Oh, das ist schon alles? Und du glaubst, mit solchen Buchstabendopplern kommst du besser durch die Spamfilter. Ich will es mal so sagen: Was meinst du wohl, in welcher Glibbertonne ich deinen warmen „Liebesbrief“ gefunden habe? 🙂
Von: aurelien.masson@esc-pau.net
Kenne ich nicht. (Der Absender ist eh gefälscht.)
Hello my dear!!
Aber dieser, diese oder dieses Liebling scheint dafür mich zu kennen. Wenn man vielleicht einmal davon absieht, dass er, sie oder es mich nicht beim Namen anreden kann. Aber immerhin…
My name is Kim Henderson, […]
…hat er, sie oder es sich für sich selbst einen Namen ausgedacht. Und damit nicht genug, denn…
Christmas is soon and I am very mirthless, because I dont have any soul who can rejoice with my soul(
…er, sie oder es hat nicht nur einen Namen, sondern sogar einen Kalender. Und offenbar auch ein umfangreiches Wörterbuch, denn „mirth“ oder das hier verwendete „mirthless“ sind mir bislang noch nicht übern Weg gelaufen. Das ist sehr selten, wenn ich meine Spam lese, denn Spam ist meist… ähm… mindereloquent, damit sie auch ja nicht zu viel bei ihren Empfängern voraussetze. Gleich mal nachschlagen:
$ dict -d wn mirth
1 definition found
From WordNet (r) 3.0 (2006) [wn]:
mirth
n 1: great merriment [syn: {hilarity}, {mirth}, {mirthfulness},
{glee}, {gleefulness}]
$ _
Aha. Er, sie oder es ist also eher „unfröhlich“, weil er, sie oder es keine Seele hat, die mit ihm oder ihr erfreut sein könnte. Tja, Spammchen, wenn man asozial rumspammt, dann macht das einsam!
I am a lonely lady , and i want to search real person who celebrate this vacation teamwise in love. I see that Christmas brings people together and can brings peolple love!!!!
Aber mit vier Ausrufezeichen! Weil Weihnachten ist und weil ich so eine schöne Mailadresse habe, will eine untervögelte Spampflaume mit mir ein Weihnachtsfest der Liebe begehen. Warum? Weil sie die ganze Reklame gesehen hat, in der die Menschen zu Weihnachten nur glücklich sind und sich mit blendendem Entzücken in den Augen ganz dolle liebhaben.
Und, teilt sie mir jetzt ihre Anschrift oder wenigstens ihre Telefonnummer mit, damit ich wenigstens mal fünf Tage im Jahr nicht sexuell unterfordert bin? Aber nein doch:
I can allow you my video because you need understand that i am live. We can chat Here
Ich kann mit dem Spammchen auf einer Dating-Betrugssite chatten. Der Link führt auf ein bei Google Drive in der „Cloud“ abgelegtes PDF¹, das so aussieht:
Aber Mädchen, zieh dir mal was an! Es ist kalt draußen! 😀
Wer auf den klickigen Klickelink „Click to chat“ klickt, landet bei der momentan flutartig spambeworbenen Dating-Abzocke, wo man für Chats mit irgendwelchen Bots oder fünfzig Männer gleichzeitig behandelnden Animateuren mehrere Euro pro abgesetzter Chatzeile bezahlt. Und zwar im Voraus. Warum die Macher dieses verzichtenswerten Webdienstes zu der Auffassung gekommen sind, dass ihr Angebot ohne illegale und asoziale Spam auf allen Kanälen gar nicht weggehen kann, kann ich Dummerchen natürlich nicht einmal erahnen, aber ich getraue mich auch nicht, dieser Auffassung zu widersprechen.
Ich wills mal so sagen: Im Bordell gibt es für das Geld wenigstens etwas mehr als die Zahlung eines Eintrittsgeldes für das eigene Kopfkino.
Spams derartiger Machart (und mit massenhaft skriptgenerierten „Verschreibern“) sind im Moment eine Flut. Hier nur ein zweites, kürzeres Beispiel aus meinem heutigen Posteingang:
Betreff: I seee thatt yoou waitte thhe neww year, annd i giive youu soome presents.
I dont havve a reeal man , whho caan celebrate withh me thhis Neww Yeear, maybe yoou want? Photos
Und diese Spam hier kam auf einer Mailadresse an, die ein Mensch gar nicht so leicht finden kann, der Harvester eines Spammers hingegen sehr wohl:
Betreff: I jusst wantt too giive you soome prropose, andd thaats all..
Thiis Christmas i givve youu the mosst touchingg giift. This presennt forr youu my deear. My gift
Schön, dass ich Spam und Betrugsversuche geschenkt kriege! Ich dachte schon, dieses Jahr gäbe es wieder gar nichts zu Weihnachten…
Ich schreibe „Cloud“ in Anführungszeichen, weil es keine „Cloud“ gibt. Es gibt nur die Computer anderer Leute. Werbesprache wird – genau so wie Spam – dafür gemacht, Menschen dumm zu machen, damit sie dumme und nachteilhafte Entscheidungen treffen. Das gilt auch für moderne Kunstwörter wie „Cloud“.