in for the processing of your prize winnings, you are advised to contact our Certified and Accredited claims agent for category „A“ winners with the information below:

Name: Bernard PEIJS
Phone: +31 644 893 668
Email: mail_peijsservices@yahoo.de
Email: mail_servicespeijs@yahoo.de

Ich bin mir übrigens sicher, dass sich die Absender der Spam über massenhaft Mail an die hier angegebenen Adressen freuen werden. Es ist auch gar nicht so viel, was die wissen wollen:

You are advice to provide him with the following information:

Names:
Telephone/Fax number:
Nationality:
Age:

Der Phantasie sind bei diesen Angaben keine Grenzen gesetzt, und bitte nicht in fehlerfreiem Englisch schreiben, sonst halten die einen noch für zu intelligent für diesen Betrug. Auf gar keinen Fall die Telefonnummer eines lebenden Menschen angeben, sondern die Nummer eines sauteuren Ansagedienstes oder etwas ähnliches. Namen gibt es ja wie Sand am Meer, ich habe „Ernst B. Trohgen“ verwendet. Natürlich bin ich Deutscher und habe komplett in Deutsch geantwortet, und zwar mit einer Wegwerfadresse, damit die Spammer nicht auch noch mit einer gültigen Mailadresse von mir versorgt werden.

Aber nicht zu viel Zeit mit der Antwort lassen…

NOTE: All winnings must be claimed not later than 14 days, thereafter unclaimed funds would be included in the next stake. Remember to quote your reference information in all correspondence.

…sonst verfällt das schöne Geld noch. Die „reference information“ kann man sich getrost ausdenken, wenn man befürchtet, dass sie auf die ursprüngliche Mail zurückführen könnte: zwei Buchstaben, vier Ziffern, zwei Buchstaben, vier Ziffern.

Je mehr Müll die Betrüger in ihrem virtuellen Postfach vorfinden, desto weniger Zeit haben sie für ihre Betrügernummer. Leider fallen immer wieder arglose Seelen auf so einen Vorschussbetrug rein und stecken hunderte oder gar tausende von Euros in notwendige „Papiere für die Transaktion“, die in Wirklichkeit völlig wertlos sind.

Die Betrüger wissen das natürlich auch und weisen nochmal darauf hin, dass es sich bei dem Text dieser millionenfach versendeten Spam um etwas „vertrauliches“ handelt:

You are to keep all lotto information confidential, especially your reference and ticket numbers. (This is important as a case of double claims will not be entertained). Members of the affiliate agencies are automatically not allowed to participate in this program.

Na ja, meine Nummern kann jeder haben. Aber das ist noch nicht alles, weil hier die Veröffentlichung der Spam sogar noch mit der Keule des Urheberrechts verhindert werden soll:

This email may contain information which is confidential and/or privileged. The information is intended solely for the use of the individual or entity named above. If you are not the intended recipient, be aware that any disclosure, copying, distribution or use of the contents is prohibited. If you have received this electronic transmission in error, please notify the sender by telephone or return email and delete the material from your computer.

Wie soll ich eigentlich entscheiden, ob ich die Spam irrtümlich erhalten habe? Eine Anrede steht nicht drin und die angegebenen Nummern sind dem Empfänger völlig unbekannt und spielen eigentlich gar keine Rolle, weil ja Mailadressen ausgelost werden. Ich gehe mal davon aus, dass die Spam wirklich für mich ist, damit ich sie veröffentlichen, kopieren, verbreiten oder benutzen darf. Wenn du willst, kannst du mich ja deshalb mal verklagen, du blöder Spammer, du. Ich freue mich darauf. 👿

Willst du Spam-Mails blockieren?

Montag, 18. Juni 2007

Was für eine blöde Frage, die mich in einem Banner anlacht:

Do you want to block Spam Emails?

Natürlich will ich Spam-Mails blocken. Deshalb tue ich es ja auch schon. Wer tut es eigentlich nicht? Aber der Einfallsreichtum der Spammer ist riesig, und was durch die Filter durchkommt, ist immer noch lästig genug.

Und natürlich will ich auch solche nervigen Banner blockieren. Deshalb tue ich es ja auch schon. Wer tut es eigentlich nicht? Aber der Einfallsreichtum der Werbeschleuderer in Websites ist riesig, und was durch die Filter durchkommt, ist immer noch lästig genug.

Dass ich jetzt aber von der einen Nervensäge eine Abhilfe gegen die andere Nervensäge angeboten kriege, das hat einen real-dadaistischen Reiz.

Wie man zum Amokläufer wird

Montag, 18. Juni 2007

Die folgende Zusammenstellung aus einer eingeblendeten Werbung zeigt nicht nur ein Angebot für bewegte Bilder vom Amokläufer, sondern auch gleich die Ursache des Amoklaufes:

Video vom Attentäter - Interview mit Tokio Hotel

Ich wusste schon immer, dass die Musik von Tokio Hotel in einem klaren Zusammenhang mit Amokläufen steht. Ich kann es geradezu in mir selbst spüren. 😀

GeoCities

Montag, 18. Juni 2007

In den letzten Monaten ist mir ein Trend in einer besonderen Art der Spam aufgefallen. Ungefähr eine gefühlte Hälfte derjenigen Mails, die einem auf Umwegen Schadsoftware auf den Rechner schaufeln wollen, führt einem mit den Link auf eine jeweils zu diesem Zweck kostenlos bei GeoCities angelegte Seite.

In beinahe allen Fällen wird dabei zurzeit eine bestimmte Lücke des Internet Explorer von Microsoft ausgenutzt. Die Anzeige besteht aus einer vermeintlichen Fehlerseite, in dieser Seite ist jedoch für den normalen Besucher unsichtbar ein präparierter IFRAME eingebettet. Durch einen bekannten Fehler des Internet Explorer wird heimlich Software auf dem „Opferrechner“ installiert, ohne dass der Benutzer etwas davon mitbekommt. Mit Hilfe einer so installierten Software kann dann aller möglicher krimineller Unfug betrieben werden, vom Ausspähen des Rechners über den Spamversand bis hin zu kriminellen Sabotageakten gegen andere Rechner im Internet.

Allein diese Tatsache sollte jeden Menschen immer davon abhalten, einem Link in einer Spam zu folgen. Leider scheinen sich zu viele Menschen einer derartigen Gefahr gar nicht bewusst zu sein, und derartige Angriffe sind deshalb verheerend erfolgreich.

Interessant ist aber auch die Häufung in der Benutzung von GeoCities. Offenbar finden die kriminellen Spammer dort ein Umfeld vor, das einen derartigen Missbrauch relativ leicht macht, und dieser Zustand muss jetzt schon monatelang ununterbrochen bestehen. Meiner Meinung nach wäre man bei GeoCities gut beraten, wenn man sich Gedanken darüber macht, wie diesem Missstand entgegen getreten werden kann. Zum einen, um das Internet als Ganzes ein bisschen spamfreier und sicherer zu bekommen, zum anderen, um das eigene Geschäft nicht durch die verbrecherischen Taten der Spammer zu gefährden. Wenn dieser Zustand des permanenten Missbrauches noch einige Monate anhält, wird die Nähe zur Kriminalität auch auf GeoCities und alle seine Anwender abfärben – so unbegründet ein solcher Eindruck auch sein mag. Nichts kann einer Geschäftsidee mehr Schaden zufügen als die Zerstörung des Vertrauens der Menschen. Einmal ganz davon abgesehen, dass in einem immer größer werdenden Bereich des Internet die gesamte Domain geocities.com kategorisch geblockt werden könnte, um Schaden von Rechnern abzuwenden.

Von daher: Es ist jetzt Zeit zu handeln.