Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Kristina

Mittwoch, 31. Dezember 2025, 11:58 Uhr

So nennt sich (unter anderem) die Gestalt mit ihrer deutschen IP-Adresse eines VPN-Anbieters, die kein Spamskript benutzt, sondern lieber von Hand ins Kommentarfeld kopiert, damit ihr wichtiger Kommentar auch wirklich erscheint. Und wenn er trotzdem nicht erscheint, dann sendet sie ihn gleich noch einmal ab. So ist das eben mit der Dummheit: Einfach immer das Gleiche tun und darauf hoffen, dass etwas anderes geschieht. Dadurch ist mir das Spammchen gestern aufgefallen, als es diesen Kommentar zur Einleitung eines Vorschussbetruges dreimal binnen vierer Minuten versucht hat:

Sehr geehrte Damen und Herren, die ideale Lösung für all Ihre finanziellen Bedürfnisse ist zum Greifen nah. Machen Sie sich keine Sorgen mehr vor Betrug – kontaktieren Sie uns einfach unter welschsusane@gmail.com.

Macht euch einfach keine Sorgen mehr vor Betrug und konkaktiert die ideale GMail-Bank, denn die hat Geld für jeden Menschen (der leichtgläubig genug ist)! 😵️

Wie gesagt, das kam dreimal in vier Minuten.

Aber auch davor war „Kristina“ nicht untätig. Eine Minute vorher hieß sie noch „Michael“ und wollte sich mit dem folgenden handgeschriebenen Kommentar an der Spamfilterung vorbeidrängeln:

Seien Sie vorsichtig bei der Suche nach Peer-to-Peer-Krediten. Ich habe viele Peer-to-Peer-Kreditportale besucht und bin dabei auf eine wunderbare Kreditgeberin namens Maryse Biernaux gestoßen, eine Belgierin, die Menschen mit Krediten hilft. Ich habe von ihr einen Kredit über 7.000 € erhalten, den ich innerhalb von zwei Jahren zurückzahlen muss. Mein Kreditantrag wurde problemlos bearbeitet, und ich empfehle Ihnen, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Sie werden zufrieden sein, also zögern Sie nicht, Ihren Kreditantrag zu stellen. Hier ist ihre E-Mail-Adresse: d.marysebiernaux@gmail.com

Und noch einmal eine Minute vorher hieß dieser „Michael“ noch „Frank“ und hatte noch mehr Text im Angebot, der es natürlich auch nicht an der Spamfilterung vorbeischaffte:

Wenn ich den Weg zurückgefunden habe, dann dank eines Mannes namens Henry Vandenschrick. Ich hatte schon seit mehreren Monaten nach einem Kredit für meine Projekte gesucht. Heute kann ich von dem Wunder berichten, das Gott durch diesen Herrn für mich vollbracht hat, der mir ohne Weiteres einen Kredit über 40.000 € mit einem jährlichen Zinssatz von 2 % gewährte.

Ehrlich gesagt war ich anfangs skeptisch; ich war bereits zweimal betrogen worden und musste daher wachsam bleiben. Doch nachdem ich das Geld nach einem 72-stündigen Treffen mit Herrn Henry Vandenschrick erhalten hatte,

rate ich Ihnen dringend, nicht den Fehler zu machen, sich an die falsche Person zu wenden, wenn Sie wirklich einen Kredit beantragen möchten. Hier ist seine E-Mail-Adresse:

henryvanderschrick@gmail.com

So gut, dass das keine Betrüger sind! 😅️

Zum Glück hatte Kristina nach dem fünften Versuch, einfach einen ihrer betrügerischen Strunztexte ins Komentarfeld zu kopieren und abzusenden, keine Lust mehr und hat sich einfach der nächsten Website zugewandt, die man mit solchen Texten vollmachen kann. Sonst würde ich hier noch mehr definitiv auf die gleiche Bande zurückgehende Zitate bringen.

Für einen Spammer ist Kristina-Frank-Michael also schon überdurchschnittlich intelligent. Wenn sie einen Knopf drückt und nichts passiert, wiederholt sie es nur viermal und hofft, dass beim nächsten Mal ein leckerer Keks ausgeworfen wird, was für ein ungewöhnlich gutes Auffassungs- und Lernvermögen spricht. Für Spammerverhältnisse, versteht sich. Nicht im Vergleich zum Tierreich. Die meisten Laborratten lernen schneller.

2 Kommentare für Kristina

  1. Michael P. sagt:

    Eigentlich zwecklos, aber ich muss mich wieder über die Dummheit der Opfer wundern. Da behauptet jemand mit einer Gmail-Adresse, er würde Kredite vergeben. Wer um alles in der Welt glaubt das? Jemand, der schon einmal einen echten Kredit aufgenommen hat, weiß, dass das ein ziemliches Prozedere ist, denn der Kreditgeber will sein Geld schließlich wieder zurück. Die Spammer von der Gmail-Bank hingegen verlangen nur Vorleistungen. Auch hier gilt: Jeder, der schon einmal einen seriösen Kredit aufgenommen hat, hat dabei keine Vorleistungen erbringen müssen. Ja, ich weiß, man soll die Opfer nicht beschuldigen, aber wer arglos bezahlt und und bezahlt und bezahlt, und das noch über dubiose Kanäle (Western Union z.B.), der hat ganz einfach den Schuss nicht gehört. Isso.

    • Das vermutlich Schlimmste daran ist: Diese Nummern laufen schon sehr lange. Wenn keiner mehr drauf reinfiele, liefen sie schon längst nicht mehr. Aber nein, damit wird sogar der Aufwand betrieben, händisch Kommentare abzusetzen, damit der Müll durch die Spamfilter kommt.

      Der Intelligenzquotient ist so definiert, dass 100 der Durchschnittswert einer Alterskohorte ist und 15 Punkte einer Standardabweichung entsprechen. Wenn Intelligenz normalverteilt ist – und das wird sie in guter Näherung sein – dann haben rd. 2,1 % der Menschen einen IQ unter 70. Die sind die Zielgruppe dieser Trickbetrüger, und es läuft und läuft und läuft. Selbst, wenn die im Schnitt aus jedem fünfzigsten Menschen lediglich hundert Dollar mit ihrem Vorschussbetrug rausleiern können, ist das leider ein ziemlich großer Markt. Und er wird mit allen Mitteln bearbeitet. Vermutlich leiern sie sogar mehr als hundert Dollar aus den Leuten raus, denn wenn jemand erstmal eine kleine Gebühr gelegt hat und nicht so helle im Kopf ist, dann möchte er das Geld nur ungern abschreiben und legt nach. Die sind ja auch so nett und aufgeschlossen am Telefon oder über WanzApp…

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