Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


GruЯ!!!

Donnerstag, 25. Juni 2015, 15:21 Uhr

Ich vermute das diese E-Mail eine Uberraschung fur Sie sein wird, aber es ist wahr.

Nein, nach diesem Betreff bin ich weder über den „Inhalt“ noch über die fehlenden Pünktchen über einigen Vokalen überrascht. Dass es nicht einmal einen Anredeversuch gibt, ist auch nicht weiter verblüffend für mich, und dass der literarisch wenig erquickliche Text der Spam aus Fragmenten zusammengefummelt wurde, die schon vor zehn Jahren (und vermutlich ein, zwei Jahrzehnte davor schon in Faxen und Briefen) benutzt wurden, kenne ich zu gut. Mir quillt jeden Tag das Postfach mit solchem Schrott voll.

Ich bin bei einer routinen uberprufung in meiner Bank (Standard Chartered Bank von Sud Afrika) wo ich arbeite, auf einem Konto gestolen, […]

Bester Verschreiber in einer Vorschussbetrugsspam ever!

[…] was nicht in anspruch genommen worden ist, wo derzeit $14.300,00 gutgeschrieben sind. Dieses Konto geh?rte Herrn Christian Eich, der ein Kunde in unsere Bank war, der leider verstorben ist.

Ja und, ich heiße gar nicht Eich.

Damit es mir moglich ist dieses Geld $14.300,000 [sic!] inanspruch zunehmen, benotige ich die zusammenarbeit eines Auslandischen Partner wie Sie, der mir die erforderliche Hilfe geben kann fur diese In anspruchnahme.

Ich stelle zu deinem „Geschäftsvorschlag“, Spammer, Folgendes fest:

  1. Du bist nach eigenen Aussagen Banker und solltest deshalb viel Wert auf präzise und unmissverständlich angegebene Zahlen legen, aber konsistente Dezimaltrenner bei der Angabe der Summe hast du nicht hinbekommen. Der Betrag ist als 14,30 Dollar oder als 14.300 Dollar lesbar. Solche Fehler passieren nicht einmal einem Hungerkaufmann.
  2. Du gehst mit Millionenbeträgen um und willst dir ein paar Milliönchen unterm Nagel reißen, aber die paar Euro zwanzig für einen richtigen Dolmetscher hast du nicht übrig, so dass jeder Mensch, der auch nur für fünfzig Eurocent Hirnes hat, von deinem mechanisch zum reinsten Dada gemachten Kommunikationsversuch einen gesundheitsgefährdenen Lachanfall kriegt.
  3. Und wenn du mal einen Partner für einen Millionen-Beschiss brauchst, dann schreibst du irgendwelche Leute an, die du so wenig kennst, dass du sie nicht einmal bei ihrem Namen ansprechen kannst. Selbst ein „Geschäft“ mit einer Facebook-Bekanntschaft wirkt damit verglichen glaubwürdig¹.
  4. Ach ja: Und in Südafrika benutzt man beim Verfassen von E-Mails die kyrillische Codepage, genau wie in den meisten slawischsprachigen Ländern. Deshalb habe ich nicht die geringste Chance, Afrikaans zu verstehen². Da ist so viel Russisch drin.

Sei doch mal ehrlich zu dir selbst, Spammer! Findest du nicht, dass du wie ein frisch schädelentkernter Vollidiot rüberkommst?! Da hilft es dir auch nicht…

Bitte Lesen: http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/europe/859479.stm

…dass du einen inzwischen völlig verbrauchten Link in die Website der BBC legen kannst, die in der Tat deutlich seriöser als deine dumme, durch keinerlei Hirntätigkeit mitgeformte Spam ist.

Ihr Anteil ware 30% von der totalen Gange, wahrend die restlichen 70% ist fur mich und meine Kollegen. Wenn Sie interessiert sind, konnen Sie mir bitte eine E-Mail schicken, damit ich Ihnen mehr Details zukommen lassen kann. Bitte, Sie mussen diese Transaktion sehr vertraulich behandeln weil die Transaktion einer DEAL ist.

So so, sehr „vertraulich“: Ich habe diese Spam mit identischem Wortlaut (aber verschiedenen Betreffzeilen und ausgedachten Namen) übrigens auf neun verschiedenen Adressen gesehen. Und das war nur heute. Und der Tag ist erst halb rum.

Falls Sie mein Angebot akzeptieren und mit mir zusammenarbeiten, wurde mich das sehr freuen. Sobald ich Ihre Antwort (Adresse,email adresse und Telefonnummer) erhalten habe, werde ich Sie mit den Details vertraut machen und unser Treffen in Europa arrangieren.

Immerhin, das muss ich dir lassen: Du hast rausgekriegt (oder dir von einem Neunjährigen erklären lassen), wofür dieser Reply-to-Header in einer Mail gut ist, so dass man auf „Antworten“ klicken kann, um die Spam zu beantworten. Das kriegt nicht jeder hin.

Aber die dort verwendete anonym registrierbare und kostenlose Mailadresse bei AOL will so gar nicht zur „Vertraulichkeit“ passen.

Mit freundlichen Grussen

Richard Etemesi

Du mich auch!

¹Aber kommt jetzt nicht auf die Idee, auf Leute reinzufallen, die sich drüben bei Spambook ihre Opfer suchen. Ich bin mir sicher, dass das läuft, ich bekomme es nur nicht mit.

²Im Gegensatz zum klanglich sehr ähnlichen Niederländisch, das ich nach einigem Einhören relativ gut verstehe…

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