Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Die Aktien von morgen kaufen!

Montag, 9. Juli 2007, 3:59 Uhr

Ach du Scheiße, die Pennigaktien-Spammer haben sich schon wieder ein neues, windiges Papier für ihre kriminelle Börsenmanipulation ausgeguckt. Wie immer gilt: Die einzigen, der bei diesen vorgeblichen „Anlagetipps“ groß absahnen werden, sind die Verbrecher aus der Spam-Mafia. Diese werden genau dann verkaufen, wenn etliche Deppen unter den Spam-Empfängern die leicht manipulierbaren Papiere kaufen und damit die Kurse ansteigen lassen.

Also auf gar keinen Fall irgendetwas an der Börse kaufen, nur weil es eine millionenfach versendete Spam empfiehlt. Wenn die Kalkulation der Spammer nicht aufgeht und diese asozialen Zeitgenossen regelmäßig auf ihren Transaktionsgebühren sitzen bleiben, besteht eine gute Chance, dass diese ausgesprochen lästige Spamseuche irgendwann einmal aufhört.

Lieber Aktienfreund

Ich bin kein Aktienfreund, ich bin Bettler. Und ich bin auch kein Freund von Arschlöchern, die mir mit gefälschter Mailadresse das virtuelle Postfach zustopfen.

Dort sind die grossen Chancen verborgen.

(Dieser Satz steht wirklich direkt nach der Anrede, ohne besonderen Kontext. Ich habe hier nichts gekürzt. Die schreiben so, und die wollen wirklich ernst genommen werden.)

Und im Schlaraffenland fliegen den Menschen Hähnchen und Bratwürste in den Mund, einfach nur so.

Von der OEffentlichkeit unbeachtet, ist IHP Phoenix Biocylce AG (WKN: A0ML2L / ISIN: CH0029543631) im Bereich von Lizenzen und Betrieb fuer den osteuropaeischen Markt der Muellentsorgung taetig.

Im Moment wird mit diesem Namen vor allem Müll-Mail versendet, die leider von der Öffentlichkeit sehr wohl beachtet wird, weil die Beachtung von Spammern erzwungen wird. Und beim Versuch, kompetent zu wirken, gehen den Absendern im weiteren Text so die Begrifflichkeiten durcheinander, dass die Glöcklein am Narrenkostüm nur so scheppern.

Biomasse, Biodiesel, Ethanol- jetzt kommt das biologische Recycling von Muell.

Für einen Müllentsorger doch ein ganz hübsches Geschäftsfeld. Sortieren wir einmal diese wirre Zusammenstellung von Begriffen

Also Biomasse ist – wie der Name schon sagt – eben biologisch produzierte Masse, vom Holz des Baumes bis zum Kot aus meinem Darm. Biodiesel ist schon einmal etwas ganz anders, es handelt sich um Öl aus geeigneten Pflanzen, im Moment vor allem Raps. Mit Müll hat das etwa so viel zu tun, wie Getreide oder Sonnenblumen etwas mit Müll zu tun haben. Ethanol hingegen entsteht bei einem Gärungsprozess.

Und jetzt soll also – wohl gemerkt: in diesem etwas schrägen Zusammenhang – das „biologische“ Recycling von Müll „kommen“. Dass man Energie mit Müllverbrennung gewinnt, das könnte ich ja noch verstehen, so unfein das auch klingt. Aber wie soll eine „biologische“ Umwandlung von Statten gehen. Haben die etwa eine Bakterienart gezüchtet, die Platinen, Bildröhren, Schrott und Plastikteile frisst und dafür Erdöl abkotet?

In diesem Markt gibt es viel zu verdienen. Die Aktie ist trotz des neuesten Kursanstiegs gewinnbringend bewertet.

Klar doch, in so einem Markt gäbe es etwas zu verdienen, wenn es einen solchen Markt denn gäbe. Den Markt für Biodiesel und Ethanol gibt es, aber das hat nichts mit Müll zu tun. Das scheinen diese ganz besonders wirtschaftskundigen Spammer allerdings nicht so genau zu wissen, deshalb würgen sie wirren Wortsalat hervor.

Fazit : Sie bekommen Aktien, fuer die sich die Analysten der grossen Anleger und der grossen Boersenblaetter noch nicht interessieren. Die sie einfach uebersehen. Ganz einfach deshalb weil sie noch keine Zeit fuer diese „kleinen“ Aktien haben. Bei diesen Aktien haben Sie die Sicherheit aus zukunftsorientierter Quelle

Fazit: Wenn sie doof genug sind, kaufen sie Aktien auf den Tipp von Menschen hin, die mit ihrem ganzen Text zeigen, dass sie nicht verstehen, worüber sie schreiben. Menschen, die sich einfach nicht mit der ganzen Sache beschäftigen. Ganz einfach, weil sie gar keine Zeit für die Beschäftigung mit der Wirklichkeit haben. Die interessieren sich nur dafür, dass genügend Deppen von unreifen Texten verblendet werden und Aktien kaufen, weil sie glauben, dass man mit einer millionenfach versendeten Spam einen vernünftigen Anlagetipp bekommt. Aus dieser trüben Quelle hoffen die Gangster mit Sicherheit große Gewinne abschöpfen zu können.

ISIN: CH0029543631
WKN: A0ML2L
Boerse: Frankfurt

Wer dieses Papier jetzt kauft, macht Kriminelle reicher und sorgt dafür, dass alle Menschen im Internet weiterhin unter dieser Form der Spam leiden werden.

Diese Anlageempfehlung wurde vom Versender auf der Grundlage oeffentlich zugaenglichen Informationen erstellt. Die Mitteilungen dienen lediglich der Information und sind keinesfalls als Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers zu verstehen. Der Versender hat keine Aktien des empfohlenen Unternehmens. Der Versender erhaelt eine marktuebliche Provision.

Diese Anlageempfehlung wurde vom Versender auf der Grundlage seiner öffentlich gemachten Phantasie erstellt. Obwohl es eine Anlageempfehlung sein soll, soll es andererseits keineswegs eine Aufforderung zur Anlage sein, damit auch der dümmste Leser noch bemerkt, dass sich die Schreiber in nur einem Satz selbst widersprechen können. Der Versender hat selbst keine Aktien des empfohlenen aber doch nicht empfohlenen Unternehmens, sondern erhält eine marktübliche Provision für den massenhaften Versand der Spam von den Aktieninhabern aus der Börsenmanipulations-Mafia.

Viel Erfolg,
Dr. Della SCHERER
Gesellschaft fuer Markt- und Chartsanalyse

Obwohl der Versender zu nichts auffordert, wünscht er dabei noch viel Erfolg… 😀

Und immerhin, inzwischen hat den Spammern mal ein Deutschkundiger gesagt, dass die alte Selbstbezeichnung „Gesellschaft f. Aktien-Analyse“ noch schlechter als die Fantasiefirmen aus kaufmännischen Schulbüchern und geradezu lächerlich klingt. Deshalb macht diese feine Gesellschaft jetzt auch „Markt- und Chartsanalyse“ – und verrät in solcher Firmierung durch das falsche Fugen-“s“ in „Chartsanalyse“ auch gleich, dass sie bei aller deutschen Sprache der Spams nicht wirklich aus dem deutschen Sprachraum kommt. Aber das hätte man ja schon bei den in 7bit-ASCII umschriebenen Umlauten ahnen können, mit denen die Spammer frühere Fehler mit durchschimmernden kyrillischen Zeichen oder völlig zerschossenen Codierungen vermeiden wollten.

Wer auf eine derartig dürftige, von Widersprüchen und Unsinn übervolle, geradezu unverschämt dumme Mitteilung hin irgendetwas kauft, der ist nicht mehr zu retten.

3 Kommentare für Die Aktien von morgen kaufen!

  1. Nevin sagt:

    Danke, dafür das Sie sich die mühe gegeben haben um uns doofen aufzuklären. 😀

  2. Wie soll eine biologische Umwandlung vonstatten gehen?

    Ganz einfach, duurch Rotte und Vergärung (Biogas) des Bioanteils im Müll. Und für andere Anteile gibt es andere Verfahren, wie das Kryo- Recycling. das dürfte aber noch nicht Thema der Spams sein, da die Konzerne dessen Umsetzung nicht zulassen. Aber hier kann man sich informieren, was als Alternaive zur Müllverbrennung möglich wäre:
    http://www.buendnis-zukunft.de/phpBB2/viewtopc.php?t=165

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert