Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 13. Juni 2007

Kronos-Aktien steigen

Mittwoch, 13. Juni 2007

Hier hat scheinbar ein Spammer den Sinn des Betreffs nicht verstanden. Es wirkt auf dem ersten Blick, als hätte er versucht, seinen ganzen Text bereits im Betreff unterzubringen. Das liest sich so: „{LET:Kronos Aktien steigen, Profitieren mit Kronos, Schlau Geld investieren durch erste Information, Info zum Profitieren, Gewinn mit Filmunternehmen erzielen, Investieren mit Zukunft, Aktie zieht stark an, Potential weit nach oben vorhanden, Investitions“

Ja, es ist schon bitter, wenn man zu doof ist, die verwendeten Spamskripten zu verstehen. Was in diesem überlangen und zum Glück abgeschnittenen Text sichtbar wurde, sind wahrscheinlich alle Textbausteine, die für die Betreffzeilen der Spams verwendet werden sollten.

Leider hielt die offenbare eigene Doofheit den Spammer nicht davon ab, dennoch einen Text auf das Internet loszulassen, auf dass die Deppen auch Geld in die Börsenspielhölle tragen.

Sehr geehrte Damen und Herren

Warum denn so höflich, Spammer? Glaubste etwa, deine unerwünschte, asoziale und kriminelle Mitteilung wird dadurch erträglicher?

hier eine Information, die Sie nicht ignorieren sollten.

Klar, das Spammen lohnt sich für die Börsen-Zocker nur dann, wenn die Spam nicht ignoriert wird.

Dieses voellig unangesehene Filmunternehmen hat im gegebenen Moment eine Bewertung von lediglich 400.000 ?.

Klar, vierhunderttausend Fragezeichen. Eine passende Bewertung für eine Pfennigaktie mit ungewissen Aussichten, die sich die Börsenspam-Mafia als aktuelles Objekt für große Abzocke ausgesucht hat. Wenn dein im Mailheader angegebener Zeichensatz kein „€“-Zeichen kennt, versuch es doch einfach einmal mit der Abkürzung EUR. Die versteht hier in Deutschland auch jeder. Wirklich. Auch wenn du das bei dir zu Hause nicht weißt.

Am 19.05.2007 strahlte ARTE die Dokumentation ?Hannibal ueber die Alpen aus?. Kronos erziehlt Gewinn an den heraus resultierenden Erloesen in einem Umfang, der weit ueber der gegenwaertigen Kapitalisierung liegt.

Na Spammer, so heftige Zeichensatzprobleme, dass nicht einmal die Anführungszeichen korrekt sind? Das wirkt aber nicht sehr seriös. Wenn du schon die Umlaute mit „ae“, „oe“, „ue“ umschreibst, dann verwende doch einfach gleich 7bit-ASCII. Ach, du weißt gar nicht, was das ist? Na, das habe ich mir doch gleich gedacht. Zu doof, um eine technisch und formell korrekte Spammail zu verfassen, aber immer noch genug Resthirn, um ein halbverstandenes Skript zu benutzen.

Aber auch inhaltlich bleiben einige Fragen offen. Kronos erzielt also angeblich den Gewinn erst nach der Ausstrahlung und nicht etwa für die Produktion. Die müssen sich aber auch Verträge aufschwatzen lassen, diese kaufmännischen Deppen bei Kronos. Kein Wunder, dass ihr Schwindelzettel wie ein Stück Blei in den Keller der Börse gefallen ist. Wer so eine hanebüchene Geschichte glaubt, dem ist einfach nicht mehr zu helfen!

Marktgeruechte besagen, dass ein namhafter Sender kurz vor der Vergabe von Auftraegen fuer eine komplette Serie von Dokumentationen in 6 Teilen steht.

Internet-Gerüchte besagen übrigens, dass ich den ersten Spammer, den ich persönlich kennenlerne, eigenhändig zur Hölle schicke. Und zwar so, dass er sich auf die Hölle freut, bevor ich mit ihm fertig geworden bin. Und politische Gerüchte besagen, dass Angela Merkel nur ein Roboter ist. Alles nur Gerüchte, das eine zuverlässiger, das andere weniger. Aber eines ist immer ruchbar: Mit einer Spam bekommt man keinen Anlagetipp, der jemanden anders Erfolg verspricht als dem Spammer.

Fazit: Potential weit nach oben vorhanden

Klar doch! Übrigens schreibt man „Potential“ nach der Rechtschreibreform als „Potenzial“. Heißt auf Deutsch übrigens so viel „Möglichkeit“. Möglich ist vieles… :mrgreen:

Firma: Kronos Media AG
WKN: A0LEK1
ISIN: CH0027905527
Kurs: 0,04 ?
5-Tage Ziel: 0,25 ?
6-Monatsziel: 1,20 ?
Beurteilung: Kaufen ++/+

Aber sicher doch. Kauft nur, damit die Börsenspam-Mafia mit Gewinn verkaufen kann. Schön, dass hinter allen „Zielen“ ein Fragezeichen steht. Aber wer so spammt, der hat so viele Eurozeichen in den Augen, dass er solche Schwächen seiner kriminellen Börsenmanipulation auf Kosten unerfahrener Idioten gar nicht mehr bemerkt.

Disclaimer: Diese Anlageempfehlung wurde vom Versender auf der Grundlage oeffentlich zugaenglichen Informationen erstellt. Der Versender hat keine Aktien der empfohlenen Gesellschaft. Der Versender erhaelt eine marktuebliche Verguetung.

Auch klar, wenn auch die Grammatik ein bisschen auf der Strecke blieb. Was kriegste eigentlich als „marktuebliche Verguetung“ für so eine Million Spam-Mails, du Arschloch, du? Oder wirst du nach „Erfolg“ bezahlt? Nee, das kann wohl kaum sein, sonst hättest du dir ein bisschen mehr Mühe gegeben. :mrgreen:

Mit freundlichen Gruessen,
Dr. Leonora Lantzfuer seine taetigkeit. Gesellschaft f. Aktien-Analyse

Was für ein Name: „Lantzfür“. Das mit den Leerzeichen üben wir nochmal, oder?! Genau wie die Großschreibung von Nomen. Und die Firmierung „Gesellschaft f. Aktien-Analyse“ klingt noch schlechter als die Fantasie-Firmen aus einem kaufmännischen Schulbuch für Berufsschüler, ja, sie klingt geradezu lächerlich.

Wer auf Grund solcher unbeholfener Auswürfe der Spam-Mafia irgendetwas an irgendeiner Börse kauft, dem ist nicht mehr zu helfen.

Wer auch das noch erklärt kriegen muss: Sollte ein Dr. Leonora Lantz wirklich existieren, wird er mit den „Informationen“ in dieser Spam nichts zu tun haben. Eine Spam mit gefälschtem Absender wird niemals mit einem richtigen Namen „unterschrieben“ sein.

Der Spam-Krieg

Mittwoch, 13. Juni 2007

Wer spammt, ist immer gewälttätig. Von Natur aus, weil Spam in ihrer Natur Gewalt ist. Jede einzelne Spam, egal in welcher Form, ist ein aufdringlicher, barbarischer Akt, dem die Opfer im Allgemeinen nicht mit angemessenen Gegenmaßnahmen begegnen können. Spam macht virtuelle Postfächer unbrauchbar, Spam legt Rechner lahm, Spam führt zur Marginalisierung menschlicher Miteilungen, Spam kostet dem Empfänger Zeit und Nerven – kurz: Spam macht das Internet unbrauchbar.

Die bislang einzige Möglichkeit, sich gegen Spam zu wehren, ist die automatische Filterung der Informationsmengen. Es ist keine angemessene Form, sondern ein passiver Akt, ein Sich-Einrichten in eigentlich unhaltbaren und barbarischen Zuständen. Das automatische Ausfiltern von Spam ist ein wirklicher Segen, obwohl auch immer wieder Mitteilungen von Menschen in den virtuellen Sieben hängenbleiben. Aber ohne Spamfilterung würden alle Mitteilungen von Menschen in einer Flut illegalen und unerwünschten Werbemülls und krimineller Angriffe auf Computer untergehen. Das Internet der Spammer wäre eine reine Werbe- und Abzockmaschine, in der nichts anderes mehr Raum greifen könnte.

Und deshalb sind die Filter eben ein Segen, obwohl sie manchmal versagen. Und diese Filter werden immer besser; im Gegenzug wird es für die Spammer immer schwieriger, ihre einseitigen, gierigen und dummen Nachrichten in die Kommunikationskanäle zu schleusen.

Wie reagieren die Spammer nun darauf? Sehen sie etwa ein, dass es unter diesen Umständen immer sinnloser wird, Menschen mit Werbemüll und Schadsoftware zu belästigen? Denken sie darüber nach, vielleicht einmal auf weniger verbrecherische Weise Geld zu verdienen? Natürlich nicht, sie reagieren darauf so, wie man es von kriminellen Gewaltmenschen erwartet, sie reagieren mit einem Akt der Barbarei und der Zerstörung: Sie führen einen Krieg gegen die Anti-Spam-Dienste.

Die Anti-Spam-Dienste Spamhaus, SURBL und URIBL, die bekannte Spam-versendende Rechner und zugehörige IP-Adressen auflisten und für die Mailfilterung aufbereiten, sehen sich seit Mitte vergangener Woche einem verteilten Denial-of-Service-Angriff (DDoS) ausgesetzt. […] Derzeit sind jedoch die Webseiten von Spam URI Realtime Blocklists (SURBL) und Realtime URI Blacklist (URIBL) nicht mehr aufrufbar, auch das Rules Emporium […] lässt sich nicht erreichen.

Eine derartige DDoS-Attacke dürfte eine Verzweifelungstat der Spamversender sein, die auf die Effizienz der Filter hinweist. Es bleibt derzeit nur zu hoffen, dass die Angreifer dieses Mal keinen Erfolg haben.

Niemand glaube, dass man mit solchen Verbrechern wie den Asozialen aus der Spam-Mafia irgendwelche Geschäfte machen könnte. Jede Bestellung auf eine Spam hin, ja, jeder angeklickte Link in einer Spam sorgt dafür, dass weiterhin gespammt wird, da Spam ein zwar feiges, aber doch billiges und erfolgreiches Geschäftsmodell ist. Erst wenn Menschen nicht mehr auf Spam reagieren, wird die Spamseuche aufhören.