Es ist doch erstaunlich, dass einige Twitterer mit einem besonders monotonen Mitteilungsbedürfnis so viele Follower haben, obwohl man zum Beispiel an diesen „Echten SEO-Tipps“ (gibt es derer eigentlich auch falsche) beim bloßen Hinschauen sieht, dass es sich um reine Spam handelt:
Aber hey, dieser total tolle SEO aus der unteren Schublade hat ja auch eine total tolle Methode „gefunden“, etwas Aufmerksamkeit für seine Web-Zwo-Nullmitteilungen zu erreichen: Er folgt einfach skriptgesteuert und massenhaft anderen Leuten, und etliche von ihnen sind so gestrickt, dass sie jedem Follower zurückfolgen, ganz egal, was der für eine gequirlte Scheiße verzapft und wie wenig diese gequirlte Scheiße zum eigenen Gezwitscher und zu den eigenen Interessen passt. Weil… ja, weil man das halt so macht. Weil… ähm… weil man kommunikativ ist. Deshalb klickt man auch auf jeden Link in eine Spammail, man könnte ja sonst etwas verpassen; man geht auf jeden Anrufer am Telefon ein, auch wenn dieser sich als ein mit euphorischer Stimme vollgequasseltes Tonband erweist, das einem einen großen „Gewinn“ verkündet; man lässt jeden Klinkenputzer in die Bude und lässt sich von ihm bis zur Unterschriftsreife bequatschen; man… ja, man macht alles, von dem sich unseriöse, asoziale und verbrecherische Zeitgenossen nur wünschen können, das es getan wird. Dazu gehört eben auch, dass auf Twitter einfach und gedankenlos jedem gefolgt wird, der einem folgt – wozu dieser Menüpunkt „Blockieren und als Spam melden“ gut ist, gehört dabei zu den Fragen, die man sich nicht stellt. Wozu auch? Spam muss man halt hinnehmen, und wer sich lieber auf die Kommunikation zwischen Menschen konzentrieren will, der ist eben im falschen Internet.
Schon jetzt ist Twitter so weit von Spam beschädigt, dass die meisten Menschen, mit denen ich es zu tun habe, ihre Timeline auf „privat“ gesetzt haben – einfach nur, um von diesen völlig desinteressierten mechanischen Followern mit ihrem repetitiven Spamgezwitscher völlig verschont zu bleiben. Für viele andere ist die Flut der Spamfollows so groß geworden, dass sie jeden Kampf gegen diese Form der Spam aufgegeben haben und fest daran zu glauben scheinen, dass sich das Problem von allein erledigt, wenn man es nur ignoriert. Sehr zur Freude von geistlosen Idioten wie diesem „Backlinker_DE“…
…der übrigens auch (mit der gleichen Technik des automatischen Folgens willkürlich ausgewählter Twitter-Nutzer) eine beeindruckende Anzahl von Followern gefunden hat, von der ich – als mich einfach menschlich Mitteilender – nur träumen kann.
Und diese beiden Deppen haben sich – im Gegensatz zu vielen anderen Twitter-Spammern, die intelligenter vorgehen, ohne dabei intelligenter zu sein – nicht einmal Mühe dabei gegeben, ihr Getwittere ein wenig abwechslungsreich zu gestalten, damit einem nicht sofort beim Blick auf die Timeline auffällt, dass es überwiegend nur stinkende, asoziale Spam zum Anpreisen unseriöser und in vielen Fällen gar krimineller Angebote ist.
Die Macher von Twitter müssen sich auf jeden Fall etwas einfallen lassen, um mit dem immer unerträglicher werdenden Spamproblem auf ihrer Plattform umzugehen. In gewisser Weise ist Twitter ein idealer Web-Zwo-Nulldienst für Spammer. Die Beschränkung der Nachrichtenlänge auf 140 Zeichen führt zur allgemeinen Verwendung irgendwelcher URL-Kürzungsdienste, die vortrefflich dazu geeignet sind, das Ziel der Links zu verbergen und die Spam leichter unter die Leute zu bringen. Wenn das Spamproblem dort noch zunimmt – und davon ist leider auszugehen – könnte der Hype um Twitter schneller zu Ende sein, als es viele Menschen jetzt noch für möglich halten. Denn irgendwann, wenn Twitter unter der Last der Spam für die Kommunikation unbrauchbar geworden ist und viele Menschen auch merken, dass Twitter ein technisch wesentlich schlechterer Nachrichtenaggregator als die dafür bereits vorhandenen Lösungen ist, wird auch bei vielen die Einsicht reifen, dass die künstliche Beschränkung der Textlänge kein Mehrwert ist. Ganz im Gegenteil.
Und was von irgendwelchen SEO-Anbietern des halbseidenen Internetprekariats zu halten ist, die ausgerechnet asoziale Spam für eine adäquate Form halten, ihre Angebote zu bewerben, brauche ich hoffentlich auch nicht weiter auszuführen.
Wer aber einen „echten SEO-Tipp“ braucht, kann den auch gern von mir bekommen: Hör damit auf, deinen Content für Suchmaschinen zu erstellen und veröffentliche Inhalte für Menschen; Inhalte, die Menschen gern genießen, weiterempfehlen und verlinken. Sicher, das kostet Mühe, aber es ist eine Mühe, die etwas bringt. Die Angebote betrügerischer SEO-Quacks mit ihrem gesamten Hokuspokus kosten nur Geld und bringen nichts. Zur technischen Ergänzung dieser Mühe ist es empfehlenswert, in der Webpräsenz technisch korrektes und semantisch sinnvolles HTML-Markup zu verwenden und alle wesentlichen Informationen in Textform zur Verfügung zu stellen, damit sie auch von den Bots der Suchmaschinen verarbeitet werden können – alles, was als Inhalt über den Text hinaus geht, mag zwar Aufmerksamkeit beim Besucher erheischen, bleibt aber für die Suchmaschinen unsichtbar. Es soll übrigens auch Menschen geben, die nicht so angetan davon sind, wenn multimedial an ihrer Aufmerksamkeit gezerrt wird, ich bin zum Beispiel einer von ihnen. Wenn diese einfachen Maßnahmen um eine solide technische Grundlage für die angebotenen Webdienste ergänzt werden, und wenn darauf geachtet wird, dass die gesamte Website performant und effizient zu nutzen ist, wird der Erfolg dieser „Strategie“ nicht lange auf sich warten lassen.