Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 9. März 2007

Wenig einfallsreich

Freitag, 9. März 2007

Im Moment ist die Kommentarspam in Blogs mal wieder eine große Plage.

Die aktuellen Spammköpfe, die in jedem Blog eine Litfasssäule für ihre gierigen Beglückungsideen sehen, sie sind nicht sehr einfallsreich. Dafür sind sie um so zahlreicher. In einem Blog, den ich unterhalte, kommen zurzeit bis zu 250 Spamkommentare am Tag an.

In der Regel ist jeder dieser Spamkommentare gleich aufgebaut.

Als Name wird eine Produktbezeichnung angegeben. Je nach dem, was man bei Google reindrücken will. Also so etwas wie „phentermine“, „cialis“, „Buy Valium“ oder vielleicht auch mal „Rolex Yacht Master“, damit man weiß, was die Stunde geschlagen hat. Die angegebene Mailadresse ist immer erlogen und erstunken. Die angegebene Homepage ist fast immer eine fragwürdige Seite, auf der man allerlei Tand, Drogen und Quacksalberei erwerben kann. Die IP-Adressen der „Kommentatoren“ verteilen sich über das ganze Internet, was darauf hindeutet, dass viele dieser Spameinträge von zombifizierten Windows-PC stammen. Manchmal hätte ich Lust, ein Plugin zu schreiben, das jeden dieser „Kommentare“ an den Microsoft-Support weiterleitet.

Der Text des „Kommentares“ ist die reine Hirnlosigkeit.

Es beginnt immer mit einem lobenden Wort über das Blog. So etwas wie „You have made a cool site“, „good site you run“, „keep up the good work!“ oder „Nice site… Cool guestbook…“

Darauf folgt eine Liste von gefühlten 150 Links. Diese sind gleich in zwei Formaten angegeben. Das erste ist eine BBCode-ähnliche Syntax, das zweite ist HTML. Das Spamskript macht sich nicht einmal die Mühe, das verwendete Blogsystem zu ermitteln und furzt gleich mehrere mögliche Formate in die Kommentargelegenheit. Alle Links führen strunzdumm auf die gleiche Domain, der verlinkte Text wird jedes Mal als URI-Parameter name übergeben. Der „Text“ des Kommentares ist wenig unterhaltsam und liest sich zum Beispiel so (alle Links entfernt):

Buy Lipitor Buy Zovirax Buy Zovirax Buy Norco Buy Norco Buy Didrex Buy Didrex Buy Bontril Buy Bontril Buy Phentermine Buy Phentermine Buy Tramadol Buy Tramadol Buy Tylenol Buy Tylenol Buy Diazepam Buy Diazepam Buy Prozac Buy Prozac Buy Fioricet Buy Fioricet Buy Valtrex Buy Valtrex Buy Butalbital Buy Butalbital Buy Hydrocodone Buy Hydrocodone Buy Lorazepam Buy Lorazepam Buy Xenical Buy Xenical Buy Celexa Buy Celexa Buy Cialis Buy Cialis Buy Meridia Buy Meridia Buy Nexium Buy Nexium Buy Ativan Buy Ativan Buy Codeine Buy Codeine Buy Viagra Buy Viagra Buy Famvir Buy Famvir Buy Carisoprodol Buy Carisoprodol Buy Zyrtec Buy Zyrtec Buy Cipro Buy Cipro Buy Valium Buy Valium Buy Vicodin Buy Vicodin Buy Xanax Buy Xanax Buy Paxil Buy Paxil Buy Adipex Buy Adipex Buy Adderall Buy Adderall Buy Dianabol Buy Dianabol Buy Ultram Buy Ultram Buy Renova Buy Renova Buy Diflucan Buy Diflucan Buy Ambien Buy Ambien Buy Zyban Buy Zyban Buy Wellbutrin Buy Wellbutrin Buy Zoloft Buy Zoloft Buy Tamiflu

Wenn ich einmal einen Verantwortlichen für diesen Unfug in die Finger kriege, wird er hinterher seine ganze Hausapotheke aufbrauchen, versprochen. Was diese asozialen Dealer vom Internet halten, ist in einem dieser Spamkommentare in der Einleitung ausgedrückt worden:

Everybody loves your guestbook,so do i.

Hier zeigt sich das Verständnis dieser Fäkalmaden vom Miteinander in realsatirischer Deutlichkeit.

5.000.000

Freitag, 9. März 2007

Na, dieser E-Müll ist doch genau richtig hier angekommen, schließlich ist das hier „Unser täglich Spam„:

5 MILYON KISIYE E-POSTA REKLAMI ISTERMISINIZ?

Reklaminizi 5 Milyon Kisiye Yapalim..5 Milyon Kisiye Bizim simdi size ulastigimiz gibi Ulasin!

Moment, ich bin doch gar kein Türke. Eine Mailadresse auf einer de-Domain mit einem eindeutig deutschen Namen sollte das eigentlich klar genug machen. Ah, ein paar Zeilen tiefer steht es noch einmal in Plattdeutsch:

E-MAIL ADVERTISEMENT TO 5 MILLIONS PEOPLE

Do you want to send your Advertisement Email to 5 Million People?Very Cheap and % 100 active Email Marketing.

Dass dieser E-Müll bei mir gelandet ist, spricht auch eine klare Sprache davon, wie gut die fünfmillionenfach bestückte Adressliste dieses Spam-Dienstleisters ist. Schließlich bin ich arm und ein überzeugter Konsumverweigerer, der zudem offen über kriminelle, spammende Arschlöcher im Internet abjaucht. Daran sollte jeder denken, der sich jetzt diese „Dienstleistung“ für seine eigene Terrorwerbung zunutze machen will. Es wird nach hinten losgehen. Ganz bestimmt.

Der Schrott im Posteingang wird auch kein bisschen weniger arg durch die folgende Zusicherung am Ende der Mail:

Anti-Spam : Please send us your removal requests. In next 7 bussiness days, your email will remove from our all databases. Thank you.

Das ist von seiner Angebotsqualität her etwa so, als wenn ich einem wildfremden Menschen immer wieder in die Fresse schlage und ihn freundlich darum bitte, mir seine Adresse zu geben, damit ich mit meiner Gewalt aufhöre. Um ein solches asoziales Verhalten zu krönen, leite ich mein Angebot mit dem Wort „Gegen Gewalt“ ein. Der Charakter der Verbrecher, die mit solcher Chuzpe auftreten, offenbart sich nur zu deutlich in solchen Worten.