Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


HEPAS Associated Media AG

Montag, 6. August 2007, 22:22 Uhr

Ach nein, bitte nicht!

Nach einigen Tagen ohne Pfennigaktien-Spam habe ich wirklich schon geglaubt, dass dieser lästige Wahnsinn endlich aufhört, weil sich mittlerweile alle Deppen dieser Welt in gebrannte Kinder verwandelt haben. Und da kommt auch schon wieder eine unerwünschte Mail mit gefälschtem Absender und dem Betreff „Investitionsempfehlungen“ in die virtuelle Mülltonne.

Klar doch, so eine „Empfehlung“ kommt mit millionenfacher Spam und bietet dennoch jedem Deppen, der darauf reinfällt, einen Vorteil beim Zocken mit den Casino-Aktien der großen Börsen.

Liebe Aktienfreunde,

Ich bin kein Aktienfreund. Aber du hast auch niemanden gefragt, ob er deine verbrecherische Mail zur Börsenmanipulation haben will, da kannst du dich ruhig zusätzlich ein bisschen in der Anrede vergreifen.

HEPAS ASSOCIATED MEDIA AG (ISIN CH0029095327, WKN: A0MJ2U) strebt laut Meldungen eine strategische Beteiligung an einem geeigneten anderen Medienunternehmen an, um das Kerngeschaeft durch den so entstehenden Synergieeffekt rasch weiter zu entwickeln und das Jahr mit deutlichem Gewinn zu beschliessen.

Wow, ein hirnfreier Depp fällt bestimmt auf dieses Bullshit-Bingo mit nichtssagenden Begriffen rein. Wer aber seinen Verstand beisammen hat, der fragt etwa folgendes, wenn er den Text einer Spam überhaupt ernst nimmt:

  • „laut Meldungen“ – welche Meldungen in welchem Medium, was ist die Quelle, wo kann man das mal nachlesen. Oder ist es die Aussage eines Kartenlegers oder Astrologen?
  • „strategische Beteiligung“ – in welchem Umfang, mit welcher strategischen Absicht.
  • „an einem geeigneten anderen Medienunternehmen“ – welches ist das und warum ist das so geeignet. Ist es vielleicht sogar gleichgültig, Hauptsache, irgendeine „geeignete“ Beteiligung?
  • „Kerngeschaeft“ – natürlich wird in diesem aus Textbausteinen flugs zusammen gesetzten Schrotttext nicht einmal erwähnt, worin das Kerngeschäft dieser Gesellschaft bestehen soll. Stellen die etwas her, haben die Vermögenswerte, verfügen sie über immaterielle Werte?
  • „Synergieeffekt“ – eine Worthülse, die so viel sagt, dass sie faktisch nicht besagt. Auch das Zusammentreffen einer Spam mit dem Betreiber eines Blogs führt zu einem Synergieeffekt, der auf einer der beteilgten Seiten gewiss nicht erwünscht ist.
  • „deutlichem Gewinn“ – jede Unternehmung sollte eine Absicht haben, Gewinn zu erzielen, da so eine Unternehmung gar keinen anderen Zweck hat. Aber dennoch gelingt es nicht jeder Unternehmung, und deshalb ist so mancher investierte Euro in den Sand gesetzt.

So viel nur zur ersten Hälfte eines Absatzes voller hanebüchenem Unsinns. Dieser Absatz hat tatsächlich noch eine zweite Hälfte.

Die Firma hat Marktgeruechten zufolge die Herstellungs-, Nutzungs-, und Verwertungsrechte an einem weitreichenden Paket ihrer Medienprojekte fuer das Fernsehen sowie fuer den DVD- und IPVT-Markt platziert. Somit wird sich der Kurs der HEPAS Aktie weiterhin stark positiv entwickeln.

Ich mache mal weiter…

  • „Marktgeruechten zufolge“ – wenn man unausgegorene Gerüchte hören will, reicht die Lektüre der Bildzeitung.
  • „Herstellungs-, Nutzungs-, und Verwertungsrechte an einem weitreichenden Paket ihrer Medienprojekte “ – klar doch, mit so vielen Wörtern so wenig Aussagen zu machen, das erweckt Eindruck bei jenen, die nicht lesen können. Andere fragen vielleicht, was „ihre Medienprojekte“ sind und wie „weitreichend“ dieses Paket voller immaterieller Rechte denn sein soll.
  • „fuer das Fernsehen“ – wie, machen die etwa die fragwürdigen Zock-Sendungen zum teuren Anrufen im Nachtprogramm? Das wäre nochmal ein Geschäft. Aber „Fernsehen“, das klingt schon mal groß…
  • „fuer den DVD- und IPVT-Markt“ – es müssen also richtige Filme, Serien, Dokumentationen oder ähnliche Produkte sein. Und warum hört man davon nichts? Ach so, es sind ja die ganze Zeit nur „Geruechte“, auf die sich das alles bezieht. Und die hört man eben nur dort, wo sich wenig wahrheitsliebende Menschen irgendeinen Klatsch zutuscheln. Oder sich ausdenken, dass sich andere wenig wahrheitsliebende Menschen irgendeinen Klatsch zutuscheln.

Ich muss schon sagen, eine solide Empfehlung, Geld auf Grund einer millionenfach durch das Internet geblasenen Spam loszuwerden. :mrgreen:

Denn schließlich…

Somit wird sich der Kurs der HEPAS Aktie weiterhin stark positiv entwickeln.

…wird es eine „positive“ Entwicklung geben. Vor allem für die Spammer, die von diesem windigen Papier…

WKN A0MJ2U
Boerse Frankfurt
ISIN CH0029095327

…ganze Depots voll haben. Wenn nur genügend Leute so doof sind, jetzt zu kaufen, denn hat sich das für die kriminellen und mafiös organisierten Börsenmanipulatoren gelohnt und sie können mit Gewinn abstoßen. Und wenn die vielen Deppen aus einem Verlust noch nicht schlau genug geworden sind, können sie gleich noch einmal 20 Millionen Mails mit einem recht ähnlichen Text raushauen, damit die Deppen nocheinmal gemolken werden können.

Inzwischen scheint es ja schon etwas schwieriger zu sein, wie man an der Mühe sieht, mit der solche Spam inzwischen verfasst wird. Nicht nur, dass das Deutsch zwar aussagefrei, aber eben auch flüssig und fehlerlos klingt, die Verbrecher müssen sich auch noch eine Legitimation ausdenken, warum sie einer ruhebedürftigen Seele wie mir einen solchen Text gleich achtfach in das Postfach stopfen:

Investment-Rating: Sie bekommen Aktien, fuer die sich die Analysten der grossen Anleger und der grossen Boersenblaetter noch nicht interessieren. Die sie einfach uebersehen. Ganz einfach deshalb weil sie noch keine Zeit fuer diese „kleinen“ Aktien haben. Wir empfehlen die Aktie zum Kauf.

Klar doch. Für diese „kleinen“ Aktien interessieren sich vor allem Casino-Spekulanten und zwielichtige Gestalten, die im Zeitalter der Spam einen guten Weg sehen, die Kurse mit Fehlinformationen zu manipulieren. Und wenn es einfach niemanden mehr gibt, der auf solche Versuche reinfällt, bleiben diese Verbrecher auf ihren Transaktionskosten sitzen, statt dass sie von der Unerfahrenheit ihrer abgezockten Spamopfer profitieren können. Wenn also niemand diese Pfennigpapiere kauft, besteht eine gute Chance, dass diese sehr nervige Form der Spam irgendwann ein Ende findet, da sie sich für die Mafia nicht mehr lohnt. Von daher: Wer auf eine solche Spam hin irgendetwas kauft, dokumentiert nicht nur seine Dummheit und Leichtgläubigkeit, sondern er leistet aktiv einen Beitrag dazu, dass viele Internet-Teilnehmer unter der Last immer weiter zunehmender Spam leiden.

Disclaimer: Diese Anlageempfehlung wurde vom Versender auf der Grundlage oeffentlich zugaenglichen Informationen erstellt. Die Berichte dienen lediglich der Information und sind keinesfalls als Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers zu verstehen. Der Versender hat keine Aktien des empfohlenen Unternehmens. Der Versender erhaelt eine marktuebliche Provision.

Disclaimer: Diese Bewertung wurde vom Blogger auf der Grundlage millionenfach versendeter Spam erstellt. Die Hinweise dienen lediglich zur Information der Empfänger und sind keinesfalls als Aufforderung zum Kauf des in der Spam erwähnten Pfennigpapiers zu verstehen. Der Blogger hat jede Menge Spam dieser Verbrecher erhalten und ist zu Scheiße genervt. Der Blogger erhält überhaupt keine finanziellen Vorteile.

Mit bestem Gruss,
Dr. Louanne PALENER

Mit dem schmatzenden Gruß des Judas
Der Nachtwächter

Und bevor es jemand falsch versteht. Die in der Spam benannte Aktiengesellschaft hat mit der Spamaktion mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts zu tun. Das gleiche gilt auch für ähnliche Spams mit Bezug auf andere AGs. Es handelt sich einfach nur um einen – leider immer noch zu häufig erfolgreichen – Versuch von anonymen Kriminellen, das Marktgeschehen an der Börse zu manipulieren, indem einige tausend unerfahrene Empfänger einer solchen Spam zu einem Aktienkauf motiviert werden.

Es gibt keine seriöse Anlageempfehlung, die unaufgefordert und millionenfach als Spam in die Welt entlassen wird, da sonst der Informationsvorteil der „Analysten“ und ihrer Kunden verloren ginge. Wer Informationen darüber hätte, welche Lottozahlen in der nächsten Ziehung gezogen werden, würde auch nicht jedem davon erzählen, damit er sich seinen Gewinn nicht mit zuvielen anderen Menschen teilen muss. Es gibt neben dieser kleinen Anmerkung auch noch den allgemeineren Hinweis, dass es niemals seriöse Finanztipps gibt, die mit einer kriminellen, millionenfach versendeten Spam mit gefälschtem Absender in das Haus flattern. Wer mir das nicht glauben will, der muss eben noch ein paar Mal richtig bluten.

3 Kommentare für HEPAS Associated Media AG

  1. luposchi sagt:

    Das sind ja schwere Geschütze, die Sie da vorbringen. Da kann ich nur sagen Börsenaufsicht Frankfurt.
    M f g

  2. Zu luposchi: Ich befürchte, die Börsenaufsicht kann nicht viel gegen die Spam unternehmen. Man könnte bestenfalls den Handel aussetzen, wenn ein solcher Manipulationsversuch bekannt wird – das ist allerdings noch nie geschehen. Es ist eigentlich auch nur bei diesen Pennystocks wirklich möglich, und wenn es so weit kommt, werden sich diese Kriminellen bestimmt auf Werte konzentrieren, die nicht so leicht „behandelbar“ sind. (Entscheidend ist, dass das Volumen der Umsätze so gering ist, dass eine derartige Manipulation möglich bleibt.)

    Bis das Thema Börsenmanipulation durch Spam so ernst genommen wird, dass von Seiten der Börsenaufsicht etwas übernommen wird, werden wohl noch viele unerfahrene Menschen Geld verlieren und diese Mafia wird wohl noch etliche Millionen scheffeln. Das einzige, was dagegen helfen kann, ist Aufklärung.

  3. SPAM-Killer sagt:

    Die Masche hat System, ich nenne nur die folgenden Gesellschaften: Center-Tainment AG, Hepas Associated Media AG, Kairos Portfolio AG, African Vision AG, Mallorca Building AG. Immer wurde eine marode CH-AG gekauft, anschliessend die Titel in solche mit Nennwert CHF 0.01 gesplittet, damit möglichst viele Titel entstehen. Schliesslich wurde für einen Handel gesorgt und danach mit SPAM-Mails die Titel gepusht. Gemäss meinen Recherchen scheint auch immer der gleiche Personenkreis hinter den Gesellschaften zu stecken.

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