Aber ich bin gar kein Spotifykunde. Und ich werde ganz gewiss niemals einer werden. Jedenfalls nicht, so lange ich noch denke und fühle. Aus sehr vielen Gründen nicht. Einer der Gründe ist, dass ich es nicht einsehe, etwas für einen einmaligen „Genuss“ über das Internet zu „streamen“, wenn ich es auch mit gleichem technischen Aufwand für mehrmaligen Genuss herunterladen und lokal speichern könnte. Habe ich „gleicher technischer Aufwand“ geschrieben? Das ist natürlich unwahr, denn beim so genannten „Streaming“ muss noch weiterer technischer Aufwand betrieben werden, um genau diesen völlig natürlichen Download zu verhindern, der das in meinen Augen unerfreuliche Geschäftsmodell beschädigen könnte. Technikverhinderungsaufwand sozusagen. Dessen einziger Zweck es ist, dass ich als Nutzer nicht in den Genuss inhärent digitaltechnischer Möglichkeiten komme, wie etwa der problemlosen Anfertigung von verlustfreien Kopien, über die ich verfügen kann, ohne dass sie mir jemand entziehen und anschließend für Geld vermieten könnte. Vernunft und Nachhaltigkeit sind in der contentindustriellen Digitalwirtschaft nun einmal nicht erwünscht, aber dafür die Enteignung des Nutzers mit seinem so genannten „Smartphone“, das ihm jede nur erdenkliche teure Dummheit nahelegt. Die im „Streaming“ vermarktete Musik wird zum Wegwerfprodukt, und ich finde, diesen Charakterwechsel hört man der populären Musik inzwischen auch deutlich beim Hinhören an. Es ist noch mehr Einweg- und Wegwerfmusik als der schäbigste Disco-Sound der vollkommen geschmacksbefreiten Siebziger Jahre; einem gleichermaßen bunten wie trüben Jahrzehnt, bei dem ich mich rückblickend öfter frage, wie ich die freudlose Zeit überstanden habe, ohne mir zum Selbstschutz mit groben, mechanischen Mitteln die Augen und Ohren rauszuprokeln. Es ist ein Beispiel von vielen, wie die ästhetisch kaputte, gängelnde und technikverhindernde Smartphonekultur allen Dingen ihren unerfreulichen Stempel aufstanzt. Der nächste, vielleicht sogar schon der gegenwärtige Schritt ist, dass man die Funktionsmusik von angelernten neuronalen Netzwerken zusammenstückeln und von irgendwelchen unbekannten Wegwerfmusikern aufführen lässt, die man nach der Chartverwertung einfach wegwirft, weil so etwas wie gefühlte persönliche Bindungen nun einmal schlecht für die Vermarktung eines Einweggefühles ist. Aber lassen wir das. Vielleicht bin ich einfach nur alt und verbittert, und dass in der Musik der nachwachsenden Generation alles gleich, hohl und lärmend klingt, ist eines der Symptome dieses Zustandes. Zum Glück für mich gibt es ein Internet, das mir immer wieder zeigt, dass es trotz des alldurchwaltenden intellektuellen Sonnenuntergangs zur tiefen Nacht der Idiocracy, des Mittelalters 2.0, immer noch Menschen gibt, die sich in Musik Ausdruck verschaffen, ohne sich dabei auf die möglichst gut verkäufliche Nachäffung der massenkulturellen Industrieprodukte zu reduzieren. Und zwar viel mehr, als ich auch nur mitbekommen könnte.
Na gut, zur Mail:
Erleben Sie Ihre Lieblingsmusik neu: Bose QuietComfort Earbuds für Spotify-Kunden!
Diese Mail kommt nicht von Spotify und nicht von Bose. Dafür kam sie binnen weniger Minuten gleich dreimal bei mir an, der ich noch niemals in meinem Leben Spotify benutzt habe. Die zugespammte Mailadresse habe ich weder an Spotify noch an Bose gegeben. Die Mail ist eine Spam. Illegal und asozial. Dem Spammer nicht einmal die sehr geringe und leicht automatisierbare Mühe wert, die Dubletten aus seinem zusammengeramschten Datenbestand zu entfernen. Da würde der Spammer ja ganze fünf Minuten seiner beschränkten Lebenszeit verlieren, und er ist doch viel lieber im Puff. Natürlich geht es einmal mehr zu einem dieser „Gewinnspiele“ oder einer dieser „Umfragen“, die darauf hinauslaufen, dass man gierig genug wird, so dass man nach Beantwortung sinnloser Fragen genügend Daten für einen kriminellen Identitätsmissbrauch angibt, um an seine meist relativ hochpreisige „Belohnung“ zu kommen. Natürlich kommt diese „Belohnung“ niemals. Die so eingesammelten Daten werden entweder für eine Handvoll Bitcoin an andere Betrüger verkauft oder von der spammenden Bande selbst benutzt.
Die Firmierungen „Spotify“ und „Bose“ werden dabei missbraucht und ein bisschen in den kriminellen Dreck gezogen, weil sie nun einmal besser klingen als „Hallo, wir sind Verbrecher, die dir unverlangt das Postfach mit Müll vollschaufeln und wollen dich dazu bringen, dass du dich mal vor uns datennackig machst“. Ich bin übrigens der Papst und sage euch: Klickt niemals in eine E-Mail! 😇️
So etwas ist seit vielen Monaten die Pest des Posteingangs. Unter Missbrauch aller möglicher Firmierungen. Und leider scheint es immer noch genug Menschen zu geben, die darauf reinfallen.
> Der nächste, vielleicht sogar schon der gegenwärtige Schritt ist, dass man die Funktionsmusik von angelernten neuronalen Netzwerken zusammenstückeln und von irgendwelchen unbekannten Wegwerfmusikern aufführen lässt, die man nach der Chartverwertung einfach wegwirft, weil so etwas wie gefühlte persönliche Bindungen nun einmal schlecht für die Vermarktung eines Einweggefühles ist.
Die Dienste Suno und Udio können schon relativ überzeugende Musik errechnen, die schon auf dem „Niveau“ der Charts-Musik ist. Mit einem ordentlichen, handgeschriebenen Text und den richtigen Prompts bekommt man damit auch anspruchsvollere Stücke hin und wenn das eine Band dann nochmal einspielen würde, würden die wenigsten merken, dass AI im Spiel ist. Tatsächlich habe ich letztens gelesen, dass Timbaland schon was mit Suno zusammen machen möchte / macht.
Ich schätze, es dauert maximal noch ein halbes Jahr.
Hinsichtlich der 70er kann ich nur von meinem Papa sagen, dass er dort die Musik gehört hat, die eher nicht so in den Charts lief – man sollte nicht vergessen, dass dieses Jahrzehnt auch Punk, Gothrock und Metal groß werden ließ… Genres, von denen ich ja hoffe, dass sie nicht durch „KI“ Renderschrott ersetzt und (wenigstens weitenteils) Independent und handgemacht bleiben.