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Wie Spammer an Namen kommen

Dienstag, 8. Februar 2011, 19:25 Uhr

In letzter Zeit sehe ich ja eine beachtliche Zunahme der Versuche der Spammer, eine Mailadresse mit einem richtigen Namen zu verbinden. Offenbar hat man auch auf Seiten der Kriminellen bemerkt, dass eine Betrugsmail mit einer persönlichen Anrede ungleich überzeugender wirkt als das bisher übliche Gestrokel.

Diese Entwicklung sollte für jeden Menschen bedeuten, dass er mit seinen Daten so sparsam wie nur eben möglich umgeht – und zum Selbstschutz vor Betrug und Phishing lieber auch dort Phantasiedaten eingibt, wo die Nutzungsbedingungen so etwas an sich verbieten. Tatsächlich sind Web-Dienste, die Daten ihrer Nutzer akkumulieren, ein lohnendes Ziel für kriminelle Angriffe aus dem Dunstkreis der Spam-Mafia, um sich auf diese Weise die gewünschten persönlichen Daten der Opfer zu verschaffen, wie sich zurzeit bei Heise nachlesen lässt:

Seit dem gestrigen Montag haben uns zahlreiche Leser darüber informiert, dass beim Onlinehändler Mindfactory möglicherweise im großen Stil Kundendaten entwendet wurden. In zahlreichen Beiträgen im Forum des Händlers beschweren sich Kunden über eine Spam-Mail, in der sie persönlich mit Vor- und Zunamen angesprochen wurden […]

Wenn ein solches kriminelles Abgreifen von Daten – es ist im Moment offenbar noch unklar, welche Daten noch in die Hände der Verbrecher gelangt sein könnten – mit überzeugenden Phishing-Mails „aufbereitet“ wird, denn werden die Kriminellen einen erheblichen Reibach einfahren. Eine angebliche Mail von der eigenen Bank, von einem Online-Händler oder einem Internet-Auktionshaus, die mit einer namentlichen Ansprache ihres „Kunden“ kommt, ist nun einmal recht überzeugend und wird nicht nur unerfahrene Nutzer dazu bringen, auf einen derartigen Betrug hereinzufallen.

Es ist ein nicht zu verachtender Schutz vor Betrugsmaschen, wenn die Spammer nicht den Namen zu einer Mailadresse kennen.

Was kann man tun?

Grundsätzlich sollte auf die Angabe eines zutreffenden Klarnamens bei irgendwelchen Internet-Anbietern verzichtet werden. Dies gilt im besonderen Maß bei Anbietern, die eher unwichtige Dienste (wie etwa Gästebücher, Blogkommentare etc.) anbieten – dort sollte in vielen Fällen ein Vorname oder ein Nick ausreichen. Jede Website ist permanenten Angriffen ausgesetzt, und solche Angriffe können auch immer wieder einmal erfolgreich sein. Es ist für den Nutzer eines Dienstes nicht ersichtlich, wie sorgfältig dieser programmiert wurde und welche Schwachstellen eventuell einen Angriff ermöglichen. Auch die „Zertifizierung“ einer deutschen Website durch den TÜV gibt keine Sicherheit, denn es ist schon mehrfach zu großen Datenlecks auf derart „zertifizierten“ Websites gekommen. Der beste Schutz gegen betrügerische Maschen mit solchen Daten ist die Sicherung der eigenen Anonymität bei jeglicher Nutzung des Internet.

Manchmal ist die Angabe eines Klarnamens (oder sogar darüber hinaus gehender persönlicher Daten) aber erwünscht – sei es, dass man unter seinem Namen bei einem „Web-2.0-Dienst“ gefunden werden möchte, sei es, dass man einem Forenbetreiber gegenüber ehrlich sein will, oder sei es auch, dass eine solche Angabe durch die Nutzungsbedingungen verpflichtend gemacht wird.

In diesen Fällen ist eine andere Strategie angemessen: Für jeden Dienst, der unter Angabe des eigenen Klarnamens (und möglicherweise anderer persönlicher Daten) benutzt wird, sollte eine eigene, nur für diesen Zweck benutzte Mailadresse verwendet werden. Wenn unter dieser Mailadresse einmal eine andere Mail ankommt, denn ist klar, …

  1. …dass es sich um eine betrügerische Spam handelt, und
  2. …dass die Site, auf der man diese Mailadresse verwendet hat, gecrackt wurde und dass die Daten in die Hände von Kriminellen gelangt sind.

Auf diese Weise ist das Datenleck bei Mindfactory überhaupt erst bekannt geworden. Deshalb konnte auch relativ schnell eine Warnung an die Kunden in einer Stellungnahme herausgegeben werden.

Zum Glück gibt es eine Menge Freemail-Provider, so dass an Mailadressen für solche Zwecke kein Mangel herrscht. Und wer einen eigenen Mailserver zur Verfügung hat, kann sich sehr schnell eine entsprechende Adresse „machen“. Das bisschen Prävention schützt nicht nur vor betrügerischen Versuchen, sondern erleichtert es auch, eine „verseuchte“ Mailadresse einfach stillzulegen, wenn die Flut der Spam alles andere mit sich zu reißen droht.

5 Kommentare für Wie Spammer an Namen kommen

  1. cassiel sagt:

    Nur so eine Idee:
    Könnte man nicht solche Beiträge, die hilfreiche Informationen zur Spam-Prävention und Umgang mit Spam enthalten, nicht in ein eigens Blog auslagern?
    Das würde das Auffinden zwischen den ganzen Spam-Verrissen, die zwar lustig sind, aber vor allem in der Quantität nicht immer von Interesse, erheblich erleichtern.

  2. papillon sagt:

    „Deshalb konnte auch relativ schnell eine Warnung an die Kunden in einer Stellungnahme herausgegeben werden.“

    Das ist so nicht korrekt – es wurde eben keine Warnung an die Kunden herausgegeben, sondern eine Stellungnahme ins eigene Forum gestellt. Wer nicht in das Forum schaut, der bekommt von dieser Warnung rein gar nichts mit.
    Da hätte man die Warnung auch auf einen Zettel schreiben und in den Flur hängen können.

  3. […] ausmachen, dass sie echte Namen zu den Mailadressen zu erhalten versuchen, und ich habe immer deutlich davor gewarnt – leider nur nach meinen beschränkten Möglichkeiten; in einem kleinen, eher unbedeutendem […]

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