Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Urheberrechtsverletzung als Teilnehmer

Montag, 11. März 2013, 14:36 Uhr

Diese hübsche Spam kommt unter anderem mit dem gefälschten Absender noreply (at) t (strich) mobile (punkt) de, aber der Inhalt sieht gar nicht nach T-Mobile aus, sondern nach einem kriminellen… sorry… Arschloch, das den Menschen so viel Angst machen will, dass sie auch ja einen Anhang öffnen.

Gegenstand unserer Beauftragung ist eine über Ihren Internetanschluss im Internet begangene Urheberrechtsverletzung als Teilnehmer eines so genannten Peer-to-Peer-Netzwerkes

Und deshalb weißst du nicht einmal, wie ich heiße, obwohl du beauftragt wurdest, meine ganz schlimme „Urheberrechtsverletzung“ zu behandeln und dabei…

Folgende Daten konnte unsere Mandantschaft – neben weiteren Einwahlen – aufgrund einer speziell entwickelten Software feststellen und beweissicher dokumentieren lassen

…mit einer hellsichtigen Spezialexpertensoftware folgende Daten festgestellt und beweissicher dokumentiert hast: [Es folgt nichts] :mrgreen:

Komm, Idiot, das kriegst du aber noch besser formuliert! Hier mein Profitipp an dich: Lies dein Geschmiere einfach noch mal gründlich durch, bevor du es in ein paar hunderttausend Kopien auf das von dir geplagte Internet loslässt! Und selbst, wenn du diesen Mist ausbügelst, ist dein Schrieb noch schwach! Ich habe noch nie eine Mail eines Rechtsanwalts gehabt, in der nicht sein Name, die Anschrift und Telefonnummer seiner Kanzlei stünden – man hat ja doch manchmal Rückfragen, vor allem in rechtlichen Angelegenheiten…

Im Rahmen eines staatsanwaltlichen Auskunftsverlangens gemäß § 113 TKG wurde mitgeteilt, dass der festgestellte Internetanschluss auf Ihren Namen angemeldet ist, so dass Sie für die Urheberrechtsverletzung, welche unter Nutzung des Anschlusses begangen wurde, zivilrechtlich haften.

Und weil du festgestellt hast, dass der Internetanschluss auf meinen Namen angemeldet ist – was in meinem Fall übrigens sicher nicht stimmt – kannst du mich nicht mit meinem Namen ansprechen. Aber meine Mailadresse, die keinen Bezug zu irgendwelchen IP-Adressen oder zu meinem Namen hat, die willst du rausgekriegt haben? Komm, Spamkopf, das ist wirklich sehr schwach.

Diese Spam kommt ohne Anrede und Grußformel, aber dafür mit kalt formulierten, erschreckenden Behauptungen ohne jeden Beleg. Sie ist der Versuch, Menschen dazu zu bringen, in Panik einen Mailanhang zu öffnen. Die vergangenen und laufenden FUD- und Kriminalisierungskampagnen der „Inhalteindustrie“ sind ein sehr hilfreicher Hintergrund für den hier angewendeten psychischen Hebel dieser Verbrecher – man könnte sogar sagen, dass die juristische Desinformation und Angstausbreitung der „Inhalteindustrie“ rund um den Kampfbegriff des „Geistigen Eigentums“ im Falle dieser Spammasche direkt der organisierten Internet-Kriminalität zuarbeitet.

Die Bombe liegt dann auch erwartungsgemäß im Anhang. Dieser ist ein ZIP-Archiv mit dem Dateinamen 489_TKG.zip, in dem sich genau eine Datei mit dem Dateinamen 113_TKG.PDF.exe befindet. Bei dieser Datei handelt es sich um ein ausführbares Programm für Microsoft Windows, das von einem Kriminellen in einer Mail mit gefälschtem Absender und erschreckendem Inhalt übermittelt wurde. Was passiert, wenn man dieses Programm startet, ist nicht wünschenswert. Es handelt sich um Schadsoftware, die zurzeit von der Mehrzahl der Antivirusprogramme nicht erkannt wird.

Wie verheerend diese Masche sein könnte, wenn sie – wie andere derzeit laufende Spams – auch noch mit namentlicher Ansprache der Empfänger käme, gehört zu den Dingen, die ich mir lieber nicht vorstelle, um mir nicht die gute Laune zu verderben. Bei einer dermaßen anonym und stümperhaft formulierten Mail wird zumindest jedem, der für ein paar Cent Verstand im Kopfe hat, auffallen, dass etwas nicht stimmen kann. Deshalb versuchen die Verbrecher ja auch, Panik auszulösen, weil sie wissen, dass dabei der Verstand nicht zuverlässig funktioniert. Leider steht zu erwarten, dass der Text in der zweiten Welle dieser Masche wesentlich besser werden wird, und Zuordnungen von Mailadressen zu Namen zirkulieren inzwischen in großen Datenbanken unter den Kriminellen, dass sogar mit einer personalisierten Form zu rechnen ist. Eine persönliche Ansprache ist schon längst kein tragbares Indiz mehr, dass es sich bei einer Mail nicht um eine Spam handelt.

Es gilt also in Zukunft, und zwar noch mehr als jemals zuvor: Anhänge von nicht digital signierten E-Mails, die nicht vorher abgesprochen wurden, stinken und sollten auf gar keinen Fall geöffnet werden, egal, was es ist und egal, ob sie mit einer persönlichen Anrede kommen oder nicht! Das gilt natürlich in besonderer Weise bei geschäftlichen oder juristischen E-Mails.

Wer Kunde bei einem Unternehmen ist, das auf diese Weise Rechnungen und Mahnungen in Anhängen nicht digital signierter E-Mails zustellt – ich weiß zum Beispiel, dass die Telekom Deutschland GmbH so vorgeht – sollte unbedingt diesem Unternehmen deutlich mitteilen, dass dieser Weg, so er nicht durch eine digitale Signatur der Mails abgesichert wird, gefährlich ist, der organisierten Internet-Kriminalität zuarbeitet und alles in allem ein guter Grund dafür ist, sich einem anderen Anbieter zuzuwenden. Einfach nur, um sich selbst gegen die nächste, überzeugend präsentierte Spamwelle mit Schadsoftware abzusichern.

14 Kommentare für Urheberrechtsverletzung als Teilnehmer

  1. Kurt Stiem sagt:

    Guten Tag,

    die gleiche Email habe ich heute erhalten.Natürlich habe ich sie gelöscht.

    MfG
    Kurt Siem

  2. Hallo,
    Auch 2 von diesen Mistdingern heute erhalten.
    Es muß doch möglich sein diese Verbrecher ausfindig zu machen bzw zurückzuverfolgen.
    Solche Idioten würde ich gerne in meinen Keller sperren und jeden Tag verprügeln.

    MfG
    A.Röhrich

  3. t-mobile sagt:

    LOL,
    vielen Dank für den Artikel !
    Er macht den heutigen Sch…tag etwas schöner.

  4. jana sagt:

    Hi, hast du noch den Mail-Header? Dann schick ihn doch bitte an abuse@t-online.de z.Hd. Herbert Gründer – Ich hatte die Spam-Mail leider sofort gelöscht. Thanks

    • T-Online kann damit leider nichts anfangen – oder versenden die ihre Mails inzwischen über rumänische Botrechner? Natürlich war die Absenderadresse gefälscht, und zumindest meine Spam hat nicht einmal einen Server der Telekom Deutschland gesehen. (Sonst wäre meine Routine-Mail schon längst draußen gewesen, wenn ich mir schon einmal eine Spam näher anschaue.)

      Die Absenderangabe ist beliebig fälschbar. Dafür kann man gar nicht genug Aufmerksamkeit haben…

  5. Norbert sagt:

    Auch ich habe gerade diese Mail erhalten.
    Ein Anhang mit doppelten Dateiendung, und dabei noch exe das stinkt zum Himmel. Selbst wenn das in einer zip Datei verpackt ist.
    Ansonsten sofort löschen. Bei der Telekom ist das bereits bekannt.

  6. Patricia sagt:

    was kann ich tun wenn die zip Datei geöffnet wurde?
    MfG Patricia

    • Hallo Patricia,

      Versuch es mit der Boot-Diskette des Antivirenherstellers deines Vertrauens. (Wenn du damit nicht klar kommst, bitte einen Bekannten, dir zu helfen.) Im Hörtefall muss du dein Windows neu installieren. Das ist übrigens eh der bessere Weg.

  7. studentin sagt:

    offensichtlich war das arschloch am montag ganz fleißig, hab auch eine mail am 11.03.2013 bekommen. zum glück habe ich den anhang nicht aufgemacht und erst mal gegooglet.

    danke für die info
    lg

  8. cgfallenangel sagt:

    Danke, guter job und humorvoll. Damit konnte ich mein aufgelöste Frau per Ferbdiagnose beruhigen. Zur Schadsoftware: wird die Malware wirklich nicht von einem Viren Scanner erkannt? Weiterleiten an mein privates Account konnte sie die Mail nicht – was sie noch mehr (gegen mich) aufbrachte.

    Sie vermute ich hätte wieder was konfiguriert. Das mach ich machmal in der Tat, die klickt ja auf alles was sich am Screen bewegt. Ich vermute hier aber das google blockierte.

    • Als ich den Text vorgestern geschrieben habe, sah es schlecht mit der Erkennung durch Virenscanner aus. Aber nach zwei Tagen sollte die Brut erkannt werden. Leider sind die Verbrecher den „Schutzprogrammen“ immer ein oder zwei Tage voraus.

      Für Menschen, die auf alles klicken, was sich nur irgend anklicken lässt, ist übrigens ein anderes Betriebssystem als ausgerechnet MS Windows sehr empfehlenswert. 😉

  9. Reiner sagt:

    Moin,
    wenn man sich unsicher ist, einfach mal googlen und nicht gleich in Panik verfallen. Ganz wichtig! Nicht neugierig sein, um zu wissen was im Anhang wohl noch so „Tolles“ steht 🙂

    Die meisten Probleme und Unsicherheiten, bzgl. solcher Mails, werden sehr schnell im www aufgefriffen, thematisiert und beantwortet, so wie hier.

    Danke!

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