Wow, was für eine fette, leckere Spam! Und was für hübsche, neue technische Verfahren, um es inhaltlich noch einmal mit dem alten Strunz zu versuchen.
Guten Tag,
Wie immer ohne jede Anrede. Was Wunder, als Empfänger ist ja noch nicht einmal meine Mailadresse eingetragen, und der Absender ist auch gefälscht.
In diesem Schreiben möchte ich Sie mit einem etwas ungewöhnlichen Anliegen betrauen. Mein Name ist Barrister Kyeretwie Opoku und ich bin Rechtsanwalt in Law Trust Company (www.lawtrust.com.gh) in Afrika.
In dieser Spam möchte mir der Absender mit gefälschter Mailadresse weis machen, dass er seinen Namen und die anderen Dinge ehrlich angibt.
Ich kontaktiere Sie bezüglich des Transfers einer sehr großen Summe Geldes vom Konto eines verstorbenen Klienten.
Und obwohl dieser Typ nicht einmal weiß, wie ich heiße, will er mit meiner sehr aktiven Mithilfe ein paar Milliönchen bewegen. Ich drücke ja auch immer irgendwelchen anonymen Passanten in der Stadt ein Bündel Geldscheine in der Hand und sage „Halten Sie mal“ und gehe ganz selbstverständlich davon aus, dass sich niemand mit dem Zaster einfach verdrückt, wenn ich dann weggehe.
Ich weiß, daß eine Transaktion dieser Größenordnung zunächst bei jedem Besorgnis erregen wird und versichere ich Ihnen, daß sich um alles gekümmert wird. Aufgrund der Dringlichkeit der Angelegenheit habe ich mich entschlossen, Sie zu kontaktieren.
Nein, nicht Besorgnis erregt dieser plumpe Versuch des Vorschussbetrugs, sondern Heiterkeit erzeugt er.
Es geht um folgendes:
Zurücklehnen, jetzt kommt die Aufführung des betrügerischen Unsinns.
Ich brauche eine Vertrauensperson, die mir hilft das Vermögen, dass mein Klient,Herr Robert Ebner, der gemeinsam mit seiner Frau im October bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, als Erbe zu beanspruchen. Herr Robert Ebner befand sich gemeinsam mit anderen Passagieren an Bord einer Egyptian Airline 990.
(http://news.bbc.co.uk/1/world/americas/502503.stm)
Seit diesem Vorfall ist niemand seiner nächsten Verwandten mehr am Leben, der Anspruch auf sein hinterlassenes Vermögen erheben könnte.
Der braucht eine Vertrauensperson und sucht sich ausgerechnet jemanden aus, den er nicht einmal namentlich kennt. Der hat aber einen ganz tollen Begriff von Vertrauen, wenn er das ernst meint!
Aufgrund dieser unglücklichen Umstände, möchte ich Sie nun um Ihre Erlaubnis bitten, Sie als nächsten Angehörigen des Verstorbenen anzugeben. Die gesamte Abwicklung und Dokumentation wird sorgfältig von mir durchgeführt, damit das Guthaben von 20.5 Millionen US$ an Sie als nächsten Angehörigen ausgezahlt werden kann.
Klar doch, das mit dem Vertrauen gegenüber den paar Millionen Empfängern dieser betrügerischen Drecksspam geht schon sehr weit. So viele grüne Lappen! Und das tollste daran: Wer da mitmacht, willigt darin ein, in einem Betrug (in diesem Fall durch Urkundenfälschung) mitzumachen – und wird hinterher wohl kaum zur Polizei gehen, wenn er mit etlichen tausend Euro in Vorleistung getreten ist und sich das ganze Geld zusammen mit der kirren Geschichte in Nichts aufgelöst hat.
Ich kontaktiere Sie mit der Bitte, mir bei der Sicherstellung des hinterlassenen Geldes und des Besitzes zu helfen. Ich möchte verhindern, dass der Nachlass, der von meinem Klienten deponiert wurde, konfisziert oder als nicht zu zuordnen deklariert wird. Folglich ist es meine Aufgabe als Anwalt des Verstorbenen, den nächsten Angehörigen ausfindig zu machen, andernfalls würde das gesamte Vermögen in Kürze konfisziert werden.
Immerhin hat unser Spammerchen ein bisschen gutes Deutsch am Leibe und scheint sich auch sonst mit der deutschen Kultur auszukennen, weiß er doch, in welchem Ansehen die Anwälte hier oft stehen. So etwas würde doch jeder einem Anwalt zutrauen, dass er einfach ein paar Dokumente fälscht und auf diese Weise zusammen mit einem Komplizen Geld „sicherstellt“…
Ich bitten Sie, meinen Vorschlag anzunehmen und versichere Ihnen, daß alles absolut risikofrei für Sie ablaufen wird. Ich werde Sie mit 25% an dem Vermögen beteiligen.
Aber jeder Gedanke wird erstickt, wenn man die Summe schnell durch vier teilt und sieht, dass man hier fünf Millionen Dollar kriegen kann – wenn man nur dumm und gläubig genug ist. Genau solche Leute, die dumm und gläubig genug sind, suchen die Vorschussbetrüger.
Ab jetzt wird das Deutsch übrigens ein bisschen schäbiger, der vorherige Text wurde offenbar aus einer früheren und schon erfolgreich gelaufenen Betrugsmail herauskopiert.
Falls Sie interessiert sind, schicken Sie mir bitte folgende Angaben:
1. Name/Firmen name um die erforderlichen Dokumente vorzubereiten
2. Persönliche Telefon- und Fax-Nummern
Falls Sie glauben, dass jemand einem völlig unbekannten Menschen einen achtstelligen Dollarbetrag in die Hände drücken könnte, geben Sie dem Betrüger doch einfach ein paar Daten, dass er sie erreichen und noch ein bisschen bearbeiten kann, damit Sie noch gläubiger werden.
(Die Idee eines Kommentators, hier einfach mal eine Telefon- und Faxnummer der Polizei hinzusenden, halte ich nicht für eine gute Idee. Es sei denn, dass man das vorher mit der Polizei abgesprochen hat. In jedem Fall ist das hier kein harmlosen Spielchen, sondern ein Kontakt mit hoch organisierten und schwer kriminellen Zeitgenossen, die im Zweifelsfall vor nichts zurückschrecken werden. Jede Angabe, die einmal zu einer persönlichen Identifizierung des Absenders führen könnte, ist sehr gefährlich, wenn man mit denen spielen will. Das gilt auch für die Mailadresse, unter der man schreibt. Und die Polizei wird wohl auch nicht viel mit dem Anruf anfangen können und so etwas eher für einen Missbrauch des dienstlichen Anschlusses halten. So gern ich es sähe, wenn diese Schurken auch einmal dingfest gemacht würden, so wichtig ist es, dass hier von geschulten Ermittlern richtig ermittelt wird. Leider mache ich mir da nur wenig Hoffnung, da das Problem des Internetbetruges kaum ernstgenommen wird, obwohl es viele Opfer gibt, die teilweise sehr viel Geld verloren haben. Und die Schwierigkeiten der Strafverfolgung sind angesichts der international organisierten Spam-Mafia gewaltig.)
Da ich seit einiger Zeit erfolglos versuche, die Angehörigen zu lokalisieren, möchte ich Sie um Unterstützung bei der Auslösung des Nachlasses bitten, indem ich Sie als nächsten Angehörigen von Herrn Ebner präsentieren darf, um die Einlösung des Nachlasses zu beantragen zu können. Mein Vorschlag an Sie wäre, mich bei der Auslösung des Nachlasses zu unterstützen, wofür ich Ihnen 25% der 20,5 Millionen Dollar zukommen lassen würde. Ihr Anteil ist jedoch noch verhandelbar.
So, jetzt wird der aus mehreren erfolgreichen Texten der Vergangenheit zusammengeklebte Chrakter des Textes sehr klar. Offenbar hat der „Autor“ dieses Strunzbriefes nicht genügend deutsches Sprachverständnis gehabt, um zu bemerken, dass hier zweimal inhaltlich das Gleiche in verschiedenen sprachlichen Stilen steht. Aber was solls, die Deppen lesen hier noch das Wort „verhandelbar“ und denken sofort „mindestens fünf Millionen“…
Als Anwalt des Verstorbenen befinden sich die nötigen Dokumente, um rechtmäßigen Anspruch auf das Erbe meines Klienten zu belegen, in meinen Unterlagen. Ich versichere Ihnen, dass die Auslösung gemäß den hier geltenden gesetzlichen Richtlinien verlaufen wird, mit denen ich als südafrikanischer Jurist bestens vertraut bin.
Ja, schon klar, wir machen eine Urkundenfälschung, was in der Republik Südafrika völlig gesetzeskonform ist. Der ist Anwalt, der weiß das. Versichert er zumindest. Wie er alles andere auch versichert.
Ich finde es übrigens total interessant, wie dieser Spammer das mit dem Spammen diesmal technisch gelöst hat. Dieser Schrottbrief ging nicht direkt über ein Botnetz, sondern wurde mithilfe eines obskuren Webmailers in das Internet geschleust, der auf einem in Deutschland gemieteten Webspace lief. (Der recht große Hoster, dessen Dienstleistung von Kriminellen missbraucht wurde, wird hier von mir verschwiegen, ist aber schon informiert. Der verwendete Webmailer kann auch locker auf einer „gecrackten“ Website untergebracht worden sein, das muss sich ein Admin vor Ort anschauen, bevor man die meist nicht besonders technikkundige Polizei mit der Sache beschäftigt.) Wahrscheinlich wurde dieser Webmailer mit einem Skript „gefüttert“, es ist eine Kleinigkeit, so etwas „mal eben“ mit curl
zu machen. Zweck des ganzen Aufwandes ist es, den absendenden Computer so gut wie möglich zu verschleiern, und ich bin mir sicher, dass der verwendete Webmailer zusätzlich über ein Netzwerk zur Anonymisierung angesprochen wurde, um die Logdatei des Webservers ebenfalls von identifizierbaren IP-Adressen frei zu halten. Das ist ganz großes Kino, und als Verfahren zur Spamerstellung recht neu und noch etwas ungewohnt für mich. Ich habe gerade einen Einblick in die nächste Generation der E-Mail-Spam bekommen – und angesichts der vielen verwundbaren Webanwendungen kann sich die Spam-Mafia in den nächsten Tagen wohl recht viele „richtige“ Server zum Spammen unterm Nagel reißen. Sobald ich etwas Näheres darüber weiß, werde ich das Verfahren detaillierter beschreiben und eventuell Tipps zur Gegenwehr geben.
Aber nach einem Anwalt aus Südafrika sieht das alles wirklich nicht aus…
Aus verständlichen Gründen, möchte ich Sie bitten, unsere Kommunikation vertraulich zu behandeln.
Tja, da muss der Idiot wohl meine Mailadresse aus seiner Spamliste rausnehmen, denn ich blogge solche Spam immer wieder einmal. Wenn der jetzt nur wüsste, welche von den paar Millionen Mailadressen auf seiner Liste die Meinige ist.
Sollte Interesse Ihrerseits bestehen, würde ich mich über eine baldige Kontaktaufnahme vorerst per E-Mail- kyeretopoku (at) aim.com zu jeder Zeit freuen, da ich in dieser Angelegenheit immer mehr unter.
[Der Punkt und Absatz steht so im Original]
Sogar diesen Trick mit dem Reply-To
-Header hat der Spammer drauf, ich könnte also auch auf „Antworten“ klicken. Aber seltsam ist es schon, dass die „Law Trust Company“ mit der Domain aus Ghana, die Anwälte in Südafrika beschäftigt, für ihre Mitarbeiter keine besseren Mailadressen als die kostenlosen Angebote irgendwelcher Freemailer wie AOL oder Google Mail (für den Absender) anzubieten hat. Vor allem unter dem Gesichtspunkt der „Vertraulichkeit“…
zeitlichen Druck gerate.
Ach so. Na, das mit Punkt und Absatz kann schon einmal passieren, wenn man die Sprache nicht versteht, in der man spammt.
Bitte melden Sie sich auch, wenn kein Interesse besteht, so dass ich mich nach anderen möglichen Verwandten umsehen kann. In der Hoffnung bald von Ihnen zu hören, verbleibe ich,
Und bitte auch melden, wenn man den Braten gerochen hat, aber trotzdem ein bisschen dumm ist – denn Mailadressen von Dummköpfen brauchen die Spammer immer wieder.
Mit freundlichen Grüssen,
Barrister Kyeretwie Opoku.
Geh sterben! 👿
Das ist doch immerhin mal fantasievoll! Wie das Schreiben des „Vereins der Multimillionäre“ oder so ähnlich, das unsere Mitbewohnerin heute erhielt. Das war so gut, ich hätte es vor dem Reißwolf retten sollen.