Diesen wunderhübschen „Namen“ hat er wohl von seiner Mutter bekommen, der Spammer, da kann man nichts dagegen machen. Diesen keywordreichen „Namen“ muss er dann auch gleich mal mit einem Link auf Github verlinken, damit der „Name“ nicht umsonst so voller Keywords ist. Seine IP-Adresse ist aus Russland, da könnte man schon mehr gegen tun (es gibt ja VPNs), und sein Spamskript hat ein kleines Fehlerchen. Es ist eben so ein richtiger Qualitätsspammer. Aber dass das Spamskript nicht so gut funktioniert, nimmt der Spammer gern in Kauf, hauptsache, er muss nicht selbst arbeiten und morgens um 7:26 Uhr solche Kommentare für Unser täglich Spam von Hand schreiben, statt einfach seinen Rausch von gestern auszuschlafen:
Hurrah, that’s what I was seeking for, what a stuff! existing here at this weblog, thanks admin of this web site.
Kein so toller Kommentar, sondern eher eine Ausrede für den Link auf Github. Er kann ja nicht einfach „Blah“ schreiben. Sonst wird der „Kommentar“ noch gelöscht. Lob scheint oft stehenzubleiben, so oft wie ich jeden Tag von Kommentarspammern gelobt werde.
Gut, eigentlich ist Github eher fürs verteilte Entwickeln und Versionieren von Software da, aber da kann man ja auch Texte hinlegen, die man in Markdown auszeichnet, und da kann man dann den nächsten Link reinpacken. Das sieht dann so aus:
Um die Schadsoftware… ähm… den „Aktivator“ nicht weiter zu verbreiten, kann ich hier leider nicht einmal eine Archivversion verlinken. Die Spam habe ich schon bei Github gemeldet. Wer dort auf den Downloadlink klickte, käme nach einigen Weiterleitungen zu einem weiteren Downloadlink, der endlich das Herunterladen eines ZIP-Archives ermöglichte.
Das gibt heute mal wieder einen lustigen Spaziergang durch schlüpfrige Gefilde.

Mal schauen, was im Archiv steckt – ich kürze in meiner Mitschrift ein paar Zeilen raus, die sonst nur den Text aufblähen würden¹:
$ 7z l 4c1vdr0_km05___a_1_n_02024p.zip […] Scanning the drive for archives: 1 file, 49807074 bytes (48 MiB) Listing archive: 4c1vdr0_km05___a_1_n_02024p.zip […] Date Time Attr Size Compressed Name ——————- —– ———— ———— ———————— 2024-08-15 03:59:40 ….A 0 0 password = 2024 2024-09-13 11:58:57 ….A 49806734 49806734 𝙆𝙈𝙎𝙋𝙞𝙘𝙤.rar ——————- —– ———— ———— ———————— 2024-09-13 11:58:57 49806734 49806734 2 files $ mkdir virus $ 7z -bb0 -ovirus x 4c1vdr0_km05___a_1_n_02024p.zip […] $ cd virus $ ls -l insgesamt 48640 -rw-rw-r– 1 elias elias 49806734 Sep 13 12:58 𝙆𝙈𝙎𝙋𝙞𝙘𝙤.rar -rw-rw-r– 1 elias elias 0 Aug 15 04:59 'password = 2024' $ _
Oh, wie lustig: Sinnlose Unicodezeichen in einem Dateinamen, einfach nur, damit er irgendwie wichtig aussieht. Mehr muss man eigentlich nicht sehen, um ganz schnell wegzulaufen. Aber die Zielgruppe hält so etwas vermutlich eher für ein Qualitätsmerkmal. Die denkt sich so etwas wie „Oh, sogar der Dateiname enthält fette und kursive Buchstaben, ich wusste bis eben gar nicht, dass das geht. Das müssen ganz professionelle Profis mit speziellen Spezialkenntnissen gemacht haben, es handelt sich also nicht um Dreck, sondern um etwas richtig Leckeres und Gutes“. 👑️
Nun, das ist nicht der Fall. Und zwar niemals. Jeder denkende und fühlende Mensch würde es vermeiden, Probleme zu provozieren. Es gibt Schriftarten, die keine vollständige Unicodeabdeckung haben, und es gibt Anwender, die solche Schriftarten als Standard einstellen, weil sie ihnen gefallen oder weil diese als gut lesbar empfinden; zudem gibt es Dateisysteme, die ebenfalls völlig unerwartete Probleme bei Verwendung obskurer Sonderzeichen bereiten können. Und Betrübssysteme. Es ist noch gar nicht so lange her, dass man einen Absturz von Apples iOS mit einer Zeichenkombination provozieren konnte, die man zum Beispiel in einer Mail, einer Message oder einen Dateinamen aufnimmt. Warum sollte man so ein Risiko in Kauf nehmen, wenn man keinen Vorteil von der größeren Zeichenauswahl hat? Solche „Tricks“ auf dem Niveau eines verspielten Elfjährigen sind ein klares Warnzeichen. 💩️⚠️
Apropos „Tricks auf dem Niveau eines verspielten Elfjährigen“: Es ist natürlich für den Zweck eines Passwortes vollkommen sinnlos, ein Passwort zu vergeben, wenn man es gleich dazuschreibt. (Was leider nicht bedeutet, dass ich nicht schon hunderte von Post-it-Zetteln an Bildschirmen gesehen hätte, auf denen Passwörter notiert wurden, weil Menschen oft nicht verstehen, was der Sinn eines Passwortes ist und warum Computersicherheit durch Passwörter nur funktioniert, wenn man das Passwort auch geheimhält und immer nur dort verwendet, wo man sich damit authentifiziert. Betriebliche Passwortrichtlinen der absurden Art – so etwas wie „das Passwort muss jede Woche gewechselt werden und einen Buchstaben, eine Ziffer, ein Sonderzeichen, ein Emoji und eine ägyptische Hieroglyphe enthalten, darf aber kein Datum sein und auch nicht teilweise in einem Wörterbuch erscheinen“ – sorgen dann dafür, dass die meisten Menschen völlig überfordert sind, und das alles für einen Gewinn an „Sicherheit“ durch die erzwungenen Passwortwechsel, der gegen null tendiert.) Es würde ja auch niemand seine Haustür abschließen, um dann den Haustürschlüssel offen sichtbar an die Tür zu hängen und auch noch dranzuschreiben, dass man damit jetzt wirklich die Tür aufschließen kann. Am besten auf einem benutzerfreundlich in Blickhöhe an die Haustür geklebten Post-it-Zettel. Da könnte man sich das Abschließen auch einfach sparen. Ein unnötiger Arbeitsschritt weniger. 🗝️
Das RAR-Archiv, das in einem ZIP-Archiv verpackt wurde, wurde nur aus einem Grund passwortgeschützt: Um eine automatische Analyse durch Antivirusprogramme zu verhindern. Deshalb sage ich ja mit großer Bestimmtheit, dass es sich hier um Schadsoftware handelt. In jedem anderen Kontext wäre so eine Vorgehensweise völlig sinnlos und dumm.
Achtung, ich kürze wieder ein bisschen¹.
$ 7z -bb0 -p2024 x *.rar
[...]
Scanning the drive for archives:
1 file, 49806734 bytes (48 MiB)
Extracting archive: 𝙆𝙈𝙎𝙋𝙞𝙘𝙤.rar
[...]
ERROR: Unsupported Method : 𝙆𝙈𝙎𝙋𝙞𝙘𝙤/read.txt
ERROR: Unsupported Method : 𝙆𝙈𝙎𝙋𝙞𝙘𝙤/𝙆𝙈𝙎𝙋𝙞𝙘𝙤.exe
Sub items Errors: 2
Archives with Errors: 1
Sub items Errors: 2
$ _
Oh, mein 7zip für die Kommandozeile hat Probleme? Vermutlich mit den obskuren, aber eigentlich zulässigen Namen für Datei und Verzeichnis? Das habe ich ja schon lange nicht mehr erlebt. (Da seht ihr noch einen Grund, warum man Spielereien mit sinnlosen Unicodezeichen im Dateinamen besser unterlässt, wenn man darauf angewiesen ist, dass es auch funktioniert. Und nein, ich habe jetzt keine Lust, ein Ticket für diesen 7zip-Fehler aufzumachen. Dafür müsste ich nämlich erstmal herausbekommen, wie man den Fehler provoziert und selbst ein entsprechendes Archiv bauen, denn dieses Archiv voller Gift und informationstechnischem Sondermüll werde ich ganz sicher nicht irgendwo hinlegen, wo es jemand auch nur versehentlich aufmachen und die Inhalte beklicken könnte. Aber vielleicht hat ja jemand anders Lust. Ich bin nur müde.)
Na gut, dann eben etwas älteres, gereifteres, robusteres! Ein Hauch von alten Zeiten weht mir in die Nüstern, wenn ich so etwas tippe – und er riecht gar nicht so schlecht:
$ unrar -p2024 e *.rar UNRAR 6.11 beta 1 freeware Copyright (c) 1993-2022 Alexander Roshal Extracting from 𝙆𝙈𝙎𝙋𝙞𝙘𝙤.rar Extracting read.txt OK Extracting 𝙆𝙈𝙎𝙋𝙞𝙘𝙤.exe OK All OK $ ls -l insgesamt 206596 -rw-rw-r– 1 elias elias 161739843 Aug 26 19:27 𝙆𝙈𝙎𝙋𝙞𝙘𝙤.exe -rw-rw-r– 1 elias elias 49806734 Sep 13 12:58 𝙆𝙈𝙎𝙋𝙞𝙘𝙤.rar -rw-rw-r– 1 elias elias 0 Aug 15 04:59 password = 2024 -rw-rw-r– 1 elias elias 677 Sep 13 12:55 read.txt $ file *.exe 𝙆𝙈𝙎𝙋𝙞𝙘𝙤.exe: PE32 executable (GUI) Intel 80386, for MS Windows, Nullsoft Installer self-extracting archive $ _
Oho, ein Archiv, in dem ein passwortgeschütztes Archiv liegt, in dem wiederum ein Archiv liegt, das sich unter Microsoft Windows beim Doppelklick selbst entpackt. Da hat jemand aber Lust, es richtig kompliziert zu machen. Ich will jetzt gar nicht weiter mit meinen länglichen Kommandozeilenmitschriften langweilen und fasse mal zusammen: Das Archiv enthält 215 Dateien aller Art, zum Beispiel DLLs, Javaarchive, ausführbare Dateien für Microsoft Windows, Schriftarten, Bilder. Alles von einem Spammer mit seiner Spam verbreitet. Ungefähr die Hälfte der gegenwärtig gebräuchlichen Antivirusprogramme erkennt den Müll schon als gefährlich oder als Schadsoftware, und ungefähr die andere Hälfte noch nicht, so dass der gläubige Nutzer öfter mal ungewarnt ins Verderben rennt. Schade für die, die sich auf ihr Schlangenöl verlassen, denn sie sind öfter mal verlassen. So ein Antivirusprogramm liegt mit seinen Signaturen immer einige Stunden oder gar Tage hinter der kriminellen Wirklichkeit zurück.
Verlasst euch lieber aufs Gehirnchen! 🧠️
Der Zweck dieser Spam war es natürlich nicht, dass Leser von Unser täglich Spam direkt auf den Link klicken sollen, um sich die Pest auf den Computer zu holen. Die Keywords im „Namen“ des Spammers machen klar, dass es in Wirklichkeit darum geht, die Suchmaschinen und insbesondere Google zu manipulieren, damit Leute nicht mehr finden, was sie suchen, sondern das, was Kriminelle und SEO-Spammer sie finden lassen wollen. Zum Beispiel, wenn sie Google oder ein angelerntes neuronales Netzwerk (wie gut Suchen mit so genannter „künstlicher Intelligenz“ manipulierbar sind, werden wir in den nächsten drei, vier Jahren noch viel häufiger erfahren, als uns lieb ist – die Leute, die es versuchen werden, weil sie davon nun einmal leben, können sehr „kreativ“ sein und die angelernten neuronalen Netze können nicht so leicht daran angepasst werden, weil niemand versteht, warum sie funktionieren) danach fragen, wo und wie sie denn jetzt ihr Windows 7 mit einem kostenlosen Download aktivieren können. Oder ihr Microsoft Office.
Die armen Schüler, die angeblich immer noch Windows 7 benutzen müssen und sich deshalb so einen Müll mit einer Spam andrehen lassen, tun mir ein bisschen leid. Vielleicht sollten sie einfach ein freies Betrübssystem nutzen… 😅️
Ach! Entf! 🗑️
¹Für die meisten Leser wird so eine Kommandozeile eh nur unverständlich und ein bisschen kryptisch sein. Leider. Aber ich kann so in nachvollziehbarer Weise zeigen, was des Pudels Kern ist.



Glauben diese Gruselclowns… oh, sorry, ich meine natürlich die Gestalter dieser Gängelung… allen Ernstes daran, dass es auf dieser Welt Menschen gibt, denen es fünf ganze Euro wert ist, auf einer einzelnen von mehreren Milliarden Websites über einen Zeitraum von 24 Stunden lesen zu dürfen? Auf einer noch nicht einmal besonderen und inhaltlich exklusiven Website, sondern in einem contentindustriellen Journalismusprodukt, dessen einziger Zweck und Geschäftsmodell ein Dasein als Köder für den Angelhaken des Werbers ist? Weil ein Werber nun einmal einen Köder für seine perfiden und manipulativen Lügenfallen braucht? Weil der nackte Haken den meisten Fischlein mit Kaufkraft nun einmal nicht schmeckt? Für diesen Zweck ist contentindustrieller Journalismus so ideal, dass er praktisch keine anderen Geschäftsmodelle mehr hat.
Und nein, das ist dann kein Schicksal, es ist Konsequenz des eigenen Tuns und Seins. Es ist auf ganzer Linie verdient. Der intellektuelle Bankrott kam schon lange vor der wirtschaftlichen Insolvenz; das geistige Absterben war schon weitgehend durchschritten, als endlich auch der wirtschaftliche Tod eintrat. Wer allen Ernstes zur Rechtfertigung sagt, dass wir solche Machenschaften „für die Demokratie“ brauchen, der sagt damit übrigens auch: Wir brauchen Betrug und Überrumpelung für die Demokratie. Da darf man sich aber nicht wundern, wenn andere, Geübtere, das mit dem Betrug und der Überrumpelung viel besser hinbekommen (man nennt diese Maschen in politischen Kontexten „Populismus“, damit die Parallele zum Betrug nicht so auffällt), ja, wenn sie es so gut hinbekommen, dass inzwischen ernsthaft darüber gesprochen wird, wie man diese „Demokratie“ vor den lästigen Wählern schützen kann.





Oh, ich sehe schon wieder den Standardeffekt aus solcher Spam, der inzwischen selten geworden ist. Der eigentliche Text war fertig, der Spammer freute sich, dass er seine fünf Arbeitsminuten absolviert hatte und musste da nur noch den Standardkram drunterschreiben, damit die Spam auch „echt“ aussieht. Halt so etwas wie ein Mailimpressum, wie es in geschäftlicher Mail in der Bundesrepublik Deutschland angegeben werden muss. Die Aufmerksamkeit des Spammers war aber längst schon wieder im Puff, der Mund nuckelte schon gierig an der leckeren Wodkaflasche, und dann schlichen sich zum Ende der Spam viele kleine Fehlerchen ein. Zum Beispiel die Konto (GmbH & Co. KG). Weil der Spammer sich sagt: „Das liest doch eh keiner, da brauche ich mich nicht anzustrengen. Da klappe ich irgendeinen Rotz rein. Meine Opfer schauen da ganz bestimmt nicht hin, die interessieren sich ja nicht einmal dafür, wo mein Link hinführt“.![Sehr geehrter ADAC-Kunde, -- Wir möchten Ihnen die einmalige Gelegenheit bieten, eine brandneue Notfallset fürs Auto! zu erhalten Um Anspruch zu erheben, nehmen Sie einfach an dieser kurzen Umfrage zu Ihren Erfahrungen mit ADAC teil. -- Achtung! Dieses Umfrageangebot läuft heute ab, September 15, 2024. -- [UMFRAGE STARTEN]](https://spam.tamagothi.de/wp-content/uploads/2024/09/adac-fake.jpg)


Ich habe es ja schon einige Male angemerkt: Nachdem sich inzwischen herumgesprochen hat, dass irgendwelche Reichwerdmethoden der Marke „Lass einen Algorithmus für dich mit Kryptogeld oder mit exotischen Derivaten spekulieren und werde unfassbar reich, ohne selbst etwas können zu müssen“ nichts als Betrug sind, kommt der ältere Betrug zurück: „Gewinn in einer dieser halbseidenen, unregulierten und oft betrügerischen Spielhöllen des Internet, deren ‚Spiele‘ vom Veranstalter beliebig manipulierbar sind, unfassbar viel Geld“. Das passt ja auch sehr gut zusammen. Es richtet sich ja an die gleichen Leute, die glauben, dass das Geld an Geldbäumen wächst und sie einfach nur noch nicht wissen, wie man sich genug davon abpflückt.